Der Übermittler der Versöhnung
Der heilige Geist Gottes

Die Wirksamkeit des heiligen Geistes, jetzt und im Millennium. – Die verschiedenartigen Bezeichnungen des heiligen Geistes, als „Geist der Liebe“, „Geist der Wahrheit“ 2c) – Im Gegensatz, „unheiliger Geist“, „Geist des Irrtums“, „Geist der Furcht“ 2c) – Die Bedeutung des Wortes „Geist“. – „Gott ist ein Geist“. – „Der heilige Geist war noch nicht ausgegossen“. – Gaben des Geistes. – Umwandlung Kraft des heiligen Geistes – Den Geist mit Maß oder ohne Maß besitzen. – Der „Geist der Welt“, der Antichrist. – Der Kampf zwischen diesem und dem heiligen Geist. – Geistige Kämpfe innerhalb und außerhalb der Heiligen. – „Das Fleisch gelüstet wider den Geist“. – Vom heiligen Geist gelehrt. – Der Parakletos oder der Tröster. – Er wird euch in alle Wahrheit leiten und zu völliger Versöhnung. – Dies Aufsichtsamt des heiligen Geistes hat fortgedauert, auch nachdem die Wundergaben aufhörten.

Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes … einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in welchem wir rufen: Abba, Vater! Der Geist selbst zeugt mit unserem Geiste, dass wir Kinder Gottes sind.

Römer 8:14-14

Und danach wird es geschehen, dass ich meinen Geist ausgießen werde über alles Fleisch.

Joel 2:28

Das große Werk der Versöhnung kann nicht richtig betrachtet und auch nicht klar verstanden werden, wenn dabei das Wirken des heiligen Geistes außer acht gelassen wird. Der heilige Geist hat viel mit dem Übermitteln der Versöhnung zu schaffen, indem, er dem Gläubigen nicht nur die göttliche Vergebung offenbart, sondern denselben auch zu völliger Herzensversöhnung mit Gott leitet. dem zeugenden Einfluss des heiligen Geistes (welchen Jesus anlässlich seiner Taufe, beim Antritt seines Lehramtes empfing) ist es zuzuschreiben, dass unser Herr Jesus imstande war, den göttlichen Willen, den richtigen Weg, d.h. den schmalen Pfad der Selbstaufopferung klar und deutlich zu erkennen und die überaus großen und köstlichen Verheißungen richtig zu würdigen, auch wenn deren Verwirklichung jenseits seiner Demütigung, seiner Schmerzen und seines Todes auf Golgatha stattfinden sollte. Durch den heiligen Geist also ist es unserem Herrn Jesu möglich geworden, sein großes Werk hinaus zuführen, indem derselbe ihn das tun lehrte, was dem Vater wohlgefällig und angenehm und für die Erlösung der ganzen Menschheit erforderlich war. In ähnlicher Weise wirkt der heilige Geist an der Kirche, an allen, welche die in dem großen Sühnopfer geoffenbarte Gnade angenommen haben und die, gestützt auf das Verdienst Christi, zum Vater gekommen sind, um sich ihm als lebendige Opfer darzubringen (wie es die im Evangeliums-Zeitalter dargebotene Berufung zur göttlichen Natur erfordert). Diese alle bedürfen der Hilfe und der Leitung des heiligen Geistes. Ohne dessen Besitz ist es keinem möglich, in das richtige Gemeinschaftsverhältnis mit dem Vater und mit dem Sohne zu gelangen, und ist auch keiner imstande, zu prüfen, „welches da sei der gute, annehmbare und vollkommene Wille Gottes“, um ihn zu erfüllen. Nur unter der Leitung des heiligen Geistes ist es uns möglich, über den bloßen Buchstaben des göttlichen Zeugnisses hinaus zukommen zu einer vollen Würdigung all der köstlichen Dinge, welche Gott bereitet hat denen, die ihn lieben – Dinge, welche das menschliche Auge nicht sieht, die kein menschliches Ohr vernimmt, und die auch von keinem menschlichen Herzen verstanden und gewürdigt werden können. – 1. Kor. 2:9, 10

Die Wirkung des heiligen Geistes wird auch während des Millenniums eine nicht weniger wichtige sein, indem durch dieselbe die ganze Menschheit wieder in die göttliche Gemeinschaft und unter die Bestimmungen des Neuen Bundes gebracht werden soll, als Frucht des von unserem teuren Erlöser dargebrachten Opfers. Demgemäss hat uns der Herr schon durch den Propheten Joel (Joel 2:28, 29) kundgetan, dass, während in diesem Zeitalter sein Geist nur auf seine Knechte und Mägde kommen sollte, dieselbe „danach““ über die ganze Menschheit, „über alles Fleisch“ ausgegossen werden wird. (Die Reihenfolge dieser Segnung ist in der erwähnten Weissagung gerade umgekehrt, sehr wahrscheinlich damit der Gegenstand bis zur rechten Zeit verdunkelt bleibe, auf dass so etwas von der Länge und Breite und Höhe und Tiefe des göttlichen Planes versteckt bliebe, bis zur Zeit, wo es erkannt und gewürdigt werden sollte.) Während des Millenniums wird dann der Fortschritt der Welt mit dem heiligen Geist völlig übereinstimmen. Und in dem Verhältnis, wie die Menschen mit diesem heiligen Geist in Einklang kommen, werden sie sich als des ewigen Lebens und damit auch der Freuden und Segnungen späterer Zeitalter würdig erweisen. Die Tatsache, dass der heilige Geist mit der verherrlichten Kirche am Werk der Segnung „aller Geschlechter auf Erden“ mitwirken wird, bezeugt auch der Herr Jesus. Er zeigt uns die Herrlichkeit des Millenniums, wo die Wahrheit und Lebensgelegenheit fließen wird wie ein Strom, klar wie Kristall, und spricht: „Und der Geist und die Braut sagen: Komm! und wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ – Offb. 22:17

Das Amt und Wirken des heiligen Geistes ist aber seit Jahrhunderten von vielen Gläubigen unrichtig verstanden worden, und erst im Lichte der aufgehenden Sonne der Gerechtigkeit – im Lichte der Gegenwart des Menschensohnes – erscheint uns dieser Gegenstand in seiner ursprünglichen Klarheit und in voller Übereinstimmung mit all den verschiedenen diesbezüglichen Schriftzeugnissen. Die Lehre von der Dreieinigkeit, welche, wie wir gesehen, schon im zweiten Jahrhundert zu entstehen begann und sich im 4. Jahrhundert rasch und weit verbreitete, ist hauptsächlich schuld an der Finsternis, durch welche die Wahrheit dieses Gegenstandes so vielen Christenherzen zum Schaden verdeckt und sie in Verwirrung versetzt wurden.

Die heilige Schrift lehrt uns mit Bestimmtheit, dass der Vater und der Sohn in Absicht und im Handeln vollständig mit einander einig gehen, wie wir uns in vorhergehenden Kapiteln überzeugen konnten. Ebenso klar und bestimmt ist nun auch ihr Zeugnis in Bezug auf den heiligen Geist – dass derselbe nämlich nicht ein anderer Gott ist, sondern der Geist, der Einfluss oder die Kraft, welcher von dem einen Gott, unserem Vater, und von seinem eingeborenen Sohn ausgeht – in absoluter Einigkeit mit diesen beiden, die auch unter sich einig sind. Aber wie sehr verschieden ist doch diese Einigkeit zwischen dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist von derjenigen, welche die Trinitätsvertreter mit ungefähr folgenden Sätzen uns schildern: „In dem Einen Gott unterscheiden wir Drei Gottheitspersonen: den Vater, den Sohn und den heiligen Geist; und diese drei sind Ein Gott, von derselben Substanz, in Macht und Herrlichkeit einander gleich.“ Diese Lehre passt wirklich gut auf die finsteren Jahrhunderte, denen sie entsprang, und auf das Zeitalter, wo man Geheimnisse lieber anbetete als aufklärte. Wie könnten die drei eins sein in Person und Wesen, und wenn eins in Wesen, wie könnte man da noch von Sichgleichsein reden?! Muss nicht jeder intelligente Mensch sich sagen, dass, wenn Gott eins in Person, er also nicht drei sein kann? und dass, wenn es drei Personen sind, es sich dann nicht um Einheit der Person handeln kann, sondern dass da von Einigkeit in der Gesinnung, im Willen, in der Absicht, im Zusammenwirken die rede sein muss ? Wahrlich, wenn dieser trinitarische Unsinn nicht von Kind auf uns eingehüllt und nicht mit allem Ernst in den theologischen Seminaren von Fakultäten und von grauhaarigen Professoren (die sonst nicht unvernünftig sind) gelehrt würde, so hielte ihn wohl kein Mensch einer ernsten Betrachtung wert.

Wer die vorhergehenden Kapitel aufmerksam gelesen, hat sicherlich Schriftstellen genug gefunden, welche beweisen, dass es nur einen Allmächtigen Gott gibt – Jehova; und dass er seinen erst- und eingeborenen Sohn hoch erhöhte zu seiner eigenen Natur und zu seinem eigenen Thron des Universums, und dass als nächste Personen in Rangordnung und Herrlichkeit die Kirche, die Braut des Lammes (die Brüder und Miterben Jesu Christi) folgen. Diese „Brüder“ Christi sollen seiner Herrlichkeit teilhaftig werden, so wie sie in diesem Zeitalter auch an seinen Leiden teilgenommen haben. Durch Nachdenken und Forschen wird man sich überzeugt haben, dass die ganze heilige Schrift mit obigem Zeugnis in vollem Einklang steht, und dass demgemäss keine demselben zuwiderlaufenden Schriftbeweise zu erbringen sind, und zwar weder direkte noch indirekte, weder tatsächliche noch scheinbare. Es steigt somit nun die Frage auf: Wer, wo, was ist der heilige Geist?

Lasst uns zur Beantwortung dieser Frage den gleichen Weg wandeln wie bisher! Gehen wir zum Gesetz und zum Zeugnis Gottes, um daraus die uns nötige Belehrung zu schöpfen! Sehen wir ab von jeder Menschenlehre! Befassen wir uns nicht mit Zweifeln und Grübeleien anderer auch noch so guter Leute, die nun gestorben oder noch unter uns leben; ebenso wenig lasst uns eigene Gedanken über solche Gegenstände haben. Erinnern wir uns an was der Apostel sagt: Das Wort des Herrn sei uns gegeben, „dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt.“ (2. Tim. 3:16, 17) Setzen wir unsere Zuversicht gänzlich auf den Herrn, und suchen wir, das zu verstehen, was Er uns bezüglich den heiligen Geist zu sagen hat, indem wir alle Schriftzeugnisse unter sich in Einklang bringen und dabei bedenken, dass die Wahrheit, aber auch nur die Wahrheit, eine solche Prüfung und Untersuchung aushalten wird. Wenn wir so handeln, sorgfältig und mit Gebet, so werden unsere Bemühungen sicherlich belohnt werden. Wer anklopft, dem wird die Tür des Verstandes geöffnet, und wer sucht, dem wird die Erkenntnis des heiligen Geistes geoffenbart werden. – Jes. 8:20; Matth. 7:7, 8


Der heilige Geist wird in der Schrift sehr verschiedenartig bezeichnet; und wenn wir unseren Gegenstand gründlich betrachten und verstehen wollen, so tun wir gut, wenn wir die verschiedenen Bezeichnungen sowohl zusammen als auch jede einzeln nach ihrer Bedeutung untersuchen. So lesen wir denn von dem „Geist Gottes“, „dem Geist Christi“, „dem Geist der Heiligung“, vom „Geist der Wahrheit“, dem „Geist des gesunden Sinnes“. Oft wird er uns auch geschildert Als „der Geist der Freiheit“, „der Geist des Vaters“, der „heilige Geist der Verheißung“, „der Geist der Sanftmut“, „der Geist des Verstandes“, „der Geist der Weisheit“, „der Geist der Gnade“, „der Geist der Herrlichkeit“, „der Geist des Rates“, „der Geist der Annahme“, „der Geist der Weissagung“.

Diese verschiedenen, oftmals wiederholten und abwechselnd gebrauchten Titel zeugen schon an und für sich selbst, dass sie alle auf den gleichen heiligen Geist sich beziehen; bei einigen Bezeichnungen ist das Wort „heilig“ sogar noch besonders beigefügt, wie z.B. „der heilige Geist Gottes“, oder „der heilige Geist der Verheißung“ 2c) Wir müssen unseren Gegenstand nun so zu verstehen suchen, dass uns dabei keine dieser Benennungen zuwiderläuft, sondern dass sie alle miteinander übereinstimmen. Wollten wir an der gewöhnlichen Idee von einem Dritten Gott festhalten, so wäre uns das rein unmöglich. Klar und verständlich wird uns aber ein jeder dieser Ausdrücke, sobald wir dieselben als auf den Geist, die Gesinnung und die Kraft des einen Gottes und auch als auf den Geist, die Gesinnung und die Kraft Jesu Christi sich beziehend erkennen. Dass sie sich auf beide, den Vater und den Sohn zugleich beziehen können, kommt eben daher, dass die beiden in der Gesinnung und im Willen mit einander einig sind. Und in einem gewissen Grad ist dieser Geist auch der Geist, die Gesinnung aller derer, Engel oder Menschen, welche wirklich dem Herrn angehören – in dem Verhältnis als sie mit ihm eins geworden, mit ihm in Einklang gekommen sind.

Zum besseren Verständnis mag es hierbei manchem förderlich sein, zu wissen, dass in der Bibel häufig auch ein anderer Geist mit ganz entgegengesetzten Benennungen erwähnt wird, nämlich „der Geist der Furcht“, „der Geist der Knechtschaft“, „der Geist der Welt“, „der Geist des Irrtums“, „der Geist des Antichrists“. Es wird nun wohl niemand annehmen wollen, dass diese verschiedenen Bezeichnungen zum Glauben an die Existenz von zwei oder mehr Satanen berechtigen; nein, jedermann gibt natürlicher- und richtigerweise zu, dass dieselben sich im allgemeinen auf den falschen Geist, auf den Geist, die Gesinnung und die Kraft Satans beziehen müssen, auf den Geist, der sich auch in allen Sünden- oder Satansdienern mehr oder weniger offenbart. Ebenso wenig glaubt man, dass mit diesen Benennungen persönliche Geister gemeint seien. Warum soll nun aber das gleiche Wort „Geist“, wenn im guten Sinn gebraucht, verschiedene Geist-Wesen oder sogar einen anderen Gott bezeichnen? Wenn diese Benennungen zusammen betrachtet werden, so finden wir darin die Darstellung der verschiedenen Charaktereigenschaften der Gesinnung, des Geistes unseres Gottes Jehova, und in gewissem Grade des Geistes und der Gesinnung aller derjenigen, welche seinen Geist empfangen haben und dadurch der göttlichen Gesinnung teilhaftig geworden und mit dem göttlichen Willen in Einklang gekommen sind.

Wir finden absolut keinen Grund zu glauben, dass der heilige Geist ein anderer Gott sei, der sich in der Person vom Vater und vom Sohne unterscheide; ganz im Gegenteil können wir uns von der Tatsache überzeugen, dass es des Vaters Geist war, welcher unserem Herrn Jesu mitgeteilt wurde, wie denn auch geschrieben steht: „Der Geist des Herrn, Jehova, ist auf mir, weil Jehova mich gesalbt hat, um die frohe Botschaft zu verkündigen.“ (Jes.61:1; Luk. 4:18) Derselbe Gedanke liegt auch in vielen ähnlichen Stellen, wie z.B. in Jes. 11:2, 3, wo wir lesen: „Und auf ihm (auf Christo) wird ruhen der Geist Jehovas, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht Jehovas.“ Ähnlicherweise wird auch auf denselben Geist in Christo Bezug genommen als auf „den Geist Christi“, die Gesinnung Christi: „Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war.“ – Phil. 2:5

Die Bedeutung des Wortes „Geist“

Bei der Untersuchung des Gegenstandes mag vielleicht manchem lieben Leser die Frage aufsteigen: Welcher Sinn, welche Bedeutung liegt denn eigentlich in den in der Schrift so oft vorkommenden Worten, „heiliger Geist“? Welche Eigenschaften oder welche Fähigkeiten des Charakters oder der Macht Gottes sollen mit dem Worte „Geist“ dargestellt werden? Die beste bezügliche Antwort erhalten wir, wenn wir zuallererst die genaue Bedeutung des Wortes „Geist“ untersuchen und dann dessen verschiedenartige Anwendungsweise in der heiligen Schrift näher prüfen.

1. Das Wort „Geist“ im Alten Testament ist eine Übersetzung des hebräischen Wortes „Ruach“. Die Grundbedeutung dieses Wortes ist „Wind“. Im Neuen Testament entspricht das Wort „Geist“ dem griechischen Pneuma, das seiner Wurzel nach ebenfalls Wind bedeutet. Hieraus soll nun ja niemand schließen, dass wir zu beweisen suchen, der heilige Geist sei ein heiliger Wind! Nein, nichts könnte unserem Gedanken ferner liegen als das! Wir möchten aber diesen dunklen Gegenstand, wenn möglich, so darstellen, dass beiden, Gelehrten und Laien, damit gedient ist. Wir beginnen deshalb mit der anerkannten Grundbedeutung dieses Wortes, um erfahren zu können, wie und warum dasselbe in Bezug auf unseren Gegenstand gebraucht worden ist.

Da der Wind sowohl unsichtbar als auch kraftvoll ist, so haben die beiden Wörter „Ruach“ und „Pneuma“ nach und nach einen allgemeineren Sinn angenommen, bis sie schließlich zur Bezeichnung irgend einer unsichtbaren Kraft oder eines unsichtbaren Einflusses gebraucht wurden, sei diese Kraft oder dieser Einfluss nun gut oder schlecht. Und da Gott seine Kraft durch „Mittler“ ausüben lässt, die nicht im Bereich des menschlichen Auges liegen, so ist das Wort Geist immer mehr auf alle göttlichen Handlungen angewendet worden. Folgerichtig kam dieses Wort dann auch bei menschlichen Einflüssen in Anwendung, sofern dieselben unsichtbar sind. So wird z.B. der Odem d.i. die Kraft, durch welche ein Mensch zu leben vermag, der „Geist“ des Lebens genannt, weil diese Kraft unsichtbar ist. Ähnlicherweise werden auch die unsichtbaren geistigen Kräfte wie z.B. das Fassungsvermögen, das Gedächtnis 2c) zusammengefasst in dem Ausdruck „der Geist des Verstandes“. Das Leben an und für sich ist auch eine unsichtbare Kraft, und darum haben es die Alten auch oft mit Geist bezeichnet. Zur Bekräftigung des Gesagten lassen wir einige Beispiele von den verschiedenartigen Anwendungen des hebräischen Ruach und des griechischen Pneuma folgen:

Ruach wird im Alten Testament einige Mal mit Hauch, mehrere Mal mit Riechen, Verstand, Herz, oft auch mit Odem, und sehr häufig mit Wind und windig übersetzt. In jedem einzelnen Fall will das Wort eine unsichtbare Kraft oder einen Einfluss bezeichnen. In den folgenden Stellen haben wir einige Muster von den erwähnten Übersetzungsarten des Wortes Ruach:

„Und durch den Hauch deiner Nase türmten sich die Wasser.“ 2. Mose 15:8

„Alles (Fleisch), in dessen Nase ein Odem des Lebenshauches war.“ – 1. Mose 7:22

„Einen Odem haben sie alle, da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tier.“ – Pred. 3:19

„Und sie waren ein Herzeleid für Isaak und Rebekka.“ – 1. Mose 26:35

„Und Jehova roch den lieblichen Geruch.“ – 1. Mose 8:21

„Eine Nase haben sie und riechen nicht.“ – Psalm 115:6

„Gott ließ einen Wind über die Erde fahren.“ – 1. Mose 8:1

„Du Sturmwind, der du ausrichtest sein Wort.“ – Psalm 148:8

„Wie die Bäume des Waldes vor dem Winde beben.“ – Jes. 7:2

Im neuen Testament wird Pneuma (nebst Geist) mit Odem, geistlich und Wind übersetzt; z.B.:

„Dem Bilde des Tieres Odem zu geben.“ – Offb. 13:15

„Da ihr um geistliche Gaben eifert.“ – 1. Kor. 14:12

„Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen.“ – 1. Joh. 3:8

Lasst uns nun bei all dem bedenken, dass die verschiedenen Übersetzungen alle von Trinitariern (Dreieinigkeits-Gläubigen) gemacht wurden! Diese Übersetzungen sind ja alle recht, wir haben nichts dagegen einzuwenden, wir wollen sie aber als Beweise gelten lassen, dass die mit „Geist“ übersetzten Wörter Ruach und Pneuma keine Persönlichkeit, wohl aber eine unsichtbare Kraft oder einen unsichtbaren Einfluss bezeichnen.

„Gott ist ein Geist.“

2. „Gott ist ein Geist; d.h. er ist ein mächtiges aber unsichtbares Wesen. Gleicherweise werden auch Engel Geister genannt, weil auch sie den Menschen unsichtbar sind, es sei denn, dass sie sich durch Wunderkraft denselben für einige Augenblicke sichtbar machen. Unser Herr ist in seinem menschlichen Zustande nie als ein Geist bezeichnet worden. Seit er aber verwandelt und erhöht worden ist, lesen wir von ihm: „Der Herr aber ist der Geist“ – ein mächtiges, unsichtbares Wesen. Der Kirche dieses Evangeliums-Zeitalters ist eine Naturverwandlung zur Gleichheit ihres Herrn verheißen, indem geschrieben steht: „Wir werden ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Von der Kirche heißt es darum hin und wieder, dass sie geistlich sei, und zwar in sofern, als sie mit ihrem Herrn im Einklang steht und von dem Geiste einer neuen, der geistigen Natur wieder gezeugt worden ist, unter der Versicherung, dass das vom Geiste Gezeugte in der Auferstehung auch vom Geiste geboren werden wird. In diesen Wendungen bezeichnet das Wort „Geist“, wie wir lesen, Persönlichkeiten, Geistwesen. – 2. Kor. 3:17; 1. Joh. 3:2; Joh. 3:6

Dem Worte Geist wird im Ferneren auch die Bedeutung von „erzeugender Kraft“ oder „Fruchtbarkeit“ beigelegt. So lesen wir in 1. Mose 1:2: „Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“ Das will sagen, die Kraft oder der schaffende Wille Gottes erregte die Wasser und machte sie fruchtbar. Einen ähnlichen Sinn hat die Stelle: „Heilige Männer Gottes redeten, getrieben vom heiligen Geist.“ Mit anderen Worten, der heilige Einfluss oder die Kraft Gottes erregte ihren Verstand und erzeugte in ihnen solche Gedanken, wie Gott sie geoffenbart haben wollte. – 2. Petr. 1:21

Gleicherweise sind auch die von Mose zwecks Zubereitung der Stiftshütte ausgewählten, geschickten Arbeitsleute unter dem Einfluss der göttlichen Kraft gestanden, wodurch ihre natürlichen Fähigkeiten bedeutend gesteigert wurden, ohne dass sie dabei in irgend einem moralischen Sinne beeinflusst worden wären, so wenig wie die Wasser der großen Tiefe in moralischer Beziehung beeinflusst worden sind. So steht denn geschrieben: „Jehova hat mit Namen berufen Bezaleel, … und hat ihn erfüllt mit dem Geiste Gottes in Weisheit, in Verstand und in Kenntnis und in jeglichem Werke; und zwar um Künstliches zu ersinnen, zu arbeiten in Gold, in Silber und in Erz, und im Schneiden von Steinen zum Einsetzen und im Holz schneiden, um zu arbeiten in jeglichem Kunstwerk; und zu unterweisen hat er ihm ins Herz gelegt, ihm und Oholiab; … er hat sie erfüllt mit Weisheit des Herzens, zu machen jegliches Werk des Künstlers und des Kunstwebers und des Buntwirkers.“ – 2. Mose 35:30-35; 28:3; 31:3, 4

So hat Jehova Gott auch auf Mose und die Ältesten in Israel seinen Geist gelegt, d.h. sie mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet die Angelegenheiten Israels zu richten, die Ordnung aufrecht zu erhalten 2c) (4. Mose 11:17-26) Gleicherweise war der Geist Gottes mit Israels Königen, d.h. so lange dieselben dem Herrn gehorsam waren. Beachte z.B. die Geschichte Sauls (1. Sam. 11:6), und wie dieser, zur Regierung Israels gehörende Geist der Weisheit von Saul wich und auf David übertragen wurde, dessen Klugheit und Umsicht nachher besonders erwähnt wird (1. Sam. 16:13, 14). Anstatt des Geistes der Weisheit, des Mutes und Vertrauens geriet dann ein böser Geist über Saul, den ehemaligen Diener Gottes, ein Geist der Schwermut, der Niedergeschlagenheit, ein Geist des Misstrauens, der ihn zur Überzeugung brachte, dass der Herr ihn nicht mehr als seinen Vertreter auf Israels Thron anerkannte. Und dieser Geist des Trübsinns, der eine ganze Reihe böser Pläne in ihm erzeugte, sei „vom Herrn gewesen“, sagt uns die Schrift. Das dürfen wir aber nicht so verstehen, als wäre dies der Geist des Herrn gewesen, sondern der Herr ließ es wohl zur Strafe zu, dass solch ein Schwermutsgeist über Saul geriet.

„Der heilige Geist war noch nicht gegeben.“

Trotzdem die Bibel uns von manchen Offenbarungen des Geistes Gottes zu berichten weiß, die vor dem ersten Advent unseres Herrn Jesu stattgefunden haben, so war doch keine derselben gleich wie die Wirksamkeit und Offenbarung des Geistes in Christo von der Zeit seiner Taufe an bis zu seiner Kreuzigung und in der Kirche Christi seit dem Tage der Pfingsten bis heute – ganz an das Ende des Evangeliums-Zeitalters, wo der Lauf der Kirche vollendet und die erste Auferstehung fällig ist. Als Erklärung für diese Tatsache lesen wir: „Der Geist war noch nicht gegeben (ausgenommen unserem Herrn Jesus), weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.“ – Joh. 7:39

Die Wirksamkeit des Geistes Gottes während dieses Evangeliums-Zeitalters ist eine ganz verschiedenartige von derjenigen früherer Zeiten, und diesen Unterschied erkennen wir am besten in den Ausdrücken „Geist der Sohnschaft“, „Geist der Heiligkeit“, „Geist der Wahrheit“ und in ähnlichen Bezeichnungen. Wie wir schon gesehen haben, ist nach Adams Fall bis auf Christum kein Mensch mehr von Gott als Sohn angenommen worden. Den höchsten Titel erhielt Abraham, der Glaubensheld, welchen Gott seinen „Freund“ nannte. Als aber der Logos „Fleisch ward“, präsentierte er sich seinem Volke Israel, und „so viele ihn aufnahmen, denen gab er das Recht (die Gelegenheit) Kinder (Söhne) Gottes zu werden“, und diese waren von Gott gezeugt – vom Geist gezeugt – um Geistwesen zu werden, gleichwie – „Was aus dem Geiste geboren ist, (ein) Geist ist.“ – Joh. 1:12, 13; 3:3-8

In diesem Sinne des Wortes ist der heilige Geist also nur dem Haus der Söhne zugesichert, und dieses Haus der Söhne war nicht bekannt, bis der „Geliebte Sohn“ im Fleisch offenbar wurde und die Welt erkaufte, wobei er allen, die ihn aufnahmen, das Vorrecht gewährte, die Sohnschaft zu empfangen. (Gal. 4:5; Eph. 1:5) Wie uns der Apostel zu verstehen gibt, war diese Sohnschaft ursprünglich dem Volk Israel als Erbteil in Aussicht gestellt. Da sich aber in Israel die Zahl der zur Sohnschaft Bestimmten bei weitem nicht vorfand, so gefiel es Gott wohl (nachdem er den Überrest aus Israel gesammelt), die Nationen heimzusuchen, „um aus ihnen ein Volk zu nehmen für seinen Namen“, damit sie als Söhne Gottes, Miterben Christi, aufgenommen würden. Und dies alles war von den Propheten zuvor erkannt und vorausgesagt. – Röm. 9:4, 29-33; Apg. 15:14

In welcher Hinsicht unterscheidet sich nun aber die Offenbarung der göttlichen Macht, des göttlichen Geistes oder Einflusses während des Evangeliums-Zeitalters von derjenigen in früheren Zeiten? Der Apostel Petrus beantwortet uns diese Frage, indem er uns versichert, dass die Würdenträger des Alten Bundes manches sagen und schrieben, was sie selbst nicht verstehen konnten, trotzdem sie durch des Geistes Wirken zum Weissagen veranlasst wurden. Gott gebrauchte sie als seine Diener, um Wahrheiten zu verkündigen, die zu ihrer Zeit noch nicht fällig waren, sondern welche durch das Wirken des gleichen heiligen Geistes oder der heiligen Kraft Gottes erst von uns, dem „Hause der Söhne“, den vom Geist Gezeugten, verstanden werden sollten. Die Wirkung des Geistes war in den vergangenen Zeitaltern fast ausschließlich eine mechanische; in uns wirkt er hauptsächlich erklärend, erleuchtend und mitfühlend, indem er durch die in der Kirche verordneten Apostel und Lehrer den göttlichen Plan auslegen lässt, damit die Söhne imstande seien, „zu begreifen mit allen Heiligen die Breite und Länge und Höhe und Tiefe“ der göttlichen Weisheit und Güte, wie sie in diesem Plan enthalten sind. Aus den Worten der Apostel können wir zudem mit Sicherheit schließen, dass nicht einmal die Engel (deren der Herr sich hin und wieder bediente, um mit den Propheten, den „Medien“ des Geistes, zu verkehren) die Botschaften verstehen konnten, welche sie den Propheten zu überbringen beauftragt waren. Wir lesen nämlich:

„Über welche Errettung Propheten nachsuchten und nachforschten, die von der Gnade gegen euch geweissagt haben, forschend auf welche (Zeit) oder welcherlei (buchstäbliche oder symbolische) Zeiten der Geist Christi, der in ihnen war, hindeutete, als er von den Leiden, die auf Christum kommen sollten, und von der Herrlichkeit darnach, zuvor zeugte. Welchen es geoffenbart wurde, dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch die Dinge bedienten, die euch jetzt verkündigt worden sind durch die, welche euch das Evangelium gepredigt haben durch vom Himmel gesandten heiligen Geist, in welche Dinge sogar Engel hinein zuschauen begehren.“ – 1. Petr. 1:10-12; 2. Petr. 1:21

„Verschiedenheiten von Gaben“, derselbe Geist“, „derselbe Herr“, „derselbe Gott“

„Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr; und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allem wirkt. Einem jeden (Glied der Kirche) aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben. Denn einem wird durch den Geist das Wort der Weisheit gegeben, einem anderen aber das Wort der Erkenntnis nach demselben Geiste; einem anderen aber Glauben in demselben Geiste, einem anderen aber Gaben der Heilungen in demselben Geiste, einem anderen aber Wunderwirkungen, einem anderen aber Prophezeiungen, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen aber Arten von Sprachen, einem anderen aber Auslegung der Sprachen. Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend wie er will.“ – 1. Kor. 12:4-11

Hier sind einige von den Gaben aufgezählt, welche durch den heiligen Geist der Kirche anvertraut wurden; wir müssen aber scharf unterscheiden zwischen dem heiligen Geist selbst und den Gaben oder Offenbarungen, welche der Urkirche geschenkt wurden. So wie dieselbe die verschiedenartigen Gaben nicht dem Wirken verschiedener Geister, sondern eines und desselben Geistes zuschreiben sollte, so sollte sie sich auch nicht einen anderen Herrn oder Meister vorstellen, welchem sie diese Gaben zu verdanken hatte, sondern alles sollte dem einen, heiligen Einfluss zugeschrieben werden, der von dem einen Herrn ausging, dem Stellvertreter des einen Gottes über alle – Jehova. Nach Vers 5 und 6 wurden die verschiedenen Gaben also durch „Verschiedenheiten von Diensten“ oder „Wirkungen“ offenbar, und dass der Geist Gottes, der heilige Geist seine Wirkungsweise in der Kirche auch nachher noch änderte, geht aus der Tatsache hervor, dass manche von den erwähnten Gaben, die in der Urkirche allgemein waren, später ganz zurückblieben, wie es der Apostel auch voraussagte: „Seien es aber Prophezeiungen, sie werden weggetan werden, seien es Sprachen, sie werden aufhören.“ – 1. Kor. 13:8

Alle diese „Gaben“ waren jedenfalls nötig zur Einsetzung der Kirche am Anfang dieses Zeitalters; sie wurden aber entbehrlich, sobald die Kirche eingeführt und der Kanon der inspirierten Schriften vollständig war, indem diese Schriften nach des Apostels Erklärung fortan genügten, um „weise zu machen zur Seligkeit“ und um den Menschen Gottes vollkommen zu machen, „zu jedem guten Werke völlig geschickt.“ – 2. Tim. 3:15, 17

Es sind nun freilich nicht alle diese Gaben „weggetan“ worden; auch dürfen wir das Aufhören der einzelnen Gaben keineswegs als Beweis gelten lassen, dass der Herr heute weniger mächtig wäre als vor fast 19 Jahrhunderten; noch auch dürfen wir daraus schließen, dass Gottes Kinder heutzutage weniger würdig seien und deshalb von ihrem Herrn weniger begünstigt werden. Im Gegenteil, wir sehen hierin bloß eine „Verschiedenheit der Wirkung“, die uns bezeugt, dass die Kinder Gottes von heutzutage nicht mehr nötig haben, auf fast greifbare Weise belehrt und von ihrer Annahme zur Sohnschaft überwiesen zu werden, wie es bei der Urkirche der Fall war. Anstatt solcher auf wunderbare Art mitgeteilter Gaben scheint der Geist oder die Kraft Gottes nun in jedem einzelnen seiner geweihten Kinder zu wirken – bei den einen gemäß ihren natürlichen Eigenschaften, bei anderen mehr durch schon vorhandenen Diensteifer. Als Bestätigung hierfür finden wir, dass der Apostel in seinen letzten Briefen die Kirche ermuntert, hauptsächlich auf die Pflege und Entwicklung der geistigen Gaben, Kräfte und Fähigkeiten im und für den Dienst des Herrn, seiner Kinder und seiner Wahrheit bedacht zu sein.

Diese persönlich entwickelten Gaben sollen höher geschätzt werden als die auf wunderbare Weise mitgeteilten, das bezeugt selbst Paulus, indem er sagt: „Und einen noch vortrefflicheren Weg zeige ich euch“; „strebt nach der Liebe; eifert aber (pflanzet, pfleget) um die geistlichen Gaben, vielmehr (besonders) aber, dass ihr weissaget (öffentlich ausleget)“. (1. Kor. 12:31; 14:1) Der Apostel hebt hervor, dass das „in anderen Sprachen Reden“ bloß „ein Zeichen“ sei, welches die Aufmerksamkeit der Ungläubigen auf die Kirche und ihre Bräuche lenken sollte. (1. Kor. 14:22) Er stellt diese „Gabe“, die von einigen Brüdern in Korinth sehr hoch geschätzt wurde, als eine der „am wenigsten geistlichen“ dar, indem durch sie dem Wachstum der geistigen Kirche wenig gedient werde und sie sich bloß im Verkehr mit der unbekehrten Welt einigermaßen nützlich erweise. Diese Gabe und auch andere ähnlicher Art sind denn auch schnell aus der Kirche verschwunden, nachdem letztere Wurzeln geschlagen und in der Welt Beachtung erlangt hatte.

Die „Früchte des Geistes“ jedoch sollten mit immer größerer Sorgfalt gepflanzt und gepflegt werden, auf das sich daraus die köstlichste, die vollkommene Frucht der Liebe gegen Gott, gegen die „Brüder“ und die mitfühlende Liebe gegen die ganze Menschheit entwickle. Als Früchte des Geistes nennt der Apostel: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“ (Gal. 5:22, 23) Wenn wir das Wort „Frucht“ näher betrachten, so finden wir darin eine doppelte Bedeutung: Eine Frucht ist stets eine „Gabe“, die aber bei ihrer allmählichen Entwicklung und Ausreifung auch der Pflege bedarf, also ein gewisses Maß von Arbeit erfordert. So verhält es sich mit den Gaben des Geistes: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, vom Vater der Lichter.“ (Jak. 1:17) Aber solcherlei Früchte sind keine Wundergaben, sondern indirekte, allmählich sich entwickelnde Gaben, welche durch die Verheißungen des Vaters und durch das Wort unseres Herrn Jesu Christi (seiner Apostel und Propheten) in uns erzeugt werden. Und diese Gaben entwickeln sich in uns in dem Verhältnis, wie wir unsere Gedanken, Worte und Werke dem Wirken des Geistes vom Vater unterstellen, der uns wiedergezeugt hat, und durch den wir mehr und mehr zur Heiligkeit, zu einer heiligen Gesinnung erzogen werden sollen, nach dem Vorbilde des geliebten Sohnes Gottes, unseres Herrn und Erlösers. So werden die Getreuen unter dem Wirken des heiligen Geistes der Wahrheit zubereitet, um dann in der Ersten Auferstehung „vom Geiste geboren“ zu werden (als Geistwesen), wie sie zur Zeit ihrer Weihung vom Geiste gezeugt wurden. Als vollkommen gemachte Geistwesen wird die Kirche dann die Erbschaft Gottes und Miterbschaft Christi unseres Herrn antreten und zur völligen Einigkeit und Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohne gelangen, der als des Vaters Stellvertreter im Königreich das Haupt jedes Fürstentum und jeder Gewalt sein wird; und dann wird sie auch ganz erfüllt werden vom Geist des Vaters und des Sohnes – vom heiligen Geist.

Aus der vorhergehenden Betrachtung unseres Gegenstandes haben wir gesehen, dass derselbe Geist oder die gleiche Kraft des himmlischen Vaters, Jehova, welche die Schöpfung der Welt bewirkte, und die auf eine andere Art sich auch an seinen Knechten in der Vergangenheit offenbarte, in wieder anderer Weise an der Entwicklung der Kirche in diesem Zeitalter wirkt, indem sie die Kirche mit Gott in Einklang bringt und sie zubereitet, um als „Leib Christi“ am Königreich teilzunehmen. Und es wird derselbe heilige Geist oder Einfluss Gottes sein, der während des Millenniums auf nochmals verschiedene Art und Weise durch Christum und seine verherrlichte Kirche an der Menschheit wirken wird, damit dieselbe mit dem König aller Könige und Herrn aller Herren und mit den Grundregeln der Gerechtigkeit in Einklang gebracht werde.

Nichts auf dieses Werk sich beziehendes macht die Existenz eines anderen Gottes in irgend einer Weise notwendig. Ganz im Gegenteil! Die Tatsache, dass es der eine Gott ist, welcher unter verschiedenen Umständen und Bedingungen und unter Anwendung verschiedener Mittel für die Verwirklichung seiner einen Absicht arbeitet, gibt uns um so sicheren Glaubensgrund, dass all seine guten Absichten verwirklicht werden, und dass, wie er erklärt, das Wort, das aus seinem Munde geht, nicht leer zu ihm zurückkehren, sondern durchführen werde, wozu er es gesandt. – Jes. 55:11

Göttlicher Wille, Einfluss, Geist, göttliche Kraft

Aus dem Vorhergehenden werden wir gewahr, dass die Ausdrücke „Geist Gottes“ oder „heiliger Geist“ gleichbedeutend sind mit göttlichem Willen, Einfluss oder Macht, welche überall und für solche Zwecke ausgeübt werden, die mit dem göttlichen Plan übereinstimmen; und da der göttliche Wille ein heiliger Wille ist, so muss natürlicher Weise auch die Wirksamkeit des heiligen Geistes eine heilige sein. Gott übt seinen Willen, seine Energie in verschiedener Weise aus, und er bedient sich auch verschiedener Vermittlungen um seine mannigfaltigen Resultate zu erzielen. Was der Herr aber irgend durch mechanische oder intelligente Vermittlung geschehen lässt, ist so sicher sein Werk, als wenn er selbst der direkte Täter wäre, indem jene Vermittlungen ja doch alle Erzeugnisse seiner Schöpfung sind. Unter Menschen sagt man ja auch, dieses oder jenes Gebäude sei von einem gewissen Baumeister erstellt worden, obgleich derselbe nie Hand angelegt hat. Es ist jedoch sein Werk, weil er es auch nach seinen Plänen, mit seinem Material und durch seine Arbeiter hat erstellen lassen.

Wenn wir zum Beispiel lesen, „Jehova Gott machte Himmel und Erde“ (1. Mose 2:4), so glauben wir doch nicht, dass er persönlich dazu Hand anlegte. Er bediente sich verschiedener Vermittlungen, denn „er sprach, und es war; er gebot, und es stand da“ – er gab Befehle, und sie wurden schnell ausgeführt. (Psalm 33:6, 9) Die Schöpfung war auch nicht in einem Augenblick vollendet, denn wir lesen, dass sie gewisse Zeit in Anspruch nahm – sechs Tage oder Zeiträume. Und während uns bestimmt gesagt wird, dass „alle Dinge vom Vater“ sind – Erzeugnisse seiner Energie, seines Willens oder Geistes – so wissen wir doch ebenso bestimmt, dass jene Energie durch seinen Sohn, den Logos, ausgeübt wurde, wie wir auch schon früher gesehen.


Die Wirksamkeit der sinnesändernden Kraft des heiligen Geistes, die während dieses Zeitalters die Gläubigen zur völligen Versöhnung mit ihrem Gott geführt hat, ist eine tiefere und deshalb weniger leicht verständliche als die Wirksamkeit der in 1. Mose 1:2 erwähnten Kraft Gottes. In der Schöpfung erstreckte sich die wirkende Kraft Gottes auf gefühllose Gegenstände (Himmel und Erde), während sie in diesem Zeitalter mit dem Verstand, dem freien Willen des Menschen zu tun hat.

Im Lichte der heiligen Schrift betrachtet verstehen wir unter dem heiligen Geist:

a) Die in irgend einer Weise ausgeübte Kraft Gottes; da deren Ausübung aber stets den Grundregeln der Gerechtigkeit und Liebe entspricht, so ist sie folglich stets eine heilige Kraft.

b) Diese Kraft kann eine Lebenstätigkeit, eine physikalisch erschaffende Kraft oder eine Gedanken erregende, inspirierende Kraft sein, oder auch eine erweckende, Leben gebende Kraft, wie sie sich bei der Auferstehung unseres Herrn offenbarte und sich bei der Auferstehung der Kirche, seines Leibes, offenbaren wird.

c) Die zeugende, sinnesändernde Kraft der Erkenntnis der Wahrheit – in dieser Hinsicht als „der Geist der Wahrheit“ bezeichnet. Gottes Wege entsprechen immer seiner eigenen Gerechtigkeit und Wahrheit, deshalb wird Gottes Wort, durch welches uns Gott Absichten und Wege geoffenbart werden, auch die Wahrheit genannt – „Dein Wort ist die Wahrheit“. So wird von allen, die unter den Einfluss des göttlichen Planes der Gerechtigkeit und Wahrheit kommen, richtigerweise gesagt, dass sie unter dem Einfluss des Geistes der Wahrheit stehen; mit anderen Worten, sie sind durch die Wahrheit zur Neuheit des Lebens gezeugt worden.

Der Vater zieht die Sünder zu Christo, indem er ihren Verstand erleuchtet, sie von ihrer Sündhaftigkeit überzeugt und in ihnen das Bedürfnis eines Erlösers erweckt. Diejenigen nun, welche Christum als ihren Heiland und Mittler annehmen und sich durch Christum völlig ihrem Gott weihen, werden von Gott Gezeugte genannt. Sie sind durch das Wort der Wahrheit, durch den Geist Gottes zu einem neuen Leben gezeugt worden. Wenn die „Gezogenen“ mit den göttlichen Bedingungen und Geboten in Einklang gekommen sind, dann betrachtet Gott ihre Weihung als vollkommen; er übersieht dabei die Schwachheiten des Fleisches, indem er sie mit dem Rock der Gerechtigkeit Christi – der Rechtfertigung durch den Glauben – bekleidet und sie als „neue Kreaturen in Christo Jesu“ annimmt, deren Verlangen es dann ist, sich durch den Geist in alle Wahrheit führen zu lassen und unter jenem heiligen Geist oder Einfluss zum völligen Gehorsam, zur Selbstaufopferung bis in den Tod zu gelangen. Von solchen erklärt die Schrift, dass sie „den Geist der Sohnschaft“ empfangen haben, weil Gott durch Christum mit ihnen als mit Söhnen einen Bund schließt. Und wenn sie im Geiste der Wahrheit bleiben, so will ihr Vater laut seiner Verheißung dafür sorgen, dass alle Dinge, alle Angelegenheiten des Lebens, zu ihrem Besten dienen sollen: damit der Geist der Gerechtigkeit, der Wahrheit, des Friedens und der Freude immer mehr sich in ihnen entwickle; und in dem Verhältnis, wie sie im Gehorsam gegen den Geist der Wahrheit fortschreiten, wird sich auch der heilige Geist in ihnen mehren. Daher die Ermahnungen: „Seid erfüllt mit dem Geist“, „wandelt nach dem Geist“, „lasset den Geist Christi reichlich in euch wohnen, und ihr werdet weder träge noch fruchtleer sein“ 2c) Der heilige Geist, welcher in dem Gläubigen mit dem Zeitpunkt seiner völligen Weihung an den Herrn zu wirken beginnt, ist derselbe heilige Geist oder Einfluss vom Vater, der in unserem Herrn Jesu Christo wirksam war, deshalb wird er auch „der Geist Christi“ genannt, und wir werden versichert, dass wer irgend Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. – Röm. 8:9

Den Geist „mit Maß“ und „ohne Maß“ besitzen

Unser Herr Jesus wurde bei seiner Taufe, seiner Weihung, durch den Geist gezeugt, und so werden auch die Glieder seines Leibes, seine Kirche, wie wir gesehen haben, bei ihrer „Taufe in seinen Tod“, d.h. zur Zeit ihrer völligen Weihung „gezeugt“. Aber da müssen wir nun beständig einen Unterschied machen. Christus, das Haupt der Kirche, empfing nämlich den heiligen Geist ohne Maß, in unbeschränktem Maß (Joh. 3:34), während seine Nachfolger denselben bloß in beschränktem Maß in sich aufnehmen können. Ein gewisses Maß des Geistes wird freilich jedem Glied seines „Leibes“ ausgeteilt. (1. Kor. 12:7; Röm. 12:3) Die Ursache dieses Unterschiedes liegt auf der Hand: Christus, unser Herr, war ein vollkommener Mensch, während wir, seine Nachfolger, obwohl durch den Glauben gerechtfertigt, in Wirklichkeit sehr unvollkommen sind. Der vollkommene Mensch konnte als Gottes Ebenbild in völliger Harmonie mit Gott und seinem Geiste der Heiligkeit leben, und zwar in jeder und in allen Einzelheiten; aber für uns ist durch den Sündenfall diese Gemeinschaft und Eintracht gestört worden, und je tiefer die Entartung eines Menschen, desto größer auch seine Entfernung von Gott. Obwohl es nun Pflicht und Vorrecht eines jeden Gläubigen ist, den Willen seines himmlischen Vaters möglichst gründlich erkennen und tun zu suchen und demselben in keiner Weise zu widerstehen, so ist doch kein Glied des gefallenen Geschlechtes imstande, den Geist des Herrn in unbeschränktem Maße zu empfangen – in ungetrübte Harmonie mit Gott zu kommen. Unter denen, welche glauben und sich selbst weihen, finden wir den Geist der Sohnschaft denn auch in recht ungleichem Maße ausgeteilt, indem dieses Maß einerseits von dem Grade unserer Gesunkenheit, anderseits aber auch von dem seit unserer Geisteszeugung erlangtem Maß der Gnade und des Glaubens abhängig ist. Je gründlicher wir unsere eigenen Unvollkommenheiten erkennen und gestehen, je völliger wir uns dem Herrn weihen, und je eingehender wir seinen Willen in seinem Worte studieren, um denselben in unseren Lebensangelegenheiten zu berücksichtigen, desto größer ist auch das Maß des heiligen Geistes, das der Herr uns anvertraut, und desto schneller gelangen wir infolgedessen zu einer tiefen Erkenntnis des göttlichen Planes und zu inniger Übereinstimmung mit all dessen Einzelheiten.

Im gleichen Verhältnis, wie die geweihten Gläubigen dem Herrn sich übergeben und, ihren eigenen Willen nicht beachtend, auf Gottes Wegen zu wandeln suchen, werden sie „vom Geist geleitet“, „vom Geist gelehrt“ und können sie „dem Herrn dienen in Neuheit des Geistes“. Wenn sie nun in dieser Leitung und Belehrung beharren wollen, so müssen sie „den Geist der Sanftmut“ besitzen (Gal. 5:22, 23; 6:1), „auf dass der Gott unseres Herrn Jesus Christi, der Vater der Herrlichkeit, euch (ihnen) gebe den Geist der Wahrheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst, damit ihr (sie), erleuchtet an den Augen eures Herzens, wisset; welches die Hoffnung seiner Berufung ist und welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes in den Heiligen.“ – Eph. 1:17, 18

In all den verschiedenen Darstellungen des Werkes des heiligen Geistes, die irgend dem aufmerksamen Bibelforscher begegnen können, finden wir also nirgends die Notwendigkeit eines anderen Gottes; ganz im Gegenteil. Ein richtiger Begriff von dem einen Gott wird jeden Gläubigen zu der Erkenntnis leiten, dass seine unbeschränkte Macht zur Verwirklichung seines Planes vollständig hinreicht, und dass derjenige, welcher Israel zurufen ließ: „Höre, O Israel, Jehova, dein Gott ist ein einiger Gott“, nicht auf andere Hilfe angewiesen ist. Und wenn diejenigen, welche behaupten, es sei ein anderer Gott nötig, um alle sich auf das Wirken des heiligen Geistes beziehenden Angelegenheiten zu besorgen, nur ein wenig konsequent sein wollen, dann müssen sie mit der gleichen Entschiedenheit behaupten, dass es viele persönliche Geister oder Götter gebe: einen Geist der Sohnschaft, einen Geist der Sanftmut, einen Geist Christi, einen Geist vom Vater, einen Geist der Liebe, einen Geist der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit, der Heiligkeit, einen Geist der Erkenntnis, einen Geist der Gnade – für jedes „Departement“ einen besonderen Gott. Der Apostel erklärt aber, dass alle diese Wirkungsverschiedenheiten auf den einen Geist des einen, allmächtigen Jehovas zurückzuführen sind.

Der Geist der Welt – Geist des Antichrists

Der Geist der Welt ist das Gegenteil vom Geiste Gottes. Da die ganze Welt in einem gefallenen Zustande sich befindet und dem blendenden und verführerischen Einfluss des Widersachers unterworfen ist, so muss ihr Geist, ihre Gesinnung, infolgedessen in beständigem Widerspruch mit dem heiligen Geist, den er seinen Kindern durch sein Wort schenkt, und mit all den heiligen Einflüssen, die sich in so verschiedener Weise an denselben geltend machen. So wie Satans Geist der Selbstsucht, des Hasses, des Neides und Zankes in den Kindern der Welt tätig ist und sie regiert, so wirkt der heilige Geist Gottes, der Geist der Liebe, der Freundlichkeit, der Sanftmut, der Geduld in den Kindern Gottes. Und diese beiden, der Geist oder die Gesinnung der Liebe und Güte einerseits, der Geist oder die Gesinnung der Selbstsucht und Bosheit anderseits, stehen in fortwährender Zwietracht, sie sind gänzlich unvereinbar.

Die Schrift nennt den in der Welt dem heiligen Geist entgegen wirkenden Geist unter anderem auch den „Geist des Antichrists“ – einen Geist, eine Gesinnung, die Christo entgegenwirkt. Auf das erste ist es das Bestreben dieses Geistes, Christum gänzlich zu leugnen, zu bestreiten, dass ein solcher je auf dieser Erde wandelte. Gelingt ihm das nicht, so sucht er Christum als einen gewöhnlichen, sündigen Menschen darzustellen, der kein besonderes Werk getan habe und auch bloß unser Vorbild sei, in keiner Hinsicht unser Erlöser. So ermahnt uns denn die Schrift, „zu prüfen die Geister“ – die Lehren, die sich uns darbieten, behauptend, sie seien von dem Geist der Wahrheit ausgegangen. Wir sollten dieselben nicht nach ihrem Schein und ihren Behauptungen prüfen, sondern an dem Worte Gottes. „Geliebte, glaubet nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind. . . Erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.“ – 1. Joh. 4:1, 6

Heilige und unheilige Einflüsse in gegenseitigem Kampf

Gottes Charakter-Vollkommenheiten bilden den Maßstab, die Richtschnur, für die Heiligkeit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit all seiner Geschöpfe. Jedes Ding, jede Kreatur, die mit dieser Richtschnur nicht übereinstimmt, ist unheilig, unwahr und ungerecht. Diese widerlichen Einflüsse werden sehr oft dem Satan zugeschrieben, denn er ist Gottes Erzfeind, der erste Verschwörer gegen die göttliche Gerechtigkeit, der Urheber des Irrtums, der „Vater der Lüge“ und des Betruges. Wir müssen aber böse Geistwesen sehr wohl von bösen geistigen Einflüssen zu unterscheiden wissen, gerade so wie wir auch zwischen heiligen Geistwesen und heiligen, geistigen Einflüssen einen großen Unterschied machen. Unter den Gebildeten, welche die Bibel vernachlässigen oder zu kritisieren sich erlauben, herrscht vielfach die Neigung vor (als Folge der Fortentwicklungslehre), die Persönlichkeit Satans und der mit ihm verbundenen bösen Geister zu leugnen (Eph. 6:12) und zu behaupten, es gebe überhaupt keine bösen Einflüsse als solche, der Mensch kämpfe bloß gegen die Unkenntnis und Missleitung seiner eigenen guten Eigenschaften. Andere sind (im Irrtum) noch weiter vorgerückt, noch höher gebildet (in Unwahrheit) und noch mehr von (fälschlich sogenannter) Weisheit erfüllt, so dass sie zum Schluss gelangen, es gebe auch keinen persönlichen Gott, sondern bloß „gute Einflüsse“, die der Mensch ererbe, und die nach und nach bis zur Vollkommenheit sich entwickeln können.

Wir aber beachten die Aussprüche Gottes – sein Wort, von welchem der Apostel erklärt, es sei imstande, „weise zu machen zur Seligkeit“, und wir haben darin auch einen Born von Licht und Leben und von heiligem Geist der Wahrheit gefunden, mit dem die menschlichen Lehren und Lichtlein bei weitem den Vergleich nicht aushalten. Das Wort zeigt uns Gott als einen Geist (ein Geistwesen) dessen Geist oder Einfluss stets mit seiner Gerechtigkeit übereinstimmend wirkt; es sagt uns ferner, dass alle, welche in Harmonie und in Versöhnung mit Gott gelangen wollen, seinen Geist der Heiligkeit besitzen müssen. Das Wort schildert uns den Eingeborenen Sohn, in welchem die Fülle des göttlichen Geistes wohnt; es erzählt uns von Engeln, die keinen anderen Willen haben als den heiligen Willen oder Geist des Vaters, und von einer Herauswahl aus den Menschen, welche ein gewisses Maß von dem Geist oder der Gesinnung ihres Hauptes besitzen (sonst gehörten sie ihm nicht an), und deren Bestreben es ist, immer mehr mit diesem Geist der Heiligkeit erfüllt und dafür von allen unheiligen Neigungen und Einflüssen befreit zu werden.

Das Wort lehrt aber ebenso bestimmt, dass auch Satan ein Geistwesen ist und einen Geist, eine Gesinnung, eine Neigung besitzt, die aber unheilig und böse ist, und dass auch er seinen unheiligen Geist oder Einfluss durch verschiedene Mittel und Agenten geltend macht. Die gefallenen Engel, die ebenfalls Geistwesen sind, mussten von Gott verworfen werden, weil sie ihren Geist der Heiligkeit verloren und Gott und seinen gerechten Gesetzen den Gehorsam verweigerten. So sind auch sie unheilige Geister geworden, d.h. sie besitzen einen unheiligen Geist oder Sinn und suchen diesen ihren bösen Geist oder Einfluss wirken zu lassen, wo irgend sich ihnen Gelegenheit bietet. (siehe „Was sagt die heilige Schrift über Spiritismus?“) Und die durch Adam gefallenen Menschen sind Sklaven der Sünde geworden. Die einen sündigen willentlich, weil sie darin Gefallen und Vergnügen finden, andere sündigen unfreiwillig und empfinden ein gewisses Sehnen nach Gott, alle aber sind vom Widersacher verblendet und betrogen, alle werden vom Geist des Irrtums regiert.

Die Menschheit – der Verstand oder die „Herzen“ der Menschen – bildet den Kampfplatz, wo der heilige Geist des Lichtes, der Liebe, der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Heiligkeit, der Geist Jehovas und seines Sohnes (als der Erlöser der Menschen) streitet mit dem bösen Geist Satans, dem Geist der Sünde, der Finsternis, der Lüge, des Hasses, der Bosheit 2c) Von den ersten Eltern unter die Sünde verkauft, sind alle Angehörigen des Menschengeschlechtes „der Sünde Sklaven“ geworden – infolge der vererbten Schwächen und Gebrechen (Röm. 5:12, 21; 6:16-23; 7:14; 8:20, 21). In diesem Zustande der Gefangenschaft sind sie verblendet worden von dem Gott (dem Fürsten) dieser gegenwärtigen argen Welt, indem derselbe Böses als gut und Finsternis als Licht darzustellen suchte. – 2. Kor. 4:4; Eph. 6:12; Jes. 5:20

Die größte Mehrzahl der Menschen sind auf solche Weise verwirrt und verführt worden, und dadurch wurde das „Bösestun“ immer leichter, das „Gutestun“ aber je länger je schwieriger. Zeitliche, irdische Vorteile gewährt der Satan größtenteils nur solchen, die sich seinem Geist, seinem Einfluss unterstellen, und darum begreifen wir, wie er sich solch allgemeine Gewalt aneignen konnte – die große Masse hält er durch Unwissenheit im Zaume, die Intelligenten und Gebildeten durch Stolz und durch Selbstsucht, 2c)

Der Kampf hat nicht vor dem ersten Kommen unseres Herrn begonnen, denn der Geist der Wahrheit kam auf unseren Herrn Jesus zuerst, und am Tage der Pfingsten dann auch auf seine Kirche. (Der Kampf des Gesetzes der Gerechtigkeit war auf das kleine Volk Israel beschränkt und, wie Gott es voraussah, „konnte das Gesetz nichts vollkommen machen“ – kein einziger konnte in diesem Kampfe obsiegen und das wurde auch von keinem erwartet, sondern Christus Jesus sollte dadurch als der alleinige Gesetzeserfüller und als Mittler der göttlichen Barmherzigkeit offenbar werden. Nebenbei diente es dem Volke zur Erziehung, d.h. es wurde „ein Überrest“ aus dem Volke durch Hinweisung auf Christum für die Heilszeitordnung des Geistes vorbereitet) In der Welt war es finster, als unser Herr Jesus als das Licht der Welt erschien, erfüllt mit dem Geiste Gottes, dem Lichte der göttlichen Wahrheit; da hat aber sofort der Kampf angefangen und ist seit Pfingsten auch weitergeführt worden, freilich nicht von den Namenkirchen, sondern von den Vertretern des wahren Lichts, den wahren Gliedern des Leibes Christi, den Besitzern seines heiligen Geistes. Der Kampf konnte nicht eher beginnen, indem kein Glied des Menschengeschlechtes ein Gefäß des heiligen Geistes sein konnte; keiner war tauglich als Gottes Gesandter und „Streiter des Kreuzes“ Gerechtigkeit und Wahrheit zu vertreten, denn – „sie sind allzumal Sünder“. Vor allem aus musste eine Versöhnung für die Sünden der Menschheit gebracht werden, bevor der heilige Geist überhaupt irgend eine Mission in den Menschen zu besorgen bekam, bevor irgend etwas zu erkämpfen war. Wenn die Menschen als Feinde der Gerechtigkeit zum Tode, zur ewigen Vernichtung verurteilt waren, wozu dann noch ein Kampf für die Verurteilten? Warum hätten sie zur Gerechtigkeit angehalten werden sollen, wenn ihnen doch keine Belohnung für ihre Anstrengungen hätte in Aussicht gestellt werden können? Darum ist denn auch richtigerweise das Lösegeld zuerst bezahlt worden, und es war ein Beweis dafür, dass der Vater jenes Lösegeld angenommen hatte, dass der heilige Geist allen denen gegeben wurde, die durch Christum als Söhne in Gottes Familie aufgenommen wurden.

Manch einer könnte hier nun einwenden, so lange der Kampf nun schon gewährt habe, sei der Erfolg stets gegen den heiligen Geist der Bosheit gestanden – ist doch infolge natürlicher Vermehrung die Zahl der Sündenklaven weit größer als zur Zeit, da der Kampf begann! Ja, sie wächst sogar viel schneller als die Zahl der bloßen Namenchristen, obgleich der Kampf nun schon 19 Jahrhunderte lang fortgedauert!

Sogar bei unserem Herrn Jesus selbst hat der Geist der Bosheit so weit über den heiligen Geist triumphiert, dass Jesus an das Kreuz geheftet wurde; gleicherweise hat er auch über all die getreuen Glieder des Leibes Christi triumphiert, indem es ihm stets gelang, dieselben so zu verleumden und zu plagen, wie es die Zeitverhältnisse, der Ort und die Umstände zuließen. Der Zweck dieser Angriffe des Geistes der Bosheit und seiner Gehilfen auf den Geist der Heiligkeit und dessen Getreue ist immer derselbe gewesen, nämlich den Einfluss des Geistes der Wahrheit zu dämpfen, zu untergraben, das Heilige als unheilig, den Reinen und Selbstlosen als gemein und selbstsüchtig erscheinen zu lassen, und dafür Finsternis als Licht darzustellen. Die Diener der Unheiligkeit sind es oft nicht einmal gewahr, was sie tun: sie sind mit dem Geist der Bosheit, dem Geist des Hasses, des Neides, des Zankes so betrunken und verblendet, dass „sie nicht wissen, was sie tun“, ja, dass sie oft noch glauben, „Gott einen Dienst zu tun“. Warum denn dieses beständige Unterliegen auf Seiten des heiligen Geistes? Soll das immer fortdauern?

Um diese Einwendung richtig zu beantworten, brauchen wir bloß auf den Umstand aufmerksam zu machen, dass die „Niederlage“ des heiligen Geistes immer eine scheinbare und nie eine wirkliche gewesen ist. Inder Tat hat der Geist der Heiligkeit fortwährend gesiegt, so lange der Kampf gewährt; und seine zweifache Mission ist immer prompt erfüllt worden.

1. In den Kindern Gottes ist der heilige Geist stets mit Erfolg wirksam gewesen, und zwar je nach dem Grade ihrer Weihung und ihres Eifers für Gott und seine Gerechtigkeit; wenn der Geist der Bosheit, der in der Welt ist, dabei auch seine Übermacht offenbaren wollte, so durfte daraus doch nur Gutes für die Kinder Gottes hervorgehen, denn gerade dadurch hatten sie Gelegenheit, ihren Charakter zu entwickeln und Gott gegenüber Treue zu beweisen, indem es unter gegenwärtigen Verhältnissen immer noch zutrifft, dass, wer irgend gottselig leben will in dieser Zeit, Verfolgung leiden muss; der muss es, wie sein Meister, geduldig hinnehmen, wenn „allerlei Böses“ fälschlich wider ihn geredet wird, und wenn er dem Herrn und seiner Sache bis ans Ende und um jeden Preis treu bleiben will, so darf ihm auch sein irdisches Leben nicht teuer sein. – 2. Tim. 3:12; Matth. 5:11; 1. Petr. 2:23; Apg. 20:24

2. Das Licht, das in den Kindern Gottes wohnte, sollte seinen Schein auch auf die Welt werfen, damit es alle diejenigen anzöge, welche von dem verkehrten Geiste des Widersachers noch nicht völlig geblendet worden. Es sollte eindringen in die Finsternis der Sünde, um dieselbe zu verurteilen – um gegen alle Ungerechtigkeit zu zeugen, auf dass dadurch sogar auch verblendete Gewissen aufgeweckt und an ihre Verantwortlichkeit gegen Gott und an einen kommenden Tag der Vergeltung erinnern würden. So hat auch unser Herr seine Jünger beauftragt (nach dem Empfang des heiligen Geistes), die Wahrheit unter allen Völkern zu verkündigen „zu einem Zeugnis über sie“, das sie annehmen oder verwerfen können.

Der heilige Geist hat beide Zwecke, um welcher willen er gesandt wurde, trefflich und völlig erreicht. Als erstes Resultat seines Wirkens ist eine treue „kleine Herde“ von Überwindern zubereitet und gesammelt worden, welche den Pfaden der Gerechtigkeit gefolgt sind – Jesus der Hauptmann und seine treuen Kreuzessoldaten, alle „bis in den Tod“ geweiht, denen als Lohn das Königreich beschieden werden soll, sobald die letzten Glieder völlig erprobt und durch Leiden um der Gerechtigkeit willen vollkommen gemacht sein werden. Aber auch in Bezug auf den zweiten Zweck – das Zeugnis in der Welt – hat der heilige Geist triumphiert. Unser Herr sagte zum voraus, dass durch das Zeugnis des Geistes die Welt überführt werde von Sünde, von Gerechtigkeit und von einem kommenden Tag des gerechten Gerichts, in welchem jede böse Tat dieses gegenwärtigen Lebens vergolten werden wird, und zwar je nach dem Licht, das der Übertreter besessen hat. – Joh. 16:8

Dieses Zeugnis hat denn nah und fern gewirkt, so dass heutzutage die Welt als Ganzes diese drei Dinge, von welchen der in der Herauswahl wohnende Geist der Heiligkeit sie überführt, erkannt hat, nämlich Sünde, Gerechtigkeit und Gericht. Es ist wahr, die Welt hat keinen klaren Begriff, weder von der Sünde, noch von der Gerechtigkeit, auch kann sie den Charakter und den Endzweck des kommenden Gerichts nicht verstehen, sie weiß nicht, dass es ein Tausendjahrtag sein wird. Die Welt begreift auch nicht die Berufung der Kirche während dieses Zeitalters: dass gewisse Menschen dem Weltgerichtstag entgehen, ja sogar an demselben als Richter werden tätig sein dürfen, indem sie jetzt irdische Interessen und Vorrechte um der Gerechtigkeit willen freiwillig opfern – den Fußstapfen ihres Erlösers folgend. Für die Welt ist es nicht nötig, diese Einzelheiten zu erkennen, sie könnte dieselben nicht erfassen, denn das sind „Tiefen Gottes“, welche nur diejenigen zu würdigen imstande sind , welche nur diejenigen zu würdigen Imstande sind, welche dem Ruf des Herrn von Herzen gehorsam sind, welche sich selbst weihen; solche empfangen den Geist des Vaters; und als Adoptivsöhne werden sie mit den Einzelheiten des göttlichen Planes vertraut gemacht. – 1. Kor. 2:10, 11

Wird es aber immer so bleiben? Nein, denn sobald dieses Zeitalter die zur Miterbschaft Christi berufene „kleine Herde“ vollzählig gemacht haben wird, werden auch die gegenwärtigen Verhältnisse aufhören. Die nächste Aufgabe des heiligen Geistes oder der Kraft Jehovas wird die Aufrichtung jenes Königreiches sein – die Einsetzung von Gerechtigkeit und Gericht auf Erden. Durch seine Kraft wird der Herr „das Recht zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zum Senkblei machen“, und jede Falschheit, jeder Betrug wird vor einer vollen Erkenntnis der Wahrheit weichen müssen. Anstatt die Welt noch länger von kommenden Gericht zu überführen, wird der Geist ihr bezeugen, dass dieses Gericht begonnen hat, und dass nun jede Übertretung sofort mit dem gerechten Maß von Strafe heimgesucht wird. Anstatt die Kirche zu ermahnen; „richtet nichts vor der Zeit“, wird er ihr das Gegenteil bezeugen, dass sie als Gottes Werkzeug besonders ausgerüstet sei, die Welt mit Gerechtigkeit zu richten. Die, welche in dieser Zeit mit Gott im Einklang lebten und den heiligen Geist der Gerechtigkeit und Wahrheit besaßen, werden auch nicht mehr um der Gerechtigkeit willen leiden müssen, sondern sie werden als Könige und Priester der Gerechtigkeit gekrönt und mit der Herrschaft über die Erde betraut werden, damit sie dieselbe segnen und zur Vollkommenheit und Gerechtigkeit wiederherstellen – damit sie aber auch alle vom Leben abschneiden und zur ewigen Vernichtung überliefern, welche willentlich die während einem solch gesegneten Gerichtstag durch Gottes Liebe und Kraft des Lösegeldes Jesu Christi dargebotenen Gelegenheiten von sich stoßen. So wird der große Jehova und sein Geist der Heiligkeit mit allen, die sich ihm unterziehen, schließlich triumphieren; Sünde und Satan und der Geist der Bosheit werden vertilgt werden, und „keinerlei Fluch wird mehr sein“. – Jes. 28:17; 1. Kor. 4:5; 6:2; Apg. 3:23; 2. Thess. 1:9; Offb. 22:3

Geisteskämpfe in- und außerhalb der Heiligen

Den allgemeinen Charakter des Kampfes haben wir soeben betrachtet, und so lasst uns denn auch auf einige seiner gegenwärtigen Phasen (Teile) unser Augenmerk richten. Während man ihn einerseits wohl den Kampf der Kirche nennen kann, so ist er doch andererseits nicht weniger ein persönlicher Kampf gegen die Sünde. Wenn die Kirche schließlich als Siegerin aus ihrem Kampfe hervorgeht, so sind es ausschließlich die persönlichen Überwinder, von welchen sie zusammengesetzt ist; und wenn der Sieg der Kirche ein Sieg des heiligen Geistes oder Einflusses Gottes über den Geist der Bosheit und Ungerechtigkeit ist, so ist das auch bei jedem einzelnen Heiligen der Fall.

Die große Mehrzahl der Christen weiß wenig von den wirklichen Geisteskämpfen und Siegen zu berichten, weil sie sich nie richtig geweiht und deshalb auch den heiligen Geist der Wahrheit nie empfangen hat. Die einen haben sich einer Sekte geweiht und dafür einen sektiererischen Geist empfangen: den Geist der Liebe, der Ergebung, der Dienstfertigkeit und Opferfreudigkeit für ihre Sekte. Andere haben sich einen oder mehrere moralische Grundsätze als ihr Ideal vorgestreckt und sich gelobt, diese Grundsätze nie zu verletzen. Solche empfangen den Geist der Moralität – einen Geist der Selbstbefriedigung und der Selbstgerechtigkeit. Wieder andere haben sich irgend eine Tugend erwählt, die sie nun anbeten, und deren Geist sie empfangen – die Geduld zum Beispiel. Sie sind denn auch völlig zufrieden, wenn sie ein gutes Maß von Geduld und deren Geist erlangt haben. Noch andere weihen sich, für Jesum „zu arbeiten“, und sind befriedigt, wenn sie sich in aufregende Tätigkeit hineinarbeiten können. Es kümmert sie wenig, welcher Art dieses Werk sei, wenn es nur kein offenbares Werk Satans ist, wenn es nur recht viel zu tun gibt und sie dabei eine hervorragende Stellung einnehmen dürfen. Es ist ihnen offenbar mehr um die Arbeit als um den Erfolg zu tun, folglich sind sie ganz zufrieden, wenn sie „Luftstreiche“ ausführen können und am Ende einsehen dürfen, dass sie wenigstens nicht viel Schaden gestiftet. Das Wort Gottes zu erforschen, um sich zu vergewissern, was für Arbeiter der Herr sucht, und welcherlei Werk er auszuführen beabsichtigt, würde solchen Leuten als eine Verletzung ihres Weihegelübdes erscheinen, denn sie haben sich geweiht zu arbeiten, darum fühlen sie sich erst von Herzen glücklich, wenn sie in eine fieberhafte Aufregung sich versetzen können. Andere sind etwas weiser (freilich auch nicht wahrhaft weise). Sie weihen sich für eine besondere Art des Dienstes für Gott und Menschen, und zwar für den Dienst, welchen sie als den notwendigsten betrachten. Wenn sie sich für das „Temperenz-Werk“ weihen, so empfangen sie den Geist dieses Werkes und genießen den damit kommenden Segen; oder wenn sie sich für soziale Reform-Bestrebungen weihen, so empfangen sie den Geist für Sozialreform und deren Segnungen.

All diese Weihungen samt den daraus entstehenden Neigungen haben ihre guten und bösen Einflüsse. Jede derselben ist freilich weit besser als eine Weihung zur Bosheit und deren Geist, weit besser auch noch als eine Weihung für das eigene Ich mit dem daraus entstehenden Geist der Selbstsucht, ja sogar noch viel besser als ein zweckloses, für nichts geweihtes Leben. Aber keine derselben vermag in irgend einer Weise den Vergleich mit der Weihung auszuhalten, wie die heilige Schrift sie vorschreibt, und wie wir sie an unserem Herrn Jesus, dem Welterlöser, verwirklicht sehen, als Beispiel für seinen Leib, die Kirche. Einzig durch diese, die wahre Weihung, kann das Herz den heiligen Geist empfangen, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht bekommt.

Diese wahre und richtige Weihung unterscheidet sich denn auch von jeder anderen. Wer irgend darauf eingeht, hat nur den einen Altar, vor welchem er sich beugt. Er unterwirft sich dem Willen Jehovas, indem er sich selbst, seinen eigenen Willen, als lebendiges Opfer auf des Herrn Altar legt – ein „vernünftiger Gottesdienst.“ Ein solcher macht dem Herrn weder Vorschriften noch Bedingungen, sondern wie der Hohepriester, so spricht auch ein jedes Glied des „königlichen Priestertums“. „Ich bin nicht gekommen, dass ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat“; „siehe, ich komme (in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben), dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott.“ (Joh. 6:38; Psalm 40:8) Solche werden zu Teilhabern des heiligen Geistes gemacht.

Diejenigen, welche ihren Willen opfern und sich durch Christum rückhaltlos dem Wort und Willen Gottes unterziehen, werden von der Schrift als himmlisch oder geistlich Gesinnte bezeichnet. Sie sind so verändert von ihrer früheren irdischen Stellung, dass sie „neue Kreaturen“ genannt werden, und diese Bezeichnung würde nicht auf sie passen, wenn damit nicht mehr als eine gründliche Sinnesänderung gemeint wäre, die sie an sich erfahren haben. Und es liegt wirklich eine tiefere Bedeutung in diesem Namen; denn wer durch den heiligen Geist der Wahrheit jetzt aus der Welt erwählt wird und sich auf dem durch das große Sühnopfer eröffneten neuen, lebendigen Weg zu Gott naht, der ist in der Tat eine neue Kreatur, – freilich noch im Entwicklungsstadium, – deren Vollkommenheit (die göttliche Natur) am Ende dieses Zeitalters bei der Ersten Auferstehung sich offenbaren wird, vorausgesetzt, dass der betreffende als neue Kreatur den Führungen des heiligen Geistes bis ans Ende treu gefolgt ist.

Diese neue Geistesschöpfung oder die veränderte Gesinnung, das „Embryo“ der neuen Kreatur – das in der Auferstehung zu vollkommenem Sein gelangen wird – ist jedoch immer noch in einem menschlichen Leib identifiziert, darum erklärt der Apostel: „Wir haben aber diesen Schatz (die neue Gesinnung, die neue Kreatur) in irdenen Gefäßen.“ (2. Kor. 4:7) Und von demselben Gegenstand redend, versichert er uns ferner, dass, wenn unser irdisches Haus zerstört wird (aufgeopfert und tot in Christo), wir einen Bau von Gott haben, ein neues Haus, einen herrlichen, für das Innewohnen der neuen Gesinnung und des Geistes der Heiligkeit in jeder Hinsicht passenden Leib (2. Kor. 5:1), unter der Bedingung jedoch, dass wir zu den treuen Überwindern gehören, die bis ans Ende ihrer Pilgerschaft auf dem schmalen Pfade wandeln, den Fußstapfen des Meisters folgend.

Das Wort heilig stammt von heil und bedeutet: vollständig, vollkommen. Darum ist der heilige Geist ein ganzer oder ein vollkommener Geist. Und so verwundert es uns nicht, wenn wir sehen, dass alle, welche irgend ein gutes Maß des heiligen oder vollkommenen Geistes besitzen, an ihrem Charakter in jeder Hinsicht ausgebildet und vervollkommnt werden – sie sind viel besser imstande, jede Angelegenheit, die sie betrifft, richtig zu beurteilen; sie besitzen „den Geist der Besonnenheit“, so laut auch der blinde und feindselige Geist der Welt ihnen zurufen mag, „Du hast einen Teufel und bist von Sinnen“, weil die Dinge, für die sie leben, wofür sie arbeiten, und worauf sie sich freuen, freilich jetzt noch unsichtbar sind, dafür aber „bleiben ins ewige Leben“, in den Himmeln. – 2. Tim. 1:7; Joh. 10:20; 6:27

Persönlich betrachtet, ist für diejenigen, welche durch die göttlichen Ratschlüsse und Verheißungen zur Heiligkeit des Geistes gezeugt worden sind, der böse Geist der Furcht einer der gefährlichsten Feinde. Er versucht es immer, uns glauben zu machen, dass Gott die überaus großen und herrlichen Verheißungen entweder nicht inspiriert habe, oder dass dieselben nicht für uns bestimmt seien, oder auch, dass wir dieselben aus irgend einem Grunde nicht zu erreichen vermögen. Alle Kinder Gottes sind den Angriffen dieses falschen Geistes der Furcht und des Zweifels mehr oder weniger ausgesetzt, und darum müssen auch alle diesen bösen Geist mutig bekämpfen und immer wieder in die Flucht schlagen, sonst werden sie von demselben übermannt; und als Folge davon sterben die Früchte des heiligen Geistes ab, bis dieser schließlich selbst gedämpft, von uns ausgetrieben wird.

Dieser „Geist der Furcht“, welcher in unseren Herzen wohnt, ist aber weder ein geistiger Gott noch ein geistiger Teufel, sondern es ist einfach ein geistiger Einfluss, dem jedes gefallene und doch noch nicht hochmütige menschliche Wesen ausgesetzt ist. Er wird erzeugt durch die Erkenntnis, dass man unvollkommen, der göttlichen Gnade unwürdig ist. Das einzige und beste Mittel gegen diesen Geist der Furcht ist der heilige Geist der Wahrheit und das gläubige Annehmen und Festhalten seiner Lehren. Der heilige Geist sagt uns, dass wir freilich Grund genug hätten, uns vom Geist der Furcht einnehmen zu lassen, dass diese Gründe aber nicht mehr vorhanden seien, seitdem wir neue Kreaturen in Christo geworden seien. Er lenkt unsere Gedanken von unseren unabsichtlichen Fehlern weg auf die von unserem Herrn Jesus erwirkte große Versöhnung und erinnert uns an die Worte des inspirierten Apostels: „Wenn Gott für uns ist, wer wider uns? Er, der doch seines eigenen Sohnes nicht geschont, sondern ihn für uns alle hin- (in den Tod) gegeben hat: wie wird er uns mit ihm nicht auch alles (Nötige) schenken? Wer wird wider Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, welcher rechtfertigt, wer ist, der verdamme? Christus ist es, der gestorben ist (und dadurch unsere Schuld bezahlt und unsern Mangel ersetzt hat), ja noch mehr (der verherrlichte und hoch erhöhte Christus ist es), der auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der für uns bittet.“ – Röm. 8:31-34

Wenn der „Geist des Glaubens“ als eine „Furcht“ des „Geistes“ der Heiligkeit und der Wahrheit“ so gefördert und von der neuen Kreatur unterhalten wird, so ist der Sieg über den Geist der Furcht bald errungen; und Friede und Freude im heiligen Geist des Glaubens und der Liebe und auch ein festes Vertrauen in Gott sind dann die Folgen eines solchen Sieges. Diese Kämpfe wiederholen sich freilich oft während unseres Pilgerlaufs, wir dürfen aber nie darin unterliegen; so können wir den „Geist der Furcht“ zu einem nützlichen Diener für die neue Kreatur machen, während derselbe weder als Meister noch als Freund in dem Herzen geduldet werden darf. Halten wir ihn als Haushund vor der Tür des Herzens, dann mag er uns sehr gute Dienste leisten, indem er uns auf Diebe und Mörder aufmerksam macht, welche sich uns in frecher Weise zu nähern beabsichtigten, um uns die Schätze der Heiligkeit, der Freude, des Friedens, der Liebe und der Gemeinschaft mit unserem himmlischen Vater und den „Brüdern“ zu rauben.

Sind wir durch das Austreiben aller hindernden Einflüsse und das Empfangen seines Geistes in die richtige Stellung zu Gott gekommen, so lasst uns wachsam sein, uns fürchten vor Angriffen von außen, damit keiner von uns als ein solcher erfunden werde, der bereit ist, mit dem Bräutigam auszuziehen, aber noch am frühen Morgen von einem Geist der Trägheit, der Sorglosigkeit und Schlafsucht übermannt wird, so dass er, den törichten Jungfrauen gleich, für den Hauptmoment – für „die Hochzeit“ – nicht zubereitet ist.

So nützlich uns aber der Geist der Furcht als Diener auch sein mag, so wollen wir doch stets bedenken, dass er nicht aus Gott ist und deshalb nie Platz greifen darf in dem Herzen des Christen, das völlig von den verschiedenen Gliedern der „heiligen Gottes-Familie“ wie Liebe, Freude, Friede, 2c) , erfüllt sein soll; denn die vollkommene Liebe treibt sowohl den Geist der Furcht aus, als auch alle anderen Glieder der „unheiligen Geistes-Familie“ – Zorn, Bosheit, Hass, Eifersucht, Unzufriedenheit, Hochmut, Ehrsucht 2c) „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht gegeben, sondern (den Geist) der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ – 2. Tim. 1:7

Manchmal kommen die Angriffe auch von hinten, statt von vorn – durch eine Furcht für Freunde, durch eine Furcht für die Welt oder durch eine Abneigung, auch in Bezug auf andere dem Herrn zu vertrauen, obwohl man ihm, was die eigene Person betrifft, gern vertraut. Das ist auch eine ernste Sache, denn gerade dadurch kann ein gutes Maß von Freude und Frieden vertrieben und können unsere Anstrengungen irregeleitet werden. Der „Geist der Furcht“ sagt: Es ist ein großer Fehler, zu glauben, dass Christus für alle starb, und eine unverantwortliche Vermessenheit, zu erwarten, dass, dank dem Lösegeld, schließlich jedermann einen Segen, eine Gelegenheit zum Leben erlangen kann. Oder, wenn der Geist der Furcht uns nicht zu überwinden vermag, dann probiert sein böser Gefährte, „der Geist des Irrtums“, uns ins andere Extrem zu treiben, indem er uns glauben machen will, dass zuletzt alle ohne Ausnahme zu ewigem Leben gelangen werden, weil Gott durch deren Weiterleben nicht kompromittiert würde. Vernichte er die willentlich Gottlosen, so sähe es aus, als fürchte er sie, und diesen Schein werde er sicher vermeiden wollen.

Der „Geist des Irrtums“ will weiser sein als das Wort Gottes, er veranlasst die menschliche Vernunft, Gott nach ihren Begriffen zu beurteilten, anstatt diese falschen Begriffe und Prinzipien der Menschen durch das Wort der göttlichen Offenbarung zu berichtigen. So probiert der Geist des Irrtums, der Geist der Furcht, der Knechtschaft (alle als Elemente des Geistes des Widersachers, des unheiligen Geistes) auf verschiedene Weise, die Aussagen des Geistes der Wahrheit als Lügen darzustellen: dass z.B. „Christus Jesus von Gottes Gnade den Tod schmeckte für jedermann“, dass schließlich jeder Kreatur Gelegenheit geboten werden soll, in Gottes Gemeinschaft zurückzukommen, und dass, wenn alle Menschen zur vollen Erkenntnis der Wahrheit gekommen sein werden, sie durch dieselbe gerichtet und entweder des ewigen Lebens würdig erachtet, oder aber zur ewigen Vernichtung, dem zweiten Tode verurteilt werden. „Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.“ – 1. Joh. 4, 5, 6; Apg. 3:23

Der Geist Gottes, der Geist der Heiligkeit, offenbart sich als ein Geist der Freude und des Friedens in allen, welche ihn empfangen, und zwar in dem Verhältnis, wie sie ihn empfangen – in dem Verhältnis, wie sie mit dem himmlischen Vater in Einklang kommen und mit dem Erlöser, der denselben Geist, dieselbe Gesinnung, in sich trägt. Der Geist des Herrn führt zum Glauben an die göttlichen Verheißungen; der Geist des Irrtums lenkt die ihm Gehorchenden gerade in die entgegengesetzte Richtung: er leitet sie zur Verachtung des göttlichen Wortes, zu menschlichen Grübeleien, zu Leichtgläubigkeit und Aberglauben, kurz gesagt, zum Glauben an Dinge, welche Gott nie gesagt, und welche jedem, der den „heiligen Geist“, den „Geist der Besonnenheit“ besitzt, als unvernünftig erscheinen. Der Geist der Wahrheit führte die Seinigen zu Arbeit und Interesse an der göttlichen Sache, und er lässt sie es als Vorrecht erkennen und schätzen, wenn sie in irgend einer Weise Gottes Mitarbeiter sein dürfen; der Geist des Irrtums dagegen ist ein „Geist der Schlafsucht“ und der Sorglosigkeit in Bezug auf himmlische Dinge, in Bezug auf irdische Dinge freilich ein Geist der Sorgfalt – ein Geist der Sorglosigkeit betreffs der wahren Kirche und deren Band der Liebe, dafür aber ein Geist der Wachsamkeit in Bezug auf menschliche Einrichtungen und deren Bekenntnis-Bande. – Röm. 11:8

„Das Fleisch gelüstet wider den Geist“

Wie wir schon bemerkt haben, sind die geweihten Kinder Gottes – die vom Geist gezeugten „neuen Kreaturen“ – nun zweifache Wesen; das neue, nicht völlig entwickelte, noch nicht „geborene“ und auch noch keinen passenden Leib besitzende Wesen lebt in dem alten, fleischlichen Leib, welcher tot gerechnet ist; – d.h. welcher von dem erneuerten Willen während dessen Entwicklungszeit dienstbar gemacht wird. (Damit ist aber nicht gesagt, dass die Christen zwei Naturen besitzen, denn solch ein Gedanke wäre unvereinbar mit dem wissenschaftlichen Standpunkt der Bibel). Der neue Geist, die Gesinnung Christi oder der heilige Wille wird nur von Gott erkannt und von den „heiligen Brüdern, deren Miterben der himmlischen Berufung“, nichtsdestoweniger steht aber dieser neue, durch das Wort Gottes gezeugte Wille in stetigem Kampf mit dem alten Willen, mit dem Geist oder den Neigungen unseres gefallenen Fleisches.

Der neue Geist, die neue Kreatur, die vom heiligen Geist der Liebe gezeugt ist, neidet nicht; wie geschrieben steht: „Die Liebe neidet nicht, tut nicht groß“ 2c) (1. Kor. 13:4) Wenn also unsere Handlungen, Worte oder Gedanken irgend vom Geist des Neides, des Hasses, des Zankes oder der Ruhmsucht regiert werden, so ist das ein sicheres Zeichen, dass unser ehemaliger böser Geist im Begriffe steht, wieder einen Sieg über uns als neue Kreaturen zu erringen. Je mehr wir uns aber dieser bösen Eigenschaften entledigen, und dafür mit den Elementen des heiligen Geistes ausrüsten können – mit Freundlichkeit, Güte, Sanftmut, Brüderlichkeit, Liebe desto mehr gewinnt Christus (welcher des Vaters Ebenbild ist) in uns Gestalt, desto mehr werden wir mit dem heiligen Geist erfüllt; nicht erfüllt mit einer Geistesperson, sondern mit dem Geist, dem Einfluss oder Willen einer Person, nämlich mit demjenigen unseres Vaters Jehovas – mit demselben Geist, welcher auch in seinem Eingeborenen Sohn war und noch jetzt ist.

Der Apostel Paulus gibt uns eine treffliche Bestätigung dieses Kampfes zwischen dem Geiste, der Gesinnung oder den Neigungen unseres Fleisches und dem neuen Geiste, der neuen Gesinnung und den guten Neigungen, zu welchen wir wiederhergestellt worden sind; aber er behandelt den Gegenstand als vom neuen zugerechneten Standpunkt aus betrachtet: als ob wir nicht mehr „das Fleisch“ seien, sondern als ob das Fleisch unser Feind sei, und nur die neue Kreatur in uns anerkannt und der heilige Geist als unsere einzige Gesinnung betrachtet würde. Wir lesen: „Ich sage aber: Wandelt im Geiste, und ihr werdet die Lust (die Neigungen) des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch; diese aber sind einander entgegengesetzt, auf dass ihr nicht das tuet, was ihr (als neue Kreaturen) wollt.“ Der fortwährende Widerstand und Betrug des Fleisches verhindert uns, vollkommene Taten zu wirken; durch seine Gnade nimmt uns Gott freilich trotzdem an als „neue Kreaturen“, deren Herz, Gesinnung oder Geist dem Vater heilig und angenehm ist durch den Geliebten. – Gal. 5:16, 17

„Von Gott gelehrt“ durch den heiligen Geist

Wenn wir uns nun alles vergegenwärtigen, was wir in Bezug auf den heiligen Geist der Wahrheit gelernt haben und in Bezug auf dessen Wirksamkeit in den Kindern Gottes (durch seinen erleuchtenden Einfluss auf ihren Verstand, durch das Aufdecken und Verscheuchen von Irrtümern und durch das Erklären und Aufschließen des lebendigen Wortes der Wahrheit), dann fangen wir an, des Apostels Worte zu verstehen und zu würdigen: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben; uns aber hat es Gott bereitet hat denen, die ihn lieben; uns aber hat es Gott geoffenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.“ (1. Kor. 2:9, 10) Das heißt, nachdem wir unseren Willen dem Herrn übergeben haben, damit wir von ihm belehrt würden und in seinen Wegen wandeln möchten, sind wir mit seinem Willen, seiner Gesinnung, seinem Geiste eins geworden, und wir lernen dann auch, alle Dinge von diesem neuen Standpunkt aus – von dem Standpunkt einer neuen, richtig geleiteten Gesinnung – zu betrachten, wir sehen sie in einem neuen Licht, darum wird uns alles neu. Die neue Gesinnung, der neue Wille drängt uns, die tiefen Gottes zu erforschen, das Wort Gottes zu studieren, damit wir als gehorsame Söhne seinen Willen erkennen und auch tun können. Besitzen wir die Gesinnung, den Geist unseres Vaters, dann beachten wir jede Einzelheit seiner Instruktionen und suchen nach seinem Gefallen zu wandeln. „Denn wer von den Menschen weiß, was (welche Gesinnung, welch ein Wille, welche Pläne) im Menschen ist, als nur der Geist (der Verstand) des Menschen, der in ihm ist? Also weiß auch niemand, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes.“ (1. Kor. 2:11) Das will sagen, so wie kein Mensch den Sinn oder die Pläne eines anderen Menschen verstehen kann, es sei denn, er habe sie ihm geoffenbart, so kann auch niemand den göttlichen Willen und Plan erkennen, ausgenommen, wenn er mit der Göttlichen Gesinnung in Einklang kommt – wenn er den heiligen Geist empfängt.

Nun haben wir empfangen „den Geist (die Gesinnung, den Willen), der aus Gott ist, auf dass wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind … Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.“ Diese Dinge können nur von denen verstanden werden, die den Geist oder die Gesinnung Gottes, den Geist seines Planes, den Geist der Wahrheit, empfangen haben. Alle solche müssen einen der Gerechtigkeit und Wahrheit entsprechenden Sinn haben, soweit sie deren Grundsätze verstehen, und es sollte ihr tägliches Bestreben sein, die Wege und Gedanken, den Willen Gottes immer besser zu verstehen und immer mehr von seinem Geist, von seinen Eigenschaften zu erlangen. Solch gehorsame Söhne werden denn auch immer mehr „erfüllt mit dem Geist“ der Wahrheit und des Gehorsams (gegen die Wahrheit). In diesen Zustand gelangen sie aber nicht durch ein Vergleichen der geistigen mit den natürlichen Dingen, wie der natürliche Mensch es zu tun geneigt ist, sondern allein durch das Befolgen des göttlichen Rates und durch das Vergleichen geistlicher mit geistlichen Dingen. „Der Geistliche (welcher den heiligen Geist empfangen hat) beurteilt alles (er ist imstande, beides menschliche und Geistliche Dinge im Lichte des göttlichen Planes richtig zu verstehen und nach ihrem wahren Wert zu schätzen), er selbst aber wird von niemandem beurteilt.“ Kein natürlicher Mensch kann die Motive verstehen oder richtig beurteilen, welche die geistlich gesinnten „neuen Kreaturen“ veranlassen, solche Dinge freiwillig zu opfern, die dem natürlichen Menschen wertvoll erscheinen – und für solche Hoffnungen und Aussichten zu opfern, welche dem letzteren höchst unwahrscheinlich und unvernünftig erscheinen; darum werden die Nachfolger des Herrn „als Narren geachtet“ von den weltlich Gesinnten, von denen, die den Geist der Welt besitzen. – 1. Kor. 2:12-16; 4:10

Der Parakletos, Tröster oder Sachwalter

Parakletos ist in Johannes 14:16, 26 mit „Sachwalter“ oder „Tröster“ übersetzt, diese Bezeichnungen sind aber hier nicht ganz am Platz. Die richtige Bedeutung dieses Wortes ist Hilfe, Ermutigung, Beistand, Stärkung. So deutete die Verheißung unseres Herrn an, dass der heilige Geist, welchen der Vater in Jesu Namen und als Jesu Stellvertreter senden wollte, seinen Nachfolgern jederzeit nahe sein werde, um ihnen in allen ihren Nöten und Bedürfnissen beizustehen – die heilige Kraft, durch welche er sein Volk leiten und befähigen wollte, „im Glauben zu wandeln und nicht im Schauen.“ Und unser Herr gibt uns in der Tat zu verstehen, dass all die Dienstleistungen des Geistes seine eigenen Dienste sind, indem er sagt: „Ich werde euch nicht Waisen lassen, ich komme zu euch.“ (Vers 18) Er identifiziert somit den heiligen Geist mit sich selbst. „Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein“ – und hat auch den Parakletos, den göttlichen Beistand nicht.

Diese Kraft Gottes ist mit der ganzen Kirche, doch empfängt jedes Glied auch seinen persönlichen Teil an dem heiligen Einfluss – durch persönliche Verbindung mit den Mitteln und Wegen der Mitteilung des Geistes, oder, bildlich gesprochen, mit den „Kanälen“ des Geistes. Die Wahrheit selbst ist der Hauptkanal, durch welchen der Geist der Wahrheit uns zufließt, aber alle, die mit der Wahrheit eng verbunden sind und deren Geist besitzen, sind in dem Verhältnis auch selbst Kanäle, durch welche der Geist wieder andere beeinflusst, andern beisteht.

Die Kraft (oder der Geist) Gottes ist für die Menschen unsichtbar, aber ihre Wirkungen sind fühlbar und sichtbar. Das kann am besten mit dem elektrischen Strom im Kupferdraht illustriert werden. Der Strom selbst ist unsichtbar; sobald aber der mit einem richtigen Motor versehene Wagen (einer elektrischen Bahn) mit seinem „Arm“ den Draht berührt, dann wird die Kraft durch die Bewegung des Wagens offenbar. Vermittelst anderer Einrichtungen versieht dieselbe Kraft den Wagen mit Licht und Wärme. Und dieselbe Kraft ist es auch, welche durch eigene Apparate den telegraphischen und telephonischen Verkehr ermöglicht. All das sind Segnungen der elektrischen Kraft; sie kann aber ebenso wohl auch zerstörend und todbringend wirken durch den elektrischen Hinrichtungsstuhl (oder durch unglückliches Berühren einer Starkstromleitung). So ist der heilige Geist die geistige Energie oder Kraft Gottes – er bewegt, erleuchtet, erwärmt und belehrt alle, welche, die richtigen Bedingungen besitzend, durch die richtigen „Kanäle“ in Verbindung mit ihm gebracht werden. Allen böswilligen Sündern aber bringt er den Zweiten Tod. Wie sehr ist es deshalb jedem Kinde Gottes nötig, die richtige Ausrüstung zu besitzen und in der richtigen Verbindung zu stehen, damit es mit dem Geist erfüllt und zu jedem guten Werk fähig werde!

Aber auch in dieser Bezugnahme auf den heiligen Geist als auf einen andern Tröster, Helfer oder Kraftspender finden wir keine Hindeutung auf einen andern Gott oder auf eine andere Person einer Dreieinigen Gottheit. Der Zusammenhang beweist uns im Gegenteil, dass der tröstende, sachwaltende oder stärkende heilige Geist kein anderer als der Geist des Vaters und der Geist des Sohnes ist. Vers 18 und 23 bezeichnen den Vater und den Sohn als diejenigen, welche die Kirche stärken, leiten und trösten – durch den Geist. So erklärt unser Herr auch anderweitig: „Siehe ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende des Zeitalters“ – durch den heiligen Geist, nicht persönlich.

„Er wird euch in alle Wahrheit leiten.“

Mit dieser Erklärung machte uns der Herr auf den „Kanal“ aufmerksam, durch welchen diese Kraft Gottes, „der Geist der Wahrheit“ auf sein Volk kommen sollte. „Die Worte, die ich zu euch rede, sind Geist und sind Leben.“ Damit will er sagen: Durch meine Worte wird die Gesinnung, der Wille, der Geist Gottes offenbar. Wollen wir also irgend auf Sieg hoffen, so ist es unbedingt nötig, dass wir das Wort der Wahrheit beständig und reichlich unter uns wohnen lassen. Beachten wir deshalb die Ermunterung des Herrn: „Suchet in der Schrift“, vergessen wir nicht, wie der Apostel das Betragen der Beröer als ein edles anempfiehlt, weil sie „täglich die Schriften untersuchten“, und wie er selbst die Gläubigen zum Schriftforschen ermuntert: „Deswegen sollen wir um so mehr auf das achten, was wir gehört haben“; und „alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze, … auf dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig geschickt.“ Beherzigen wir nicht minder auch die Ermahnung des Petrus: „Und wir besitzen das prophetische Wort befestigt, auf welches zu achten ihr wohl tut.“ – Joh. 5:39 (Luther); Apg. 17:11; Hebr. 2:1; 2. Tim. 3:17; 2. Petr. 1:19

Die Verheißung, „mit dem Geist erfüllt“ zu werden, gilt nicht denen, die das Wort Gottes bloß besitzen, noch auch denen, welche es nur lesen, sondern allein denjenigen, welche es ernstlich erforschen und zu verstehen suchen und, wenn sie es verstehen, dann auch eifrig bestrebt sind, ihm gehorsam zu sein. Wenn wir vom Geist Gottes erfüllt zu werden wünschen, dann müssen wir reichlich aus dem Brunnen der Wahrheit – aus seinem Worte – schöpfen; und da unsere irdischen Gefäße unvollkommen und leck sind, so ist es leicht möglich, dass uns geistige Dinge wieder entschlüpfen, in welchem Fall der uns beständig umgebende Geist der Welt sofort einströmt, um den leeren Raum auszufüllen. Der Geist der Welt übt einen beständigen Druck auf die Kinder Gottes aus, um den neuen Geist, die neue Gesinnung, den Geist der Heiligkeit, wieder aus ihnen zu verdrängen; für die Getreuen des Herrn, die neuen Kreaturen in Christo ist es darum das beste, wenn sie so nah als möglich bei dem Urquell der Wahrheit, bei dem Herrn, wohnen und so nah als möglich bei seinem Wort, damit der Geist Gottes in ihnen nicht gedämpft und sie anstatt desselben vom Weltgeist erfüllt werden.

Auf einen Umstand möchten wir bei dieser Gelegenheit noch aufmerksam machen: während nämlich eine Erkenntnis der Wahrheit, der heiligen Schrift, für den Besitz des Geiste der Wahrheit wichtig, ja sogar unumgänglich nötig ist, so ist es einem Menschen doch auch möglich, viel Erkenntnis der Wahrheit zu besitzen ohne das geringste Maß von deren Geist empfangen zu haben. Den Geist empfangen heißt, in Herzensübereinstimmung mit der Wahrheit und mit dem im Wort geoffenbarten göttlichen Willen zu kommen, und dieser Zustand kann nur auf einem Weg erreicht werden: indem wir erstens den Herrn Jesum als unseren Erlöser und Rechtfertiger annehmen und uns dann rückhaltlos weihen, seinen Willen zu erkennen und zu tun.

Dieser „Geist der Wahrheit“, dieser „heilige Geist“ oder die mit Gott und seiner Gerechtigkeit harmonierende Gesinnung, sollte aber nicht mit den „Gaben des Geistes“ verwechselt werden, auch nicht mit den „Früchten des Geistes“, obgleich dessen Besitz die letzteren, die „friedsamen Früchte der Gerechtigkeit“, als Sanftmut, Geduld, Gütigkeit, Liebe, immer hervorbringt. Der Geist der Wahrheit muss in uns wohnen, bevor er solche Früchte in unserem täglichen Leben erzeugen kann; auch ist der zur Entwicklung schöner und angenehmer Früchte erforderliche Zeitraum bei den einen länger als bei den andern; ein jeder sollte sich aber an die Worte unseres Herrn erinnern: „Hierin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt – und ihr werdet (auf diese Weise) meine Jünger sein.“ Auch sein Gleichnis vom Weinstock sollte uns stets im Gedächtnis bleiben. Seine geweihten Jünger vergleicht er darin mit den Reben, und von diesen spricht er: „Jede Rebe in mir, die Frucht bringt, die reinigt (beschneidet) er (der Vater), auf dass sie mehr Frucht bringe, und jede, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg.“ – Joh. 15:8, 2

Der Gläubige wird eine Rebe von dem Augenblick seiner Weihung an, und er nimmt teil an dem Saft der Wurzel, er ist Teilhaber des heiligen Geistes. Nun kann aber nicht von ihm erwartet werden, dass er sofort die Früchte des Geistes alle und in ihrer Vollkommenheit hervorbringe. Die ersten Beweise seiner Verbindung mit dem „Weinstock der Kirche“ werden seine Gemeinschaft mit den andern Reben, sein Zusammenhang mit der Wurzel und überhaupt Lebenszeichen irgend welcher Art sein. Als Nächstes folgen (um das Bild der Rebe weiter auszuführen) die Ranken, wodurch die Rebe wächst und sich befestigt; dann kommen die Blätter (die Bekenntnisse), später Blüten, und schließlich Früchte. Aber die Früchte sind zuerst recht klein und sauer, und es erfordert geraume Zeit und auch viel Hitze, bis die Traube dem großen Hausherrn in Größe und Geschmack angenehm ist. So entwickeln sich die „Früchte des Geistes“ Christi, welche von jeder Rebe am Weinstock – von jedem Glied des Leibes Christi, der Kirche – erwartet werden. Wenn diese Früchte des Geistes – Sanftmut, Güte, Geduld, Glaube, Hoffnung, Liebe – zur erwarteten Zeit nicht erscheinen, dann wird die Rebe nicht länger mehr als eine solche, sondern als ein Schmarotzer betrachtet und vom Weinstock weggeschnitten, als des ferneren Saftgenusses unwürdig.

Was die „Gaben des Geistes“ anbelangt, die zu Anfang dieses Zeitalters mittelst Einsetzung der Kirche ausgeteilt wurden, haben wir bereits gesehen, dass sie sich von den „Früchten des Geistes“ unterscheiden. Die Gaben wurden durch das Händeauflegen der Apostel mitgeteilt; von selbst, d.h. ohne deren Vermittlung, kamen sie nur in Ausnahmefälle. (Apg. 2:4; 10:45) So war z.B. Simon der Zauberer nicht imstande, anderen die Gaben mitzuteilen (trotzdem er getauft war und eine Gabe für seinen eigenen Gebrauch empfangen hatte), und er bekam von Petrus einen scharfen Verweis, weil er diese rein apostolische Kraft mit Geld zu erkaufen begehrte. (Apg. 8:13-21) Und aus der gleichen Erzählung ersehen wir, dass sogar Philipper, der Evangelist, die Gaben des Geistes anderen nicht mitteilen konnte, trotzdem er selbst „Zeichen und große Wunder“ zu tun vermochte, sondern er war genötigt, die Apostel kommen zu lassen, damit die durch ihn Begehrten von denselben die gaben empfingen. Alles das stimmt völlig mit der Erklärung des Apostels Paulus überein, dass viele dieser Gaben aufhören, verschwinden würden. Das musste so kommen, sobald die Apostel und auch alle diejenigen gestorben waren, welche die „Gaben“ durch die Vermittlung der Apostel empfangen hatten. Die Gaben des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, von denen der Apostel erklärte, dass sie anhalten würden, waren keine Wundergaben, sondern Erzeugnisse, „Früchte“, wie er sie an anderer Stelle beschreibt. – 1. Kor. 13:8; Joh. 15:16

Unter den Gaben des Geistes unterscheidet der Apostel (1) die der Apostel, (2) die der Propheten, (3) die der Lehrer. Die Gabe von Aposteln haben wir noch jetzt unter uns, denn wir besitzen in den neutestamentlichen Schriften ihre Lehren so klar und vollständig, dass es keines Dazutuns mehr bedarf; darum hatten und brauchten die Apostel keine Nachfolger. Wir lesen übrigens nur von „zwölf Aposteln des Lammes“. Sie sind die „zwölf Sterne“, die Krone der Kirche, oder „die zwölf Grundlagen des Neuen Jerusalem“ – der verherrlichten Kirche. (Joh. 6:70; Offb. 12:1; 21:14) Auch die Gaben von Propheten oder Auslegern und Lehrern haben wir noch unter uns – Diener Gottes und seiner Kirche, die verschiedene Sprachen reden. Diese Gaben werden aber nicht mehr augenblicklich und auf wunderbare Weise offenbar: ohne vorhandene Talente, ohne vorausgegangene Erziehung, einfach durch das Auflegen apostolischer Hände. Solche Wunder sind nicht mehr nötig und werden auch nicht mehr gebraucht – sicherlich nicht mehr in dem Maße wie früher. Dafür erwählt sich der Herr nun solche, die durch natürliche Begabung und durch Erziehung für seinen Dienst geeignet sind. Bedenken wir dabei aber immer, dass in den Augen des Herrn der Herzenszustand eines Menschen viel mehr den Ausschlag gibt, als alle seine Fähigkeiten zusammen, und dass er seine Erwählten (weil mit seinem Geist erfüllt) als seine besonderen Diener und Sendboten sehr wohl zu gebrauchen imstande ist. Er hat stets Mittel und Wege genug, um den Seinigen die nötige Hilfe zu verschaffen: so gab er z.B. seinem besonderen Diener Mose, dem „an Lippen Unbeschnittenen“, den Aaron als Sprecher bei.

Die Kinder Gottes sollten nicht vergessen, dass, wenn auch die Verwaltung oder die Methode geändert hat, es doch immer derselbe Herr ist, der durch den gleichen heiligen Geist die Angelegenheiten der Kirche überwacht und leitet – wenn nach außen auch weniger Aufsehen erregend, geht er dabei doch stets mit der gleichen Sorgfalt zuwege. Und die Glieder von der Herde des Herrn, die von seinem Geist geleitet und von seinem Wort belehrt werden, sollten allen denen mit Vorsicht begegnen, welche Lehrer und Evangelisten zu sein scheinen, oder zu sein vorgeben. Sie sollten nicht ohne weiteres jeden als Lehrer und Evangelist aufnehmen, der sich als solcher anmeldet, sondern nur diejenigen, welche vom Herrn mit den dazu nötigen Gaben ausgerüstet sind; einer der Hauptprüfsteine ist ihre Stellung zum Worte Gottes – dass sie nicht sich selbst verkündigen, sondern die Kraft und die Weisheit Gottes und Jesum Christum als den Gekreuzigten. Wenn irgend jemand mit irgend einem anderen Evangelium zu uns kommt, so dürfen wir ihn laut ausdrücklicher Vorschrift nicht als Lehrer der Wahrheit aufnehmen, sondern wir haben ihn als einen Knecht des Irrtums zu betrachten, sei er sich seiner Stellung bewusst oder nicht.

So belehrt der Geist oder Einfluss Gottes (der heilige Geist oder Einfluss der Wahrheit) seine Kinder, indem er sie (direkt oder indirekt) zu einer Erkenntnis Gottes leitet. So ist er der „Kanal“, der Übermittler, durch welchen jetzt der Kirche die Versöhnung zu teil wird, und durch welchen dieselbe im kommenden Zeitalter auch der übrigen Menschheit zukommen wird – wenn „der Geist und die Braut (die verherrlichte Kirche) sagen werden, Komm!… wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ – Offb. 22:17