Biblische Chronologie
Chronologie zum Verständnis der Weissagung notwendig . – Unentbehrliche Daten in der Bibel gegeben. – Von der Erschaffung Adams bis zum Jahre 1873 nach Christo sind sechstausend Jahre. – Eine Tabelle der Chronologie in großen Perioden. – Dieselben im einzelnen untersucht: – Von der Schöpfung bis zum Trocknen der Erde nach der Sintflut; – bis zum Bund mit Abraham; – bis zur Gesetzgebung; – bis zur Teilung Kanaans unter die zwölf Stämme; – die Periode der Richter; – die Periode der Könige; – die Periode der Verödung; – bis zum Jahre 1873 nach Christo. – Der eigentliche Tag der Geburt unseres Herrn.
In diesem Kapitel bringen wir den Schriftbeweis für die Tatsache, dass mit dem Jahr 1872 sechstausend Jahre seit der Erschaffung Adams verflossen sind – und dass wir daher, seit dem Jahr 1872, der Chronologie oder Zeitrechnung gemäß, in das siebte Jahrtausend oder ins Millennium eingetreten sind. Der Anfang desselben ist „der Tag des Herrn“, „der Tag der Drangsal“, welcher den Zusammenbruch der Reiche dieser Welt und die Aufrichtung des Königreiches Gottes unter dem ganzen Himmel in sich fasst.
Chronologie ist zur Untersuchung der in der Schrift gegebenen prophetischen Zeitperioden notwendig. Wir müssen uns vor allen Dingen Gewissheit verschafft haben, wo wir uns auf dem Strom der Zeit befinden; und um dies zu können, müssen wir zuverlässige Daten zur Berechnung vor uns haben. Wir nehmen daher die Chronologie zuerst zur Hand. Eine vollständige Chronologie der menschlichen Geschichte muss natürlich mit der Erschaffung des Menschen beginnen.
Die Länge der Zeit seit der Erschaffung des Menschen wird verschiedentlich veranschlagt. Unter denen, die den Bericht der Bibel annehmen, kann nur wenig Meinungsunterschied bestehen. Unter denen aber, die ihn verwerfen, ist der Unterschied ungeheuer. Er erstreckt sich von zehntausend bis zu Hunderttausenden von Jahren. Diese Annahmen stützt man auf Tatsachen, die nur schwachen Grund für solche übertriebene und willkürliche Schlüsse bieten. Zum Beispiel, das Auffinden von steinernen Pfeilspitzen in den Torfmooren der Schweiz und Irlands in beträchtlicher Tiefe wird als ein Beweis angenommen, dass die Fläche, da sie liegen, einst die Oberfläche der Erde war, und dass die Torfmoore allmählich um und über sie heranwuchsen; und die zu solchem Wachstum nötige Zeit misst man nach dem geringen Maß, in dem das Wachstum in unserer Zeit vor sich geht. Wenn ihre Voraussetzungen richtig wären, so würde das allerdings beweisen, dass der Mensch schon vor Hunderttausenden von Jahren lebte. Jedoch andere Erderforscher wollen wahr haben, und mit gutem Recht, dass diese Torfmoore einst so weich und breiartig waren, dass eine steinerne Pfeilspitze allmählich während einiger Jahrhunderte leicht in große Tiefe sinken konnte.
Ein anderes Beispiel führen wir an: „Beim Sondieren in dem schlammigen Boden des Niltales wurden zwei gebrannte Ziegelsteine entdeckt, der eine in einer Tiefe von sechzig, der andere von zwei und siebzig Fuß. Wenn wir die dicke der jährlichen, vom Fluss bewirkten Ablagerung auf acht Zoll per Jahrhundert veranschlagen, so müssen wir dem ersten der genannten Ziegelsteine ein Alter von 12.000 Jahren zuschreiben und dem zweiten ein solches von 14.000. Dementsprechend nimmt Burmeister (ein berühmter Geologe) an, dass zwei und siebzig tausend Jahre seit dem ersten Auftreten des Menschen auf dem Boden Ägyptens verflossen sind; und Draper (ein anderer bekannter Geologe) schreibt dem Europäer, der die letzte „Glacial“- (Eis-) Periode erlebte, ein Alter von mehr als 250.000 Jahren zu.“ (Anmerkung: Prof. N. Joly in „Der Mensch vor den Metallen“, Seite 183)
Natürlich, wenn wir ebenso „rechnen“, wie es diese großenMänner taten, so würden wir zu denselben großenSchlüssen gelangen. Doch einige unter uns sind unwissenschaftlich genug zu fragen, ob es nicht mehr wie wahrscheinlich sei, dass die Schlammniederschläge des Nils sehr unregelmäßig gewesen sind, wie auch die anderer Flüsse; dass er oftmals sein Bett veränderte und seine Ufer durch einen einzigen Wasserschwall auffallend weg wusch. Ferner, denken wir an die Flut zu Noahs Zeit, die nicht nur ganz ausdrücklich in der Bibel erwähnt wird, sondern sich auch in den ältesten Überlieferungen der heidnischen Völker aufbewahrt hat. Wir wundern uns, wie viel Schlamm und Absatz das zu den und über die acht Zoll per Jahrhundert erzeugt haben mag. Wir wundern uns auch, warum es diesen großenGeistern nicht eingefallen ist (wie es naturgemäß mit einigen, die nicht zu groß sind, der Fall ist), dass die beiden Ziegelsteine zu einer Zeit in den „Schlammigen Boden“ geworfen wurden, da er von Wasser bedeckt und sehr weich war, und dass sie, die so viel dichter als der schlammige Boden waren, ein ganzes Stück durch ihr eigenes Gewicht hinabsanken. Was den Unterschied der Tiefe betrifft, in welche die beiden Ziegelsteine hinabsanken, so möchte es einem unwissenschaftlichen Geist viel vernünftiger erscheinen anzunehmen, dass der eine mit der schmalen Kante nach vorne oder mit dem Ende nach vorne in den Schlamm fiel, während der andere mit der breiten Seite hinein fiel und daher langsamer einsank, als anzunehmen, dass Menschen, die zweitausend Jahre nach einander lebten, zwei ganz gleiche Ziegelsteine verfertigten.
Vor einigen Jahren fand man in einem früheren Bett des Mississippi das Skelett eines Mannes; und einige Geologen begannen auszutüfteln, wie viele Jahrtausende wohl etwa durch die tiefe Schlammmasse, die das Skelett bedeckte, angezeigt sein könnten. Sie bildeten sich ein, hier ein sehr wertvolles Muster vorhistorischer Menschen vor sich zu haben. Später jedoch wurden einige Fuß unter dem Skelett Teile eines sogenannten „Flat“- (Flach-) Bootes aufgefunden, wie solche vor nicht weniger als fünfzig Jahren auf dem Mississippi im Gebrauch waren. Dies stürzte die ganze Berechnung über den Haufen und befreite die Menschheit von einem „weiteren Beweis“, dass die Welt Hunderttausende von Jahren älter sei, als die Bibel lehrt.
Die Uneinigkeit und das gänzlich unzuverlässige Mutmaßen einiger Geologen betreffs der Chronologie beiseite lassend, wenden wir uns nun zur Weltgeschichte, ob wir da Auskunft erhalten. Doch was finden wir? Nur weniger als dreitausend Jahre zurück kann die Geschichte der ältesten heidnischen Nationen klar und deutlich verfolgt werden. Weiter zurück ist alles dunkel, ungewiss, mythisch, voller Fabeln und unzuverlässiger Tradition. Römische Geschichte erstreckt sich nicht soweit zurück. Nur zweitausend siebenhundert Jahre sind seit der Gründung Roms verflossen, und seine ersten Jahrhunderte sind noch dazu in ungewisse Tradition gehüllt. In der babylonischen, syrischen und ägyptischen Geschichte bringen uns dreitausend Jahre in eine Periode zurück, da ihre Berichte sehr fragmentarisch (zerstückelt) und von großem Dunkel umgeben sind. In der Geschichte Chinas bringen sie uns zu der Tschau Dynastie, wo die Angaben chinesischer Geschichte „anfangenzuverlässiger zu werden.“ Im Griechischen, das in den vergangenen dreitausend Jahren um seiner Gelehrsamkeit willen berühmt war, und wo wir allen Nationen voraus eine genaue Geschichte erwarten sollten; was finden wir? Ihre Daten der letzten zweitausend sechshundert Jahre finden wir genau, aber nicht weiter zurück. Weiter zurück kommen wir zu dem, was als das „fabelhafte, mythische, oder vorhistorische Zeitalter“ Griechenlands bekannt ist. Der einzig vernünftige und zusammenhängende Bericht über die ersten drei tausend Jahre des Menschen auf der Erde ist in der Bibel zu finden; und diese Tatsache ist sicherlich im Einklang mit ihrem Anspruch auf göttlichen Ursprung, göttliche Leitung und Erhaltung.
Wie mit der Geschichte, so verhält es sich mit den Daten: Außer der Bibel hat die Welt kein Mittel, ihre Chronologie weiter zurück, als 776 v.Chr., zu verfolgen. Hierüber führen wir an, was Prof. Fischer von Yale College (Hochschule zu Yale, Ct.) sagt: „Langsam kam man zu einer genauen Methode, Daten festzustellen. Die Annahme von Zeitabschnitten (Ära) war hierzu unumgänglich. Die früheste bestimmte Zeit zur Datierung von Ereignissen wurde in Babylon festgesetzt. Es ist die Ära von Nabonassar, 747 v.Chr. Seit etwa 300 v.Chr. datieren die Griechen die Ereignisse von dem ersten verzeichneten Sieg bei den olympischen Spielen, 776 v.Chr., an. Diese Spiele fanden alle vier Jahre statt. Jede Olympiade war daher eine Periode von vier Jahren. Die Römer fingen erst mehrere Jahrhunderte nach der Gründung Roms an, von diesemEreignis aus, das heißt vom Jahr 753 v.Chr., zu datieren.“
Als einen weiteren Beweis dafür, dass die vielen sogenannten Geschichten der fernen Vergangenheit mit Einbildungen und mythischen Traditionen so sehr angefüllt sind, dass dies dieselben in Bezug auf chronologische Daten wertlos und der Berücksichtigung gänzlich unwürdig macht, führen wir Folgendes aus dem Artikel Chronologie in der Amerikanischen Enzyklopädie (allgemein wissenschaftliches Wörterbuch) an:
„Die Geschichte der alten Völker (es sei denn die Hebräer ausgenommen) läuft zurück in mythische Perioden von Tausenden oder Millionen von Jahren; und selbst nachdem die Berichte einen historischen Anstrich gewinnen, sind die Ungenauigkeiten noch sehr groß. Die assyrischen, babylonischen und ägyptischen Inschriften sind in toten Sprachen und in längst veralteten Schriftzeichen gegeben. Griechische und römische Daten sind im allgemeinen wohl nachweisbar bis zur ersten Olympiade, 776 v.Chr., und bis zur Herstellung des Konsulates, 510 v.Chr. Was vorhergeht, ist meist traditionell und legendenartig. Herodots Angaben sind nur für Ereignisse seiner Zeit von Wert, um das Jahr 450 v.Chr., und etwa ein oder zwei Jahrhunderte früher.“
Clinton sagt in seinem Werk über griechische Chronologie (Seite 283): „Die Geschichte, die in den hebräischen Schriften enthalten ist, liefert einen bemerkenswerten und erfreulichen Unterschied den älteren Aufzeichnungen der Griechen gegenüber. Mit Mühe spüren wir in den letzteren einigen wenigen dunklen Tatsachen nach, die uns durch Dichter aufbewahrt wurden. Diese übermittelten uns mit all den Ausschmückungen der Poesie und Fabel, was sie durch mündliche Tradition empfangen hatten. In den Annalen (Jahrbüchern) der hebräischen Nation haben wir glaubwürdige Erzählungen, von Zeitgenossen geschrieben, die durch Inspiration (göttliche Eingebung) geleitet waren. Was sie uns überliefert haben, kommt daher mit einer doppelten Sanktion oder Glaubwürdigkeit zu uns. Obgleich ihr Bericht als ein auf bloß menschlichem Zeugnis beruhender schon beweiskräftig sein würde, so wurden sie daneben noch durch göttliche Inspiration unterstützt.“
Die Bibel, unsere von Gott vorgesehene Geschichte der ersten dreitausend Jahre ist das einzige Werk in der Welt, das mit Adam beginnt. Er ist der erste Mensch, den Geschichte, Denkmal, oder Inschrift erwähnt. Sein Name, die Zeit seiner Erschaffung und sein Tod sind verzeichnet; und seine Nachkommen können, Namen und Alter nach, in fortschreitenden Gliedern fast viertausend Jahre lang verfolgt werden. So bietet uns die Bibel eine klare und zusammenhängende Geschichte, bis herab zu einer Periode, wo die Weltgeschichte wohlbegründet ist. Der biblische Bericht reicht, wie wir sehen werden, bis zu dem ersten Jahre des Cyrus, 536 v.Chr., welches ein wohl bestätigtes und allgemein angenommenes Datum ist. Hier wird der Faden biblischer Chronologie fallen gelassen. Es ist an einem Punkt, da die Weltgeschichte zuverlässig wird. Gott hat somit für seine Kinder einen deutlichen und zusammenhängenden und bis auf die gegenwärtige Zeit reichenden Bericht bereitet. Durch ihre Prophezeiungen ergänzt die Bibel sogar die Geschichte bis hinaus zu der „Wiederherstellung aller Dinge“ am Ende des siebenten Millenniums, von wo an die neue Ära ewiger Glückseligkeit datieren wird. Die Bibel ist also die einzige Urkunde in der Welt, die einen Überblick der menschlichen Geschichte als Ganzes liefert. Sie trägt uns vom verlorenen Paradies des ersten Buches zu dem wiederhergestellten Paradies der Offenbarung, den Pfad der Menschheit bis in die Ewigkeit verfolgend. Zusammengenommen bietet uns die Geschichte und die Weissagung der Bibel einen panoramischen Anblick des ganzen Laufes der Ereignisse, von der Erschaffung und dem Fall des Menschen bis zu seiner Wiederaussöhnung und Wiederherstellung. Die Bibel ist daher der Wegweiser aller Geschichte. Treffend hat jemand gesagt: „Wie Flüsse, die von unbekannten Quellen nach unbekannten Seen fließen“, ist die Geschichte ohne die Bibel. Aber mit ihr mögen wir diese Flüsse bis an ihren Ursprung verfolgen, ja ihr glorreiches Ergießen in den Ozean der Ewigkeit schauen.
In der Bibel allein können wir daher eine Urkunde zu finden erwarten, welche die unharmonischen Perioden und chronologischen Unregelmäßigkeiten, welche menschliche Geschichtsannalen beim ersten Blick darbieten, in Ordnung bringt – sie miteinander und mit den Perioden der Natur in Einklang setzt.
Wenn wir nun mit der Frage: Wie lange ist es her seit der Erschaffung der Menschen? den Anfang machen, sollten wir zuversichtlich sein und sind es, dass der, welcher die Prophezeiungen gab und sagte, dass sie in der Zeit des Endes verstanden werden sollten, auch in seinem Worte die nötigen Daten vorgesehen habe, die es uns ermöglichen, diesen Prophezeiungen ihren richtigen Platz anzuweisen. Jedoch, wer diese Dinge so deutlich zu finden erwartet, dass sie den nur oberflächlichen Leser oder den unaufrichtigen Skeptiker (Zweifler) überzeugen, der wird sich getäuscht finden. Gottes Zeiten und Zeitläufe sind gegeben, dass sie zu dieser unserer Zeit nur für die überzeugend sind, die Gottes eigentümliche Verfahrensweise durch ihr Vertrautsein mit ihm erkennen können. Dazu wurde diese Auskunft erteilt, „dass der Mensch Gottes vollkommen sei, völlig geschickt (ausgerüstet)“ (2. Tim. 3:17). Solche wissen gar wohl, dass sie auf allen Wegen, da sie ihr Vater hinführt, im Glauben und nicht im Schauen wandeln müssen. Allen denen aber, die so zu wandeln bereit sind, hoffen wir bei jedem Schritt gewisse Aussprüche des Wortes Gottes – eine sichere Grundlage für vernünftigen Glauben – bieten zu können.
Wir wollen hier den Wert der Septuaginta (Griechische Handschrift des Alten Testamentes) im Vergleich mit dem hebräischen Text der alttestamentlichen Schriften, die Abweichungen beider von einander in chronologischen Daten, usw., nicht besprechen. Wir, und wir denken wohl auch der Leser, wollen uns mit der Bemerkung begnügen dass die erstere eine in Ägypten angefertigte Übersetzung ist, während der letztere die ursprüngliche hebräische Urkunde ist. Diese Tatsachen im Zusammenhang mit der fast abergläubischen Verehrung, mit der die Hebräer jedes Jota und Strichlein der heiligen Schrift bewachten, bieten starken Beweis für die Zuverlässigkeit des hebräischen Grundtextes. Seine Annahme von Seiten Sachverständiger ist ganz allgemein, und wir folgen bei unserem Vorhaben seinen Daten.
Hier nun erbringen wir den Nachweis, dass von der Schöpfung Adams bis zum Jahre 1873 n.Chr., sechstausend Jahre verflossen sind. Und obwohl die Bibel keine direkte Aussage enthält, dass das siebente Tausend die Epoche der Herrschaft Christi sein wird, der große Sabbattag der Wiederherstellung der Welt, dennoch diese ehrwürdige Tradition dennoch nicht ohne vernünftige Grundlage. Das Israel, dem vorbildlichen Volk, gegebene Gesetz bestimmte, dass auf sechs Tage der Arbeit und Mühsal einer der Erfrischung und Ruhe von ihren eigenen Werken folgen sollte. Dies scheint einerseits die sechstausend Jahre trefflich zu veranschaulichen, da die gesamte Schöpfung unter der Knechtschaft der Sünde und des Todes (Röm. 8:22) in Wehen lag und zusammen seufzte und vergeblich versuchte, sich daraus zu befreien, und andererseits den großen Millenniums – Tag abzubilden, an dem die Mühseligen und Beladenen zu Jesus Christus, dem Hirten und Bischof ihrer Seelen, kommen und durch ihn Ruhe, Erfrischung und Wiederherstellung finden mögen – den Tag, an dem sie durch das Verdienst seines kostbaren Blutes Buße (oder Umkehr) und Vergebung der Sünden erlangen werden. An dem vorbildlichen siebenten Tag fragte Jesus den hilflosen Menschen: „Willst du gesund werden?“ und als Lohn seines Glaubens und Gehorsams gab er ihm die Kraft, sein Bett aufzuheben und zu wandeln. (siehe Joh. 5:6-9; ebenso Matth. 12:10, 13; Joh. 7:23; Luk. 13:11-16; 14:1-5). So wird während des gegenbildlichen Sabbats, im Millennium, aller Welt verkündet werden, dass „wer da will“, ewiges Leben und ewige Gesundheit haben könne, wenn er die erforderlichen Schritte – Glauben und Gehorsam – tun wird.
Wir müssen den schon (Band 1, Studie 8.) angemerkten Umstand nicht übersehen, dass der Ausdruck Tagunbestimmt ist und nur einen Zeitabschnitt, sei es von kürzerer oder längerer Dauer, bezeichnet. Der Apostel Petrus gibt zu verstehen, dass die siebente Tausendjahr Periode der Geschichte der Welt nach Gottes Rechnung der siebente Tag sein würde. Er sagt: „Dies eine aber sei euch nicht verborgen, Geliebte, dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag…. Es wird aber der Tag des Herrn kommen,“ usw. – 2. Petr. 3:8; 10
Wenn also die siebente Tausendjahr Periode der Geschichte der Erde eine Epoche ist, die speziell als die Periode der Herrschaft Christi bezeichnet wird, und wir zeigen, dass dieselbe im Jahre 1873 n.Chr. begann, so beweisen wir damit, dass wir uns nunmehr schon in derselben befinden. Dies ruft uns ins Gedächtnis, was wir schon in dem vorhergehenden Band gezeigt haben, dass die Heilige Schrift lehrt, der Anbruch des Millenniums oder des Tages des Herrn werde für die Welt und Namenkirche dunkel und stürmisch und voller Trübsal sein; sein allererstes Dämmerungslicht hingegen werde voller Trost und Aufmunterung für die Heiligen sein, die ihren Tost und Frieden aus der ihnen im Evangelium vorgehaltenen Hoffnung schöpfen. Wie ein Anker greift diese ihre Hoffnung hinüber über die Zeit der Drangsal und setzt sich in den köstlichen Verheißungen des tausendjährigen Sonnenaufganges und der tausendjährigen Herrlichkeit fest. Sie schauen jenseits der Zeit der Trübsal die verheißene, herrliche Segensherrschaft.
Der allgemeine Zustand der Welt heutigen Tages und die schnelle Entwicklung von Sozialismus, Nihilismus und Kommunismus seit 1873, deren rückhaltloses Ziel der Umsturz der gegenwärtigen Gewalten und die Neuverteilung der Reichtümer der Welt ist, stimmt jedenfalls mit dem, was zu erwarten ist, wenn diese Dinge in gewisser Beziehung auch noch so sehr von denen abgeschwächt werden, die Gesetz, Ordnung und Friede lieb haben. Nur die, die da sehen, dass die hereinbrechende Anarchie und Trübsal Gottes Mittel sind, ein noch vollkommeneres Gesetz, eine noch bessere Ordnung und dauerhaften Frieden herzustellen als bisher, werden vor überwältigender Furcht bewahrt werden, wenn dies nun eintritt.
Aber die siebente Epoche oder das Millennium nachzuweisen, ist es nicht allein, was die Chronologie wertvoll macht; denn wenn wir auch verschiedene prophetische Ketten nachweisen werden, die gänzlich unabhängig von der Chronologie sind, so ist dieselbe doch das Maß, mit dem andere prophetische Ketten hergestellt werden. Die vollständige Übereinstimmung zwischen diesen zweierlei Zeitprophezeiungen, die einen von der Chronologie abhängig, die andern unabhängig von derselben, ist ein sehr starker Beweis, nicht nur, dass es richtig ist, die Chronologie so anzuwenden, sondern auch, dass die Chronologie selbst, die diese Harmonie zeigt, richtig ist. Es ist hier wie mit einem Schlüssel. Ein Schlüssel, der ein schwierig zu öffnendes Schatzkästlein aufschließt, wird sicherlich der rechte Schlüssel sein. Durch die nun folgende Chronologie werden die verschiedenen prophetischen Aussagen über das Königreich Christi und seine Aufrichtung in Einklang gebracht, indem sie ihre verhältnismäßige Reihen- und Zeitfolge nachweist. Die Chronologie ist der Stamm oder Griff, durch welchen all die prophetischen Zeitbeweise wie die Erhöhungen oder Vertiefungen am Schlüssel zusammengehalten und gehandhabt werden.
Kurzgefasste Berechnung der Chronologie bis zum Jahre 6000 der Welt
Die hier folgende kurzgefasste chronologische Berechnung mag schicklich Bibelchronologie genannt werden, weil hierin nur der biblische Bericht bis herab zum ersten Jahre des Cyrus, 536 v.Chr., verfolgt wird. Dies ist ein wohlbegründetes und von Sachverständigen allgemein angenommenes Datum. Hier endet der Faden biblischer Chronologie – ein wenig diesseits des Zeitpunktes, da die Weltgeschichte zuverlässig zu werden anfängt. Dies ist schon an und für sich ein bezeichnendes Merkmal göttlicher Leitung und Vorsehung. Er hilft uns nur, wo wir uns selbst nicht zu halfen vermöchten.
Von der Erschaffung Adams | |
Bis zum Ende der Sintflut | 1656 Jahre |
Von da bis zum Bund mit Abraham | 427 Jahre |
Von da bis zum Auszug Israels und zur Gesetzgebung | 430 Jahre |
Von da bis zur Teilung Kanaans | 46 Jahre |
Die Periode der Richter | 450 Jahre |
Die Periode der Könige | 513 Jahre |
Periode der Verödung Palästinas | 70 Jahre |
Von da bis zum Jahre 1 | 536 Jahre |
Von da bis zum Jahre 1873 n.Chr. | 1872 Jahre |
Summe | 6000 Jahre |
Möge nun der Leser es für sich selbst ausrechnen, wenn wir jede dieser Perioden für sich betrachten, und sehen, welch fester Grund für unseren Glauben in Gottes Wort gelegt ist. Wir werden zwar Unterbrechungen in der historischen Erzählung des Alten Testamentes vorfinden; doch, wenn wir entdecken, dass Gott im Neuen Testamente Brücken bereitet, diese Klüfte zu überspannen, so sollte das unsere Zuversicht erhöhen, dass Gott den Bericht grade so eingerichtet hat, um seine Zeit und Zeitläufe zu verbergen, bis seine bestimmte Zeit zur Kundmachung derselben gekommen sei – gerade so wie er es, wie schon bemerkt, mit anderen Wahrheiten getan hat.
Wir wollen nun die vorher genannten Perioden einzeln und in der oben angegebenen Reihenfolge bis herab zur Regierung des Cyrus untersuchen. Nehmt eure Bibeln zur Hand und versichert euch, dass die Anführungen alle richtig sind, damit ihr dies aufnehmen möge „nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als Gotteswort.“
Chronologie der Periode von der Schöpfung Adams bis zum Tage, da die Erde wieder trocken war
„Adam war 130 Jahre alt und zeugte einen Sohn … und hieß ihn Seth.“ – 1. Mose 5:3 | 130 Jahre |
„Seth war 105 Jahre alt und zeugte Enos.“ – 1. Mose 5:6 | 105 Jahre |
„Enos war 90 Jahre alt und zeugte Kenan.“ – 1. Mose 5:9 | 90 Jahre |
„Kenan war 70 Jahre alt und zeugte Mahalaleel.“ – 1. Mose 5:12 | 70 Jahre |
„Mahalaleel war 65 Jahre alt und zeugte Jared.“ – 1. Mose 5:15 | 65 Jahre |
„Jared war 162 Jahre alt und zeugte Henoch.“ – 1. Mose 5:18 | 162 Jahre |
„Henoch war 65 Jahre alt und zeugte Methusalah.“ – 1. Mose 5:21 | 65 Jahre |
„Methusalah war 187 Jahre alt und zeugte Lamech.“ – 1. Mose 5:25 | 187 Jahre |
„Lamech war 182 Jahre alt und zeugte einen Sohn und nannte seinen Namen Noah.“ – 1. Mose 5:28 | 182 Jahre |
„Noah war 600 Jahre alt, als die Flut kam, Wasser über die Erde.“ – 1. Mose 7:6 | 600 Jahre |
Im Ganzen, von der Erschaffung Adams bis zu dem Tag, da der Erdboden trocken war. – 1. Mose 8:13 | 1656 Jahre |
Die Periode von der Sintflut bis zum Bund mit Abraham beim Tod seines Vaters Tarah
„Sem zeugte Arphaksad, 2 Jahre nach der Sintflut.“ – 1. Mose 11:10 | 2 Jahre |
„Arphaksad war 35 Jahre alt und zeugte Salah.“ – 1. Mose 11:12 | 35 Jahre |
„Salah war 30 Jahre alt und zeugte Eber.“ – 1. Mose 11:14 | 30 Jahre |
„Eber war 34 Jahre alt und zeugte Peleg.“ – 1. Mose 11:16 | 34 Jahre |
„Peleg war 30 Jahre alt und zeugte Regu.“ – 1. Mose 11:18 | 30 Jahre |
„Regu war 32 Jahre alt und zeugte Serug.“ – 1. Mose 11:20 | 32 Jahre |
„Serug war 30 Jahre alt und zeugte Nahor.“ – 1. Mose 11:22 | 30 Jahre |
„Nahor lebte 29 Jahre und zeugte Tarah.“ – 1. Mose 11:24 | 29 Jahre |
„Und Tarah war 205 Jahre alt und starb.“ – 1. Mose 11:32 | 205 Jahre |
Summe: | 427 Jahre |
Dies ist ebenfalls sehr einfach und genau. Aber die nächste Periode ist nicht so leicht zu verfolgen; denn die direkte Linie der Chronologie ist unterbrochen, und zwar bis nach dem Auszug Israels aus Ägypten. Wir würden daher ganz unfähig sein, weiter voranzuschreiten, wäre es nicht, dass Paulus und Stephanus, als Mundstücke des Geistes, das fehlende Glied lieferten.
Die Periode von dem Bund mit Abraham bis zur Gesetzgebung
Paulus erwähnt, dass die Länge dieser Periode vier hundert und dreißig Jahre war. (Gal. 3:17.) Der Bund mit Abraham schloss die Verheißung des Landes Kanaan zum ewigen Besitztum ein, und obwohl es dem Abraham, Isaak und Jakob mehrere Male aufs neue zugesichert wurde, so war es doch immer ein und derselbe Bund. (siehe 1. Mose 12:7, 8; 13:14-18; 26:3, 4; 35:9-12; 46:2-4; 50:24) Aus der Vergleichung von 1. Mose 12:1-5, 7 und Apg. 7:2-5 geht hervor, dass der Bund (gemäß vorangegangener Verheißung) gemacht wurde, sobald als Abraham die Bedingungen vollständig erfüllt hatte, auf welche hin er ihn erhalten sollte. Dies war der Fall, sobald er Kanaan betreten hatte; und dieses geschah sogleich nach seines Vaters Ableben. Derselbe starb auf dem Weg nach Kanaan in Haran. Indem so durch des Stephanus Aussage das Datum des Bundes festgestellt ist – gleich nach Tarahs Tod – wird zusammen mit der Aussage des Apostel Paulus, dass das Gesetz vierhundert und dreißig Jahre nach dem Bund gegeben wurde, die Kluft in der alttestamentlichen Chronologie durch das Neue Testament überbrückt. Doch lasst uns den Bericht sorgfältig lesen und die Eigentümlichkeit hervorheben, mit der diese Brücke aufgebaut ist:
„Und Jehova hatte (vordem, ehe er Mesopotamien oder Ur der Chaldäer verließ) zu Abram gesprochen: Gehe aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters (deiner Brüder, usw.) Haus, in das Land, das ich dir zeigen werde. Und ich (wenn du dies tust) will dich zu einer großen Nation machen“, usw. (1. Mose 12:1, 2; vergl. Apg. 7:2) Dies deutet an, dass Gott dem Abraham den Bund in Aussicht gestellt hat, ehe sein Vater Tarah starb, und ehe er nach Haran oder Charran übersiedelte. Doch Bedingungen, die von seiten Abrahams Glauben und Gehorsam forderten, waren gemacht worden, bevor der Bund tatsächlich geschlossen werden sollte. Diese Bedingungen waren, dass er seinen Glauben an die Verheißung, dass solch ein Bund mit ihm gemacht würde wird, dadurch bestätigen sollte, dass er sein Vaterland und seine Freundschaft verließ und in das Land ging, das ihm erst als das von Gott bestimmte bezeichnet werden sollte, nachdem er in demselben angelangt war. Dies tat Abraham, und da sein Weib, sein Neffe Lot und sein alter Vater seinen Glauben teilten und auch ihr Glück mit ihm teilen wollten, so wurde ihnen dies gestattet; und so machten sich diese vier nach dem verheißenen Land auf den Weg. Sein Vater Tarah starb auf dem Weg in Haran, worauf Abraham nach Kanaan weiter zog, damit er daselbst den Bund sicher und fest mache. Wie Stephanus den Israeliten erklärte: „Und von da übersiedelte er ihn, nachdem sein Vater gestorben war, in dieses Land, in welchem ihr jetzt wohnt.“ „Und Abram ging (hin aus Haran), wie Jehova zu ihm geredet hatte.“ (Apg. 7:4; 1. Mose 12:4) Und sogleich, nachdem er das Land betrat, wurde der Bund geschlossen. (siehe 1. Mose 12:5-7) Damit also haben wir den Zeitpunkt des Bundeschlusses und den Anfang der vierhundert dreißig Jahre genau festgestellt. Derselbe erfolgte sofort nach Tarahs Tod; und die Kette der Chronologie ist somit bis zur Gesetzgebung vollständig. Die erste Einrichtung des Gesetzes war das Passah, das am selben Tag, da Israel Ägypten verließ, gefeiert wurde. – 2. Mose 12:41-43; 47; 50; 51
Im Einklang damit lesen wir: „Das Wohnen der Kinder Israel, welche in Ägypten gewohnt hatten, war 430 Jahre, es geschah an diesem selbigen Tag, da zogen alle Heere Jehovas aus dem Land Ägypten.“ – 2. Mose 12:40-41; 51 – Dekan Schmollers Parallelbibel.
Man möchte meinen, dass die Aussage von Mose nicht mit der des Paulus übereinstimme. (2. Mose 12:40-42; und Gal. 3:17) Der eine sage, dass die Zeit, welche die Kinder Israel in Ägypten zugebracht haben, vierhundert und dreißig Jahre betrage, und der andere, dass vom Bund mit Abraham bis zur Gesetzgebung vierhundert und dreißig Jahre verflossen seien. Man schließt: Wenn von Abrahams Betreten Kanaans bis zur Gesetzgebung nur vierhundert und dreißig Jahre verflossen sind, da muss der Aufenthalt der Kinder Israel in Ägypten ein viel kürzerer gewesen sein. Man sollte aber beachten, dass es nicht heißt, Israel habe vierhundert und dreißig Jahre in Ägypten gewohnt, sondern dass die ganze Dauer des Wohnens jenes Volkes, das eine Zeitlang in Ägypten wohnte, vierhundert und dreißig Jahre währte: – „Das Wohnen der Kinder Israel, die in Ägypten wohnten, war vierhundert und dreißig Jahre.“ (Anmerkung: Andere übersetzen: Die Wohnzeit der Kinder Israel, die sie in Ägypten wohnten, usw. Damit aber bringen sie diese Stelle mit des Apostels Aussage in Widerspruch. Der Stellung der Worte nach bezieht sich das die auf die Kinder Israel und nicht auf die Wohnzeit der Kinder Israel.) Das Wohnen der Kinder Israel, von dem hier die Rede, begann schon, als Abraham nach Kanaan kam. (Hebr. 11:8,9) Israel wohnte in Abraham, Isaak und Jakob geradeso wie Levi dem Mechisedeck den Zehnten gab, als er noch in den Lenden seines Vaters war. – Hebr. 7:9, 10
Der Bund mit Abraham trat in Kraft, als er nach dem Verlassen von Haran oder Charran seinen Fuß auf Kanaan, das Land der Verheißung, setzte. Von da an wurde er und in ihm das ganze, obwohl noch ungeborene Israel, Erben der verheißenen Güter und sie waren Wanderer oder Pilgrimme, die auf Gottes Erfüllung der Verheißung warteten. Dieses Wohnen dauerte vierhundert und dreißig Jahre, bis auf den Tag, als Israel Ägypten verließ und jene erste Gesetzeseinrichtung – das Passah – empfing. Die Aussagen von Mose, wie von dem Apostel Paulus, beziehen sich demnach auf genau denselben Zeitabschnitt und geben somit die bestimmte Gewissheit, dass von dem Bund mit Abraham bis zum Geben des Gesetzes vierhundert und dreißig Jahre verflossen sind. Paulus legte besonderen Nachdruck darauf, dass das Passah als der Anfang des Gesetzes angesehen werden muss (was Mose auch zeigt, 2. Mose 12:42, 47, 50), und Mose lege besonderen Nachdruck auf die Genauigkeit der Periode – bis auf einen Tag.
Somit haben wir unsern dritten Abschnitt deutlich festgestellt. Und wenn wir die Genauigkeit sehen, mit welcher der Herr bis auf einen Tag die Zeit angibt, um dieses Glied in der Kette der Chronologie darzureichen, so gibt das feste Zuversicht, besonders wenn wir überlegen, dass wahrscheinlich solche Genauigkeit früher für die Kirche gar keine Bedeutung hatte und nur gegeben ist, um jetzt verwandt zu werden.
Die Periode vom Auszug bis zur Teilung Kanaans unter die zwölf Stämme
Auf Israels vierzig Jahre oder den „Tag der Versuchung in der Wüste“ (5. Mose 8:2; Ps. 95:8-10; Hebr. 3:8, 9), folgten sechs Jahre des Krieges in Kanaan und die Einteilung des Landes unter die Stämme. Ein Jahr, ein Monat und fünf Tage verflossen seit ihrem Fortgang aus Ägypten bis zu ihrem Aufbruch vom Sinai nach Paran. (4. Mose 33:3; 10:11-13) Und von hier aus, von Kadesch-Barnea in der Wüste Paran, wurden die Kundschafter ausgesandt. (4. Mose 13:3-26; 32:8-13.) Als einer derselben, Kaleb, bei der Teilung des Landes (Josua 11:23; 10:42) um seinen Anteil nachsuchte, sagte er: „Vierzig Jahre war ich alt, als Mose, der Knecht Jehovas, mich aussandte, von Kadesch-Barnea, das Land auszukundschaften, und ich brachte ihm Antwort. … Und nun siehe, Jehova hat mich leben lassen, so wie er geredet, diese fünfundvierzig Jahre, seitdem Jehova dieses Wort zu Mose geredet, als Israel in der Wüste umherwanderte; und nun siehe, ich bin heutefünf und achtzig Jahre alt.“ (Josua 14:7, 10, 13) Hieraus wird man ersehen, dass es von der Erkundung des Landes bis zur Austeilung desselben unter die Stämme, wie von Josua bestätigt wird, fünf und vierzig Jahre war, und ein wenig über ein Jahr vom Auszug bis zur Aussendung der Kundschafter, was zusammen vom Auszug bis zur Teilung des Landes volle sechs und vierzig Jahre und ein wenig darüber macht. (Anmerkung: Wir berechnen nur die vollen Jahre, da eine genauere Berechnung unmöglich ist. Manchmal, wie oben, sind die Jahre um einen Bruchteil länger; manchmal sind sie kürzer, wie im Fall der Regierung des Zedekia. Von Zedekia heißt es, dass er elf Jahre regiert habe (2. Chron. 36:11; Jer. 52:1); aus dem vierten bis siebenten Vers des letzteren Kapitels geht jedoch hervor, dass seine tatsächliche Regierung zehn Jahre, vier Monate und neuen Tage war. Wir glauben, dass diese Jahresbruchteile sich gegenseitig aufheben; und wir sind gewiss, dass der Herr die Sache so überwaltet und geordnet hat; wobei uns der Ausgang der Berechnung und die davon abzuleitenden Resultate und die Genauigkeit sogar in einigen großen schon betrachteten Perioden unterstützt: Als Beispiel für die Sorgfalt und Genauigkeit Gottes in dieser Sache siehe 1. Mose 7:11; 8:13; 2. Mose 12:40, 41) Da die ersten vierzig Jahre dieses Abschnittes, wie von vielen Schriftstellen nachgewiesen wird, besonders von Apg. 7:36 und Hebr. 3:9, in der Wüste zugebracht wurden, so fallen die bis zur Teilung des Landes übriggebliebenen sechs dem Aufenthalt in Kanaan zu, während welcher die Eroberung und Besitznahme des Landes der Verheißung vor sich ging.
Die Periode der Richter
Wir kommen nun zu dem schwierigsten Teil der Chronologie, zur Periode von der Teilung des Landes bis zur Salbung Saulus zum König. Man nennt sie gewöhnlich die Periode der Richter, obgleich nicht in einem fort Richter im Amt waren. Der im Buch der Richter und im ersten Buch Samuel gegebene Bericht gibt neunzehn Zeitabschnitte an, die im ganzen annähernd vierhundert und fünfzig Jahre ausmachen. Aber sie sind ohne Zusammenhang, unterbrochen, übereinander greifend und so verwickelt, dass wir von ihnen zu keinem bestimmten Schluss gelangen können. Wir würden also genötigt sein, wie andere getan haben, uns zu sagen, dass man über diesen Gegenstand nichts Bestimmtes wissen könne, wäre es nicht, dass das Neue Testament uns diesen Mangel ersetzt. Paulus sagt von der Zeit, nachdem Gott das Land unter sie durchs Los verteilt hatte: „Und nach diesem, bei (während) 450 Jahren, gab er Richter bis auf Samuel, den Propheten. Und von da an begehrten sie einen König, und Gott gab ihnen Saulus.“ – Apg. 13:20-21
In der uralten syrischen Übersetzung des Neuen Testamentes, die fast älter ist als alle griechischen Manuskripte, lautet es so: „Und für 450 Jahre gab er ihnen Richter bis zu Samuel, den Propheten“ – dem letzten der „Richter“.
Diese Aussage des Apostel Paulus über die Länge der Richterperiode nehmen wir als ausdrücklich beabsichtigte Lösung der Schwierigkeiten an. Nur in zwei Fällen – in Betreff der vierhundert und dreißig Jahre vom Bundesschluss bis zum Gesetz und dieser Richterperiode – ist irgendwelche gegründete Ungewissheit in der alttestamentlichen Chronologie, und beide sind so deutlich im Neuen angegeben. Können wir annehmen, dass dies bloß vom Zufall kam? Viel vernünftiger ist es, dass Gott diese Sache zuerst verbarg, indem er den alttestamentlichen Bericht unvollständig ließ, und dass er den Mangel im Neuen Testament ersetzte, so dass, wenn seiner Zeit die Aufmerksamkeit darauf gelenkt werden würde, diejenigen, die zur Vergleichung der Berichte genügendes Interesse besitzen, die fehlenden Glieder finden; und wie vernünftig erscheint es auch, dass Gott dies ausdrücklich tat, damit man seine Abhängigkeit von ihm, dem großen Zeitenlenker, lernen sollte.
Die Periode der Könige
Die Regierung Saulus war in oder während dem vierzigjährigen Abschnitt, der auf den letzten Richter folgte, bis David zum König gesalbt wurde, wie wir oben gezeigt haben; und die folgenden Abschnitte der davidischen Könige sind leicht in den Büchern der Chronika zu finden:
Saulus „Abschnitt“ | Apg. 13:21 | 40 Jahre |
David regierte | Chron. 29:27 | 40 Jahre |
Salomo „ | “ 9:30 | 40 Jahre |
Rehabeam „ | “ “ “ 12:13 | 17 Jahre |
Abija „ | “ “ “ 13:2 | 3 Jahre |
Asa „ | “ “ “ 16:13 | 41 Jahre |
Josaphat „ | “ “ “ 20:31 | 25 Jahre |
Joram „ | “ “ “ 21:20 | 8 Jahre |
Ahasja „ | “ “ “ 22:2 | 1 Jahre |
Athalja „ | “ “ “ 22:12 | 6 Jahre |
Joas „ | “ “ “ 24:1 | 40 Jahre |
Amazja „ | “ “ “ 25:1 | 29 Jahre |
Ussija „ | “ “ “ 26:3 | 52 Jahre |
Jotham „ | “ “ “ 27:1 | 16 Jahre |
Ahas „ | “ “ “ 28:1 | 16 Jahre |
Hiskia „ | “ “ “ 29:1 | 29 Jahre |
Manasse „ | “ “ “ 33:1 | 55 Jahre |
Amon „ | “ “ “ 33:21 | 2 Jahre |
Josiah „ | “ “ “ 34:1 | 31 Jahre |
Jojakim „ | “ “ “ 36:5 | 11 Jahre |
Zedekia „ | “ “ “ 36:11 | 11 Jahre |
Summe: | 513 Jahre |
Die siebzig Jahre der Verödung
Das bringt uns zur Periode der Verödung des Landes, die siebzig Jahre dauerte und mit der Rückkehr des Volkes von Babylon, im ersten Jahr des Cyrus, 536 Jahre vor Christus, endete. (siehe 2. Chron. 36:20, 23) Dieses letztere Datum ist von der Weltgeschichte wohl verbürgt, und über dasselbe reicht die biblische Chronologie nicht hinaus.
Periode von der Rückkehr Israels aus Babylon bis 1873 nach Christo
Die Periode von der Zeit der Rückkehr der Juden aus Babylon, am Ende der siebzigjährigen Verödung ihres Landes, im ersten Jahre des Cyrus, bis herab zu dem Datum, das als das Jahr 1 n.Chr. bekannt ist, wird nicht durch biblische Geschichte umfasst. Jedoch, wie schon gesagt, sie ist von der Weltgeschichtsforschung mit Sicherheit als eine Periode von 536 Jahren festgestellt. Ptolemäus, ein griechisch – ägyptischer Gelehrter, ein Geometer und Astronom, hat diese Zahlen wohl verbürgt. Sie sind von den Gelehrten allgemein angenommen und als der ptolemäische Kanon bekannt.
Somit haben wir eine deutliche und zusammenhängende, chronologische Linie von der Schöpfung bis zum Anfang der christlichen Zeitrechnung oder bis zur Geburt Jesu Christi. Alles in allem ist es ein Zeitabschnitt von viertausend einhundert und acht und zwanzig (4128) Jahren, die zusammen mit achtzehn hundert und zwei und siebzig Jahren der christlichen Zeitrechnung von der Schöpfungbis zum Jahre 1873 n.Chr. sechstausend Jahre ausmachen.
Es wird für einige interessant sein zu wissen, worin sich die obige Chronologie von der in den Randbemerkungen der gewöhnlichen (englischen) Bibelversionen unterscheidet, welche als Ushers Chronologie bekannt ist. Der Unterschied zwischen den beiden bis zur Zeit der siebzig Jahre der Verödung beträgt einhundertvierundzwanzig (124) Jahre. Diese Differenz entsteht aus vier Perioden von 18, 4, 2 und 100 Jahren, wie folgt:
Usher datiert die siebzig Jahre der Verödung achtzehn Jahre früher, als oben gezeigt, das heißt vor der Entthronung Zedekias, des letzten Königs von Juda, weil er sich gedacht hatte, dass in jener Zeit der König von Babylon viele Leute gefangennahm. (Man bemerke dennoch, dass diese Teilgefangenschaft elf und nicht achtzehn Jahre vor der Entthronung Zedekias geschah.) 2. Chron. 36:9, 10, 17; 2. Könige 24:8-16
Er macht offensichtlich den nicht ungewöhnlichen Fehler, jene siebzig Jahre als eine Zeit der Gefangenschaft zu betrachten, wohingegen der Herr sie ausdrücklich als siebzig Jahre der Verödung des Landes erklärt, wo das Land „verödet und ohne einen Bewohner“ brachliegen sollte. Dies war vor Zedekias Entthronung nicht der Fall (2. Könige 24:14). Aber die Verödung, welche Zedekias Sturz folgte, war gänzlich, obwohl einige Arme des Landes als Weingärtner und Ackersleute zurückgelassen wurden. (2. Könige 25:12) Kurz darauf flohen auch diese – „alle Leute, vom Kleinsten bis zum Größten“ – wegen der Furcht vor den Chaldäern nach Ägypten (Vers 26). Es kann hier keinen Zweifel geben: und deshalb sollten in der Berechnung der Zeit der Verödung alle Perioden bis zum Ende der Herrschaft Zedekias einbezogen werden, wie wir es getan haben.
Die vier Jahre Unterschied sind in der Herrschaft Jorams zu finden. Usher gibt sie als ein Herrschen von vier Jahren an, während die Bibel sagt, dass es acht Jahre waren. (2. Chron. 21:5; 2. Könige 8:17)
Von den zwei Jahren Unterschied ist ein Jahr in der Bezeichnung der Herrschaft des Ahas zu finden, welche Usher als 15 Jahre angibt, während die Bibel sagt, dass es sechzehn Jahre waren. (2. Chron. 28:1; 2. Könige 16:2). Ein anderes ist in der Regierungszeit des Joash, dem Usher neununddreißig Jahre berechnet, während die Bibel sie als vierzig Jahre angibt. (2. Könige 12:1; 2. Chron. 24:1)
Diese Unterschiede können nur erklärt werden, wenn man annimmt, dass Usher versuchte, Josephus, einem jüdischen Geschichtsschreiber, zu folgen. Seine chronologischen Daten sind nun allgemein als unbedacht und fehlerhaft erkannt worden. Wir beziehen uns auf die Bibel allein, denn wir glauben, dass Gott ihr einziger Ausleger ist.
Neben diesen vierundzwanzig Jahren Unterschied in der Periode der Könige gibt es eine andere Abweichung zwischen der obigen Bibelchronologie und der von Usher, nämlich einhundert Jahre in der Periode der Richter. Hier ist Usher durch den offensichtlichen Irrtum von 1. Könige 6:1 fehlgeleitet, welcher sagt, dass das vierte Jahr der Herrschaft Salomo das vierhundertachtzigste Jahr nach dem Auszug aus Ägypten sei. Es sollte offensichtlich das fünfhundertachtzigste Jahr gelesen werden, was möglicherweise ein Abschreibfehler war; denn wenn wir zu Salomo viertem Jahr Davids vierzig und Saulus Zeitraum von vierzig hinzurechnen und die sechsundvierzig vom Auszug aus Ägypten bis zur Aufteilung des Landes, dann haben wir einhundertdreißig Jahre. Diese von vierhundertachtzig abgezogen, würden nur dreihundertfünfzig Jahre für die Periode der Richter übriglassen anstatt vierhundertfünfzig Jahre, die im Buch der Richter erwähnt sind und bei Paulus, wie gezeigt. Der hebräische Buchstabe „daleth“ 4. ähnelt sehr stark dem Buchstaben „hay“ 5., und es wird angenommen, dass auf diese Art der Fehler entstand, vielleicht durch einen Abschreiber. 1. Könige 6:1 sollte dann mit fünfhundertachtzig gelesen werden und damit in vollkommener Harmonie mit den anderen Äußerungen sein.
So korrigiert das Wort Gottes die wenigen leichten Fehler, welche sich auf irgendeine Weise eingeschlichen haben. (Anmerkung: Eine ähnliche Diskrepanz wird beim Vergleich von 2. Chron. 36:9 mit 2. Könige 24:8 bemerkt. Eine Stelle gibt achtzehn Jahre und die andere, offensichtlich fehlerhaft, gibt acht Jahre als das Alter des Jojachin, welcher drei Jahre regierte und in den Augen des Herrn übel tat und durch Gefangenschaft bestraft wurde. Solch ein Fehler könnte ganz einfach erscheinen, aber Gott hat sein Wort so beschützt, dass die paar belanglosen Fehler von Abschreibern sehr offenkundig wurden und die volle Harmonie seines Wortes gibt reichlich Grundlage zum Glauben.)
Wir sollten uns daran erinnern, dass solche Lücken in der Periode, die wirksam im inspirierten Zeugnis des Neuen Testaments überbrückt werden, vorkommen.
Wenn auch Uscher das Jahr 1 n.Chr. Als das Jahr 4005 von der Erschaffung Adams an rechnet, war es doch wirklich, wie wir es gezeigt haben, das Jahr 4129 gemäß dem Bibelbericht. Deshalb wird gezeigt, dass das Jahr 1872 n.Chr. das Jahr 6000 der Welt ist und 1873 n.Chr. der Anfang der siebten Jahrtausend – Periode, des siebten Millenniums oder Tausendjahrtages der Geschichte der Erde ist.
So ist also die aus der Bibel entnommene Chronologie, von der Schöpfung bis herab zur wohl bezeugten Weltgeschichte, klar und stark. Dazu trägt sie in ihren Verzeichnissen in ganz besonderer Art und Weise das Merkmal göttlicher Vorsehung, ebenso wie in dem Verbergen und in dem zur rechten Zeit allmählichen Entfalten derselben. Hierdurch, zusammen mit den vorhandenen, zuverlässigen Daten der christlichen Zeitrechnung und der einige Jahrhunderte vorher, sind wir in den Stand gesetzt, unseren Standpunkt im Strom der Zeit zu bezeichnen. Hoffnungsvoll heben wir daher unsere Häupter empor und freuen uns, da wir bemerken, dass wir tatsächlich in das glorreiche Zeitalter des siebten Jahrtausends hinüber gleiten – selbst wenn wir erkennen, dass sein Anfang dunkel und voller Drangsal ist, wie es von den Propheten vorhergesagt wurde, und dass die Sturmwolken sich schon zusammenziehen und finsterer werden.
Das Datum der Geburt unseres Herrn
Im sechsten Jahrhundert begann man, die Zeit von der Geburt unseres Herrn an zu rechnen und stellte die Geburt des Herrn fest, so wie wir es jetzt noch haben, 536 Jahre vom ersten Jahre des Cyrus, Königs von Persien, dieses eingerechnet. (Anmerkung: Das Datum derselben wurde schon vorher, im vierten Jahrhundert, von Dionysius Exiguus und anderen Gelehrten seiner Zeit festgestellt. Doch kam es nicht vor dem sechsten Jahrhundert in allgemeinen Gebrauch.) Ob man sie richtig festsetzte oder nicht, macht für die so eben gegebene Chronologie keinen Unterschied, welche zeigt, dass die sechstausend Jahre von der Erschaffung Adams mit dem Jahre 1872 n.Chr. endeten. Denn seit dem Zeitpunkt, an dem die Geburt des Herrn als geschehen angenommen wurde, sind achtzehnhundert und zwei und siebzig Jahre verflossen, und das erst Jahr des Cyrus begann fünfhundert sechs und dreißig Jahre vor jenem Zeitpunkt, ob er der Geburt unseres Herrn war oder nicht.
Wir können es wohl nicht besser erklären als durch die althergebrachte Erläuterung mit einer Linie und einem darüber befindlichen Stern; so: vor Chr.__________*______n.Chr. Die Linie soll die sechstausend Jahre der Geschichte der Welt von Adams Erschaffung bis 1873 n.Chr. darstellen. Der Stern vertritt die Geburt Christi. Wenn man diesen Stern nach rechts oder nach links verrückt, so ändert dies nichts an der Länge der ganzen Linie, wenn es auch die Anzahl der Teile, sage 1/8, auf beiden Seiten des Sterns verändert. So, wenn man den Zeitpunkt der Geburt des Herrn um ein Jahr vorwärts oder rückwärts rechnet, so verändert das wohl die Zahl der Jahre auf beiden Seiten von diesem Zeitpunkt, aber die Summe derselben bleibt immer dieselbe; denn was man von der einen Seite nimmt, fügt man zur andern hinzu. Doch lasst uns trotzdem das Datum der Geburt unseres Herrn untersuchen, da es bei unserem weiteren Studium von Nutzen sein wird.
Es ist unter Gelehrten gebräuchlich geworden, zuzugeben, dass der gewöhnlich angenommene Zeitpunkt der Geburt Christi um vier Jahre unrichtig sei, dass unser Herr vier Jahre früher, am Anfang des Jahres 4 v.Chr., geboren sei. Dieser Annahme sind die Herausgeber der gewöhnlichen englischen Bibel gefolgt. Wir können dem nicht beistimmen, dass das wahre Datum der Geburt Christi auf 4 v.Chr. falle. Im Gegenteil finden wir, dass er nur ein Jahr und drei Monate vor unserer gewöhnlichen Zeitrechnung, im Oktober des Jahres 2 v.Chr., geboren wurde.
Der Hauptgrund, warum die meisten behaupten, dass die Geburt unseres Heilandes vier Jahre zurück zu verlegen sei, ist das Bestreben, diesen Zeitpunkt mit gewissen Aussagen des jüdischen Geschichtsschreibers Josephus die Dauer der Regierung Herodes des Großen betreffend in Einklang zu bringen. Nach einer seiner Aussagen sollte es scheinen, als ob Herodes drei Jahre vor dem angenommenen Zeitpunkt der Geburt Jesu gestorben wäre. Wäre das wahr, so würde das gewiss beweisen, dass unser Herr im Jahre 4 v.Chr. geboren wäre; denn dieser Herodes war es, der den Befehl zur Tötung der Kinder Bethlehems gab, wovor das Kind Jesus gerettet wurde. (Matth. 2:14-16) Doch ist diese Aussage des Josephus zuverlässig? Ist es wahr, dass Herodes vier Jahre vor Christi Geburt starb? Wir antworten: Nein! Josephus allein ist, um so etwas zu entscheiden, keine hinreichende Autorität, da er zugestandenermaßen in seinen Angaben von Daten als ungenau bekannt ist.
Doch diese Meinung hat die Oberhand gewonnen; das Datum 4 v.Chr. ist allgemein angenommen, und historische Ereignisse und Daten in etwas verschoben worden, um mit dieser Theorie zu stimmen und sie zu unterstützen. Unter anderen sogenannten Beweisen, dass 4 Jahre v.Chr. das eigentliche Datum sei, befindet sich eine Mondfinsternis, von der Josephus sagt, dass sie kurz vor Herodes Tod stattgefunden habe. Was von dieser Mondfinsternis bekannt ist, ist Folgendes: Herodes hatte über den Eingang zum Tempel einen großen goldenen Adler befestigen lassen. Zwei hervorragende Juden, namens Matthias und Judas, überredeten einige junge Männer, ihn herunterzureißen. Sie taten es, wurden verhaftet und hingerichtet. Um die Sache deutlicher zu machen, erzählt Josephus, dass es zu jener Zeit noch einen anderen Matthias gab, der ein Hohepriester und nicht in jenem Aufruhr verwickelt war. Dann fügt er hinzu: „Aber Herodes entsetzte diesen Matthias von seinem Hohenpriesteramt und verbrannte den andern Matthias, der den Aufruhr erregt hatte, mitsamt seinen Gefährten bei lebendigem Leib, und in derselben Nacht war eine Mondfinsternis.“ Dies war als eine der letzten hervorragenden Handlungen des Herodes berichtet und auf eine Zeit datiert, die der von Josephus angegebenen (4 n.Chr.) entsprechen möchte, der dieselbe eben durch die erwähnte Finsternis bezeichnet.
Jedoch, da zuweilen bis zu vier Mondfinsternisse in einem Jahr vorkommen, so ist klar, dass, außer unter ganz besonderen Umständen, der Bericht von einem solchen Vorkommnis nichts beweist. Wenn die Zeit der Nacht, die Zeit des Jahres und die Größe der Verfinsterung zusammen angegeben wäre, wie es in einigen Fällen geschehen ist, dann würde der Bericht zur Feststellung von Daten von großem Wert sein. Aber im vorliegenden Fall ist nichts davon da. Folglich wird durch den Bericht in betreff der Chronologie absolut nichts bewiesen. Josephus erwähnt ein Fasten, das vor dem Ereignis gehalten worden sei; jedoch, was für ein Fasten, oder wie lange vorher, wird nicht gesagt.
Zufällig war nur eine Mondfinsternis im Jahre 4 v.Chr., während im Jahre 1 v.Chr. drei stattfanden. Die Finsternis von 4 v.Chr. war nur eine teilweise (sechs Zwölftel, also der halbe Mond war verfinstert), während alle drei im Jahre 1 v.Chr. totale Finsternisse waren. Der ganze Mond wurde da verfinstert und natürlich um so länger, so dass das Ereignis viel bemerkbarer war. Wenn daher die Finsternis Theorie ins Gewicht fällt, so geschieht es sicherlich nicht zu Gunsten des älteren Datums, 4 v.Chr.
Unglücklicherweise ist die Zeit des Todes Herodes von keinem zuverlässigen Historiker gegeben worden. Josephus gibt einige Abschnitte seiner Geschichte und die Daten einiger Ereignisse an; aber diese Daten sind nicht zuverlässig. Etliche würden lehren, dass Herodes 4 v.Chr. starb, aber andere können damit nicht in Einklang gebracht werden; zum Beispiel, es heißt, sein Tod sei im siebzigsten Jahre erfolgt. Er wurde 47 v.Chr. Herrscher in Galiläa, zu welcher Zeit, wie Josephus sagt, er fünf und zwanzig Jahre alt war. (Altert. 149:2) Dies würde seine Geburt ins Jahr 72 v.Chr. verlegen (47-25). Sein Tod im siebzigsten Jahre würde dann auf 2 v.Chr. statt auf 4 v.Chr. fallen.
In dieser Verbindung mag es gut sein, den Meinungsstreit unter den Gelehrten betreffs des genauen Datums des Todes Herodes anzumerken, damit es jedermann einleuchten möge, dass kein genügender Grund vorhanden ist, das Jahr 4 v.Chr. als das einzige Datum anzunehmen, das mit Matth. 2:14-16 übereinstimme. Fausets Bibelenzyklopädie gibt das Alter des Herodes, da er Herrscher wurde, auf ungefähr zwanzig Jahre an. Dies verlegt seinen Tod mit 70 Jahren auf 2 v.Chr. Chambers Enzyklopädie und Smiths Bibellexikon bestimmen sein Alter zu der Zeit auf fünfzehn Jahre; das würde seinen Tod ins Jahr 7 v.Chr. bringen. Appletons Enzyklopädie, Artikel Chronologie, sagt: „Josephus gibt auch Daten, aber er ist viel zu nachlässig, um in Betracht gezogen zu werden.“
Wir schreiten nun weiter und bieten den Schriftbeweis in Bezug auf diese Sache. Dieser stimmt mehr mit der gewöhnlichen Zeitrechnung und zeigt, dass die Geburt unseres Herrn nur ein Jahr und drei Monate vor dem Januar des Jahres 1 n.Chr. stattfand.
Die Amtsverwaltung unseres Herrn dauerte drei und ein halbes Jahr. Die neun und sechzig Jahrwochen (Dan. 9:24-27) reichten bis zu seiner Taufe und Salbung als der Messias, und da begann die letzte oder siebzigste Woche (sieben Jahre) der Begünstigung Israels. Er wurde ausgerottet (getötet) in der Mitte jener siebzigsten Woche – drei und ein halb Jahre seit dem Anfang seines Amtes. Er wurde, wie wir wissen, zur Zeit des Passah, ungefähr am ersten April, gekreuzigt, einerlei, was das Jahr gewesen ist. Die drei und ein halb Jahre seines Amtes, die im April endeten, müssen folglich im Oktober, gleichviel welchen Jahres, begonnen haben. Der Oktober irgendeines Jahres muss sodann der eigentliche Monat seiner Geburt gewesen sein; denn erverzog nicht, sein Amt anzutreten, sobald er dreißig Jahre war; und, ehe er dreißig Jahre war, konnte er es nach dem Gesetz (unter dem er geboren und dem er gehorsam war) nicht antreten. So lesen wir: „Jesus begann ungefähr dreißig Jahre alt zu werden, als er zu Johannes an den Jordan kam.“
Johannes, der Täufer, war sechs Monate älter als unser Herr (Luk. 1:26, 36), folglich erreichte er sechs Monate früher als der Herr das rechte Alter (dreißig Jahre nach dem Gesetz – 4. Mose 4:3; Luk. 3:23 usw.) und fing an zu predigen. Das Datum, da Johannes sein Amt antrat, ist deutlich als das „fünfzehnte Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius“, des dritten römischen Kaisers, angegeben. Das ist ein deutlich festgestelltes Datum, über welches kein gegründeter Zweifel obwalten kann. Tiberius wurde beim Tode des Kaisers Augustus Kaiser, im 767. Jahre Roms. Dies ist das Jahr 14 n.Chr.
Diejenigen aber, die sich durch die ungenauen Angaben des Josephus haben verleiten lassen und die Geburt Jesu ins Jahr 4 v.Chr. verlegen, stoßen, um mit ihm stimmen zu können, auf eine neue Schwierigkeit. Um das von Lukas so deutlich angegebene Datum mit ihrer 4 v.Chr. Annahme übereinstimmend zu machen, müssen sie die Behauptung aufstellen, dass Tiberius schon drei oder vier Jahre, ehe Augustus starb, und ehe er selbst eigentlicher Kaiser wurde, zu herrschen begann. Sie behaupten, dass seine Herrschaft möglicherweise von jenem Datum an gerechnet worden sein möchte.
Doch solche Annahmen erweisen sich als grundlos. Wer die Sache auf den Blättern der Geschichte untersucht, findet dies heraus. Es ist wohl wahr, dass Tiberius von Augustus zu einer sehr wichtigen Stellung erhoben wurde, doch das geschah nicht wie jene Annahme fordert, vier, sondern zehnJahre vor dem Tode des Augustus, im Jahre 4 n.Chr. Aber die ihm damals übertragene Gewalt war eine solche, wie sie auch andere in jener Zeit genossen hatten. Es war in keinem Sinne des Wortes kaiserliche Gewalt, und in keinem Sinne kann man sagen, seine „Herrschaft“ habe damals begonnen. Er war nur der Thronerbe. Selbst beim übertriebensten Gebrauch der Sprache, könnte man nicht sagen, dass seine „Herrschaft“ vor dem Tode des Augustus und vor seiner eigenen Einsetzung ins Amt durch den römischen Senat angefangen habe.
Die Geschichte berichtet: „Der Kaiser, dessen abnehmendes Alter einen Gehilfen erheischte, adoptierte Tiberius im Jahre 4 n.Chr., indem er seinen Rang als Tribun erneuerte.“ – Artikel Tiberius, Rees Enzyklopädie.
„Er (Augustus) beschloss daher, ihm (Tiberius) einen Teil der Regierung zu übertragen. Diese formelle Investitur versetzte ihn auf denselben Standpunkt, den der Veteran Agrippa in seinen letzten Jahren eingenommen hatte, und darüber kann kein Zweifel sein, dass es allgemein als ein einleitender Schritt zur Ersteigung des ersten Platzes im Kaiserreiche angesehen wurde. Das Programm für die Nachfolge war dadurch deutlich angedeutet: Tiberius wurde beordert, seine Stellung an der Spitze des Senates, des Volkes und des Heeres einzunehmen. Die Adoption, die zur gleichen Zeit stattfand, datiert vom 27. Juni des 757. Jahres seit der Erbauung Roms – 4 n.Chr.“ (Merivales Geschichte der Römer (Appletions) Band 4, Seiten 220, 221)
Es gibt also hinreichenden Beweis dafür, dass das erste Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius nicht drei oder vier Jahre vor Augustus Tod fiel; und was die Ehren betrifft, die ihm während der Herrschaft des Augustus übertragen wurden, so wurden sie ihm zehn und nicht vier Jahre vor Augustus Tod übertragen, und sodann waren es auch keine kaiserlichen Ehren.
Wir können daher das in Lukas 3:1 gegebene Datum nicht nur als das einzige im Neuen Testament gegebene betrachten, sondern auch als ein unbestreitbares. Wer die Sache untersucht hat, bei dem kann kein Zweifel zurück bleiben. Tiberius fing im Jahre 14 n.Chr. an zu regieren. Das 15. Jahr seiner Regierung ist demnach das Jahr 29 n.Chr., in welchem Jahr, wie Lukas (3:1-3) bezeugt, Johannes sein Amt antrat. Da der dreißigste Geburtstag des Herrn und der Anfang seines Amtes auf Oktober fiel, und da der Geburtstag des Johannes und der Anfang seines Amtes gerade sechs Monate früher war, so folgt, dass Johannes sein Amt in Frühjahr, ungefähr am ersten April antrat – gerade als er das rechte Alter erreicht hatte; denn Gottes Pläne werden stets aufs pünktlichste ausgeführt. Im Jahre 29 n.Chr., etwa am 1. April, war Johannes dreißig Jahre alt, folglich war er 2 v.Chr., etwa am 1. April geboren. Und Jesu Geburt, sechs Monate später, muss etwa am 1. Oktober im Jahre 2 v.Chr. geschehen sein. (Anmerkung: Um solcher Leser willen, die mit dem Rechnen nach Daten nicht vertraut sind, machen wir darauf aufmerksam, dass am Anfang des Jahres 29 n.Chr. nur volle 28 Jahre verflossen waren, und das neun und zwanzigste erst anfing).
Ferner, wir haben deutlichen und starken Beweis, dass Jesus am Freitag, den 3. April 33 n.Chr. gekreuzigt wurde. Der Umstand, dass seine Kreuzigung am Schluss des vierzehnten Tages des Monats Nisan stattfand, und dass dieses Datum selten auf Freitag fällt, in dem Jahre 33 aber tat, stellt das Datum so gründlich fest, dass selbst Uscher, der 4 Jahre v.Chr. als das Datum der Geburt Jesu annahm, sich genötigt sah, zuzugeben, dass seine Kreuzigung 33 Jahre n.Chr. stattfand. Vergleiche Uschers Daten am Rand der gewöhnlichen (englischen) Bibel bei Lukas 2:22 und Matth. 2:1, mit denen bei Matth. 27 und Lukas 23. Wenn das Datum der Kreuzigung 33 n.Chr. ist, und Jesus 4 v.Chr. geboren wurde, so folgt, dass er 36 Jahre alt war, als er starb, und dass seine Amtszeit, vom dreißigsten bis sechsunddreißigsten Jahr, sechs Jahre betragen haben würde. Doch es ist klar, dass unseres Herrn Amtszeit nur drei und ein halb Jahr dauerte, und diese allgemein zugegebene Tatsache wird durch Daniels Prophezeiung über die Ausrottung des Messias in der Mitte der siebzigsten Woche der Begünstigung Israels bewiesen.
So ist es abermals bewiesen, dass Jesus Geburt ungefähr ein Jahr und drei Monate vor der gewöhnlichen Zeitrechnung stattfand; denn wenn sein Amt zu Ende lief, als er dreiunddreißig und ein halb Jahre alt war, am 3. April. 33 n.Chr., so kann man das Datum seiner Geburt leicht nachrechnen, wenn man vom 3. April 33 dreiunddreißig und ein halb Jahr zurück zählt. Zweiunddreißig Jahre und drei Monate vor April 33 führt bis zum 2. Januar des Jahres 1; und ein Jahr und drei Monate weiter zurück, bringt uns zum 2. Oktober des Jahres 2 v.Chr., als das Datum der Geburt unseres Herrn in Bethlehem. Der Unterschied zwischen der Berechnung nach Mondjahren, wie sie bei den Juden gebräuchlich war, und der nach Sonnenjahren, wie sie jetzt gebräuchlich ist, würden einige wenige Tage ausmachen, so dass wir nicht gewiss sind, ob der genaue Tag nicht etwa in den September, ungefähr auf den 27. fiel. Jedoch der 1. Oktober des Jahres 2 vor Christo ist ungefähr richtig. Neun Monate weiter zurück bringt uns etwa in die Weihnachtszeit des Jahres 3 v.Chr., als das Datum, da unser Herr die Herrlichkeit niederlegte, die er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war, und da die Annahme der menschlichen Natur oder die Verwandlung in dieselbe vor sich ging. Es ist wahrscheinlich, dass dies der Ursprung der Feier des 25. Dezembers als des Christfesttages war. Etliche Kirchengeschichtschreiber behaupten sogar, dass das Christfest ursprünglich als der Tag der Ankündigung Gabriels bei der Jungfrau Maria gefeiert wurde. (Lukas 1:26) Gewiss ist, dass ein Datum mitten im Winter nicht wohl mit der Aussage der Schrift stimmt, dass zur Zeit der Geburt unseres Herrn Hirten mit ihren Herden auf dem Felde waren.