Besondere von Gott verordnete Zeiten und Zeitläufe

Zeiten und Zeitläufe göttlich verordnet. – Warum nicht deutlicher angegeben. – Zur bestimmten Zeit geoffenbart. – Das sehnliche Verlangen, die Zeiten und Zeitläufe zu erkennen, lobenswert. – Fehlgriffe der Adventisten. – Der eigentliche Zweck der Zeitweissagungen. – Unsere gegenwärtige Stellung. – Der Zweck der folgenden Kapitel

Wie es der Zweck des „Planes der Zeitalter“ war, die wichtigsten Umrisse von Gottes Bestimmungen über die Errettung der Menschheit von rein biblischem Standpunkt aus aufzuzeigen, so ist es der Zweck dieses Bandes, auf Grund der Schrift erstens zu zeigen, dass all die verschiedenen Züge jenes Planes in genau festgesetzten Zeiten und Zeitumständen ihrer Vollendung entgegenreifen; zweitens, dass soweit dieser Plan bis jetzt vorgeschritten, jeder einzelne Zug genau zur bestimmten Zeit vollbracht worden ist; und drittens, dass jetzt die Zeit herbeigekommen, da dieser Plan sich in der Segnung aller Geschlechter der Erde gipfeln soll. – 1. Mose 28:14; Gal.3:16

„Dein Reich komme; dein Wille geschehe auf Erden, wie im Himmel“ – so betete die Kirche, oder Herauswahl Gottes aus der Welt, nach der Unterweisung ihres Herrn, während der langen Jahrhunderte des Evangeliumszeitalters. Doch, weil die Zeit so lang war, haben viele, schläfrigen Kindern gleich, die Bedeutung dieser Worte, die jetzt gleichsam auf ihren Lippen ersterben, schier vergessen. Allen solchen, deren Herzen ihrem Herrn noch ergeben sind, rufen wir in den Worten des Apostels Paulus zu: Es ist hohe Zeit, die Stunde ist schon da, dass wir aus dem Schlaf aufwachen sollen; denn jetzt ist unsere Errettung näher, als da wir geglaubt haben (gläubig wurden): die Nacht ist weit vorgerückt, und der (Tausendjahr) Tag ist nahe“ Ja, er steht sogar vor der Tür. Beim ersten Kommen unseres Herrn war das Königreich Gottes nur in einem Embryo-Zustand oder in einem unentwickelten Zustand nahe oder herbeigekommen (Matth. 3:2), jetzt ist es in dem Sinne vorhanden, in dem er sagte, dass es noch kommen solle, (Joh. 18:36, 37) – „in großer Macht und Herrlichkeit“.

Jedoch nur, wer dem Plan der Zeitalter ein sorgfältiges Studium unterzogen hat, wird die notwendige Vorbereitung besitzen, um die Lehren dieses Bandes hinsichtlich der göttlich verordneten Zeiten und Zeitumstände zur Entwicklung der verschiedenen Züge jenes Planes und seiner schließlichen Vollendung, wertzuschätzen. Es ist daher zu hoffen, dass niemand dieses Studium unternehmen möchte, wenn er nicht zuvor die Lektionen des vorhergehenden Bandes durch und durch erfasst und an der Schrift erprobt hat. Sonst wird es für ihn nicht „Speise zur rechten Zeit“ sein. Wahrheit ist nur dann Speise zur rechten Zeit, wenn wir zu ihrem Empfang zubereitet sind. Ein Kind vermag ein mathematisches Problem nicht zu lösen, es habe denn zuerst über den Gebrauch von Zahl und Sprache Unterricht empfangen. Ebenso ist es mit der göttlichen Wahrheit: Stufe auf Stufe ist sie aufgebaut; und um ihr Verständnis zu gewinnen, müssen wir die vorhandenen Stufen voranschreiten – natürlich sehr sorgfältig jeden weiter zunehmenden Schritt untersuchen, aber nicht zu furchtsam sein, den Schritt zu tun, wenn wir sicheren Boden gefunden haben. Nur wer unbedingten Glauben an Gott besitzt, und wem ein „So spricht der Herr“ das Ende alles Zweifels ist, kann vom Geist Gottes in die voranschreitende Wahrheit, sobald sie fällig ist, geleitet werden. Er wird in „Neues“ hinein geleitet, als auch im „Alten“, das sich ihm an derselben Richtschnur als wahr erprobt, mehr und mehr befestigt.

Nur solche hat Gott im Sinn, so zu leiten. In der Erntezeit, dem Ende des Zeitalters, ist es an der Zeit, dass viel Wahrheit aufgedeckt wird, die Gott in vergangenen Zeiten nicht kundgetan hat, nicht einmal seinen treuesten und ergebensten Kindern. In der Zeit des Endes, so erklärt der Prophet Habakuk (2:3) wird hinsichtlich der herrlichen Hinausführung des Planes Gottes das Gesicht nicht lügen oder täuschen; und zu einigen der Kinder Gottes würde es so deutlich reden, dass sie dadurch befähigt wurden, es, wie befohlen, auf Tafeln deutlich zu machen, damit auch andere durch ihre Vermittlung es deutlich lesen können; und auch Daniel (12:4, 9, 10) sagt, dass dann die Erkenntnis sich mehren und die in der Schrift Verständigen (durch Glauben) das Gesicht verstehen werden.

Unser Zweck ist es hier nicht, aus dem Überfluss menschlicher Einbildung zu prophezeien, noch irgendwie mehr zu wissen, als was in der Heiligen Schrift geschrieben steht. Wir halten uns deshalb genau an die Quelle göttlicher Wahrheit und lassen alle menschlichen Klügeleien beiseite und versuchen, die Weissagung im Licht der Weissagung und ihrer offenkundigen Erfüllung zu lesen. Wir suchen auch weiterhin, dies auf Tafeln deutlich zu machen, worüber Gott wohl gesagt hat, dass es versiegelt bleiben und folglich nicht vor der Zeit des Endes verstanden werden würde, worüber er aber gleichfalls die Zusicherung gab, dass es dann verstanden solle.

In diesem Band bieten wir eine Kette von Zeugnissen über Gottes verordnete Zeiten und Zeitläufe. Jedes Glied derselben ist für uns schrifterprobt; während alle zusammen, als eine Kette in ihrem gegenseitigen Verhältnis zu einander betrachtet, Beweis eines so breiten und umfassenden Planes, eines so tiefen Entwurfes, und eine so vollkommene Harmonie liefert, dass es dem eifrigen und ehrerbietigen Forscher klar wird: Dies geht über die Breite und Tiefe menschlicher Gedanken hinaus und kann daher nicht menschlichen Ursprungs sein.

Wir finden, dass das Ende des Evangeliumszeitalters, ebenso wie das Ende des jüdischen oder des Gesetzeszeitalters, eine Ernte genannt wird (Matth. 9:37; 13:24, 30, 39), und dass es, wie jenes, eine Periode von vierzig Jahren ist; ferner, dass die Strahlen des prophetischen Zeugnisses sich ganz besonders auf die beiden Ernten der Zeitalter konzentrieren oder zusammendrängen; besonders auf die Ernte dieses Zeitalters, wohin, um des vorbildlichen Charakters des jüdischen Zeitalters willen, auch noch all dessen Licht, wie in einem herrlichen Brennpunkt zusammenströmt. Vermöge dieses Lichtes können wir nun die majestätischen Schritte unseres Gottes deutlich unterscheiden, und zwar nicht nur beim Rückblick auf die vergangenen Zeitalter, sondern auch bei der gegenwärtigen Hinausführung seines Planes. Und nicht nur das, sondern, gemäß seiner Verheißung, „was zukünftig ist“, uns zu verkünden (Joh. 16:13), erkennen wir nun auch mit wunderbarer Genauigkeit, wie er in seiner weisen Vorsehung für die Segnungen aller Menschen im hereinbrechenden Millenniums- oder Tausendjahrzeitalter, selbst bis zur herrlichen Vollendung und „Wiederherstellung aller Dinge“, Sorge getragen hat. Viele große und wunderbare Ereignisse, finden wir, drängen sich in diese Erntezeit zusammen. In sie fällt die Zeit der großen Trübsal, der Tag Jehovas, der schließliche und vollständige Sturz des Antichristen und der Fall des großen Babylon, der Anfang der zu den Juden zurückkehrenden Gnade, der zweite Advent unseres Herrn und die Aufrichtung seines Reiches, und die Auferstehung und die Belohnung der Heiligen.

Der Anfang und das Ende dieser Ernteperiode, sowie die in sie fallenden Ereignisse, finden wir deutlich in der Prophezeiung angemerkt; und der Zweck dieses Bandes ist im wesentlichen der, die Aufmerksamkeit auf die verschiedenen prophetischen Zeitlinien hinzulenken und bis zu den Ereignissen, in denen sie gipfeln, zu verfolgen. Um die Aussagen und Lehren dieses Bandes anzunehmen, muss der Leser ein Ohr haben zu hören (Offb. 2:7; Matth. 11:15) und muss sich gefasst machen, demütig manche vorgefasste Meinungen beiseite zu legen, sobald er sieht, dass sie nicht in Einklang mit dem Wort Gottes stehen. Wer so gesinnt ist, und die Aufgaben dieses Bandes geduldig und sorgfältig und in der vorhandenen Reihenfolge durchnimmt, der wird, wir zweifeln nicht, einen großen Segen davon haben. Wir sind gewiss, dass die darin enthaltenen Lehren, wenn sie in gute und aufrichtige Herzen aufgenommen werden, sich an den Lesern als eine Kraft erweisen werden, sie von der Welt zu trennen und als Weizen für die Scheuer reif zu machen. Diese jetzt sich entfaltenden Prophezeiungen sind nach unserer Meinung von unserem Herrn ausdrücklich dazu bestimmt worden, die Heiligen zu beleben, reif zu machen und als Weizen vom Unkraut (Scheinweizen) zu trennen.

Wem vergönnt ist, den großartigen Abriss der Zeitalter zu erkennen, der so deutlich die genaue Anordnung, den erhabenen Zweck und die wunderbare Tragweite des göttlichen Planes darlegt, wie es im vorangegangenen Band ausgeführt wurde, der sollte gewiss auch das Verlangen haben, zu erfahren, was Gott etwa über die Zeiten und Zeitläufe desselben zu offenbaren gefallen haben möchte. Ihr Interesse daran sollte um so viel größer sein, als das derjenigen, die in den vergangenen Jahrhunderten gelebt haben und nichts von den Segnungen wussten, die jetzt für alle in Bereitschaft stehen. Treue Kinder Gottes verlangt es zu wissen, wann der König der Herrlichkeit herbeikommen, und der Fürst der Finsternis gebunden werden wird; wann die Kinder des Lichtes wie die Sonne hervorleuchten sollen und die Finsternis zerstreut werden, wann die Heiligen in die volle Gotteskindschaft eintreten und die seufzende Kreatur von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden, und wann das wahre Wesen unseres herrlichen, himmlischen Vaters einer erstaunten Welt völlig geoffenbart werden wird, und sie ihre Herzen in anbetender Bewunderung, Liebe und Gehorsam vor ihm beugen wird.

Wer eines solchen Verlangens entbehrt, zeigt damit einen Mangel an Interesse und an Verständnis des Planes Gottes. Die Apostel, die Propheten und die Engel begehrten es, und sie forschten deshalb ernstlich, zu erfahren, was die Zeit sei, die der Geist Gottes durch die Propheten anzeigte. Und dieses Interesse auf Seiten einer Kinder ist jederzeit Gott wohlgefällig; und wenn er auch seither solch Verlangen niemals in irgendeiner beträchtlichen Weise zufriedengestellt hat, weil die rechte Zeit dazu noch nicht gekommen war, so hat er doch nie solch ein Interesse von sich gewiesen. Im Gegenteil, den nachforschenden Daniel nannte er „lieb und wert“ und beantwortete seine Fragen, soweit es mit seinem Plan vereinbar war.

Solches Nachfragen sollte man daher nicht als ein ungehöriges Eindringenswollen in Gottes Geheimnisse betrachten. Es ist Gottes Wille, dass wir ein solches Interesse an seinen Plänen zeigen und in der Schrift „suchen“ und „auf das prophetische Wort“ „achten“; damit wir in der rechten Verfassung sind, die Wahrheit, sobald sie fällig wird, schnell zu erfassen. „Das Verborgene ist Jehovas, unseres Gottes, aber das Geoffenbarte ist unser und unser Kinder ewiglich.“ (5. Mose 29:29) Wenn wir uns daher gänzlich an das Wort Gottes halten und alle nutzlose Spekulation vermeiden, dann sind wir auf sicherem Boden. Wenn Gottes Plan und seine Zeiten und Zeitläufe in der Schrift nicht verzeichnet stehen, so kann sie niemand darin finden; und Gott hat sicherlich nichts durch seine Propheten und Apostel aufzeichnen lassen, was er für immer geheim halten wollte. Zu seiner Zeit und in seiner Ordnung wird jeglicher Zug des göttlichen Planes und dessen Zeit und Zeitlauf den Wachsamen kundgemacht. Der ganze Umriss des Planes, zusammen mit den dazugehörigen Zeitverhältnissen, sollte jedoch nicht vor der Zeitperiode verstanden werden, die als „die Zeit des Endes“ bezeichnet wird. (Dan. 12:9,10) Und, lasst uns das wohl im Auge behalten, dass weder Gelehrsamkeit noch Frömmigkeit irgendetwas erfahren kann, es sei denn Gottes Zeit gekommen, seine Geheimnisse zu offenbaren. Obgleich die Weissagungen jahrhundertlang vor aller Augen lagen, konnten sie jedoch nicht erschlossen und ihre Geheimnisse entziffert werden, bis die rechte Zeit gekommen war.

Als einige der Jünger mit der Frage nach der Zeit der Aufrichtung von Gottes Reich zu unserem Herrn traten, ehe die Zeit zu solcher Offenbarung gekommen war, da antwortete er: „Es ist nicht eure Sache, Zeit oder Zeiten zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat“. (Apg. 1:7) Und ein anderes Mal sagte er über dieselbe Sache: „Von jenem Tag aber oder der Stunde weiß niemand, weder die Engel, die im Himmel sind, noch der Sohn, sondern nur der Vater. Sehet zu, wachet und betet; denn ihr wisset nicht, wann die Zeit ist … Was ich euch aber sage, sage ich allen: Wachet!“ – Mark. 13:32, 33, 37

Die Worte unseres Herrn können nicht so verstanden werden, so meinten sie, dass, der Vater ausgenommen, niemand je über seine Zeiten und Stunden Kenntnis erhalten werden. Folglich beweisen sie ebenso wenig dass wir diese Zeiten und Zeitläufe jetzt nicht wissen könnten, als dass unser Herr sie jetzt nicht wissen könnte. Die Tatsache hingegen, dass der ganze Umriss des Planes unseres Vaters und seine Zeiten und Zeitabschnitte jetzt so deutlich erkennbar sind, ist starker Beweis dafür, dass wir jetzt in der Zeit des Endes der gegenwärtigen Herrschaft des Bösen und im Anbruch des Millenniums leben, da Erkenntnis zunehmen und die Verständigen darauf achten und große Erkenntnis finden sollen. (Dan. 12:4, 10) Wenn die Prophezeiung nie verstanden werden sollte, so wäre kein Grund vorhanden gewesen, eine solche zu geben.

Diese Aussprüche des Meisters zeigen aber an, dass Gott die verschiedenen Teile seines Planes nicht in einer oberflächlichen, dem Zufall überlassenen Weise ausführt, sondern dass er feste und bestimmte Zeiten und Zeitumstände für jeden Teil seines großen Werkes hat; und seine unendliche Macht und Weisheit verbürgt, dass dabei kein Fehlgriff oder Verzug vorkommen kann.

Die Worte legen auch darauf Nachdruck, dass der Vater bis zu jener Stunde niemandem, nicht einmal unserem Herrn Jesus, die Zeiten und deren Verhältnisse, die mit seinem Plan zusammenhängen, mitgeteilt hatte. Soweit entfernt davon, dass diese Worte die gewöhnliche Annahme unterstützen, als ob unser Herr Erforschung der Zeit und Umstände tadelte und hierdurch solche Prüfung untersagte, ist vielmehr das gerade Gegenteil der Fall. Seine Worte zeigen deutlich an, dass die Zeiten und deren Umstände, obwohl, sie zu wissen, den Jüngern damals noch nicht verliehen war, dennoch einmal von großer Bedeutung sein und dann den Wachsamen geoffenbart werden würden. Angesichts der Tatsache, dass sie einmal entsiegelt und dann von großer Wichtigkeit sein würden, dringt er in seine Jünger und sagt: „Sehet zu“, und lasset nicht Gleichgültigkeit bei euch einreißen, sondern „wachet“ beständig, dass ihr es wisset, wann die rechte Zeit herbeigekommen ist.

Alle, die während des ganzen Zeitalters gewacht haben, sind trotzdem, dass sie nicht all das sahen, worauf sie gewarteten, reichlich gesegnet worden und haben sich dadurch von der Welt getrennt erhalten. Wer aber in der dazu bestimmten Zeit lebt, und, wie es sich gehört, „wacht“, der wird es wissen, wird es sehen, wird es verstehen und inmitten der wunderbaren Ereignisse der „Ernte“ dieses Zeitalters nicht in Unwissenheit bleiben. Wer zu irgendeiner Zeit zu wachen versäumt, geht eines Segens, auf den der Meister großen Nachdruck legte, verlustig und beweist, dass er entweder durch den Gott dieses Zeitalters mit Vorurteil verblendet oder mit den Dingen dieses Lebens und mit gegenwärtigen Interessen überbürdet ist, unter Hintenansetzen seines Gelöbnisses, sich ganz dem Herrn zu weihen, und am ersten nach dem Reich Gottes und dem ewigen Leben zu trachten.

Die Apostel Petrus und Paulus lenken die Aufmerksamkeit auch auf diese Sache – die Zeiten und Zeitverhältnisse. Petrus erklärt (2. Petr. 1:16), dass wir nicht künstlich erdichteten Fabeln folgen; dass er vielmehr auf dem Berg der Verwandlung, da sie die herrliche „Vision“ des Mose und Elia und Jesu in glitzernden Gewändern vor sich sahen, wie in einem Bild die Herrlichkeit des kommenden Königreiches Christi schauten. Mose vertritt da die Heiligen, die bis dahin im Tode „schlafen“, und Elias ist das Vorbild derer, die nicht „schlafen“, sondern in der Zeit der zweiten Gegenwart des Herrn in einem Augenblick verwandelt werden. Die hellglitzernden Gewänder deuten „die Herrlichkeit danach“ an, nachdem alles Leiden, das „noch mangelt“, erstattet ist.) Doch trotzdem, dass Petrus uns seine Vision erzählt, als Beweis dafür dass er nicht künstlich erdichteten Fabeln folge, weist er uns dennoch auf das prophetische Zeugnis hin und sagt: „Wir haben das prophetische Wort befestigter, auf welches zu achten ihr wohl tut, als auf eine Lampe, welche an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbreche.“ (2. Petr. 1:19) Er wusste wohl, dass, damals noch von keinem alle Prophezeiungen völlig verstanden werden konnten und drang deshalb auf eine wachsame Haltung auf Seiten der Heiligen nicht ein Bewachen des Sternenhimmels, sondern ein Warten auf die Erfüllung alles dessen, das Gott durch seine heiligen Propheten hinsichtlich der Wiederherstellung und der „Zeiten der Wiederherstellung“ geredet, was einen so großen und wichtigen Teil ihres Zeugnisses bildet. Er versichert uns, dass die Weissagung fort und fort bis zum Tagesanbruch neue und wichtige Wahrheiten für uns enthält.

Der Apostel Paulus erklärt: „Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, Brüder, so habt ihr nicht nötig, dass euch geschrieben werde, denn ihr selbst wisset genau, dass der Tag des Herr also kommt, wie ein Dieb in der Nacht. (Unbemerkt, ohne Aufsehen zu machen, wird dieser Tag kommen, und nachdem er gekommen ist, werden viele noch für einige Zeit nicht wissen, dass sie in demselben leben). Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! Dann kommt plötzliches Verderben über sie (plötzlich im Vergleich mit den langsam schreitenden Ereignissen der vergangenen Jahrtausende – wie denn unsere Tage, die Tage des Dampfes und der Elektrizität genannt werden – jedoch nicht plötzlich wie der Blitz, sondern) gleich wie die Geburtswehen über die Schwangere. Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife.“- 1. Thess. 5:1-4

Sie alle, die „Brüder“, haben die Lampe oder Leuchte, das feste Wort der Weissagung, als ein Licht in einem düsteren Ort (in dieser Welt, da Sünde und Unwissenheit herrscht), wie Petrus sagt; und solange sie die richtige Haltung als Brüder beobachten; treue, demütige und lernbegierige Schüler des Wortes bleiben, solange werden sie nie in Finsternis sein. Ihnen wird jederzeit die Wahrheit als Speise zur rechten Zeit dargereicht werden. Niemals sind die in Einklang mit Gott Lebenden über notwendige Wahrheiten in Unwissenheit gelassen worden, so dass sie mit der Welt im Finstern tappen mussten. Abraham und Lot wussten schon vorher um die Zerstörung Sodoms, wobei Gott sagte: „Soll ich vor Abraham verbergen, was ich tun will?“ (1. Mose 18:17) Noah wusste zeitig genug um die Flut, so dass er die Arche bauen konnte, und sogar der Tag, an dem er hineingehen sollte, wurde ihm angezeigt. Beim ersten Advent wussten Simeon und Hannah und die Weisen aus dem Morgenland ebenfalls, dass der Messias zu erwarten sei. In der Tat, die Erwartung war damals eine allgemeine. (Luk. 2:25-38; Matth. 2:2; Luk. 3:15) Und wenn nun Gott so mit dem Haus der Knechte verfuhr, sollte er für das Haus der Söhne weniger tun? Unser Herr und Haupt sagte: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; aber ich habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe.“ (Joh. 15:15) Sicherlich wird unser Herr zur rechten Zeit um die Zeiten und Zeitpunkte wissen, da er es ja ist, der den Plan ausführen soll; und, es sei denn, er sei ein anderer geworden, so wird er auch denen, die ihm nahe stehen und mit ihm in seinem Werk verbunden sind – seinen Freunden, seinen Heiligen – seine Pläne kundtun.

So gewiss als nun geschrieben steht: „Der Herr, Jehova, tut nichts, es sei denn, dass er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten, geoffenbart habe“ (Amos 3:7), und so gewiss, als das meiste, was er ihnen offenbarte, nicht für sie selbst war, sondern für die christliche Kirche (1. Petr. 1:12), ebenso gewiss, so lehrt einfache Überlegung, werden die Glaubenstreuen nicht in Finsternis gelassen werden, noch unfähig sein, den Tag des Herrn zu unterscheiden, nachdem er herbeigekommen ist. Über sie wird er nicht wie ein Dieb und ein Fallstrick – plötzlich und unerwartet – kommen; denn sie wachen und werden das dann fällige und verheißene Licht darüber besitzen.

Der Apostel gibt auch an, warum er die Behauptung so positiv hinstellt, dass die „Brüder“ die Zeiten und deren Umstände, wenn an der Zeit, wissen und nicht in Finsternis sein werden. Er sagt (1. Thess. 5:5): „Denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages.“ Es sind die von der Wahrheit Gezeugten, die durch dieselbe mehr und mehr, bis zum vollen Tag, dem sie zugehören, entwickelt werden. – Jak. 1:18; Joh. 17:17, 19

Beachte, wie sorgfältig die Fürwörter ihr und sie, in dieser wie anderen Schriftstellen, die beiden erwähnten Klassen auseinanderhalten – die Heiligen und die Welt. Die Erkenntnis, welche die Heiligen am Tag des Herrn haben werden, wird der Unwissenheit der Welt (über die Bedeutung und Richtung der sich abspielenden, großen Ereignisse) gegenüber gestellt: „Ihr habt nicht nötig, dass euch geschrieben werde.“ „Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! Dann kommt ein plötzliches Verderben über sie und sie werden nicht entfliehen. Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife, denn ihr seid alle Söhne des Lichtes.“ „Hütet euch aber“, sagt unser Herr, „dass eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Völlerei und jener Tag plötzlich über euch hereinbreche; denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf dem ganzen Erdboden ansässig sind. Wachet nun (sowohl über euch selbst als auch in Bezug auf das Wort der Weissagung), zu aller Zeit betend, dass ihr würdig geachtet werdet, diesem allem zu entfliehen, was geschehen soll, und vor dem Sohn des Menschen zu stehen.“ – Luk. 21:34-36

Hieraus folgt, wenn ein am Tag des Herrn lebendes Kind Gottes in Bezug auf die Tatsache, dass der Tag vorhanden ist, in Finsternis oder Unwissenheit bleibt, dass es entweder von den Dingen dieser Welt berauscht oder vom Geist dieser Welt trunken gemacht oder von den Sorgen dieses Lebens überbürdet worden ist, und auf jeden Fall gleichgültig gewesen ist und seine Lampe nicht gereinigt und angezündet hat, sein Gefäß nicht mit Öl versehen, und so zu wachen versäumt hat. Das heißt: er hat das Wort Gottes nicht in Herz und Sinn, und den Geist, die Triebkraft oder die Gesinnung der Wahrheit, nicht in sich.

Viel von dem, was die Propheten voraussagten, hängt mit den Zeiten und Zeitläufen, wie auch mit den Einzelheiten des Planes Gottes zusammen, und doch bekennen sie ihr Unvermögen, die Prophezeiungen, die sie selbst aussprachen, zu verstehen. (siehe Dan. 12:8; Hes. 21:5; Matth. 13:17; 1. Petr. 1:10-12) In dunkler und sinnbildlicher Sprache gegeben, und mit noch zukünftigen Ereignissen verknüpft, war es ihnen damals unmöglich, sie zu versehen. Ihre im voraus aufgezeichneten Weissagungen legten damals für das göttliche Vorherwissen und Anordnen ein Zeugnis nieder, das aber nur zur Unterweisung derjenigen bestimmt war, die in der zu ihrer Erfüllung festgesetzten Zeit leben würden und nicht für die, welche sie aussprachen. (Röm. 15:4) Ihr Verstandenwerden ist bedingt durch das Zustandekommen damit verbundener Teile des göttlichen Planes und menschlicher Geschichte. Dies sollte nach Gottes Anordnung jenes erschließen. Dann, an dem „bösen Tag“, dem Tag der Drangsal, mit dem dieses Zeitalter schließt, und in dem die Ära oder Heilsepoche heraufdämmert, sollen die geduldig forschenden Kinder für die Stunde der Prüfung und Not reichlich mit der „Speise zur rechter Zeit“ versehen werden.

Eine wundervolle, moderne (neuere) Erfindung dient prächtig, die göttliche Einrichtung der Zeitweissagung zu veranschaulichen. Diese ist, was man ein Kombinations-Zeit-Schloss nennt, und in einigen der größten Banken gebraucht wird. Wie in anderen Kombinations- (künstlich zusammengesetzten) Schlössern, bleibt der Schlüssel oder Griff beständig im Schloss. Gewisse, besondere Drehungen des Griffes, die nur der weiß, der mit der Einrichtung bekannt ist, sind erforderlich, um es zu öffnen. Hingegen die geringste Abweichung von den richtigen Bewegungen verwirrt nur die Sache und macht die Eröffnung um so schwieriger. Das Kombinations-Zeit-Schloss fügt noch das Besondere hinzu, dass ein innerhalb der Bankgewölbe befindliches Uhrwerk das Eröffnen der Türen, nachdem sie am Abend geschlossen wurden, bis zu einer bestimmten Stunde am Morgen unmöglich macht; und auch dann nur nach Anwendung der richtigen Kombination oder Regel, nach der das Schloss arbeitet.

Geradeso hat unser himmlischer Vater während der Nacht viele Züge seines Planes mit seinem großen Zeitschloss verschlossen und versiegelt. Er hat es so angeordnet, dass es nicht vor der „verordneten Zeit“ – am Morgen des großen Tages der Wiederherstellung – geöffnet werden kann. Und dann wird Jehovas Gesalbter, er, „der den Schlüssel hat“, und die Kombination (die besondere Einrichtung) des Schlosses und deren Stellung versteht, „auftun, und niemand zuschließen.“ (Offb. 3:7) Er öffnet es uns, indem er uns die notwendige Information darüber gibt, wie der Schlüssel der Prophetie von denen, die begierig sind, die Schätze unendlicher Weisheit zu finden, gehandhabt werden muss. Und gerade jetzt vermögen wir die Schätze göttlicher Weisheit zu erschließen, weil die Morgenstunde gekommen ist – obgleich es noch früh ist und noch nicht hell für die Welt. Jedoch nur durch genaues Befolgen der Anweisungen und durch Verwenden des Schlüssels zu der vom großen Meisterbildner gestellten Kombination werden ihre Schätze sich auftun.

Diese Veranschaulichung passt trefflich zum Plan Gottes, bis in das einzelnste. Jeder Wahrheitszug und jede Prophezeiung ist nur ein Teil der einen großen Kombination (des Planes), die jetzt geöffnet werden kann, weil es Morgen ist – weil die Riegel des großen Zeitschlosses zurückgezogen sind. Und ist diese große Kombination einmal geöffnet (der Plan geoffenbart), so erschließt sie völlig auf das prächtigste die unermesslichen Schätze der göttlichen Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe und Macht. Wer da aufmacht, der wird wahrlich Gott besser kennen und schätzen, als je zuvor.

So lasst uns denn die Schrift mit ehrfürchtigem Geist durchforschen, damit wir lernen, was Gott gefällt, uns in Bezug auf seine Zeiten und Zeitläufe zu zeigen. Da er so kürzlich die großartigen Umrisse seines Planes so deutlich gemacht hat, so mag es wohl begründet sein, zu erwarten, dass seine Zeit gekommen ist, da er uns in die Erkenntnis der Zeitverhältnisse hineinleitet. Wohlweislich wurden die Zeiten und deren Umstände in der Vergangenheit verborgen gehalten, und so die Heiligen vor Entmutigung bewahrt, denn die Zeit war (für sie) lang. Doch da der Plan sich nun seiner herrlichen Vollendung nähert, ist es das Recht der Heiligen, darum zu wissen, damit sie sich aufrichten und froh das Haupt erheben können, weil sich ihre Erlösung naht. (Luk. 21:28) Das Kundgeben der Zeit wird sich in der „Zeit des Endes“ für die Geweihten in demselben Grad nützlich und anspornend erweisen, als ein früheres Offenbaren derselben schädlich und entmutigend gewesen wäre.

Unser Gott ist ganz gewiss ein Gott der Ordnung. Alles, was Gott tut, steht im Einklang mit einem genau zuvor geordneten Plan; und die von ihm festgesetzten Zeiten und Zeitumstände bilden keinen geringen und bedeutungslosen Teil dieses Planes. Beachte: Jesus wurde zur bestimmten Zeit geboren. „Als aber die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn.“ (Gal. 4:4) Nicht vorher, nicht nachher, sondern gerade als die Zeit erfüllt war. Die erste Predigt unseres Herrn war über das Thema der Zeit. Er kam, „predigte das Evangelium des Reiches Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt…Tut Buße und glaubt dem Evangelium.“ (Mark. 1:15) „Christus ist zur bestimmten Zeit gestorben.“ (Röm. 5:6) Er ist „auferweckt worden am dritten Tag (zur bestimmten Zeit) den Schriften gemäß.“ (1. Kor. 15:4) Während seines Lehramtes versuchte man verschiedene Male, ihn zu ergreifen, doch stets heißt es, sie konnten nicht, „weil seine Stunde noch nicht gekommen war.“ – Joh. 7:30

Die Zeitweissagungen sind nicht gegeben worden, um bloße Neugier zu befriedigen, sondern um dem Schüler des Wortes zu ermöglichen, die vorhergesagten Ereignisse, wenn sie fällig sind, zu erkennen. Die Weissagung zum Beispiel beschreibt die Zeit und die Umstände des ersten Advents; und doch wurde sie nicht eher verstanden, als bis Christus gekommen war; und dann war es für die, welche die Prophezeiungen sorgfältig durchforschten, ein Hilfsmittel in dem Menschen Jesus Christus den Gesalbten zu erkennen, welcher der Verheißung und Vorherbestimmung gemäß von Gott gesandt war. Und gerade so sollen die Prophezeiungen, welche Zeit, Art und Weise und Verhältnisse des zweiten Advents aufzeichnen, etwa um die Zeit dieses Ereignisses verstanden werden, um uns beizustehen, seinen Tag zu erkennen, wenn er herbeigekommen ist, sowie den Verlauf der Ereignisse in demselben und die Pflichten dieser Stunde. Man kann das Alte Testament nicht aufmerksam durchlesen, ohne das Gewicht zu gewahren, das auf Daten gelegt wird, und mit welch besonderer Genauigkeit, selbst bis auf den Tag, einige bezeichnet werden, obwohl sie sehr häufig mit Ereignissen verknüpft sind, die auf den ersten Blick sehr unbedeutend erscheinen. Wer aber genau „sucht“ und zusieht, der wird finden, dass diese verschiedenen Daten und chronologischen (zeitbezüglichen) Angaben Glieder einer wunderbaren Beweiskette sind, die mit großer Genauigkeit besonders auf zwei der hervorragendsten und wichtigsten Ereignisse der Weltgeschichte hinweist, nämlich auf den ersten und zweiten Advent des Erlösers und Herrn der Welt, und die bedeutsamen Angelegenheiten, die damit zusammenhängen.

Die Tatsache, dass die Mehrzahl der Christen gegen diese Dinge gleichgültig sind, ist kein Grund, warum die, welche seine Erscheinung lieb haben, und welche verlangen, von ihm als würdig anerkannt zu werden, auch in einen ähnlichen Zustand der Lauwarmheit versinken sollten.

Man sollte wohl vor Augen behalten, dass das fleischliche Israel, mit Ausnahme der „Freunde“ Gottes, strauchelte und die Zeit ihrer Heimsuchung nicht erkannte (Luk. 19:44), und dass der Prophet vorhergesagt hat, dass beide Häuser Israels – das jüdische und das christliche Haus (dies es natürlich nur dem Namen nach waren) – fallen würden (Jes. 8:14). Nur ein „Rest“ oder Überrest war und ist je am Ende oder in der Ernte der beiden Heilszeiten bereit, die dann fälligen Wahrheiten zu empfangen und sich anzueignen, und folglich in die besonderen Vorrechte und Segnungen der heraufdämmernden neuen Heilszeitordnung einzutreten. Es liegt also in der Schlussperiode dieses Zeitalters bei jedem einzelnen Christen, zuzusehen, dass er einer dieses „Restes“ und nicht einer der lauwarmen, unachtsamen, gleichgültigen Masse der namenchristlichen Kirche ist, die da sicherlich straucheln wird, wie der Prophet, der Herr und die Apostel vorhergesagt haben, und wie es in der Geschichte des fleischlichen Israel vorgeschattet ist; denn Israel nach dem Fleisch wird als der Schatten oder das Vorbild des geistlichen Israel bezeichnet.

Während jedoch die Zeitweissagung zu seiner Zeit von großem Nutzen sein soll, indem er verschiedenartige Züge des Planes Gottes als zur Erntezeit gehörig aufzeigt usw., so ist es ebenfalls wahr, dass die rechte Erkenntnis über die Art und Weise des Kommens und Erscheinens unseres Herrn sehr notwendig ist. Hierzu ist am geeigneten Platz sehr sorgfältige Aufmerksamkeit erforderlich; und hinter all dem Wissen muss Heiligkeit und Demut liegen, die den Weg zu seiner Annahme bereiten müssen. Sie ermöglichen dem Kind Gottes von seinem Herzen Vorurteil zu entfernen und fleißig zu erforschen, was geoffenbart worden ist. So war es am ersten Advent: Die Eifrigen, die Geweihten, die demütig oder niedrig Gesinnten waren es allein, welche Zeit und Weise erkannten. Die weltlich Gesinnten und Überbürdeten, die Satten, werden weder die Prophezeiung noch die sie erfüllenden Zeichen der Zeit erkennen, bis die Ernte vorbei und der Sommer besonderer Gnadenerweisungen zu Ende ist.

Am Ende oder „in der Ernte“ des jüdischen Heilszeitalters waren die wahrhaft demütigen und eifrigen „rechten Israeliten“ in einem Zustand der Erwartung, der weit von dem der stolzen, weltlich Gesinnten und selbstgerechten um sie her abstach, so dass sie nicht nur besser bereit waren, Gottes Plan, wie er ihn angeordnet, anzunehmen, sondern auch die Wahrheit nach der Mahnung der Schrift (1. Thess. 5:21) zu hören und zu untersuchen, als sie mit ihr in Berührung kamen. Und während unser Herr die selbstsatten und von der Sucht, nach Fehlern zu haschen, strotzenden, spitzfindigen Pharisäer mit dunklen oder ausweichenden Antworten abfertigte, nahm er sich Zeit und Mühe, den demütigen und ernstlichen Suchern die Wahrheit klar und deutlich zu machen. (Matth. 13:10-17;16:1-4; Mark. 7:1-23; Luk. 18:18-30; Joh. 1:45-51; Luk. 24:13-32 und 33-39; Joh. 20:24-28; 21:1-2) Die Stolzen und Selbstsatten und alle, die ihnen nachfolgten, strauchelten (Matth. 15:14), während die Demütigen und Wahrheitshungrigen ernstlich nach der Wahrheit fragten. (Matth. 13:36; Mark. 4:10) Solchen erklärte der Herr die dunklen Aussprüche und sage dabei: „Euch ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu wissen; jenen aber, die draußen sind, geschieht alles in Gleichnissen, auf dass sie sehend sehen und nicht wahrnehmen und hörend hören und nicht verstehen.“

So ist es auch am Ende dieser Heilszeit. Hier wie dort trennt die Wahrheit die Ernsten und Demütigen und führt sie voran in die für solche jetzt mögliche Erkenntnis und stärkt und erleuchtet sie, so dass sie nicht mit der Masse der Namenchristen straucheln, während die Lauwarmen und Selbstsatten die hier an der Zeit seienden Wahrheiten verwerfen, weil sie durch ihre eigene, unrichtige Herzensstellung geblendet sind. Folglich werden sie auch als unwürdig, zu seiner Braut zu gehören, vom Herrn verworfen werden. – Eph. 4:1; 1. Kor. 9:27

Es ist ein verhängnisvoller Fehler, in den viele gefallen sind, anzunehmen, dass eine Kenntnis des Tuns und Planes Gottes von wenig Bedeutung sei, dass die christlichen Tugenden alles sei, was Gott fordere, und dass diese besser durch Unwissenheit bewahrt würden. Wie verschieden stellt die Schrift die Sache dar! Sie berät uns, nicht nur die christlichen Charakterzüge zu pflegen, sondern auch beständig den Herzenszustand zu bewahren, der es uns ermöglicht, die Wahrheit zu erkennen, und insbesondere die große Wahrheit der Gegenwart des Herrn, wann sie an der Zeit ist – und wann die Wechsel der Heilszeiten stattfinden. Ein erkennen der heilszeitlichen Wahrheiten ist am Ende dieses Zeitalters ebenso wichtig wie am Ende der jüdischen Heilszeit. Diejenigen, welche die damals fällige Wahrheit nicht erkannten, empfingen auch nicht die damals fälligen Gnadenerweisungen; und gerade so am Ende dieser Heilszeit. Wer die jetzt an der Zeit seiende Wahrheit nicht erkennt, weil er durch Unglauben oder Verweltlichung verblendet ist, kann auch die jetzt zu gewährenden, besonderen Gnaden nicht empfangen. Ein solcher ist kein Überwinder und daher untauglich zur Braut Christi zu gehören und mit ihm als sein Miterbe das herrliche Erbteil der Geweihten im Licht anzutreten. Unter den für die Annahme der Wahrheit widrigen Umständen dieses Zeitalters wird sie zu einem Prüfstein unserer Glaubenstreue gegen Gott und trennt, damals wie heute, wie eine Sichel, die Tauglichen von den Untauglichen – den Weizen vom Scheinweizen.

Weil früher von den „Adventisten“ oder an das zweite Kommen Jesu Glaubenden, und von anderen die Zeitprophezeiungen der Schrift falsch angewandt wurden, und infolgedessen die erwarteten Ereignisse zu genannten Zeiten nicht eintrafen, so hat sich dem Forschen nach der Zeit ein schlimmer Beigeschmack zugesellt. Wir sehen jedoch, dass selbst dies ein Teil des Planes Gottes war, um die Sache der Zeit für alle als nur die Klasse, für die es bestimmt war, zu verdunkeln. Dies geschah eben dadurch, dass sich Verachtung und Lächerlichkeit damit verknüpfte, und so die weltlich Klugen und Weisen von der Untersuchung des Gegenstandes abgehalten wurden (Matth. 11:25). Wir sind gewiss, dies war ebenso sehr ein Teil des göttlichen Planes als die Sendung Jesus nach Nazareth, einem gering geachteten Flecken, damit er Nazarener „genannt“ wurde (Matth. 2:23), obgleich er in Wirklichkeit in der achtbaren Stadt Bethlehem geboren war. Damals sagten die Weltklugen und Weisen, was Nathanael in seiner Einfalt in die Worte fasste: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen“? Und was andere aus Opposition so ausdrückten: „Der Christus kommt doch nicht aus Galiläa“? (Joh. 1:46; 7:41) So heute, sobald von prophetischer Zeit, oder von irgendetwas die Rede ist, das sich auf den zweiten Advent des Herrn bezieht, da rufen viele aus, „Adventist“, als ob sie sagen wollten: „Kann aus Adventismus etwas Gutes kommen?“ Und dies tut man, obwohl man zugibt, dass viele von der Zeit handelnde Weissagungen noch nicht erfüllt sind, und dass das zweite Kommen des Herrn die hervorragendste Lehre der Schrift ist.

Wir haben tiefes Mitgefühl für beide, die ersten Adventisten (die Juden) und für die „Zweiten Adventisten“. Beide waren der Wahrheit so nahe, und doch nur eine Anzahl beider erkannten sie, die übrigen waren durch falsche Erwartungen geblendet. Unsere adventistischen Freunde verfehlten sowohl die Art und Weise als auch den Zweck von der Rückkehr des Herrn zu erkennen, wie die Schrift lehrt; folglich haben sie nicht erwartet, ihn zu „sehen, wie er ist“, sondern wie er war. Sie denken sich den Zweck seines Kommens so, dass die Herzen aller, mit Ausnahme der Heiligen, mit Furcht und Schrecken erfüllt werden müssten. Sie meinen, seine Absicht sei es, die Auserwählten zu sammeln, alle übrigen Menschenkinder aber zu vernichten und diese Welt zu verbrennen. Da sie solche Ideen hatten, so benutzten sie die Zeitprophezeiungen als eine Peitsche, um damit zu geißeln und die Welt so zu Gott zu treiben. Allein die Welt schaute ruhig darein und sagte: Das sind unverständige Schwärmer und, wenn es einen Gott gibt, so ist er jedenfalls viel vernünftiger und gerechter als das. Der Spott der Welt steigerte sich mehr und mehr, als sie immer und immer wieder einen Zusammenbruch der Materie und eine Zertrümmerung der Welt vorhersagten, und ihre Vorhersagungen wieder und wieder im Sande verliefen – bis endlich die bloße Erwähnung von Zeitweissagungen ganz allgemein mit einem ungläubigen Lächeln oder mit offener Verachtung entgegen genommen wurde, und das selbst von Christen, die wohl gut genug wissen, dass Weissagungen und Zeitrechnung einen großen Teil der Offenbarung Gottes ausmachen.

Doch zu keinem solchen Zweck hat Gott Zeitweissagung gegeben, noch will er in solcher Weise die Bekehrung der Welt versuchen; denn er sucht solche, die ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten, und nicht solche, die in seinen Dienst hinein geschreckt werden. (Joh. 4:23) Wenn er beabsichtigt hätte, die Menschen durch Furcht zum Gehorsam zu jagen, so hätte er eine viel erfolgreichere Weise ausgedacht als etwa Zeit auszurufen – wie unsere adventistischen Freunde bewiesen haben. Nicht um die Welt aufzuregen, ist prophetische Zeit gegeben worden, noch überhaupt für die Welt in irgendwelchem Sinn, sondern um in den Zeiten der Drangsal am Ende dieses Zeitalters die Kirche (die Herauswahl) zu erleuchten und zu leiten. Dazu ist sie gegeben. Daher steht geschrieben: Die Gottlosen werden es nicht achten und nicht verstehen, sondern nur die Verständigen. Für sie wird es Speise zur rechter Zeit sein, und zusammen mit anderer Speise wird es diejenigen stärken, die Gebrauch davon machen, so dass sie „am bösen Tag“ – an dem Tag der Drangsal, mit dem dieses Zeitalter schließt – „imstande sind zu widerstehen.“ Es hilft ihnen, die wunderbaren um sie herum sich abspielenden Ereignisse zu verstehen, so dass sie weder durch Furcht und Schrecken verzehrt noch durch allerhand Anschläge und falsche Theorien – durch die fälschlich sogenannte Wissenschaft – welche in dieser Zeit so zahlreich sind, verschlungen werden. Und so mögen sie wohl mitten in dem verzehrenden Feuer (Drangsal) als Zeugen für Gott und seinen Plan stehen, und als Lehrer des Volkes, hinweisend auf das herrliche Endziel des Planes Gottes, ein Panier, ein Signal, erheben für die Völker! – Jes. 62:10

Das ist der Zweck der Zeitprophezeiung: und wie wichtig, wie unentbehrlich ist sie – auf dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk ganz zubereitet. Ohne die prophetischen Zeitbeweise möchten wir die Ereignisse dieses Tages vor uns sehen und nichts davon verstehen, noch von unseren Pflichten und Vorrechten in denselben. Möchte daher keiner der wahrhaft Geweihten diese prophetischen Zeitbeweise unterschätzen. Sie sollen dazu dienen, in der Frühe, beim Anbruch des Tausendjahrtages, vor dem Sonnenaufgang, unsere Reden und Taten zu leiten, während die Welt und die Namenkirche noch fest schlafen, unwissend und unachtsam den jetzt stattfindenden, heilsgeschichtlichen Wechseln gegenüber. Diese prophetischen – Zeitbeweise waren zum großen Teil das Mittel in Gottes Hand, die Aufmerksamkeit des Schreibers völliger und sorgfältiger auf andere Züge des göttlichen Planes zu lenken. Die denselben gewidmete Aufmerksamkeit muss dem Schüler des Wortes dauernden Nutzen bringen; nicht nur indem sie ihn über die „gegenwärtige Wahrheit“ in Kenntnis setzt, sondern auch indem sie allen Schriftwahrheiten Kraft und lebendige Wirklichkeit verleiht, durch Herbeibringung des Beweises, dass alle Pläne Gottes sowohl der Zeit als auch der Art nach zur Hinausführung seines herrlichen Vorsatzes zusammenwirken.

Das Fehlgreifen der Vorhersagung der Adventisten, die eine Zeit für das Verbrennen der Welt usw. festzusetzen suchten, war mehr ein solches in betreff der Art der erwarteten Ereignisse als in betreff der Zeit. Wie einst die Juden irrten, so irrten sie, indem sie wohl zur rechten Zeit, aber nicht nach der rechten Sache ausschauten. Dies war die schließliche Ursache ihres Fehlgriffes, die Wahrheit recht zu erkennen; die erste Ursache hingegen war der Umstand, dass die Zeit zu einem deutlicheren Entfalten noch nicht gekommen war. Und doch war es Zeit, dass eine Bewegung entstand, so dass die Heiligen nach des Herrn Erscheinung ausschauten – dass sie ausgingen, dem Bräutigam entgegen, und dass sie eine Enttäuschung erlebten – vor seinem eigentlichen Kommen. Alles dieses ist in dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen dargestellt, von welchem später noch ausführlicher gehandelt werden wird. Wie wir in dem vorhergehenden Band gezeigt haben, ist das Feuer, das am Tag des Herrn die Erde verzehren wird, symbolisch oder bildlich, nicht buchstäblich zu nehmen; und in den folgenden Kapiteln wird dargelegt werden, dass die Anwendung der Zeitweissagungen, welche die Adventisten als Fehlgriffe beiseite geworfen haben, kein Fehlgriff, sondern richtig war, und dass diese deutlich das symbolische Feuer dieser Zeit, das schon im Brennen begriffen ist, anzeigen.

Die Adventleute versuchen alle prophetischen Zeitabschnitte auf einen gemeinsamen Schlusstag zusammen zu zwängen – und noch dazu auf einen Tag von vier und zwanzig Stunden – weil sie unter der Schwierigkeit arbeiten, dass sie ein buchstäbliches Verbrennen der Erde erwarten. Auf diese Weise tun sie einigen Prophezeiungen Gewalt an, um sie mit den anderen zusammen zu passen und zusammen enden zu lassen. Die jetzt vorhandene genauere Ansicht über den Plan Gottes offenbart aber die vollständige Harmonie der verschiedenen Zeitprophezeiungen, und dabei ist kein Verdrehen und Gewalt antun nötig, um sie mit einander passend zu machen. Wenn wir in den nun folgenden Kapiteln an eine Untersuchung der hauptsächlichsten Weissagungen gehen, so bilden wir uns nicht im voraus eine Theorie oder Erklärungsart und versuchen, danach alle prophetischen Perioden nach ihr zu biegen, sondern wir verfolgen jede Periode bis an ihr Ende, und dann weben wir die Theorie oder den Plan zusammen, wie es im großen Offenbarer der Geheimnisse angezeigt wurde. Man wird finden, dass die Ordnung und Harmonie des Planes Gottes in seinen Zeiten und Zeitläufen ebenso leicht erkennbar ist, wie in den herrlichen Zügen, denen wir im vorangegangenen Band nachgespürt und auf der Karte der Zeitalter oder der Heilszeiten aufgezeichnet haben. Und wenn die große Uhr der Zeitalter die Stunden schlägt, die auf dem prophetischen Zifferblatt verzeichnet sind, dann erfolgen die vorausgesagten Ereignisse so gewiss, als Gott sie vorher verkündigt hat.