Die Hoffnung auf ewiges Leben und Unsterblichkeit und ihre Sicherstellung durch das Versöhnungswerk
Die Erwartungen und Hoffnungen der seufzenden Kreatur. – Diese bilden jedoch keine Beweise. – Wohl aber die Verheißungen Gottes und die Vollstreckung des Versöhnungswerkes. – Der Unterschied zwischen ewigem Leben und Unsterblichkeit. Hat die Menschheit Unsterblichkeit oder wird sie sie jemals erlangen? – Sind Engel, ist Satan unsterblich? – Leben und Unsterblichkeit durch das Evangelium ans Licht gebracht. – Die Hoffnung der Welt im Gegensatz zur Hoffnung der Herauswahl.
Wenn ein Mann stirbt, wird er wieder leben? Alle Tage meiner Dienstzeit (meines mühseligen Lebens) wollte ich harren, bis meine Ablösung (Verwandlung) käme.
Hiob 14:14
Unser Heiland Jesus Christus hat den Tod zunichte gemacht aber (ewiges) Leben und Unverweslichkeit (Unsterblichkeit) ans Licht gebracht durch das Evangelium.
2. Timotheus 1:10
In allen Menschen wohnt eine sehnliche Hoffnung, dass der Tod nicht allem Dasein ein Ende mache. Es ist freilich eine ganz unbestimmte Hoffnung, dass irgendwie und irgendwo das jetzige Leben eine Fortsetzung erfahren werde. Bei einigen gestaltet sich diese Hoffnung zu einer Furcht. Das Gefühl der Unwürdigkeit für eine glückliche Zukunft weckt die Furcht vor einer unglücklichen Zukunft. Je größer die Furcht hier vor für sich und andere, um so fester die Überzeugung, dass es eine solche unglückliche Zukunft gebe.
Diese unbestimmte Hoffnung und diese (glücklicherweise grundlose) Furcht haben beide ihren Ursprung in dem Urteil, das der Herr nach Adams Fall über die Schlange ausgesprochen, wonach der Same des Weibes einmal den Kopf der Schlange zertreten sollte. Ohne Zweifel wurde das so verstanden, dass ein Teil des Geschlechtes Adams schließlich über Satan und damit über Sünde und Tod, in die er die Menschen verstrickt, triumphieren würde. Ohne Zweifel bestärkte Gott diese Hoffnung in wiederum sehr unbestimmter Weise durch Henoch, welcher weissagte: „Siehe, der Herr kommt mit zehntausend seiner Heiligen!“ und durch Noah am Ende des früheren Zeitalters. Aber das Evangelium (die gute Kunde) von einer Befreiung aus dem Tode, das einst in von Gott vorherbestimmter Zeit der ganzen Menschheit angeboten werden soll, scheint erst dem Abraham deutlich mitgeteilt worden zu sein. Der Apostel sagt: „Das Evangelium ist vordem dem Abraham verkündet worden“ und zwar mit den Worten: „Durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“ Diese Verheißung war die Grundlage für die Auferstehungshoffnung der Juden. Denn da viele Geschlechter der Menschheit ins Grab gesunken waren, ohne gesegnet (glücklich gemacht) worden zu sein, und andere ebenso dahinstarben, so setzte die Verheißung, dass alle gesegnet werden sollten, deren Rückkehr auf Erden, wo sie gesegnet werden sollten, ein zukünftiges Leben, mithin eine Auferstehung voraus. Und diese Hoffnung nahmen die Juden in alle Länder mit, in die sie zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft zerstreut wurden.
Gewiss ist, dass, ob infolge eines Zusatzes heidnischer Hoffnung zu den eigenen Wünschen oder infolge natürlicher Anlage der Menschen, das wollen wir dahingestellt lassen, alle Welt an ein zukünftiges Leben und dessen ewige Dauer glaubt. Diesen allgemeinen Glauben bezeichnet der Apostel als „standhaftes Erwarten der Kreatur“, der seufzenden Kreatur.
Aber Hoffnungen und Erwartungen sind keine Beweise für eine Lehre, und die Verheißungen im Alten Testament waren zu allgemein gehalten, als dass sie als Grundlage eines klaren Glaubens hätten dienen können, und noch weniger konnten sie es als Grundlage für eine Dogmatik (ein Lehrsystem).
Erst wenn wir im Neuen Testament die klaren Aussagen unseres Herrn und hernach seiner Apostel über das ewige Leben lesen, fangen wir an, die unbestimmte Hoffnung gegen einen klaren Glauben auszutauschen. Nicht nur finden wir dort deutlich gesagt, dass jedem eine Gelegenheit gegeben werden soll, ewiges Leben zu haben, sondern auch welches der Weg ist, auf dem jeder dazu gelangen soll.
Viele haben die Klarheit der im Neuen Testament gegebenen Lehre nicht betrachtet und sind deshalb im Glauben schwach. So wollen wir denn die ganze Lehre zusammen betrachten und dadurch unsere Überzeugung neu stärken, dass dank der Vorkehrungen unseres großen und allweisen Schöpfers jedem die Möglichkeit geboten werden wird, ewiges Leben erhalten.
Allein wir finden in dieser neutestamentlichen Lehre vom ewigen Leben zu unserer Verwunderung, dass sie damit beginnt, uns daran zu erinnern, dass nichts in uns ist oder aus uns kommt, das uns die Hoffnung auf ein ewiges Leben verbürgen würde. Vielmehr stellt die Lehre fest, dass das Leben unseres Geschlechts durch den Ungehorsam Adams verwirkt ist, dass Adam zwar für ewiges Leben vollkommen organisiert erschaffen worden, dass aber seine Sünde ihm nicht nur ihren Sold, den Tod, eintrug, sondern auch den Keim des Todes auf seine ganze Nachkommenschaft sich vererben ließ. Gottes Gesetz ist, wie er selbst, vollkommen; so war auch Adam als sein Geschöpf vollkommen, bevor er sündigte, denn es steht geschrieben: „Sein Werk ist vollkommen.“ Und vor Gottes Gesetz hat nur Bestand, was vollkommen ist, und alles Unvollkommene ist zur Vernichtung bestimmt. So hat denn Adams Geschlecht, „geboren in Sünden und empfangen in Ungerechtigkeit“, kein Recht, auf ein ewiges Leben zu hoffen, zu dem es nicht unter den im Neuen Testament entwickelten, gute Botschaft genannten Bedingungen gelangen würde. Die gute Kunde aber lautet, dass ein Weg eröffnet worden ist, auf dem alle Nachkommen Adams, die es wollen, durch Christum zur Vollkommenheit, zur Gnade vor Gott, zu ewigem Leben zurückkehren können.
Den Grundton gleichsam dieser Hoffnung auf Wiederaussöhnung mit Gott und damit auf die Möglichkeit, ewig zu leben, geben die Worte: 1. „Christus ist für unsere Sünden gestorben“ und 2. „für unsere Gerechtmachung wieder auferstanden“; denn „der Mensch Christus Jesus gab sich hin als ein Lösegeld (Loskaufpreis) für alle.“ Adam und sein Geschlecht, das, als er sündigte, noch in seinen Lenden war und dadurch von der über ihn verhängten Todesstrafe mit betroffen wurde, sind „erlöst (zurückgekauft) durch das teure Blut (den Tod) Christi.“ – 1. Petr. 1:19
Doch wiewohl des Herrn Heilsvorkehrung für alle hinreichend ist, so kann sie doch keinem einzigen zugute kommen, es sei denn, dass dieserseits gewisse Bedingungen erfüllt werden. Jeder, der gerettet werden will, muss 1. Christum als Erlöser annehmen und 2. darnach trachten, die Sünde zu meiden und hinfort in Übereinstimmung mit Gott und seiner Gerechtigkeit zu leben. Darum sagt die Schrift: „Die Gnadengabe Gottes ist ewiges Leben durch Jesum Christum unseren Herrn.“ (Röm. 6:23) Vergleiche noch folgende Schriftstellen, die helles Licht auf unseren Gegenstand werfen:
„Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben (d.h. ein Recht, einen Anspruch auf Leben als eine Gabe Gottes); aber wer dem Sohne nicht glaubt, wird das (vollkommene, nicht mit Tod bedrohte) Leben nicht sehen.“ – Joh. 3:36; 1. Joh. 5:12
Niemand kann ewiges Lebens teilhaftig werden als durch Christum den Erlöser, der von Gott als Geber des neuen Lebens bestellt ist; und die Wahrheit, welche uns gestattet, Glauben und Gehorsam zu erweisen und so eine Sicherheit für ewiges Leben in die Hand zu kommen, heißt darum das „Wasser des Lebens“ oder das „Brot des Lebens.“ (Joh. 4:14; 6:40, 54) Aber nur denen wird das ewige Leben werden, die, nachdem sie einmal gelernt haben, was es ist, und wie es als Gabe Gottes sich sichern können, darnach trachten, es zu ererben, indem sie gemäß dem Geist der Heiligkeit leben. Die sollen es erhalten als einen Lohn. (Röm. 6:23; Gal. 6:8) Um diesen Lohn zu erhalten, müssen wir des Herrn „Schafe“ werden und auf die Stimme (Belehrung) des Hirten hören. (Joh. 10:26-28; 17:2, 3) Niemandem wird dieser Lohn aufgezwungen werden; es muss im Gegenteil darnach getrachtet, gleichsam darauf Beschlag gelegt werden. (1. Tim. 6:12, 19) Was wir jetzt bekommen, ist also eher eine Hoffnung, als wirkliches Leben, die Hoffnung nämlich, dass wir schließlich zu diesem wirklichen Leben gelangen, weil Gott einen Weg eröffnet hat, auf dem er gerecht bleiben und doch der Rechtfertiger aller werden kann, die wahrhaftig an Christum glauben und ihn annehmen. Durch Gottes Gnade kaufte uns nicht nur unser Herr Jesus vom Tode los, indem er sein Leben als ein Sühnopfer für das unserige verwirkte hingab, sondern er wurde auch unser großer Hohepriester und als solcher der Urheber (Ursprung, Born) ewigen Heils für alle, die ihm gehorchen (Hebr. 5:9). „Und dies ist die Verheißung, die er uns verheißen hat: das ewige Leben.“ – 1. Joh. 2:25
„Und dies ist das Zeugnis: dass Gott uns ewiges Leben gegeben hat (jetzt durch Glauben und Hoffnung und dann tatsächlich, „wenn er, der unser Leben ist, erscheinen wird“), und dieses Leben ist in seinem Sohne. Wer den Sohn hat, der hat Leben, wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht“ – 1. Joh. 5:11, 12
Dieses ewige Leben, zu dem Adam und seinem ganzen Geschlecht von unserem Schöpfer durch unseren Erlöser der Zutritt ermöglicht wurde, das aber für diejenigen bestimmt ist und nur denjenigen verheißen ist, die Glauben und Gehorsam erweisen, und das diesen letzteren jetzt auch nur als eine Hoffnung gegeben ist, wird den Gläubigen in der Auferstehung tatsächlich zu teil werden. Die deutlichen Verheißungen des Wortes Gottes sind von den Einbildungen der Welt über diesen Gegenstand grundverschieden. Diese letzteren zielen dahin, dass der Mensch einem zukünftigen ewigem Leben entgegengehe, weil er darauf hoffe oder (in den meisten Fällen) sich davor fürchte. Aber Hoffnungen und Befürchtungen sind keine Beweise. Auch ist der Anspruch unbegründet, dass etwas im Menschen ewig leben müsste; dieses „etwas“ kann nicht gefunden, noch einem bestimmten Organ zugewiesen, noch als vorhanden dargetan werden.
Die Schriftlehre über diesen Gegenstand hingegen kann von dieser Seite nicht angefochten werden. Es ist durchaus vernunftgemäß, unser Leben, wie es in der Schrift auch dargestellt ist, als Gabe Gottes und nicht als eigenes, unveräußerliches Gut zu betrachten. Die heidnische Lehre, wonach der natürliche Mensch eine unsterbliche Seele hat, hätte, wenn sie richtig wäre, zur Folge, dass nicht diejenigen ewiges Leben hätten, die davon einen guten Gebrauch machen würden und glücklich wären, sondern auch diejenigen, die keinen guten Gebrauch davon machen würden und unglücklich wären.
Ihre Konsequenzen schießen mithin über das Ziel hinaus. Die Schrift lehrt hingegen, dass nur diejenigen jener großen und unschätzbaren Gabe (des ewigen Lebens) teilhaftig werden, die an den Erlöser und Lebensgeber glauben und ihm gehorchen. Die anderen, für die ewiges Leben ein Unglück wäre, werden es ebenso wenig erlangen, als sie es jetzt schon besitzen: „Der Sünde Sold ist der Tod; aber die Gnadengabe Gottes ist ewiges Leben durch Jesum Christum unseren Herrn.“ (Röm. 6:23) Die Bösen aber, d.h. alle diejenigen, welche, nachdem sie zu voller Erkenntnis der Wahrheit gelangt sind, derselben absichtlich widerstehen, werden durch den zweiten Tod aus der Mitte des Volkes Gottes hinweg gerafft werden. „Sie werden sein, als wären sie nicht gewesen.“ „Sie sollen gänzlich umkommen.“ Unwiederbringliche Vernichtung wird ihre ewige Strafe sein, ein Tod, aus dem es keine Erlösung gibt. Sie werden alles dasjenige verlieren, ewiges Leben, ewige Freude, ewiges Glück, was die Gläubigen gewinnen werden. – Apg. 3:23; Psalm 37:9, 20; Hiob 10:19; 2. Thess. 1:9
Gottes Gabe, das ewige Leben, ist für sein ganzes Volk kostbar, und ein festes Ergreifen desselben durch die Hand des Glaubens ist unentbehrlich für eine richtige, ordentliche Lebensanschauung. Einzig wer in dieser Weise gleichsam Beschlag gelegt hat auf das ewige Leben, indem er Christum angenommen und seinem Dienst allein sich geweiht hat, ist imstande, in den jetzt rasenden Lebensstürmen so zu bestehen, wie es sich gebührt, und so, dass er einen Nutzen davon hat.
Der Unterschied zwischen ewigem Leben und Unsterblichkeit
Wir haben im vorhergehenden nur die Hoffnung auf Unsterblichkeit (dieses Wort in der engeren Bedeutung von „ewiges Leben“ genommen) betrachtet und dabei gefunden, dass ewiges Leben das Teil aller derer sein wird unter Adams Nachkommen, welche die zur Erlangung desselben seid Geltung des Neuen Bundes nötigen Bedingungen erfüllen. „Unsterblichkeit“ bedeutet aber mehr als einfach „ewiges Leben“, mehr als die meisten Leute meinen. Nach der Schrift wird dieselbe nur einer bestimmten Zahl, einer „kleinen Herde“ verliehen werden, indes ungezählte Millionen des ewigen Lebens werden teilhaftig werden.
Unsterblichkeit ist eine Eigenschaft, die ausschließlich der göttlichen, nicht aber der menschlichen, auch nicht der Natur der Engel, noch irgend einer anderen Natur zukommt. Nur weil Jesus Christus und seine Braut, die kleine Herde, der göttlichen Natur teilhaftig werden sollen, werden sie unsterblich sein und daher unter allen Geschöpfen im Himmel und auf Erden eine Ausnahme bilden.“ – 2. Petr. 1:4
Hat die „Menschenseele“ Unsterblichkeit oder wird sie sie jemals erlangen? Sind Engel, ist Satan unsterblich?
Nachdem wir bereits gesehen haben, dass die „Menschenseele“ (das Wesen) in der Verbindung des lebendigen Odems mit einem menschlichen Körper besteht, genau wie es bei den niedrigeren Tieren ist, nur dass das Leben (der Odem) im menschlichen Körper über viel höhere Fähigkeiten verfügt, müssen wir also die Frage stellen: „Sind alle lebendigen Wesen (alle Seelen) unsterblich?“ Nachdem wir diese Frage verneint haben werden, entsteht die neue Frage: „Was hat der Mensch vor den Tieren voraus, das ihm erlaubt, auf Unsterblichkeit (ewiges Leben) zu hoffen?“
Salomos Beobachtung deckt sich hinsichtlich der ersten Frage vollständig mit derjenigen der wissenschaftlichen Gegenwart. Der Mensch ist, wie die niedrigeren Tiere, dem Tode verfallen. „Wie diese sterben, so sterben jene, und einerlei Odem haben sie alle.“ (Pred. 3:19) Die Begräbnisplätze vor den Ortschaften und manches andere erinnert uns täglich daran, dass der Mensch stirbt und deshalb nicht unsterblich ist, denn unsterblich ist nur der, welchem der Tod nichts anhaben kann. Welcher Art die Hoffnung des Menschen auf Unsterblichkeit auch sein mag, so viel bleibt bestehen, dass diese Unsterblichkeit keine gegenwärtige Eigenschaft der Menschen, sondern nur eine Hoffnung auf irgend eine göttliche Vorkehrung für die Zukunft sein kann. Bevor wir diesen Gedanken weiter verfolgen, wollen wir kurz die Bedeutung der Worte „sterblich“ und „unsterblich“ betrachten, da in dieser Hinsicht die gröbsten Missverständnisse obwalten, die viel Verwirrung anrichten.
Unsterblich ist einer, der nicht sterben kann, der gegen den Tod gefeit ist, der nicht umkommen, nicht der Vernichtung, nicht der Verwesung verfallen kann. Jedes lebendige Wesen, dessen Existenz in irgend einer Weise von einem anderen, und dessen Leben von Nahrung, Luft, Licht abhängt, ist nicht unsterblich. Unsterblich war von Anbeginn nur Jehova Gott, wie geschrieben steht: „Der Vater hat Leben in sich selbst“ (Joh. 5:26), d.h. sein Dasein ist kein verursachtes noch von äußerlichen Hilfsmitteln abhängiges. Er ist der ewige, unsterbliche, unsichtbare König (1. Tim. 1:17). Demnach wissen wir ganz bestimmt, dass weder Menschen, noch Engel, noch Erzengel, noch auch der Sohn Gottes vor und während der Zeit, da er Fleisch war und unter den Menschen wohnte, unsterblich waren. Alle waren vielmehr sterblich.
Sterblich will nicht sagen, dass einer sterben muss, sondern dass einer sterben kann, dass er lebt, so lange Gott das Notwendige für die Unterhaltung der Lebenskraft darreicht. So könnten z.B. Engel sterben, von Gott vernichtet werden, wenn sie sich gegen Gottes weise, gerechte und liebevolle Herrschaft empören sollten. Sie leben und weben und sind in Ihm (von seiner Vorsehung). Ja, von Satan, der solch ein Engel des Lichts war und sich empörte, ist ausdrücklich gesagt, dass er zu seiner Zeit wird vernichtet werden (Hebr. 2:14). Dies beweist nicht nur die Sterblichkeit Satans, sondern auch die der (anderen) Engel (des Lichts); so wie er, könnten auch sie von ihrem Schöpfer vernichtet werden. Der Mensch aber ist um ein wenig geringer als die Engel (Psalm 8:5) und mithin ebenfalls sterblich. Dies beweist vorab die 6000-jährige Erfahrung der Menschheit und sodann die an die Heiligen gerichtete Aufforderung, darnach zu ringen, die Unsterblichkeit zu erlangen (Röm. 2:7). Dass die gewöhnliche Erklärung von sterblich: sterbend, und von unsterblich: mit ewigem Leben begabt, falsch ist, wird aus der Untersuchung der Frage erhellen:
Ist Adam als ein sterbliches oder als ein unsterbliches Wesen erschaffen worden?
Wäre Adam unsterblich erschaffen worden, wie könnte ihm denn mit Tod gedroht, wie konnte er zum Tode verurteilt werden? Wie konnte er sterben, wenn er unsterblich, gegen den Tod gefeit war? Warum vertrieb ihn Gott zur Strafe aus dem Garten Eden, „auf dass er nicht (weiter) esse vom Baume des Lebens und lebe ewiglich?“ – 1. Mose 3:22
Wäre aber Adam als ein (wie die niedrigeren Tiere) für den Tod bestimmtes Wesen erschaffen worden, worin hätte dann die Strafe für den gegangenen Ungehorsam bestanden, wenn dieselbe (der Tod) ihm schon vor seinem Ungehorsam zugedacht war? Wie konnte Gott erklären, dass Adam den Tod durch seinen Ungehorsam verschuldet habe, wenn er (Adam) auch ohne Ungehorsam hätte sterben müssen?
Wir entrinnen aller Verlegenheit in dieser Frage durch Anwendung der richtigen Bedeutung der Worte unsterblich: „der nicht sterben kann“, und sterblich: „der sterben kann, der zum Tode verurteilt, mit dem Tode bestraft werden kann.“
Demnach ist Adam sterblich erschaffen worden. Er konnte sterben, er konnte aber auch ewig leben, je nachdem er seinem weisen, gerechten und liebreichen Schöpfer zu Gefallen lebte oder nicht. Wäre er gehorsam geblieben, er lebte heute noch, er lebte für immer, und wäre gleichwohl die ganze Zeit über sterblich, mit Tod strafbar gewesen im Falle des Ungehorsams und wäre es noch. Dieses ewige Leben wäre für ihn auch keinen Augenblick in Frage gestanden, denn Gott, von dem es abhing, ist unveränderlich. Ewiges Leben wäre Adam mithin so lange zugesichert gewesen, als er selbst in seiner richtigen ursprünglichen Stellung des Gehorsams und der Aufrichtigkeit zu Gott verharrt hätte. Was könnte vernünftigerweise noch mehr verlangt werden?
Adams Leben vor seinem Ungehorsam war, was das Leben der heiligen Engel jetzt noch ist; er hatte volles Leben, dauerndes Leben. Auf ihn allein kam es an, es weiter dauern zu lassen; es bedurfte hierzu seinerseits bloß des Gehorsams gegen Gott, der für das übrige sorgte. Aber eben, weil er nicht unsterblich, nicht gegen den Tod gefeit war, nicht Leben in sich selbst hatte, sondern dieses unter bestimmten von Gottes Wohlgefallen abhängigen Bedingungen aus Gott bezog – eben deshalb war die Drohung, dass er im Falle des Ungehorsams sterben würde, eine ernste Warnung. Sie bedeutete den Entzug, den Verlust des Lebens, des lebendigen Odems, ohne den der Leib in Staub zerfällt und die lebendige Seele, das Wesen zu existieren aufhört. Wäre Adam unsterblich gewesen, so wäre Gottes Todesurteil eine leere Drohung gewesen. Aber er starb vielmehr tatsächlich noch am gleichen (Tausendjahr) Tag seines Ungehorsams. – 2. Petr. 3:8
Wer etwa glauben sollte, die Bibel rede auf jeder Seite von der unsterblichen Seele des natürlichen Menschen, dem raten wir, eine Konkordanz zur Hand zu nehmen und sich zu überzeugen, dass die Bibel die Bezeichnung „unsterbliche Seele“ oder andere gleichwertige Ausdrücke gar nicht kennt. Dies wird aufrichtige Wahrheitssucher augenblicklich überzeugen, dass jahrhundertlang die ernsten Christen, in Gedanken wenigstens, zum Wort des Lebens hinzugefügt haben – und dies zu ihrem eigenen Nachteil, zu ihrer eigenen Verwirrung.
Nach der Schrift haben die Engel ewiges Leben, sind aber sterblich, d.h. ihr ewiges Leben ist nicht eine Folge ihrer Unsterblichkeit, ihrer Gefeitheit gegen den Tod, sondern des Wunsches ihres Schöpfers, sie so lange leben zu lassen, als sie mit ihm und seinen gerechten und liebreichen Vorkehrungen im Einklang bleiben und demgemäß leben. Dies ist leicht nachzuweisen. Denn war nicht Satan einer der heiligen Engel bevor er aus Hochmut und Ehrgeiz sündigte? Wurde er nicht auf diese Weise einer der Bösen (die Gott absichtlich, mit Willen widerstehen), von denen geschrieben steht: „Alle Gesetzlosen vertilgt er“, und „Welche Strafe leiden werden, ewiges Verderben (Vernichtung)?“ – Psalm 145:20; 2. Thess. 1:9
Und was in Hebr. 2:14 vom Teufel geschrieben steht, dass er durch den Tod vernichtet werden soll, gilt in gleicher Weise von allen, die auf seinem bösen Weg wandeln und die Vorkehrungen Gottes wissentlich und willentlich verwerfen.
Auch in indirekter Weise lehrt die Bibel, die sich fast ausschließlich mit den Beziehungen des Menschen zu Gott beschäftigt, die Sterblichkeit der Engel. Denn sie erklärt, dass Christus allein Unsterblichkeit hat (1. Tim. 6:16), der Vater immer ausgenommen (1. Kor. 15:27). Diese Unsterblichkeit, die eine Eigenschaft der göttlichen Natur ist, erhielt unser Herr Jesus bei seiner Auferstehung (als Geistwesen, nicht bei seiner Himmelfahrt) und als Lohn für die im Gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz bewiesene treue und Ergebung in des Vaters Willen. Diese Verleihung der Unsterblichkeit bedeutete für ihn eine große Erhöhung; stand er schon von Anbeginn im Range höher als alle anderen (Geistwesen), so machte nun seine Erhöhung den Rangunterschied um vieles größer. – Eph. 1:21
So ist es denn klar, so belehrt uns denn Gottes Offenbarungswort, dass zur Zeit, da die Apostel ihre Briefe schrieben, der Vater und sein Eingeborener Sohn allein Unsterblichkeit hatten. Vorher hatte sie der Vater allein; denn hätte sie der Eingeborene Sohn vor seiner Erhöhung auch schon gehabt, so hätte er nicht der Erretter der Menschenwelt werden können. Denn er hätte nicht sterben können; nach Gottes Plan aber musste er, um unser Erlöser zu werden, sterben. So heißt es denn: „Christus ist für unsere Sünden gestorben“ und hernach (zur Belohnung hierfür) zur Unsterblichkeit erhoben worden.
Ewiges Leben ist im Alten Testament in unbestimmter Weise in Aussicht gestellt, Unsterblichkeit aber ist nicht einmal erwähnt. Darum erklärt denn auch der Apostel, unter der Leitung des heiligen Geistes, dass unser Herr Jesus den Tod zu Nichte gemacht (seine Herrschaft über die Menschheit zeitlich beschränkt) hat und
Leben und Unsterblichkeit durch sein Evangelium ans Licht gebracht hat.
– 2. Tim. 1:10 –
Diese Stelle lehrt zweierlei: erstens, dass Leben, vollkommenes, dauerhaftes Leben von Unsterblichkeit unterschieden werden muss; und zweitens, dass keine dieser beiden großen Segnungen vor dem Evangelium zugänglich war, vor „der großen Errettung, die zuerst von unserem Herrn verkündigt wurde.“ – Hebr. 2.3
Was war es nun, das unseres Herrn gute Kunde ans Licht brachte hinsichtlich dieser zwei großen Segnungen (ewiges Leben und Unsterblichkeit)?
a) Sie zeigte, wie durch Gottes Gnade unser Herr die ganze Nachkommenschaft Adams zurückkaufte und so für jeden einzelnen Menschen eine Gelegenheit schuf, vom Tode zum Leben zurückzukehren. Sie wies, mit anderen Worten, auf das Kommen der „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“ hin, „von welchen Gott geredet hat durch den Mund aller seiner heiligen Propheten seit Anbeginn der Welt“. Diese Wiederherstellung bedeutet nicht nur eine Herausführung der Wiederherzustellenden aus dem Grabe (des Vergessenseins), sondern auch eine solche aus den verschiedenen Graden des Todes (Unvollkommenheit, Krankheit), eine Zurückbringung zum Leben, zu dauerndem Leben, wie dasjenige Adams vor dem Falle war. Das Evangelium (die gute Kunde) Christi gibt uns die Zusicherung, dass eine volle Gelegenheit, diesen Segen, dieses Leben zu erhalten, allen geboten werden soll unter den vernünftigen Bedingungen des Neuen Bundes und „zu seiner Zeit.“ – 1. Tim. 2:6
b) Das von Christi guter Kunde verbreitete „Licht“ lässt außerdem im Plan Gottes eine besondere Vorkehrung für eine besondere Berufung, Erprobung und Zubereitung einer kleinen Zahl seiner Geschöpfe erkennen, die zu mehr als sittlicher und intellektueller Gottes-Ebenbildlichkeit gelangen sollen, eine Einladung, sich so sehr dem Willen des Vaters zu unterwerfen und von ihrem absoluten Gehorsam so volle Beweise zu geben, dass neue Kreaturen aus ihnen gemacht werden können, dem erhöhten Erlöser gleich, wie er, der Unsterblichkeit, der göttlichen Natur teilhaftige Personen.
Und wenn wir nun mit Staunen die Frage stellen, welchen unter Gottes heiligen Geschöpfen, den Cherubinnen, den Seraphinen, diese hohe Ehre zugedacht ist, so finden wir in Christi Evangelium die Antwort, dass Engel derselben überhaupt nicht teilhaftig werden sollen, sondern allein der Sohn des Menschen und seine „Braut“, die aus der Zahl derjenigen, die er mit seinem eigenen teuren Blut erkauft hat, also aus den gefallenen Menschen, auserwählt werden soll.
„Schaut auf ihn, welcher, der Schande nicht achtend, für die vor ihm liegende (ihm in Aussicht gestellte) Freude das Kreuz erduldete und (nun zum Lohn) sich gesetzt hat (auf den Ehrenplatz) zur Rechten des Thrones Gottes“ (Hebr. 12:2). „Da er reich war, aber um unsertwillen arm wurde“ (2. Kor. 8:9). Da er Menschen zurückkaufen sollte, musste er als Rückkaufpreis eine menschliche Natur hergeben. Darum erniedrigte er sich selbst und nahm Knechtsgestalt an und, nachdem er dem Menschen gleich geworden, erniedrigte er sich noch weiter bis zum Tod, ja bis zum allerschimpflichsten Tode, zum Verbrechertod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch bei seiner Auferstehung (nicht bei seiner Himmelfahrt) hoch erhoben zu der ihm als Lohn verheißenen göttlichen Natur und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist (Jehovas Namen ausgenommen). – 1. Kor. 2:8, 9-Phil.2:8,9
„Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung!“ – Offb. 5:12
Der unaussprechliche Reichtum der Gnade Gottes hätte nun stehen bleiben können bei der Erhöhung dieses Größten und Würdigsten. Aber sie geht weiter. Gott der Vater hat bestimmt, dass Christus als Anführer eine Anzahl Söhne Gottes zu Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit führen soll (Hebr. 2:10; Röm. 2:7). Doch muss ein jeder dieser Söhne ein geistiges Abbild des Erstgeborenen sein. Und diese Ehre, des Lammes Braut und Miterbe zu werden, ist, als eine großartige Belehrung über Gottes Erhabenheit und eine kräftige Widerlegung aller Entwicklungslehren, nicht den schon hochstehenden Engeln zugedacht, sondern einigen unter den Sündern, die durch das köstliche Blut des Lammes zurückgekauft worden. Gott erwählte diese Zahl und bestimmte zuvor, welches die Anforderungen sein sollten, denen sie entsprechen müssten, um fest zu machen ihre Berufung und Erwählung zu einem Platz unter der so hoch zu ehrenden Schar. Alles weitere ist Christo überlassen, der jetzt wirkt, wie der Vater bisher gewirkt hat. – Joh. 5:17
Das zwischen dem Pfingsttage und der Aufrichtung des Reiches Gottes bei der zweiten Gegenwart Christi liegende Evangeliums-Zeitalter ist die Zeit für die Herauswahl dieser „Brautklasse“, die auch als Versammlung (Ekklessia), Leib des Christus, königliche Priesterschaft, Samen Abrahams (Gal. 3:29) bezeichnet wird. Während dieses ganzen Zeitalters wird die Herrschaft des Bösen deshalb zugelassen, damit diese Glieder des Leibes des Christus hinsichtlich ihrer Herzensstellung auf die Probe gestellt werden können und eine Gelegenheit haben, ihr kleines, von Jesu erkauftes Alles im Dienste dessen zu opfern, der sein teures Blut für sie hingegeben hat, und dadurch in ihren Herzen Jesu Ebenbild zu entwickeln, damit, wenn am Ende des Zeitalters sie durch ihren Herrn und Erlöser dem Vater vorgestellt werden, Gott in ihnen das Ebenbild seines Sohnes sehen könne. – Kol. 1:22; Röm. 8:29
Wie der Lohn der Herrlichkeit, Ehre, Unsterblichkeit und der anderen Eigenschaften der göttlichen Natur dem Erstgeborenen nicht zu teil wurde, bevor er seinen Lauf vollendet durch Ergänzung seines Opfers und Gehorsams im Tode, so geht es auch der Herauswahl, der „Braut“, die als eins gerechnet und als Ganzes behandelt wird. Unser Herr, der Erstgeborene und Anführer, trat seine Herrlichkeit bei seiner Auferstehung an (nicht bei seiner Himmelfahrt); indem er „aus den Toten geboren“, „vom Geiste geboren“ wurde; damals ward er hoch erhöht, erhoben auf den Thron, an die erste Ehrenstelle (zur Rechten) Gottes. In gleicher Weise, so hat er es verheißen, wird seine Herauswahl, seine Braut bei der Auferstehung verwandelt werden, durch Gottes Macht die menschliche Natur austauschen gegen die Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit der göttlichen Natur. – Hebr. 13:20; 2. Petr. 1:4
Darum steht mit Bezug auf die (Erste) Auferstehung, die der Herauswahl, geschrieben: „Es wird gesät verweslich, es wird auferweckt in Unverweslichkeit (Unsterblichkeit). Es wird gesät in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher (menschlicher, wörtlich: animalischer, seelischer) Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib. Und wie wir das Bild dessen von Staub getragen haben, so werden wir auch das Bild des Himmlischen tragen.“ – 1. Kor. 15:42-44, 49
Die Bedingungen, die von denjenigen gefordert werden, welche ihre Berufung und Erwählung zu dieser hohen Stellung fest machen wollen, sind sehr schwere, entsprechen jedoch gleichwohl einem „vernünftigen Gottesdienst“. Den Treu- und Festbleibenden wird zum Endgeld die Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit der göttlichen Natur verheißen. Sie sollen mithin des Erlösers hoher Erhöhung weit über Engel teilhaftig werden, so sie auch seine Schmach teilen, indem sie in seinen Fußstapfen, nach seinem Vorbild wandeln in dieser gegenwärtigen Zeit, wo noch dem Bösen die Vorherrschaft gelassen ist.
Einzig und allein dieser Herauswahl gelten die im Worte Gottes dargebotenen Verheißungen und die Hoffnung auf Unsterblichkeit. Diese ist es, wovon wir in Joh. 5:26 lesen: „Wie der Vater Leben in sich selbst hat (Leben, das nicht der Unterhaltung bedarf, Unsterblichkeit), so hat er auch dem Sohne gegeben, Leben in sich selbst (Unsterblichkeit) zu haben“ und es weiter zu geben, an wen er wollte, an seine Braut, seine Herauswahl, die Glieder seines Leibes – Eph. 3:6
Mit dem Worte „Unsterblichkeit“ (1. Kor. 15:53, 54; 1. Tim. 6:16) wechselt das Wort „Unsterblichkeit“ (resp. „unverweslich“). (Röm. 2:7; 1. Kor. 15:42, 50, 53, 54; 2. Tim. 1:10; Röm. 1:23; 1. Kor. 15:52; 1. Tim. 1:17; 1. Petr. 1:4, 23; 3:4). Unverweslich heißt, was nicht verwesen, zerfallen, seinen Wert verlieren kann. Unverweslichkeit ist mithin, wenn von Personen ausgesagt, gleichbedeutend mit Unsterblichkeit. Denn was Leben hat und gegen den Tod gefeit ist, kann in Wahrheit „unverweslich“ genannt werden.
Die Hoffnung der Welt im Gegensatz zur Hoffnung der Herauswahl
Die kecksten und gelehrtesten unter den Naturforschern und Philosophen, unter ihnen die Anhänger der Entwicklungslehre, haben den Beweis zu erbringen gesucht, dass des Menschen Leben nicht eine Gabe des Schöpfers sei. Sie haben Mensch und Tier mittelst des Entwicklungsprozesses abgeleitet von einer Zelle, ja von dem Protoplasma in derselben. Sie möchten nun gerne den Schöpfer und Lebensgeber überhaupt weg leugnen, allein da sie keine Erklärung dafür geben können, wie die leblose Materie dem Protoplasma Leben verschafft, so müssen sie das Vorhandensein einer großen, obersten Lebensquelle zugeben.
Leute aber, die die Bibel gerne erforschen, sollen ohne Bedenken die Belehrung der Schrift annehmen können, nach welcher Gott selber und er allein die große „letzte“ Ursache, der Born des Lebens ist, aus dem alles Leben auf jeder Stufe stammt; oder wie es der Apostel ausdrückt: „Alle Dinge sind vom (aus dem) Vater, und alle Dinge sind durch den Sohn und wir sind durch ihn.“ (1. Kor. 8:6) Der Christ findet nicht nur im Buche der Natur Beweise vom Vorhandensein eines Schöpfers, sondern er findet auch in der Bibel die ausdrückliche, eingehende Kundmachung dieses Schöpfers und die Erklärung woher die Schöpfung kommt. Er hält die Erschaffung des ersten Menschenpaares durch Gott für eine Tatsache und glaubt auch, dass Gott es gewesen, der ihnen Leben und die Fähigkeit geschenkt, lebende Wesen, wie sie selber, hervorzubringen, genau wie der Tierwelt auch.
Im Paradies sehen wir Adam und Eva in ihrer Vollkommenheit, im Besitz sittlicher und intellektueller Eigenschaften, die denen ihres Schöpfers ähnlich waren. Sie waren daher ihren Untertanen, der Tierwelt, weit überlegen, Wesen, Seelen höherer Ordnung dank ihrem höheren, feineren Organismus.
Was war nun Gottes Absicht für sie? War ihm wie den Tieren bestimmt, einige Jahre zu leben und dann zu sterben, um anderen Wesen seiner Gattung Platz zu machen? Oder war dem nicht so, trotzdem er die Eigenschaft der Unsterblichkeit, wie wir gesehen haben, nicht besaß? Nein, sicherlich nicht! Aber dafür finden wir Zeugnisse genug, dass Gott das nötige vorgekehrt hat, damit diejenigen, die den Erfordernissen entsprechen, ewig leben können. Diese Vorkehrung bestand nicht in der Verleihung der Unsterblichkeit, sondern in dem guten Willen und Vorsatz des Schöpfers, in dem „wir leben und weben und sind“.
Gelegentlich könnte jemand den Schluss ziehen, der Mensch sei unsterblich, unzerstörbar, weil die Wissenschaft dargetan habe, dass die Materie unzerstörbar sei. Aber das wäre ein Trugschluss; denn Materie ist nicht Mensch, und das Leben, die Seele, ist nicht Materie. Wohl ist der Leib Materie, aber um den Leib des Menschen zu bilden, muss die Materie einen zweckgemäßen besonderen Aufbau haben, und dann muss erst noch Odem, Lebensgeist dazukommen, damit dieser zweckgemäße Aufbau der Materie eine Seele, ein Mensch werde. Niemand wird behaupten wollen, dass ein Organismus unzerstörbar sei. Es kann daher jeder denkfähige Mensch einsehen, dass das von einer bestimmten Beschaffenheit und Funktion des Organismus abhängige Wesen (Seele) eben wie der Organismus selbst zerstört werden kann. Dies verneinen würde übrigens der Analogie wegen auch den niedrigsten Lebewesen (Insekten, Kriechtieren) Unsterblichkeit, Unzerstörbarkeit zuerkennen. Es ist eben ein sehr großer Unterschied zwischen Vernichtung (Zunichtemachung) von Materie und von Leben.
Gott erklärte nach dem biblischen Bericht unserem Vater Adam, dass er seines Lebens sicher sei und es so lange sein werde, als er ein gehorsamer Sohn Gottes sei, dass nur Ungehorsam ihn (sein Wesen, seine Seele) dem Tode aussetzen würde. Allein unsere ersten Eltern fielen und wurden zur Strafe hierfür zum Tode verurteilt. Hierzu konnten sie nur als lebendige Wesen, als Seelen verurteilt werden; das Urteil traf daher nicht den an sich leblosen Leib, noch die unpersönliche Lebenskraft, sondern das Produkt ihrer Vereinigung, die Seele; die sollte sterben.
Nun hätte der Herr das Todesurteil sofort nach der Übertretung des göttlichen Gebotes vollstrecken können. Allein statt dessen entrückte er nur die Vorkehrungen für die fortdauernde Unterhaltung des Lebens dem Bereich Adams, so dass dieser allmählich starb. Diese Vorkehrungen bestanden in der Hervorbringung von genießbaren Früchten durch den „Baum des Lebens“, deren Genuss das Leben fort erhielt, indem dadurch die Einbuße und Abnutzung jedes Tages wieder gutgemacht wurde. Von diesem Baum (oder Baumgruppe) wurde der Mensch sofort nach seiner Übertretung abgeschnitten, und so geriet er in die Gewalt des Todes, wie die niedrigeren Tiere. Beim Menschen jedoch wird der Tod ausdrücklich als ein Fluch, eine Strafe bezeichnet, die er sich durch Verletzung göttlicher Bestimmungen zugezogen. Dieser Fluch, der auf dem König der Erde lastet, wurde zu einem Fluch über das ganze Herrschaftsgebiet und alle Untertanen, die niedrigeren Tiere, denn nachdem der König seine Vollkommenheit eingebüßt, riss Unordnung in seinem Herrschaftsgebiet ein.
Zudem traf der Fluch die Kinder Adams, da sie von ihm, ihrem Vater, Ansprüche, Vorrechte und leibliche Vollkommenheit nicht mehr erben konnten, nachdem er sie verwirkt und verloren hatte. Nun sind wir, wie auch die Schrift erklärt, alle in Adam zum Tode verurteilt und als zur Gottebenbildlichkeit bestimmte, vernunftbegabte und den Wert ewigen Lebens zu schätzen vermögende Geschöpfe darauf angewiesen, unsere Augen zu Gott zu erheben, um zu sehen, ob seine unendliche Weisheit, Liebe, Gerechtigkeit und Macht eine Methode, einen Plan zu entdecken imstande, nach welchem Gott gerecht bleiben und dennoch der Gerechtmacher aller derer werden kann, die an Jesum glauben. – Röm. 3:26
Diese Erwartung unserseits ist nicht trügerisch. Gottes Vorkehrung durch Christum besteht, wie die Schrift lehrt, in der Auferweckung der Toten, in der Wiederherstellung des Menschen zu seiner ursprünglichen Vollkommenheit. Zwar sind Schranken und Bedingungen da, und nicht alle werden Gottes Gunst finden; aber eine Gelegenheit, sie zu finden, wird allen geboten werden, wobei wir des frohen Glaubens leben, dass die Mehrzahl der Nachkommen Adams, wenn sie einmal die Wahrheit kennen, Gottes Gnadenvorkehrung durch Christum sich dankbar zu nutze machen und ihren Wandel durch Glauben an den Erlöser so gestalten werden, dass er mit den Anforderungen des Neuen Bundes in Einklang kommt.
Es ist jedoch nicht an uns oder an jemand anderem, die Frage: „Werden wenige errettet werden?“ zu beantworten, nachdem unser Herr Jesus sich weigert, die Antwort darauf zu geben (Luk. 13:23). Darauf aber dürfen wir und müssen wir hinweisen, dass unser Herr ein Lösegeld für alle bezahlt hat, und dass zur rechten, vorbestimmten Zeit alle zur Erkenntnis dieser großen Wahrheit kommen und somit eine Gelegenheit erhalten sollen, ewiges Leben zu empfangen von Ihm, dem großen Licht, der jeden erleuchten soll, der in diese Welt kommt (1. Tim. 2:4-6; Joh. 1:9). Wir rufen daher immer wieder, so lange dieses Zeitalter noch währt, allen denen, die Ohren haben zu hören, des Meisters Worte zu: „Ringet darnach, durch die enge Pforte einzugehen; denn viele, sage ich euch, werden einzugehen suchen und es nicht (mehr) vermögen, von da an, wenn der Hausherr aufgestanden ist und die Tür verschlossen hat“ (Luk. 13:24, 25). Der einzige Ruf, der im jetzigen Evangeliums-Zeitalter ergeht, ist der, auf dem schmalen Weg der Selbstaufopferung zu wandeln. Da sollte denn kein irdischer Vorteil uns blenden und unseren Blick abziehen von dem großen Preis der Unsterblichkeit, der jetzt noch angeboten wird denen, die den Lauf vollenden. Wenn einmal die Vollzahl der Nationen eingegangen, die Zahl der Auserwählten voll ist, und die große Trübsal am Ende dieses Zeitalters beweist, dass die Herauswahl vollzählig und erhöht ist, dann wird es viele geben, welche die Angelegenheiten dieser Welt, die jetzt ihre Aufmerksamkeit ablenken und sie hindern, ihre Weiheverpflichtungen zu erfüllen, mit ganz anderen Augen ansehen werden.
Gottes Heilsplan für die Nachkommen Adams im allgemeinen besteht darin, einem jeden während des Millenniums oder Tausendjahrtages das ewige Leben anzubieten unter den Bedingungen des neuen Bundes, der mit dem teuren Blut des Lammes versiegelt ist. Unsterblichkeit, göttliche Natur aber wird dann nicht mehr zu erhalten sein; das sind Gaben, die der Herauswahl dieses Evangeliums-Zeitalters, der kleinen Herde, der Braut, des Lammes Weib, vorbehalten sind. Für die anderen bedeutet das Anerbieten ewigen Lebens Wiederherstellung (Apg. 3:19-21) zu Leben und Gesundheit und Vollkommenheit der menschlichen Natur, wie sie Adam, als Ebenbild Gottes, besaß vor seinem Fall aus der Gnade in Sünde und Tod.
Wenn dann am Ende des Millenniums alle gehorsamen Menschen erhalten haben werden, was durch Adam verloren ging und von Christo zurückgekauft wurde, dann werden auch alle, nachdem sie nun volle Erkenntnis gewonnen und deshalb in den Stand gesetzt sind, die Prüfung zu bestehen, einzeln (wie Adam) einer strengen Prüfung unterzogen werden (Offb. 20:7-10), und nur die, welche sich bei dieser Prüfung als von Herzen und im äußerlichen Wandel mit Gott und seinen gerechten Anforderungen einverstanden erweisen, werden über das Millennium hinaus in die ewige Zukunft des Zeitalters ohne Ende hinein leben. Die übrigen wird der Zweite Tod auf immer dahin raffen – aus der Mitte des Volkes. – Apg. 3:22
Wenn nun auch kein Tod, kein Seufzen und kein Weinen mehr sein soll, so wird das nicht etwa die Folge der Verleihung der Unsterblichkeit an die Überwinder des Tausendjahr-Zeitalters sein, sondern die Folge davon, dass die Menschen zwischen gut und böse und den Früchten beider zu unterscheiden gelernt und dadurch einen Charakter entwickelt haben werden, der sie mit Gott und seiner Gerechtigkeit in vollem Einklang stehen lassen wird, die Folge davon, dass sie eine Prüfung werden bestanden haben, die beweist, dass sie auch dann nicht zu sündigen wünschten, wenn sie dazu Gelegenheit erhielten und keinerlei Strafe sie dafür treffen würde. Sie werden nicht Leben in sich selbst haben, sondern noch abhängen von Gottes Vorkehrungen zur Erhaltung des Lebens (Nahrung). – Offb. 21:4, 6, 8; 7:16; Matth. 5:6
Wie der Fluch den Tod der Menschheit nach sich zog, so bedeutet die Aufhebung des Fluches die Aufhebung aller gesetzlichen Hindernisse für die Rückkehr des Menschen zu den Segnungen, deren er in Eden teilhaftig werden sollte. Aber jetzt ist der Mensch geistig, sittlich und körperlich so herunter gekommen, dass er nicht fähig ist, wie Adam es war, sich der Vollkommenheit eines Lebens im Paradies zu freuen. Darum hat Gott für Zeiten der Wiederherstellung, für ein Tausendjahr-Reich gesorgt, in welchem die Menschheit, für deren Sünden unser Herr Jesus durch seinen Tod die Strafe bezahlt hat, von Ihm, dem Lebensspender und Befreier zurückgebracht werden wird aus den Banden des Todes und der Sünde zur Freiheit vollkommener Gottesebenbildlichkeit. So ist es denn Gottes Wille, dass des Menschen Bekanntschaft mit der Sünde für ihn eine ewige Warnung vor deren „außerordentlichen Sündhaftigkeit“ und ihrem Sold, dem Tod, bilden soll, damit, wenn er im Laufe des Millenniums mit der Gerechtigkeit, Wahrhaftigkeit, Güte, Liebe und den anderen Eigenschaften des Charakters Gottes bekannt geworden, er sich unterwerfen und gehorchen und das Vorrecht ewigen Lebens in einer Weise würdigen lerne, wie es Vater Adam nie zu würdigen vermocht hätte, da er das Gegenteil davon nicht durch gekostet hätte, wenn er nicht gefallen wäre.
Dieser Erfahrung zuliebe musste unser Geschlecht den Tod langsam kosten und wird es auch die Auferstehung (Wiederherstellung) langsam zu kosten bekommen. Zoll für Zoll wird es gehoben, herausgezogen werden aus dem Sumpf der Sünde, aus dem schrecklichen Abgrund der Verkommenheit und des Todes, empor zu der großartigen Höhe des Lebens und der Vollkommenheit, von der es in der Person Adams fiel. Hiervon machen nach der Schrift nur die wenigen Ausnahme, die zuvor mit Gott in Übereinstimmung gebracht worden sind, der Same Abrahams nach dem Fleisch und nach dem Geist. – Gal. 3:29; Hebr. 11:39, 40
So, im Lichte der Schrift betrachtet, erscheint die Unsterblichkeit in ihrem vollen Glanz. Sie vertritt nicht den Weg „dem ewigen Leben, der Gabe Gottes“, welche bestimmt ist für alle, die es von ihrem Erlöser unter den einzigen Bedingungen, unter denen es für sie ein Glück bedeutet, werden annehmen wollen. Sie machen es unmöglich, nicht für die des ewigen Lebens Unwürdigen die gerechte Strafe, die der große Richter aller verkündet:
„Der Sünde Sold ist der Tod.“ – Röm. 6:23
„Die Seele, die da sündigt, die soll sterben.“ – Hes. 18:4, 20
„Wer dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes (der Fluch, Tod) bleibt über ihm.“ – Joh. 3:36
So ist denn auch in dieser Frage, wie anderswo, die Weisheit des Wortes Gottes tiefer und klarer und viel vernunftgemäßer als die heidnischen Lehrsysteme und Lehrsätze. Gelobt sei Gott, dass er sein Wort der Wahrheit beschafft und Herzen zubereitet hat, die es gerne als die Kundmachung der Weisheit und Macht Gottes annehmen! Den Kleingläubigen aber, der da zweifelt, dass Gott in der Auferstehung die Millionen Menschen so genau werde wiederherstellen können, dass sie sich selbst wiedererkennen und aus den Erfahrungen ihres ersten Lebens werden Nutzen ziehen können, möchten wir nur an die Tatsache erinnern, dass selbst der Mensch imstande ist, mittelst des Phonographen seine eigenen Worte festzuhalten und wiederzugeben. Wie viel mehr muss unser Schöpfer imstande sein, für unser ganzes Geschlecht Gehirn-Organismen wieder zu erzeugen, die jedes Gefühl, jeden Gedanken, jede Erfahrung wiedergeben werden. Von dieser Macht scheint David im 139. Psalm zu reden. (siehe Vers 14-16)