Der Streit jenes großen Tages Gottes, des Allmächtigen.
Die herannahende Drangsal, von den Propheten verschiedentlich symbolisch dargestellt. – Vorgeschattet in Israels Fall, 70 n. Chr., und in der französischen Revolution. – Ihr allgemeiner Charakter und ihre Ausdehnung. – Das gewaltige Heer des Herrn. – „Die bösesten der Nationen“. – „Eine Zeit der Drangsal für Jakob“. – Seine Befreiung. – Die Niederlage des Gog und Magog.
„Denn siehe, bei der Stadt, welche nach meinem Namen genannt ist („Christum“, „Babylon“), beginne ich Übles zu tun (zu verderben, zu vernichten); … ich rufe das Schwert über alle Bewohner der Erde, spricht Jehova der Heerscharen … Jehova wird brüllen aus der Höhe und seine Stimme erschallen lassen aus seiner heiligen Wohnung; brüllen wird er gegen seine (nominelle) Wohnstätte (die „Christenheit“), einen lauten Ruf erheben, wie die Keltertreter, gegen alle Bewohner der Erde.
„Ein Getöse dringt bis an das Ende der Erde, denn Jehovas rechtet mit den Nationen, er hält Gericht mit allem Fleische; die Gesetzlosen gibt er dem Schwerte hin, spricht Jehova.
„So spricht Jehova der Heerscharen: Siehe, Unglück geht aus von Nation zu Nation, und ein gewaltiger Sturm macht sich auf von dem äußersten Ende der Erde. Und die Erschlagenen Jehovas werden an jenem Tage liegen von einem Ende der Erde bis zum anderen Ende der Erde; sie werden nicht beklagt und nicht gesammelt, noch begraben werden; zu Dünger auf der Fläche des Erdbodens sollen sie werden.“ – Jeremia 25:29-38
So verworren und eigenartig wird der Streit an jenem Tag der Rache sein, dass ein einzelner bildlicher Ausdruck nicht hinreicht, ihn völlig zu charakterisieren. Darum gebraucht denn auch die Schrift viele kräftige bildliche Ausdrücke dafür, wie Schlacht, Erdbeben, Feuer, Sturm, Gewitter, Wasserwogen usw.
Es ist „der Streit jenes großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, an dem er die Nationen zusammenbringen und die Königreiche versammeln wird, um seinen Zorn und seinen starken Grimm über sie auszuschütten; denn der Herr der Heerscharen mustert selbst die Heerscharen zum Streit. – Offenbarung 16:14; Zephanja 3:8; Jesaja 13:4
Es ist „ein großes Erdbeben, desgleichen nicht geschehen, seit Menschen auf der Erde waren“, das „nicht allein die Erde bewegen wird, sondern auch den Himmel.“ – Offenbarung 16:18; Hebräer 12:26
Es ist „das Feuer des Eifers Jehovas, das die ganze Erde verzehren wird.“ (Zephanja 3:8) Sowohl der gegenwärtige Himmel (die kirchlichen Gewalten in der Namenchristenheit) als auch die Erde (die gesellschaftliche Ordnung unter dem gleichzeitigen Einfluss kirchlicher und staatlicher Gewalten) werden für das Feuer aufbewahrt auf den Tag des Gerichts. „Die Himmel werden vergehen mit gewaltigem Geräusch, die Elemente (des gegenwärtigen Kirchentums) aber werden im Brand aufgelöst, und die Erde (Gesellschaft) und die Werke auf ihr werden verbrannt werden. … Die Himmel werden in Feuer geraten und aufgelöst.“ (2. Petrus 3:7, 10,12) „Alle Übermütigen und jeder Täter der Gesetzlosigkeit werden zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht Jehova der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird.“ – Maleachi 4:1
„Sein Weg ist im Sturmwind und im Gewitter.“ „Wer kann vor seinem Grimm bestehen, und wer standhalten bei der Glut seines Zornes?“ – Nahum 1:3,6, 7.
„Siehe, es kommt mächtig und stark vom Herrn, als ein Hagelwetter, ein verderbliches Gewitter, als eine Flut mächtiger Wasser und wird mit Gewalt zur Erde werfen, die sich mit Hochmut krönen.“ „Er gebietet der See und lässt sie trocken werden, und trocknet auch alle Flüsse. Die Berge krachen vor ihm, und die Hügel zerschmelzen, und die Erde wird in seiner Gegenwart verbrannt (alle drei Ausdrücke bezeichnen die Vernichtung der gegenwärtigen Ordnung der Dinge), dazu die Welt und was darinnen ist. Mit alles bedeckender Flut wird er den Dingen ein Ende machen, und Finsternis wird seine Feinde verfolgen.“ – Jesaja 28:2; Nahum 1:4, 5, 8 – engl. Übers.
Dass mit diesen Wasserwogen, diesem Feuer nicht die Zerstörung der Erde und die Vernichtung des Menschengeschlechtes gemeint ist, erhellt aus der Verheißung, dass, wenn einmal die gegenwärtige Ordnung zerstört worden ist, eine neue auf sie folgen werde, neue Himmel (kirchliche Gewalten, mithin Gottes triumphierende Kirche) und eine neue Erde (menschliche Gesellschaft, in der alles auf der Liebe statt der Selbstsucht aufgebaut ist). Mit Bezug auf die neue Ordnung der Dinge, nachdem das Feuer des vergeltenden Zornes Gottes sein Werk getan und die gegenwärtigen Übel verzehrt hat, sagt Gott durch den Mund seines Propheten (Zephanja 3:9): „Alsdann wende ich den Völkern zu reine Lippen (die Wahrheit), dass sie alle Jehovas Namen anrufen, ihm dienen einmütig.“ – Schmoller.
Zwei treffende Vorbilder der bevorstehenden Umwälzung der Dinge
Doch darf aus dem Umstand, dass die Bezeichnungen bildlich zu verstehen sind, keineswegs geschlossen werden, dass es sich in Wirklichkeit nur um einen Streit mit Worten, um ein Beben vor Furcht, um einen Sturm menschlicher Leidenschaften wie viele andere handeln wird. Mit dem allem beginnt der Streit nur, aber die Weissagung läßt deutlich sehen, dass er mit Blutvergießen enden wird. Die große Trübsal, welche in der Erntezeit des jüdischen Zeitalters über das fleischliche Haus Israel kam (Kapitel 3 und Band 2, Kapitel 7), wird, daraufhin weisen alle Zeichen der Zeit, ein noch schrecklicheres Gegenbild in der gegenwärtigen Erntezeit haben, dem wir mit schnellen Schritten zutreiben, und das nicht nur ein kleines Fleckchen Erde treffen wird, sondern den Erdkreis umfassen wird.
Der Kriegszug der Römer war lange nicht die einzige Ursache der Trübsal zu jener Zeit, deren Greuel nur etwa von denen der französischen Revolution erreicht werden. Nein, die Trübsal ergab sich aus dem nationalen Zerfall, dem Sturz von Gesetz und Ordnung, der Anarchie. Selbstsucht beherrschte alles und reizte einen jeglichen gegen seinen Nächsten auf. Gerade solches ist für die über die Namenchristenheit kommende Drangsalszeit auch vorausgesagt, in welcher der große geistige Tempel, Gottes auserwählte Kirche, vollendet und verherrlicht werden wird. Unmittelbar „vor diesen Tagen war kein Lohn für die Menschen und kein Lohn für das Vieh; und der Aus- und Eingehende hatte keinen Frieden vor dem Bedränger (der Drangsal), und ich liess alle Menschen gegen einander (zum Kampf) los.“ – Sacharja 8:9-11
Es bedarf nicht erst eines Beweises dafür, dass in unserer Zeit eine solche Umwälzung weder unmöglich noch auch nur unwahrscheinlich ist. Wer daran noch zweifelt, bedenke nur die große Revolution, die vor einem Jahrhundert Frankreich an den Rand des Verderbens gebracht und den Frieden der Welt in Frage gestellt hat.
Es gibt Leute, die meinen, die Welt sei über die Scheusslichkeiten vergangener Tage hinaus gewachsen, und die sich daher in Sicherheit glauben, solches Unheil, wie es früher über die Welt hereingebrochen ist, würde sie jetzt nicht mehr betreffen. Die Wahrheit ist, dass die Verfeinerung unseres Jahrhunderts nur einer dünnen Schicht Firnis gleicht, die leicht zu entfernen ist. Wer mit offenen Augen die Zeitgeschichte verfolgt und den fiebernden Puls der menschlichen Gesellschaft zu fühlen versteht, wird keinen Augenblick darüber im Zweifel sein, dass die Greuel der Vergangenheit vielmehr in vermehrter Auflage wiederkehren können. Er wird dessen sicher sein, auch wenn das prophetische Wort nicht wäre, dass eine Zeit der Trübsal, als nicht gewesen ist, seit Menschen auf Erden sind, bevorsteht. – Daniel 12:1
In der Bildersprache der Offenbarung ausgedrückt, ist die französische Revolution in Wahrheit ein großes Erdbeben; sie war eine Erschütterung der gesellschaftlichen Verhältnisse, welche, bis sie überstanden war, die ganze Namenchristenheit in beständiger Furcht erhielt. Dieser ebenso plötzliche wie schreckliche Wutausbruch einer einzelnen Nation vor nur hundert Jahren gibt einen Massstab für denjenigen, der uns bevorsteht, wenn die Wut aller zürnenden Völker die Bande von Gesetz und Ordnung durchbrechen und eine allgemeine Anarchie herbeiführen wird. Man beachte auch, dass jene Revolution sich gerade im Land der allerchristlichsten Nation ereignete, die tausend Jahre lang eine der festesten Stützen des Papsttums war. Damals spie die Nation, die von Babylons „Wein“ falscher Lehren in Kirche und Staat trunken gemacht und von der Geistlichkeit im Aberglauben belassen worden war, allen Unrat aus und liess ihrer Raserei freien Lauf. In der Tat, die französische Revolution scheint in der Offenbarung, die der Herr dem Apostel Johannes auf Patmos gab, gemeint zu sein, wenn von einem Vorspiel und Vorbild der großen jetzt herannahenden Krisis die Rede ist. – Offenbarung 16:18
Man beachte, dass die Ursachen, welche jene Revolution herbeiführten, heute wiederum vorhanden sind, nur in weit mehr verbreitetem Maße. Die Folge wird die sein, dass auch die Wirren weit verbreiteter sein, ja, die Welt umfassen werden. Wir wollen daher den Verfasser der „Kriege Napoleons I.“ sprechen lassen, damit er uns die Ursachen der französischen Revolution ins Gedächtnis rufe. (Napoleons Feldzüge, S. 12)
„Die unmittelbare und wirksamste unter den Ursachen der französischen Revolution war die verzweifelte Lage des Volkes und die Geldverlegenheit, in welche die Regierung durch ihre Unterstützung der amerikanischen Kolonien in ihrem Freiheitskampf geraten war. Das Lasterleben am Hofe, die Zwistigkeiten unter der Geistlichkeit, die Zunahme allgemeiner Bildung, die Verbreitung freiheitlicher Ideen durch den amerikanischen Freiheitskrieg, die mannigfachen Bedrückungen, deren Opfer die Volksmassen seit langer Zeit waren, alles das wirkte zusammen. Durch die Bedrückung zur Verzweiflung gebracht, durch den Fortbestand eines übermütigen Regiments empört, durch die Empfindung, vergewaltigt zu werden, gereizt und zu einer Erkenntnis seiner Rechte gelangt, erwachte das Volk Frankreichs schließlich und ermannte sich zum Ruf nach Freiheit, der bald von der Hauptstadt bis an die Landesgrenzen, von den Alpen bis zu den Pyrenäen, vom Mittelmeer zu der atlantischen Küste scholl. Wie es bei der weitverbreiteten Verderbnis im Land nicht zu verwundern war, begleiteten Schrecknisse und Greuel dieses Erwachen, gegen welche die Greuel der althergebrachten Gewaltherrschaft und das Elend, das diese gestiftet hatte, zu ganz unbedeutenden Schatten werden.“
Ein anderer Geschichtsschreiber, Prof. Fischer vom Yale College, sagt: (Allgemeine Weltgeschichte, S. 497):
„Die erste unter den Ursachen der französischen Revolution war der Hass, der die durch Rechtlosigkeit und Steuerdruck gereizten „unteren“ Klassen gegen die Privilegierten, den König, den Adel und die Geistlichkeit, erfüllte.
„Das Land. – Fast zwei Drittel des Grundbesitzes war in den Händen der zwei letzteren, aber von ihren gleichgültigen Eigentümern schlecht bewirtschaftet. Die Adligen zogen den Aufenthalt in dem lustigen Paris demjenigen auf ihren Landgütern vor. Die kleinen Grundbesitzer aber erzeugten auf ihrem Grundstück nicht genug für ihren Unterhalt. Dabei wurden sie vielfach so behandelt, dass sie nicht zum Schloss ihres Gutsherrn hinauf blicken konnten, ohne dass der Wunsch in ihnen aufstieg, dasselbe mitsamt den Schuldbüchern darin in Flammen aufgehen zu lassen. Die Geistlichkeit übte als Großgrundbesitzer Herrschaftsrechte über Tausende von Bauern aus, deren Zehnten nebst anderen Einkünften sie sehr reich machten. Freilich waren die Missstände nicht in allen Provinzen dieselben, doch allgemein waren die Freuden für die Reichen, die Lasten für die Armen.
„Monopole. – Industrie und Handel war durch Monopole und Zunftzwang gehemmt.
„Verdorbene Regierung. – Die Regierung war willkürlich und bestechlich.
„Achtung vor dem König dahin. – Die Achtung vor dem Thron war geschwunden.
„Misslungene Reformversuche. – Die Anstrengungen, welche einige Souveräne nach den großen Kriegen zwecks politischer oder gesellschaftlicher Reformen machten, hatten ein Gefühl der Unruhe erzeugt, aber keine Früchte getragen.
„Politische Spekulation. – Aller Gedanken waren auf eine allgemeine Umwälzung gerichtet. Die überlieferte Religion wurde in Frage gestellt, jedermann wollte am Staat herumkurieren; Montesquieu hatte auf die Freiheiten und Rechte aufmerksam gemacht, die die englische Verfassung dem Einzelnen garantierte. Voltaire hatte die Menschenrechte gepredigt, Rousseau den Satz von der Souveränität der Mehrheit verfochten.
„Amerika ein Beispiel. – Dazu kam nun noch die Unabhängigkeitserklärung der amerikanischen Kolonien, die Proklamation der Menschenrechte daselbst und die Aufrichtung eines Regiments auf Grund der Volkssouveränität.“
Die allgemeinen Ursachen, die vor 100 Jahren zur französischen Revolution führten, sind heute überall vorhanden. Die zunehmende Erbitterung zwischen reich und arm, die öffentliche Besprechung der Rechte und Leiden des Volkes, das Dahinschwinden der Achtung vor bürgerlicher und kirchlicher Autorität, der revolutionäre Zug bei den breiten Volksmassen, deren Unzufriedenheit mit den Personen und Gesetzen, die das System halten, immer mehr wächst. Wie vor 100 Jahren die Unabhängigkeitserklärung Amerikas im französischen Volk die Sehnsucht nach Freiheit und Unabhängigkeit erweckte, so übt auch der Erfolg, den dieser Versuch einer Regierung durch das Volk gehabt hatte, heute seinen Zauber auf die Völker der alten Welt aus. Das sieht man schon an der Auswanderung aus anderen Ländern nach der Union.
Doch genügt die Freiheit und das Gedeihen Amerikas nicht im entferntesten, um alle zu befriedigen. Viele verlangen noch bessere Verhältnisse und mühen sich ab, sie herbeizuführen. Ja, nirgends in der ganzen Christenheit sind derartige Bestrebungen in gleichem Maße vorhanden als gerade hier. Jeder Einzelne ist stets ängstlich darauf bedacht, seine wirklichen oder eingebildeten Rechte wahrzunehmen. Der Grundzug alles Denkens ist hier wie anderswo durchaus revolutionär und wird es immer mehr.
Die französische Revolution war der Kampf eines gewissen Maßes von Wahrheit gegen althergebrachten Irrtum und Aberglauben, wie ihn staatliche und kirchliche Gewalten zur Steigerung ihrer Macht und zur Niederhaltung des Volkes lange Zeit gefördert und gestützt hatten. Doch zeigte sie die Gefahr, die in der Freiheit liegt, wenn der Mensch nicht von Gerechtigkeit und Besonnenheit („gesundem Sinn“) sich leiten lässt. (2. Timotheus 1:7) Halblernen ist immer ein böses Ding.
Genauso heutzutage; nur ist der Geist der Freiheit nicht erst am Erwachen, und das Maß von vorhandenem Lichte ist viel reichlicher geworden. Wir können uns also nicht falscher Sicherheit hingeben und rufen: Friede! Friede! da doch kein Friede ist. Namentlich nicht angesichts der Weissagung, in deren Licht betrachtet die französische Revolution dem ersten von ferne grollenden Donner eines heraufziehenden Gewitters, dem Knacken der Weltzeituhr vergleichbar ist, das ankündigt, dass Mitternacht, die Stunde des Zusammenbruchs der alten Ordnung und des Beginns der neuen Ordnung, des Jubeljahres mit seinem Besitzwechsel bevorsteht. Dieser Vorbote hat denn auch die ganze Welt aufgeschreckt und die gewaltigen Kräfte in Tätigkeit versetzt, welche die alte Ordnung gänzlich umzustürzen bestimmt sind.
Wenn dann die Vorbereitungen alle vollendet sind, mag eine Kleinigkeit hinreichen, den ganzen stolzen gesellschaftlichen Bau der Menschheit in Flammen zu setzen. War doch das Signal der französischen Revolution auch die Hungerkundgebung der Pariser Weiber, über welche die Königin Maria Antoinette auch nichts Besseres zu sagen wusste, als: „Wie töricht sind doch diese Weiber! Wenn das Brot teuer ist, so mögen sie Kuchen kaufen, die jetzt so billig sind!“
Eine Erzählung von Charles Dickens, deren Schauplatz in die unruhigen Zeiten der französischen Revolution verlegt ist, beginnt wie folgt und passt trefflich auf die jetzige Zeit, wenn er sagt:
„Es war die beste Zeit, es war die schlimmste Zeit; es war das Zeitalter der Weisheit, es war das Zeitalter der Torheit; es war die Epoche des Glaubens, es war die Epoche des Unglaubens; es war die Zeit des Lichtes, es war die Zeit der Finsternis; es war der Frühling der Hoffnung, es war der Winter der Verzweiflung; wir hatten alles vor uns, wir hatten nichts vor uns; wir gingen alle direkt in den Himmel, wir gingen direkt den anderen Weg – kurz, die Periode war so ähnlich der jetzigen Periode, dass einige ihrer lautesten Autoritäten darauf bestanden, sie müsse nur im höchsten Grade ihrer Vergleichung als gut oder böse angenommen werden.“
Die Ähnlichkeit der allgemeinen Lage von heute mit der damaligen ist auch darin auffallend, dass schon viele denkende Beobachter der Zeichen der Zeit Alarm geblasen haben, während andere absolut nichts sehen wollen, und doch sind die Klagen, die der französischen Revolution vorangingen, nichts im Vergleich mit denen, welche heute in der ganzen Welt von den Massen zu den Inhabern der Gewalt aufsteigen.
Wir wollen nur einen der eben erwähnten Herolde zitieren, Prof. G. D. Herron vom Gymnasium Iowa, welcher sagt:
„Überall sind Anzeichen allgemeiner Änderung. Das ganze Menschengeschlecht erwartet große Dinge und sieht gespannt deren Vollendung entgegen. Jeder Nerv der Gesellschaft empfindet die ersten Wehen einer großen Prüfung, welche über alle, die auf Erden wohnen, kommen und sie zu einer göttlichen Freiheit führen wird. (Er sieht jedoch nicht die Art der Befreiung, noch wie sie herbeigeführt werden wird.)
„Wir stehen an der Schwelle einer Revolution, welche alle bestehenden religiösen und politischen Einrichtungen vernichten und Weisheit und Mut der reinsten und mutigsten Seelen auf Erden auf die Probe stellen wird … Die soziale Revolution, welche die letzten Jahre des gegenwärtigen und die ersten des kommenden Jahrhunderts mit einem größeren Maße von Leiden einerseits, von Neuschöpfungen andererseits erfüllen wird als je seit der Kreuzigung des Menschensohnes, ist der Ruf und die letzte Gelegenheit für die Namenchristenheit, christlich zu werden.“
Doch leider wird dieser Ruf nicht beachtet, ja nicht einmal vernommen als nur von einer kleinen, hilflosen Minderheit derer, die heute im Besitz von Gewalt sind, so groß ist das selbstsüchtige Treiben und so stark sind die Fesseln der Gewohnheit! Erst die Kämpfe der kommenden großen sozialen Erschütterung werden Wandel schaffen, und bei ihrem schrecklichen Verlauf wird nichts deutlicher hervortreten als die Gerechtigkeit der Vergeltung. Diese Gerechtigkeit wird dann allen Menschen die Tatsache klar machen, dass der gerechte, oberste Richter über alles, was auf Erden ist, Gerechtigkeit zu seiner Richtschnur macht. – Jesaja 28:17
Den vergeltenden Charakter der französischen Revolution, den diese mit der kommenden Trübsal und derjenigen der Zeit der Ernte am Ende des jüdischen Zeitalters gemein hat, schildert Thomas H. Gill in seinem „Drama des Papsttums“ wie folgt:
„Je eingehender man sich mit der französischen Revolution beschäftigt, umso deutlicher wird ihre ganz allein dastehende Art unter allem Befremdlichen und Schrecklichen, das schon über den Erdkreis gegangen ist. Nie war die Welt Zeuge eines so gewissenhaften und erhabenen Aktes der Vergeltung. Hat sie auch schreckliche Übel hervorgebracht, so hat sie eben solchen, die ihre Voraussetzung waren, ein Ende gemacht. In einem Land, wo alles Hergebrachte in einem Augenblick verschwindet, wo das gesamte gesellschaftliche und staatliche System auf den ersten Streich fallen, wo Monarchie, Aristokratie und Kirche fast ohne Widerstand hinweg gerafft werden konnte, musste der ganze Staatsaufbau verfault, Königtum, Adel und Geistlichkeit schwerster Vergehen schuldig gewesen sein. Wo Vorzüge dieser Welt, als gute Familie, angesehene Stellung, Reichtum, feine Kleidung und Gesittung ebenso viele Gefahren wurden, mussten sie zuvor schrecklich missbraucht worden sein.
„Ein Volk, das die christliche Religion abschaffte und des Landes verwies, das an die Stelle der Religion die Vernunft, an die Stelle der heiligen Maria eine Hure setzte, das allem Bestehenden einen solchen Vernichtungskrieg machte, dass es selbst den Gruss und die Zeiteinteilung abändert, muss nur auf eine Jammerkarikatur der christlichen Religion gebaut und die Vergangenheit in seiner ganzen Bitterkeit gekostet haben.
„Die Zerstörung der Schlösser der Adligen, die Schändung der Königsgräber, die Hinrichtung des Königs und der Königin, das traurige Schicksal des Dauphin, die Bettelarmut der Prinzen, die Abschaffung von Priestern und Aristokraten, die Herrschaft der Guillotine, die „republikanischen Ehen“ (die Ertränkung gefesselter nackter Paare in der Loire), die Gerberei von Meudon, die Handschuhe aus Menschenhaut herstellte: alles dies sind schreckliche Dinge, aber sie tragen sichtlich den Stempel der Vergeltung. Sie erinnern an die Frevel des alten Frankreich, an die bejammernswerte Lage der Bauern, die der Steuerlast erlagen, von der der Adlige frei war, die nebst den Steuern, Kriege und schauderhafter Misswirtschaft immer wieder der Hungersnot preisgegeben waren, die, wenn sie über Hunger klagten, zu zwanzig oder fünfzig aufgeknüpft oder niedergeschossen wurden und das Jahrhunderte lang, sie erinnern an die Protestantenverfolgungen, wie die Bartholomäusnacht, die Dragonaden, die Menschenjagden in den Cevennen usw. Aber in keiner Beziehung ist das Vergeltungswerk der französischen Revolution ersichtlicher, als in dem Verfahren des revolutionären Frankreich mit dem Papsttum und der katholischen Kirche.
„Eben jenes Frankreich, das nach so schweren Kämpfen die Reformation abgewehrt und dabei so schreckliche Greuel begangen hatte, richtete nun seine rasende Wut gegen die Kirche Roms, der zuliebe es so grausam gewesen war, schaffte den katholischen Gottesdienst ab, schlachtete in den Straßen seiner großen Städte Hunderte von Priestern hin, veranstaltete Jagden auf dieselben und deportierte Tausende in weit entlegene Kolonien, genau wie es zuvor, den Priestern zuliebe, die Protestanten herum gehetzt, hingeschlachtet und zum Land hinausgejagt hatte, ja, es überzog den Kirchenstaat mit Krieg und trieb mit dem wehrlosen Papsttum grausamen Spott.
„Die Kirchengüter in Frankreich wurden zu Händen des Staates konfisziert, die Geistlichkeit war nunmehr eine besoldete Körperschaft, die Protestanten erhielten Kultusfreiheit und bürgerliche Rechte. Zuletzt wurde Papst Pius VI. als Gefangener nach Frankreich geschleppt, wo er (in Valence) starb.
„Ja, es war ein großartiges Schauspiel der Vergeltung, das am Ende des 18. Jahrhunderts sich vor den Augen der staunenden Welt in Frankreich abspielte, das auf ihren Befehl Zehntausende von Protestanten hingemordet hatte. Dieser elende Tod des Papstes in jener Dauphine, die Zeuge so vieler Kämpfe der Protestanten gewesen war, so nahe bei jenen Alpentälern, in welchen französische Soldaten die Waldenserjagd vorgenommen hatten, diese Umwandlung des Kirchenstaates in eine römische Republik und dieser Sturz der weltlichen Herrschaft des Papstes durch eben jenes Frankreich, dessen Bewohner zur Zeit Pipins und Karls des Großen dem Papst Länder geschenkt hatten!
„Viele meinten damals, dass es jetzt mit dem Papsttum zu Ende sei. Die französische Revolution war indes nur der Anfang des Gerichts. Frankreich hat den Sturz des Papsttums nur begonnen. Der Sturz wird und muss ein vollständiger werden, wenn er auch noch längere Zeit verzieht und durch dieses oder jenes hinausgeschoben wird, ja, bisweilen vermeidbar erscheint.“
Dessen können wir sicher sein, dass die kommende Trübsal in nichts hinter derjenigen, die ihr als Vorbild diente, zurückstehen, vielmehr weit schrecklicher und allgemeiner sein wird. Denn erstlich sind heutzutage alle Teile der Gesellschaft viel abhängiger voneinander denn je zuvor, und zwar nicht nur für die Annehmlichkeiten, sondern gerade für die unentbehrlichsten Bedürfnisse des Lebens; so würde die Unterbrechung des Eisenbahnverkehrs unsere großen Städte binnen einer Woche der Hungersnot preisgeben und allgemeine Anarchie jeglicher Industrie, die vom Handel und Kredit lebt, sofort ein Ende machen. Sodann erklärt es unser Herr ganz ausdrücklich, dass die kommende „große Drangsal (eine derartige) sein wird, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch je sein wird.“ – Matthäus 24:21; Daniel 12:1; Joel 2:2
Wenn nun auch keine Hoffnung bestehen bleibt, dass diese Trübsal abgewendet werden könnte, so gibt die Schrift darüber Auskunft, wer vor dem kommenden Sturm geborgen sein wird. Den wahren Gläubigen ist Erlösung verheißen vor der größten Machtentfaltung des Sturmes. Alle, die Gerechtigkeit lieben und Frieden suchen, sollten mit Fleiss ihr Haus bestellen, wie geschrieben steht: „Ehe das Beschlossene sich verwirklicht – wie Spreu fährt der Tag daher – ehe denn über euch komme die Glut des Zornes Jehovas! Suchet Jehova, alle ihr Sanftmütigen des Landes, die ihr sein Recht gewirkt habt, suchet Gerechtigkeit, suchet Demut, vielleicht werdet ihr geborgen am Tage des Zornes Jehovas.“ – Zephanja 2:2,3
Damit diese alle wach werden und die Lage begreifen, fordert der Prophet Joel diejenigen auf, die diese Dinge sehen, Alarm zu blasen, indem er sagt: „Stoßet in die Posaune, blaset Alarm auf meinem heiligen Berge (der Namenchristenheit, die sich als den heiligen Berg oder das Reich Gottes betrachtet), alle Einwohner des Landes mögen erbeben, denn der Tag des Herrn kommt; er steht vor der Tür.“ (Joel 2:1) „Über die Bösen“, sagt der Psalmist (11:3-7), „werden Fallstricke, Feuer und Schwefel (Bilder für Trübsal und Vernichtung) und ein schrecklicher Sturm hereinbrechen; dies wird der Trank in ihrem Becher sein, denn der gerechte Gott liebt Gerechtigkeit.“ – engl. Übers.
Die Schlacht am großen Tag Gottes, des Allmächtigen, wird die größte Revolution sein, die die Welt gesehen hat, weil sie alle Ungerechtigkeit rächen wird. Denn was von den Einzelnen gilt, das gilt auch von den Nationen: „Es ist nichts verborgen, das nicht offenbar werde, und ist nichts heimlich, das man nicht wissen werde.“ (Matthäus 10:26) Das geht schon jetzt in Erfüllung; denn die Scheinwerfer zunehmender Intelligenz ermöglichen es, die geheimen Winkelzüge der Politik und der Finanzwirtschaft, die Berechtigung oder Unrechtmäßigkeit kirchlicher Ansprüche usw. zu erkennen. Alle werden vor die Schranken gefordert und von den Menschen wie auch von Gott für gut oder böse befunden, je nachdem sie sich an das Wort Gottes, an die goldene Regel, das Gebot der Nächstenliebe und an das Vorbild Christi gehalten haben.
Die Schlacht am großen Tage hat ihre Entwicklungsstufen. In ihrem Hintergrund ruhen die Gründe zum Streit, die tatsächlichen oder eingebildeten Leiden der Einzelnen Menschen wie der Völker. Dann kommt eine klare Beurteilung dieser Leiden durch die, die sie betreffen, dann kommen verschiedene Versuche, diese Leiden zu beseitigen, die, da sie erfolglos sind, erst einen Streit mit Worten, dann einen solchen mit den Waffen herbeiführen. Der allgemeine Charakter dieses Streites ist der des Kampfes des Lichtes gegen die Finsternis, der Freiheit gegen die Unterdrückung, der Wahrheit gegen den Irrtum. Der Streit wird alle Welt umfassen; der Bauer wird gegen den Fürsten, die Kanzel gegen den Lehrstuhl, die Arbeit gegen das Kapital, die Unterdrückten gegen Gewalt und Ungerechtigkeit, die Unterdrücker zur Verfechtung dessen, was sie als ihr Recht betrachten, in Waffen stehen.
Des Herrn großes Heer
In den vorangehenden Abschnitten haben wir die Vorbereitungen auf den Konflikt behandelt, die Organisation, Ausrüstung und Einübung gewaltiger Armeen, den Bau großer Schlachtschiffe, die Erfindung neuer, Wunder verrichtender Kriegswaffen und Sprengstoffe, die Ausnutzung der Steuerkraft aller Länder zum Zwecke der Kriegsbereitschaft, das Murren der bis an die Zähne bewaffneten Völker, die einander fortwährend bedrohen. Angesichts dieser Millionen geübter Krieger fragen wir: Welches von diesen Heeren ist dann dasjenige, das der Prophet des Herrn großes Heer nennt? Kann sich die Weissagung auf eines derselben beziehen? Und wenn ja, in welchem Sinn können dieselben als des Herrn großes Heer betrachtet werden, da sie doch nicht von seinem Geist beseelt sind? Oder bezieht sich die Weissagung auf das Volk Gottes, auf die Kreuzesstreiter, von deren Waffen der Apostel Paulus (2. Korinther 10:3-5) sagt, sie seien nicht fleischlich, „sondern göttlich mächtig zur Zerstörung von Festungen?“ Kann es sein, dass „das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist“ (Epheser 6:17), in der Hand des Volkes Gottes, das von seinem Geist erfüllt ist, das große Werk des Sturzes aller Reiche dieser Welt und der Unterwerfung derselben unter den Christus zu seiner ewigen Herrschaft verrichten soll?
Möchte es so sein! Allein es wird nicht so sein; dagegen sprechen die Weissagungen und die Zeichen der Zeit, wie wir zur Genüge gesehen haben. Im Gegenteil, die Proteste und Warnungen der Rechtschaffenen werden von der Welt verächtlich übersehen, und die Völker fahren fort, im Dunkeln zu wandeln, und so geraten denn alle Grundfesten der „Erde“ (der gegenwärtigen sozialen Ordnung) ins Wanken (Psalm 82:5) und gefährden damit den ganzen gesellschaftlichen Aufbau, an dem zur Zeit so kräftig gerüttelt wird. „Wir haben Babel heilen wollen“, sagt der Prophet, „aber es ist nicht genesen; verlasset es („gehet aus ihr hinaus, mein Volk“ – Offenbarung 18:4) … ; denn sein Gericht reicht bis an den Himmel und erhebt sich bis zu den Wolken.“ – Jeremia 51:9
Es sind offenbar nicht die Heiligen, welche das große Heer des Herrn bilden werden, von dem der Prophet sagt, dass es die Reiche dieser Welt stürzen wird. Ihre Waffen sind zu diesem Zweck nicht hinreichend. Sie sind wohl mächtig, wie der Apostel bezeugt, unter denen, die unter ihrem Einfluss stehen. Unter dem wahren Volk Gottes, das sein Herz stets unter dem Einfluss der göttlichen Lehre hält, ist sein Wort schärfer denn ein zweischneidiges Schwert, indem es tatsächlich, wie wir in 2. Korinther 10:4,5 lesen, „Vernunftschlüsse (menschliche Beweise) zerstört und jede Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und jeden Gedanken gefangen nimmt unter den Gehorsam des Christus.“ Aber auf die Welt machen diese Waffen nicht diesen Eindruck. Zudem ist die Schar der Heiligen nicht eine große Armee, sondern eine „kleine Herde“; so bezeichnete sie unser Herr selbst. – Vergleiche Lukas 12:32; Joel 2:11
Betrachten wir die prophetische Beschreibung dieser großen Armee (Joel 2:2-11):
„Ein großes und mächtiges Volk, desgleichen von Ewigkeit her nicht gewesen ist und nach ihm nicht mehr sein wird bis in die Jahre der Geschlechter und Geschlechter. Vor ihm her verzehrt das Feuer, und nach ihm lodert die Flamme; vor ihm ist das Land wie der Garten Eden, und nach ihm eine öde Wüste, und auch lässt es keine Entronnenen übrig. Sein Aussehen ist wie das Aussehen von Rossen; und wie Reitpferde, also rennen sie (die Volksmassen). Gleich Wagengerassel hüpfen sie auf den Gipfeln der Berge (Königreiche), gleich dem Prasseln der Feuerflamme, welche Stoppeln verzehrt; sie sind wie ein mächtiges Volk, zum Kampf gerüstet.
„Vor ihm (dem Herrn und seinem Heer) zittern die Völker, alle Angesichter erblassen. Sie (die Streiter) rennen wie Helden, wie Kriegsleute ersteigen sie die Mauer; und sie ziehen ein jeder auf seinem Weg, und ihre Pfade wechseln sich nicht; und keiner drängt den anderen, sie ziehen jeder einzelne auf seiner Bahn; und sie stürzen zwischen den Waffen hindurch und halten nicht inne. Sie laufen in der Stadt umher, rennen auf die Mauer, steigen in die Häuser; durch die Fenster dringen sie ein wie der Dieb. Vor ihnen erbebt die Erde (die gegenwärtige soziale Ordnung), erzittert der Himmel (die kirchlichen Gewalten); Sonne und Mond (der erleuchtende Einfluß des Evangeliums und des mosaischen Gesetzes) verfinstern sich (da allgemeiner Unglaube Platz greift), und die Sterne (die apostolischen Leuchten (Offenbarung 12:1) werden verdunkelt sein) verhalten ihren Glanz (die dunkle Nacht wird gekommen sein, da niemand wirken kann. – Johannes 9:4; Jesaja 21:9,11, 12). Und Jehova lässt vor seinem Heere her seine Stimme erschallen, denn sein Heerlager ist sehr gross (in der ganzen Namenchristenheit), denn der Vollstecker seines Wortes ist mächtig; denn groß ist der Tag Jehovas und sehr furchtbar, und wer kann ihn ertragen?“
Dieses Heer des Herrn muss die fürchterlichen Schrecken des bösen Tages durchmachen, wenn die erregten Elemente, die sich jetzt zum Kampfe (Feuer) rüsten, auf dem Höhepunkt ihrer Erregung angelangt sein werden. Diese Armee ist es, die unter des Herrn Überwachung die Throne der Königreiche umstürzen und die Macht der Reiche der Nationen zerstören wird. (Haggai 2:22) Aber wo ist denn ein solches Heer? Ist es das deutsche? Ist es das französische, das englische, das russische? Ist es die Miliz der Vereinigten Staaten? Ein so großes Heer, wie es der Prophet hier beschreibt, ein Heer, das in wenigen Jahren so Großes verrichtet haben wird, muss doch wohl schon jetzt irgendwo vorhanden sein und auf sein großes Werk vorbereitet werden. Der Prophet beschreibt nicht eine zuchtlose Bande, über welche ein gut ausgebildetes Heer leicht die Oberhand gewinnen könnte, sondern ein mächtiges, gut diszipliniertes Heer.
Wo ist denn, so fragen wir nochmals, ein solches Heer? Wo wird es ausgebildet? Ein Heer, vor dem die „Erde“ (Gesellschaft) erbeben, und die „Himmel“ (Namenkirchen) erzittern werden (Joel 2:10), das diesen beiden konservativen Mächten so keck den Krieg erklären wird? Wo ist das Heer, das in nächster Zeit allen von der Namenchristenheit hochgehaltenen Lehren, kirchlichen und bürgerlichen Organisationen die Anerkennung versagen wird? – Das dem Fluch derselben trotzen, den Befehlen derselben widerstehen und unangetastet bleiben wird? – Ein Heer, das weder den Donner der Kanonen, noch den Hagel der Geschosse, noch die gewaltigsten Schlachtschiffe zu fürchten braucht? – Das die Kronen von den Häuptern der Könige reissen und die Reiche dieser Welt ins Meer stürzen wird, wo es am tiefsten ist? – Das die Himmel in Brand setzen und die Erde im Feuer schmelzen und dadurch der alten Ordnung der Dinge mit einem Mal ein Ende machen wird, wie es die alten Propheten geweissagt haben?
Dass dieses Heer existiert, glauben wir dem sicheren Wort der Weissagung; dies erkennt auch die Namenchristenheit, und sie verlangt daher von ihren Staatsmännern außerordentliche Schutzmassregeln. Aber gerade diese Massregeln der gegenwärtigen Mächte werden wahrscheinlich ihr Verderben sein, denn diese Armeen, auf die sie sich stützen, sind das bewaffnete Volk. Diese wohl geübten Krieger haben Weib und Kind, Brüder und Schwestern und Freunde unter dem gewöhnlichen Volk, und sie haben daher die gleichen Interessen, und wenn sie den Königen dienen, ist es nur auf Befehl und gegen ein Entgelt, welches sie bald nicht mehr als im Verhältnis zu den Entbehrungen ansehen werden, die sie und ihre Angehörigen auf sich nehmen müssen. Immer mehr verliert in ihren Augen der Kriegsruhm an Reiz, immer deutlicher erkennen sie das Elend, das ein Krieg bedeutet. Immer mehr schwindet ihre Ergebenheit den Regenten gegenüber, welche ihnen den Dienst auferlegen, indem das gewöhnliche Volk daheim immer unzufriedener wird und immer ängstlicher in die Zukunft schaut. Das alles macht es wenigstens möglich, dass in der kommenden Krise die gewaltigen Heere der Namenchristenheit diejenigen ihre Macht fühlen lassen werden, welche sie zu ihrem Schutz ins Dasein gerufen haben. Diese rechnen auch mit dieser Möglichkeit. Dieses zeigt der Umstand, dass, als die Hungersnot in Russland zu Aufläufen führte, alle Vorkehrungen getroffen wurden, um die Soldaten in Unkenntnis über die Ereignisse zu lassen, welche ihre Angehörigen betrafen. Auch wurden Truppen aus anderen Landesteilen herangezogen, um die Aufläufe zu unterdrücken.
Wir sehen heute (im Jahr 1897) noch nicht klar, welche Umstände der Herr gebrauchen wird, um die Massen Bewaffneter in Bewegung zu setzen. Aber wir leben in einer Zeit, in der die Geschichte mit Riesenschritten fortschreitet, und zudem sind die Verhältnisse heute schon derart, dass die Bewegung jeden Monat ihren Anfang nehmen könnte, wäre das Ende nicht nach Gottes Plan erst auf 1914 bestimmt. (Siehe Band 2 und 3 der Schriftstudien.) Unleugbar ist, dass die seit 1874, dem Beginn der Ernte und „des Tages der Rache“ verstrichenen 23 Jahre die großen Ereignisse, von denen die Schrift spricht, auf allen Gebieten vorbereitet haben. Sie werfen schon ihre Schatten voraus und kommen so sicher, wie sie prophezeit sind. Die 17 Jahre reichen vollauf hin zu ihrer Abwicklung. Schon jetzt schwindet den Menschen das Herz vor Furcht und Erwartung der Dinge, die da kommen sollen.
Die behandelten Weissagungen, welche seit dem Beginn dieses „Tages der Rache“ öffentlich ausgelegt werden, gehen schnell ihrer Erfüllung entgegen, und alle Welt kann die dunklen Umrisse der Ereignisse erkennen, welche näher und näher rücken. Die Gesellschaft gleicht einem Pulverfass, in das nur ein Funke zu springen braucht, einem schlagfertigen Heer, das nur auf ein Kommando wartet, um loszuschlagen. Aber Gott ist es, der die Zeit bestimmt.
Die Menschheit im allgemeinen weiss nicht, dass der Herr bei diesem Kampfe im Spiele ist. Die streitenden Parteien gürten sich zur Verteidigung ihrer persönlichen Vorteile, von denen sie ganz richtig denken, der Herr habe damit nichts zu tun, und daher rechnen sie auch nur auf ihre eigene Kraft, und wenn sie auch überall bereit sind, des Herrn Segen auf ihre Vorkehrungen herabzurufen, so zählen doch die wenigsten darauf, erhört zu werden. Niemanden aber werden die Ereignisse mehr überraschen, als die kirchlichen Systeme, welche auf ein Reich Gottes, wie sie es sich vorstellen, hinarbeiten, und daher das Reich Gottes, wie es in der Schrift geoffenbart ist, nicht sehen. Ihnen wird des Herrn Werk in den nächsten 17 Jahren ein sonderbares Werk sein, wie es in Jesaja 28:21,22 geweissagt ist:
„Denn Jehova wird sich aufmachen, wie bei dem Berge Perazim, wie im Tale zu Gibeon wird er zürnen: um sein Werk zu tun – befremdend ist sein Werk – und um seine Arbeit zu verrichten – aussergewöhnlich ist seine Arbeit. … Denn ich habe Vernichtung (Auflösung, Verzehrung) vernommen und Festbeschlossenes von Seiten des Herrn, Jehovas der Heerscharen, über die ganze Erde.“
Die Gesellschaft (die „Erde,“ die „Elemente“ usw. in der Bildersprache der Schrift) kann nicht in Brand geraten, bevor der Herr es zulässt, der Entscheidungskampf kann nicht beginnen, bevor „Michael“, der Herzog unserer Erlösung, aufsteht und sein Kommando erschallen lässt. (Daniel 12:1) Doch werden häufige Scharmützel auf der ganzen Linie vorangehen. Der große Herzog versichert seiner Garde, der Kirche, dass die Katastrophe, wiewohl unmittelbar bevorstehend, doch so lange zurückgehalten wird, bis alle, die des Königs sind, und zur kleinen Herde, zur Herauswahl gehören, versiegelt und versammelt sind.
Unterdessen lasst uns im Gedächtnis behalten, dass der Apostel von dieser Trübsalszeit sagt, sie werde über die Welt kommen wie die Wehen über ein schwangeres Weib. Das beweist, dass nach jeder Zuckung eine kleine Ruhezeit folgt, dass aber diese Zuckungen immer stärker werden und in immer kürzeren Zwischenräumen aufeinander folgen. So ist es auch bis jetzt gegangen, und so wird es weiter gehen, immer mehr, immer schneller, bis endlich die neue Ordnung im Todeskampf der gegenwärtigen Ordnung geboren sein wird.
In den vergangenen 6.000 Jahren hat der Herr die Welt (mit Ausnahme Israels) ihre eigenen Wege gehen lassen; umso befremdlicher wird nun allen denen sein Eingreifen erscheinen, welche die Veränderungen nicht verstehen, die im 7. Jahrtausend fällig sind. Aber in diesem Kampf wird der Herr die Raserei, die Selbstsucht und Ruhmsucht der Menschen bändigen und sie zwingen, ihn zu preisen, ihm zu dienen, und weiter das Böse nicht zulassen. Mit viel Langmut hat er die Herrschaft der Sünde, der Selbstsucht und des Todes geduldet und sie als Mittel benutzt, seine Auserwählten zu erziehen und alle Menschen von der „überaus großen Sündhaftigkeit der Sünde“ zu überzeugen. Aber da die Welt im allgemeinen sein Gebot der Liebe, seine Wahrheit und Gerechtigkeit verschmäht, nimmt er sich nun vor, eine gewaltige Strafe über die Menschheit ergehen zu lassen, bevor er den Unterricht fortsetzt. Dieser wird in der Verwirklichung der Wohltaten der Gerechtigkeit im tausendjährigen Königreich seines lieben Sohnes bestehen.
Wohl verbietet der Herr seinem Volk, mit Waffen des Fleisches zu kämpfen, wohl gibt Jehova sich als Gott des Friedens, der Ordnung und der Liebe zu erkennen, aber daneben erklärt er sich auch als Gott der Gerechtigkeit und zeigt, dass die Sünde nicht immer in der Welt triumphieren, sondern schließlich ihre Strafe finden wird. „Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr.“ (Römer 12:19; 5. Mose 32:35) Und wenn er aufsteht zum Gericht über die Völker, zur Strafe über alle Bösen, bezeichnet er sich selbst als „Krieger“, „mächtig im Streit“, der über ein „großes Heer“ gebietet. Und wer garantiert uns dafür, dass die Millionen, die heute die Heere der Namenchristenheit ausmachen, nicht eben jenes große Heer sein werden, das die Bollwerke der gegenwärtigen gesellschaftlichen Ordnung umstürzen wird? – 2. Mose 15:3; Psalm 24:8; 45:3; Offenbarung 19:11; Jesaja 11:4; Joel 2:11
„Jehova wird ausziehen wie ein Held, wie ein Kriegsmann den Eifer anfachen; er wird einen Schlachtruf, ja, ein gellendes Kriegsgeschrei erheben, sich als Held beweisen gegen seine Feinde.“ (Den Schlachtruf und das Kriegsgeschrei seiner großen Armee und ihren Erfolg in der Ausführung seiner Absicht einer Revolution schreibt er sich selbst zu; denn sie vollenden, obwohl unwissend, sein Werk der Vernichtung. Er, Jehova, sagt:) „Von lange her habe ich geschwiegen, war still, habe an mich gehalten. Gleich einer Gebärenden will ich tief aufatmen, schnauben und schnaufen zumal.“ – Jesaja 42:13,14
Doch findet man in der Schrift auch eine Andeutung dafür, dass neben den meuternden Armeen der Namenchristenheit noch andere Elemente Teile des großen Heeres des Herrn bilden werden. So spricht der Herr durch den Propheten Hesekiel (Kapitel 7:14-24), indem er auf dieselbe Zeit und die herannahende Trübsal der Namenchristenheit hinweist:
„Und ich will ihn (sie – die Namenchristenheit) der Hand der Fremden zur Beute geben, und den Gesetzlosen der Erde zum Raube, dass sie ihn entweihen. … Verfertige die Kette! (bindet, vereinigt sie zusammen; machet gemeinsame Sache) denn das Land ist voll Blutschuld, und die Stadt („Babylon“ – die „Christenheit“) voll Gewalttat. Und ich werde die bösesten der Nationen kommen lassen, dass sie ihre Häuser in Besitz nehmen; und ich werde der Hoffart der Starken ein Ende machen, dass ihre Heiligtümer (ihre „heiligen“ Stätten, ihre religiösen Einrichtungen usw.) entweiht werden.“
Dies kann so verstanden werden, dass die Pöbelherrschaft in der ganzen Namenchristenheit durch Gemeinheit und Grausamkeit alle Greuel einer Überschwemmung derselben durch heidnische Barbarei in den Schatten stellen wird. (Dieses war zum Beispiel während der französischen Revolution der Fall.) Man kann auch an eine Erhebung der gelben und schwarzen Rasse, an ein Wiederaufleben des Islam denken. Wir sind jedoch ersterer Ansicht, dafür haltend, dass die „bösesten der Nationen“, die „Schlimmsten unter den Heiden“, Namenchristen sind, die ohne Gott, ohne christliche Gefühle und Hoffnungen dahinleben; die Massen, die bis jetzt infolge ihrer Unwissenheit oder ihres Aberglaubens in Schranken gehalten werden konnten, denen aber im Morgenrot des zwanzigsten Jahrhunderts die Fesseln allmählich von den Gliedern fallen.
Der Herr wird sich dieser Unzufriedenen, Unwissenden und Hoffnungslosen, ihrer Träume, Befürchtungen, Torheiten und ihrer Selbstsucht bedienen, um die gegenwärtige Ordnung zu vernichten, damit Raum wird für seine Herrschaft, unter welcher die Menschen erzogen werden sollen für das Reich der Gerechtigkeit. Nur deshalb heißen sie „des Herrn großes Heer.“ Die Heiligen, alle, die sich von Gottes Geist leiten lassen als seine „lieben Kinder“, haben nichts zu schaffen mit diesem Teil des „Streites.“
Die Zustände dieses Streites beispiellos
Ein solcher Streit wird sich in der Vergangenheit nicht finden lassen. In der Bildersprache findet man ihn beschrieben im 46. Psalm. (Vergleiche damit Psalm 97:2-6; Jesaja 24:19-21; 2. Petrus 3:10) Die „Hügel“ (weniger selbstherrliche Regierungen) zergehen schon wie Wachs, behalten zwar äußerlich ihre Gestalt, werden aber immer demokratischer. Die „Berge“ (Monarchien) werden durch Revolutionen erschüttert und schließlich ins Meer der Anarchie versenkt werden. Schon stürmt dies Meer gegen die Bollwerke der gegenwärtigen Ordnung an, und bald wird die „Erde“ (der gegenwärtige gesellschaftliche Aufbau) wanken und taumeln „wie ein Betrunkener“, der sich vergeblich aufrecht zu halten sucht, und schließlich hinweg getan werden, um der neuen „Erde“ (Gesellschaftsordnung) Platz zu machen, in welcher Gerechtigkeit wohnt.
Die gegenwärtige Gesellschaftsordnung wird nicht wiederhergestellt werden können:
1. Weil sie überlebt ist und den neuen Verhältnissen nicht entspricht.
2. Weil allgemeine Kenntnisse jetzt viel verbreiteter sind als zuvor.
3. Weil die Entdeckung, dass die Geistlichkeit die Massen lange irregeführt hat, diese für immer verächtlich machen wird.
4. Weil die „frommen“ Leute im allgemeinen, in Unkenntnis des Planes Gottes, glauben, sie müssten die gegenwärtige Ordnung verteidigen helfen.
Es wird von wenig Nutzen sein, dass die „Himmel“ (die römische und protestantische Kirche) zusammenrollen werden wie ein Buch. (Früher wurde auf zum Schreiben zugerichtete Tierhaut, Pergament, geschrieben. Diese wurde von zwei Seiten zusammengerollt und die so entstandenen zwei Rollen des einen Buches oben befestigt. („versiegelt“ – Offenbarung 5:1) Öffnete man nach einiger Zeit eine solche Buchrolle mit etwas Kraftanwendung, so rollte sie sich beim Loslassen von selbst zusammen.) (Jesaja 34:4; Offenbarung 6:14) Sie werden nichts vermögen gegenüber der steigenden anarchistischen Hochflut. Vor diesem großen Heer wird „alles Heer der Himmel (die Namenkirche) zerschmelzen, und die Himmel werden zusammengerollt wie ein Buch (die beiden großen Körperschaften, welche die geistlichen Himmel bilden – d. i. das Papsttum und der Protestantismus, als die zwei wohl zu unterscheidenden Enden des Buches – nähern sich jetzt einander immer schneller, sie „rollen zusammen“) und „all ihr Heer fällt herab (fällt ab, nimmt ab, nicht auf einmal, sondern nach und nach, aber schnell) wie das Blatt vom Weinstock abfällt, und wie das Abfallende vom Feigenbaum.“ Dann werden schließlich diese „Himmel in Feuer geraten und aufgelöst und die Elemente (aus denen sie bestehen) im Brand zerschmelzen.“ – 2. Petrus 3:12
„Denn wären sie gar wie Dornen verflochten (denn Protestantismus und Papsttum können nie ineinander aufgehen; jedes wird dem anderen ein Dorn im Auge sein) und von ihrem edlen Weine berauscht (vergiftet mit dem Geist dieser Welt), sie sollen völlig verzehrt werden (sie sollen überwältigt und in der großen Trübsal als religiöse Systeme gänzlich vernichtet werden) wie dürre Stoppeln“; denn der Herr „wird gänzlich zerstören; die Drangsal wird nicht zweimal erstehen.“ Gesegnete Verheißung! „Denn siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und es werden alle Übermütigen und jeder Täter der Gesetzlosigkeit zu Stoppeln werden; und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht Jehova der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig (für weitere Entwicklung) lassen wird.“ – Nahum 1:9,10; Maleachi 4:1
Die Zeit der Trübsal Jakobs
Obwohl die große Trübsal zuerst über die Namenchristenheit und schließlich über alle „Nationen“ hereinbrechen wird, berichtet Hesekiel (38:8-12), dass der letzte Sturm dieser schweren Zeit das nach Palästina zurückgekehrte Volk Israel heimsuchen wird. Der Prophet scheint eine Massenauswanderung der Israeliten nach Palästina vorauszusetzen, wie sie bis jetzt nicht Platz gegriffen hat, aber in der gegenwärtigen Erntezeit noch stattfinden wird. Er stellt sie dar als in großer Zahl aus allen Nationen gesammelt, im Besitz großer Reichtümer, als Bewohner bisher öder Plätze und sich des Friedens erfreuend in einer Zeit, in der die übrige Welt in wilden Zuckungen liegen wird. – Hesekiel 38:11,12
Jedermann sieht, dass diese Auswanderung der Israeliten nach Palästina begonnen hat, aber es ist offensichtlich, dass es eines großen, plötzlichen Impulses bedürfen wird, um sie zu einer Massenauswanderung zu machen. Was dieser Anstoß sein wird, sehen wir jetzt noch nicht; dass aber ein solcher eintritt, ersehen wir aus Jeremia 16:14-17,21.
„Darum siehe, Tage kommen, spricht Jehova, da nicht mehr gesagt werden wird: So wahr Jehova lebt, der die Kinder Israel aus dem Lande Ägypten heraufgeführt hat! sondern: So wahr Jehova lebt, der die Kinder Israel heraufgeführt hat aus dem Lande des Nordens (aus Russland?) und aus all den Ländern, wohin er sie vertrieben hatte! Und ich werde sie in ihr Land zurückbringen, das ich ihren Vätern gegeben habe. Siehe, ich will zu vielen Fischern senden, spricht Jehova, dass sie sie fischen; und danach will ich zu vielen Jägern senden, dass sie sie jagen von jedem Berg (Reich) und von jedem Hügel und aus den Felsenküsten. Denn meine Augen sind auf alle ihre Wege gerichtet; sie sind vor mir nicht verborgen, und ihre Ungerechtigkeit ist nicht verhüllt vor meinen Augen.
„Darum siehe, dieses Mal werde ich ihnen kundtun, werde ihnen kundtun meine Hand und meine Macht; und sie werden wissen, dass mein Name Jehova ist.“
Dass der Herr diesen Anstoss geben kann, daran zweifeln wir keinen Augenblick. Jedes Land hat gegenwärtig seine Judenfrage, welche durch göttliche Fügung jeden Augenblick brennen kann und die Nationen, wie es der Prophet andeutet, zum gemeinsamen Handeln in der Heimschaffung der Juden veranlassen wird. Aber ebenso wie beim Auszug aus Ägypten werden sie auch sicherlich dann nicht mit leeren Händen ausziehen (2. Mose 12:31-36), sondern nach Hesekiels Weissagung profitierend von irgend einem Druck auf die den Völkern. Israel wird, wenn es einmal in seinem Land ist, fern von den tosenden Wirren, sich schnell heimisch einrichten und den neuen Verhältnissen anpassen.
Dann aber wird noch eine letzte Trübsal über sie kommen; denn dem Propheten zufolge wird der letzte Kampf des „Tages des Herrn“ in Palästina stattfinden. Die Ruhe und das Gedeihen, dessen sich Israel in jener Zeit erfreuen soll, sowie seine anscheinende Wehrlosigkeit wird andere Völker zu einem Raubzug nach Palästina bewegen. Dies wird Plünderung und allerlei Elend über Israel bringen, besorgt von „Gog und Magog.“ (Hesekiel 38) „Wehe!“ sagt Jeremia (30:7), „denn groß ist jener Tag, ohnegleichen, und es ist eine Zeit der Drangsal für Jakob; doch wird er aus ihr gerettet werden.“
Von Gog und Magogs Scharen, wie von einem Mann redend, spricht der Prophet:
„Ich will hinauf ziehen in das Land der offenen Städte, will über die kommen, welche in Ruhe sind, in Sicherheit wohnen, die allesamt ohne Mauern wohnen, und Riegel und Tore nicht haben.“ „Um Raub zu rauben,“ sagt der Prophet, „(wirst du gehen), und Beute zu erbeuten, um deine Hand zu kehren gegen die wieder bewohnten Einöden und gegen ein Volk, das aus den Nationen gesammelt ist, welches Hab und Gut erworben hat, welches den Mittelpunkt der Erde bewohnt.“ (Hesekiel 38:11-13) Diese Ereignisse vorhersehend, als ob er diese Heere selbst anrede, sagt der Prophet weiter: „Und du wirst von deinem Ort kommen, vom äußersten Norden her (Europa und Asien liegen nördlich von Palästina), du und viele Völker mit dir, auf Rossen reitend, allesamt, eine große Schar und ein zahlreiches Heer. Und du wirst wider mein Volk Israel heraufziehen wie eine Wolke, um das Land zu bedecken. Am Ende der Tage wird es geschehen (offenbar die Schlussszene des Tages der Trübsal), dass ich dich heranbringen werde wider mein Land, auf dass die Nationen mich kennen, wenn ich mich an dir, Gog, vor ihren Augen heilige (absondere, auszeichne als dein Besieger).“ – Hesekiel 38:15,16
Wenn aber die Trübsal ihren Höhepunkt erreicht hat, wird Gott sich als ihr Helfer offenbaren, wie in alter Zeit. Ihre Verlegenheit wird seine Gelegenheit sein, und ihre Blindheit wird von ihnen genommen werden. Wir lesen Sacharja 14:2,3:
„Und ich werde alle Nationen (dargestellt in dem Heere von Gog und Magog) nach Jerusalem zum Krieg versammeln; und die Stadt wird eingenommen, und die Häuser werden geplündert, und die Weiber geschändet werden; und die Hälfte der Stadt wird in die Gefangenschaft ausziehen, aber das übrige Volk wird nicht aus der Stadt ausgerottet werden. Und Jehova wird ausziehen und wider jene Nation streiten, wie an dem Tage, da er streitet, an dem Tage der Schlacht.“
Jesaja (28:21) berichtet von derselben Sache und führt Israels Errettung durch den Herrn aus der Hand der Philister zu Perazim und aus der Hand der Amoriter zu Gibeon an, indem er spricht:
„Denn Jehova wird sich aufmachen wie bei dem Berge Perazim; wie im Tale zu Gibeon wird er zürnen.“
2. Samuel 5:19-25; 1. Chronika 14:10-17; Josua 10:10-15 sind Beispiele dafür, dass Gott nicht von menschlichen Mitteln abhängig ist, um seine Schlachten zu schlagen. So wird Gott in dieser großen Schlacht sein Volk zu seiner Zeit und in seiner Art zu retten wissen.
In Hesekiels Prophezeiung (38:1-13) nennt der Herr die hauptsächlichsten Kämpfer in diesem Streit um Palästina; aber wir können diese Namen nicht mit voller Sicherheit deuten. Magog, Mesech, Tubal, Gomar, Togomar, Javan und Tarsis waren Kinder Japhets, des vermutlichen Stammvaters der ersten Bewohner Europas. Scheba und Dedan waren Kinder Hams, dessen Nachkommen Nordafrika bevölkert haben sollen. (1. Mose 10:2-7) Dies deutet in großen Zügen auf einen Angriff Europas und anderer Länder auf das gelobte Land.
Die Überwältigung und Vernichtung dieser Feinde am Schluss des „Endes“ und unmittelbar vor Beginn der Herrschaft Gottes ist in Hesekiel 38:18 bis 39:20 sehr anschaulich beschrieben. Sie kann nur verglichen werden mit dem Untergang Pharaos und seines Heeres, als er des von Gott befreiten Volkes Israel wieder habhaft zu werden versuchte. In dieser Einzelheit wird also Israels Errettung, wie Micha 7:15 geschrieben steht, sein „wie in den Tagen, da du aus dem Lande Ägypten zogest“ – gleich jenem „Wunder.“
Nachdem der Prophet (Hesekiel 38:1-17) zu verstehen gegeben hat, dass dieser Überfall (über das „am Ende der Tage“ nach Palästina zurückgekehrte Israel, das viel „Hab und Gut“ hat und „in Sicherheit wohnt“) ein plötzlicher sein wird, dem Schatten einer Wolke vergleichbar in seinem Kommen, heißt es: „So spricht der Herr, Jehova: Bist du der, von welchem ich in vergangenen Tagen geredet habe durch meine Knechte, die Propheten Israels, welche in jenen Tagen Jahre lang weissagten, dass ich dich wider sie heraufbringen würde?“ Der Herr erklärt hierauf, dass er sich die Vernichtung des Heeres der Bösen vorgenommen habe, und aus den Einzelheiten der Beschreibung scheint hervorzugehen, dass diese Vernichtung durch einen Ausbruch der Eifersucht zwischen den verschiedenen Elementen dieses Heeres herbeigeführt werden wird, der dann den letzten Überrest der Staatsgewalten hinweg fegen wird. – Offenbarung 16:18-21
Das Zeugnis aller Propheten geht dahin, dass sich Gottes Macht bei der Errettung Israels in so wunderbarer Weise zu erkennen gibt, dass alle Welt wissen wird, dass der Herr sich seines Volkes wieder annimmt und ihr König wird, wie in alter Zeit; dann wird alle Welt die göttliche Herrschaft schätzen lernen, und diese wird bald der Gegenstand des Wunsches aller Nationen sein. So lesen wir Hesekiel 39:21-29:
„Und ich werde meine Herrlichkeit unter den Nationen erweisen; und alle Nationen sollen mein Gericht sehen, welches ich gehalten, und meine Hand, die ich an sie gelegt habe. Und von jenem Tage an und hinfort wird das Haus Israel wissen, dass ich, Jehova, ihr Gott bin. Und die Nationen werden wissen, dass das Haus Israel um seiner Ungerechtigkeit willen weggeführt wurde, weil sie treulos gegen mich gewesen sind (indem sie Christum verwarfen – Römer 9:29-33), und (darum) ich mein Angesicht vor ihnen verborgen und sie in die Hand ihrer Bedränger gegeben habe (während der Jahrhunderte der christlichen Zeitordnung), so dass sie allesamt durch das Schwert gefallen sind. Nach ihrer Unreinigkeit und nach ihren Übertretungen habe ich mit ihnen gehandelt und habe mein Angesicht vor ihnen verborgen.
„Darum (jetzt, wo diese Strafe vollendet ist) so spricht der Herr, Jehova: Nun werde ich die Gefangenschaft Jakobs wenden und mich des ganzen Hauses Israel erbarmen (der Lebenden und Toten, da die „Zeiten der Wiederherstellung“ gekommen sind – Apostelgeschichte 3:19-21) und werde eifern für meinen heiligen Namen. Und sie werden ihre Schmach tragen und alle ihre Treulosigkeit, mit welcher sie treulos gegen mich gehandelt haben, wenn sie in ihrem Land sicher wohnen und niemand sie aufschreckt, wenn ich sie aus den Völkern zurückgebracht und sie aus den Ländern ihrer Feinde gesammelt, und ich mich an ihnen geheiligt habe vor den Augen vieler Nationen. Und sie werden wissen, dass ich, Jehova, ihr Gott bin, indem ich sie zu den Nationen weggeführt habe und sie wieder in ihr Land sammle und keinen mehr von ihnen dort übrig lasse. Und ich werde mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen, weil ich meinen Geist über das Haus Israel ausgegossen habe, spricht der Herr, Jehova.“
Jesaja 59:19,20 heißt es:
„Und sie (die Völker) werden den Namen Jehovas fürchten vom Niedergang an und vom Sonnenaufgang seine Herrlichkeit. Wenn der Bedränger kommen wird wie ein Strom, so wird der Hauch Jehovas (während des ganzen Evangelium-Zeitalters – an der Hand des geistlichen Israel) ihn in die Flucht schlagen. Und ein Erlöser wird kommen für Zion (die Kirche, den „Leib Christi“) und für die, welche in Jakob von der Übertretung umkehren, spricht Jehova.“
Vergleiche Römer 11:25-32 und dazu Nahum 1:7,6:9:
„Jehova ist gütig, er ist eine Zuflucht am Tage der Drangsal, und er kennt die, welche auf ihn vertrauen!“ Aber, „wer kann vor seinem Grimm bestehen, und wer standhalten bei der Glut seines Zornes? … Er wird gänzlich zerstören (die Bosheit); die Drangsal wird nicht zweimal erstehen.“
So wird denn die Schlacht am großen Tage des Herrn die ganze Welt vorbereiten auf den neuen Tag und dessen Wiederherstellungswerk. Wiewohl die Stunde des Tagesanbruchs eine solche von schwarzen Wolken und dicker Finsternis sein wird, so wissen wir doch aus Gottes zuverlässigem Wort, dass die Stunde von kurzer Dauer sein wird (Matthäus 24:22), und dass unmittelbar nachher die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen wird. Die „Erde“ (die gegenwärtige Gesellschaftsordnung) wird verschwinden wie eine Hütte (Jesaja 24:19,20), welche dem herrlichen Aufbau Gottes, den „neuen Himmeln“ und der „neuen Erde“, in welchen Gerechtigkeit wohnt, Platz machen muss. – 2. Petrus 3:13; Jesaja 65:17
Wir führen noch einen Auszug aus der „New York Tribune“ vom 26. Juni 1897 an, welche Zeitungsnummer nach der Drucklegung des Vorhergehenden erschienen ist. Der Artikel stimmt so völlig überein mit unseren Andeutungen über „das große Heer Jehovas“, dass wir uns nicht versagen können, ihn hier einzufügen:
Krone und Volk?
„Worin einige europäische Heere in der nahen Zukunft die Wahl haben mögen.
„Vor weniger als vierzig Jahren richteten Truppen auf Befehl ihrer Herrscher gehorsam ihre Gewehre auf das Volk, und sie schossen und stachen mit dem Seitengewehr Männer, Frauen und selbst Kinder nieder, bis das Blut auf den Straßen Berlins, Wiens und vieler anderer Hauptstädte der alten Welt wie Wasser floss. Es war nicht nur ein Mob von Landstreichern und Vagabunden, mit denen zu handeln das Militär aufgeboten wurde, sondern es waren gut gestellte und besser erzogene Bürger, Männer mit besseren Berufen, Kaufleute, Fabrikanten und Politiker, in der Tat die mittleren oder bürgerlichen Klassen, die sich bestrebten, die feierlich durch Verfassungsbedingungen zugesprochenen Rechte zu sichern, welche letztere die betreffenden Herrscher aber eher in Gewalt umzuwandeln geneigt waren.
„Würden die Truppen in Italien einen ähnlichen Gehorsam dem Befehl des „Gesalbten des Herrn“ gegenüber leisten, wenn sie jetzt aufgefordert würden, auf ihre Volksgenossen zu schiessen? Diese Frage beschäftigt die gekrönten Häupter in Europa jetzt in größerem Maße, als man hierzulande wohl glauben möchte. Vor einigen Jahren wurde dem italienischen Parlament ein Entschluss unterbreitet, wonach in der amtlichen Bezeichnung des Heeres das Wort „königlich“ durch das Wort „national“ ersetzt werden sollte. Der Vorschlag wurde von der ministeriellen Partei, die in der gesetzgebenden Körperschaft die Mehrzahl ausmacht, zurückgewiesen. Die Argumente, mit denen er begründet worden war, mussten notwendigerweise mit Macht an das italienische Volk appellieren, sowie an jede andere zivilisierte Nation, und sie müssen dem König Humbert und seinen Brüder- und Schwestermonarchen sicherlich viel zu denken gegeben haben.“
(Der Artikel führt aus, dass das englische Heer in den letzten drei Jahren ohne Aufruhr dem Parlament übertragen worden ist, welches von dem Kriegsminister vertreten wird, wohingegen früher das Heer direkt mit der Krone verknüpft war, indem ein Prinz von königlichem Blute anstelle der Königin der Oberbefehlshaber gewesen war. Die Königin scheint ziemlich lange und sicher mit gutem Grund, diese Stütze ihrer Herrschaft in der Hand zu behalten gesucht haben, aber vergeblich. In Frankreich hat sich hinsichtlich der Beherrschung der Armee auch eine Eifersucht geoffenbart durch die Tatsache, dass man sich geweigert hat, einen General als Oberbefehlshaber zu ernennen und ein veränderliches Kriegsamt einsetzte, welches die durch Abstimmung des Volkes zur Macht gelangte Partei vertritt. Der Artikel fährt folgendermaßen fort:)
„Ein Konflikt in Deutschland drohend.
„Ein solcher Konflikt wird in Italien nicht mehr als drohend angesehen. Es kann aber nicht geleugnet werden, dass etwas in dieser Art in Deutschland zu befürchten ist. Dass der Kaiser Wilhelm einen solchen Kampf ahnt, geht aus allen seinen Äusserungen hervor. Jedesmal, wenn er zu Truppenteilen redet, besonders zeigte sich dies auch in der letzten Woche in Bielefeld, ist sein Lieblingsthema, dass es Pflicht des Soldaten sei, mit Leib und Leben zur Verteidigung des Herrschers und seines Thrones weniger gegen die äußeren als vielmehr gegen die inneren Feinde einzustehen. Bei jeder Vereidigung von Rekruten, der er beiwohnt, erinnert er daran, dass die erste Pflicht diejenige seiner Persönlichkeit gegenüber sei, vielmehr als dem Volke gegenüber, das sie bezahlt, und er wird nicht müde, sich weitläufig darüber auszulassen, was er als des Königs Rock bezeichnet, nämlich die Uniform, die er, wie viele andere Monarchen, als die Livree, nicht des Staates oder der Nation, sondern des Monarchen betrachtet, dem der Träger durch besondere Bande der Anhänglichkeit verbunden ist, durch Treue und blinden Gehorsam. Es ist auch nicht zu vergessen, dass der Kaiser bei jedem Streit zwischen Zivil- und Militärpersonen die letzteren unterstützt, selbst wenn es ersichtlich ist, dass letztere die Angreifer sind. Er geht in Wirklichkeit so weit, Offiziere, die in Trunkenheit andere ernstlich verwundet oder bisweilen sogar getötet haben, entweder zu begnadigen oder stets das mildeste Urteil über sie zu fällen.
Die Haltung des deutschen Heeres.
„Wie würde sich das Heer verhalten, wenn der vorgeahnte Kampf zwischen Krone und Volk stattfinden sollte? Am Hofe und in weiten Kreisen in Berlin glaubt man, der Kaiser könne sich auf seine Truppen verlassen. Diese Meinung wird aber keineswegs vom Volk selbst geteilt, auch nicht von den heutigen Politikern. Die Armee setzt sich nicht mehr wie früher aus dummen Bauern, die weder lesen oder schreiben können, noch selbst zu denken imstande sind, zusammen, sondern aus denkenden, gut gebildeten Männern, die man in der Schule gelehrt hat, welches die Rechte sind, die ihnen die Verfassung verbürgt, und um die ihre Großväter und Väter vergeblich kämpften. Sie wissen auch aus der Geschichte, dass im Kampf zwischen Krone und Volk das letztere immer den Sieg davongetragen hat.“