Die Art und Weise des zweiten Adventes, der Wiederkunft und Erscheinung unseres Herrn
Der Einklang zwischen der Wiederkunft unseres Herrn mit anderen Zügen des göttlichen Planes. – Wie und wann die Kirche ihn sehen wird. – Wie und wann die Herrlichkeit des Herrn so offenbart wird, dass alles Fleisch miteinander sie schauen wird. – Scheinbar sich widersprechende Aussagen als übereinstimmend nachgewiesen. – Er kommt „wie ein Dieb“, „nicht mit äußerlichen Gebärden“, und doch „mit einem Feldgeschrei“, mit „Stimmen“ und mit dem Schall der „letzten Posaune“. – „Er wird offenbart mit Feuerflammen, um Rache zu geben“, und doch wird er „kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel.“ – Der Nachweis, wie wichtig im Zusammenhang hiermit prophetische Zeitrechnung ist. – Wie die gegenwärtigen Anzeichen damit stimmen.
Die rasch zu ihrem Ende eilenden Zeiten der Nationen, wovon wir soeben handelten, sowie die Gewissheit, dass die Erfüllung der Hoffnung der Kirche diesem Schluss vorangehen muss, dient nur dazu, den Appetit derer zu schärfen, die auf den Trost Israels warten. Heißhungrig nach irgendwelcher Belehrung, die der Vater durch die Propheten gegeben haben mag, werden sie gerne wissen mögen, was die „Ernte“, das Ende oder die Schlussperiode dieses Zeitalters auf sich habe; wie die Trennung des Weizens vom Scheinweizen unter den noch lebenden Gliedern der Kirche vor sich gehen werde; und wann der Zeitpunkt der Verwandlung der Überwinder, um bei ihrem Herrn und Haupt und „wie er ist“ zu sein, eintreten mag.
Um jedoch die Vernünftigkeit der prophetischen Lehre über diese tief interessanten Gegenstände recht würdigen zu können, ist es unbedingt notwendig, dass wir betreffs des Zweckes der Wiederkunft unseres Herrn, sowie auch über die Art und Weise, in welcher er offenbart werden wird, klare Anschauungen haben; dass der Zweck seiner Wiederkunft der ist, jeden, der „da will“, zu Gott zurückzubringen, indem er ihn seiner Herrschaft, seiner Lehre und seiner Zucht unterwirft (was die Schrift Richten und Segnen nennt), davon, hoffen wir, sind alle Leser dieses Bandes durch das Lesen des ersten Bandes völlig überzeugt worden. Die Art und Weise des zweiten Adventes des Herrn ist daher an dieser Stelle von alles überragender Wichtigkeit, ehe wir in unsrem Studium über die Zeit der Ernte usw. fortfahren. Beim Studium der Art und Weise der Wiederkunft unseres Herrn muss der Zweck derselben klar im Auge behalten werden; und diese beiden, wenn man ans Erforschen der Zeit geht. Das ist nötig, um irrige Ansichten aus dem Wege zu halten, welche die Gedanken mancher schon im voraus eingenommen haben und sich auf falsche Ansichten sowohl betreffs des Zweckes als auch betreffs der Art der Wiederkunft unseres Herrn gründen.
Erfasse und halte die schon nachgewiesene Tatsache so fest als möglich im Sinn: Gottes durch Christum hinauszuführender Plan ist ein harmonisches Ganzes; und das Werk des zweiten Adventes verhält sich zu dem Werke des ersten wie Wirkung zur Ursache. Das ist: Das große Wiederherstellungswerk beim zweiten Advent folgt dem am ersten Advent vollbrachten Erlösungswerk dem göttlichen Plan gemäß als logische Folge. Die Wiederkunft des Herrn ist daher der Millennium-Tages Anbruch der Hoffnung für die Welt, die Zeit der Austeilung der durch die Erlösung gesicherten Gnaden. Das christliche Zeitalter ist bloß eine dazwischen eingeschobene Einschaltung, während welcher die Braut Christi ausgesucht wird, um mit ihrem Herrn an dem großen Werk der Restitution (Wiederherstellung), das er auszuführen kommt, teilzunehmen.
Da nun die während des christlichen Zeitalters sich entwickelnde Herauswahl (Kirche oder Gemeinde) mit ihrem Herrn in dem großen Wiederherstellungswerk des Tausendjahrzeitalters oder Millenniums vereint sein soll, so muss Christi erstes Werk bei seinem zweiten Advent das der Sammlung seiner Herauswahl (Kirche) sein. Darauf nimmt der Prophet Bezug, wenn er sagt: „Versammelt mir meine Frommen, die meinen Bund geschlossen haben beim Opfer.“ (Ps. 50:5) Diese Sammel- oder Einerntezeit ist die Übergreifperiode zweier Zeitalter. Das eine beginnt, wie gezeigt werden wird, vierzig Jahre, ehe das andere ausläuft. Mit dieser Periode endet das christliche Zeitalter und wird das Millennium eingeführt. (siehe Band 1 und die Karte der Zeitalter.) Diese Ernteperiode vollführt nicht nur die Trennung der Weizenklasse, sondern sie bringt auch das Verbrennen (Vernichten) des Scheinweizens zuwege. (Nicht die Vernichtung der Personen als solche, sondern als Schein- oder nachgeahmten Weizen. Das Feuer der Vernichtung ist eben sowohl symbolisch wie der Scheinweizen.) Ebenso findet in dieser Endperiode das Sammeln und die Vernichtung der verderbten Frucht des „Weines der Erde“ -menschlicher Ehrsucht, Habsucht und Selbstsucht – statt, die jahrhundertlang in den Reichen dieser Welt und in den verschiedenen bürgerlichen und sozialen Organisationen unter den Menschen wuchsen und reiften.
Obwohl wir zeigten, als wir über den Zweck der Wiederkunft unseres Herrn handelten, dass es eine persönliche Wiederkunft sein würde, so möchten wir doch noch einmal den Leser warnen, vor Gedankenverwirrung auf seiner Hut zu sein, wenn er die beiden scheinbar sich widerstreitenden Aussprüche unseres Herrn betrachtet: – „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis zur Vollendung des Zeitalters“, und: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen.“ (Matth. 28:20; Joh. 14:2, 3) Das Folgende mag als eine Verdeutlichung der Harmonie beider Verheißungen dienen: – Ein Freund sagte zu einem anderen, als sie sich trennen wollten: Wisse, ich werde auf deiner ganzen Reise bei dir sein. Wie? Sicherlich nicht in Person; denn gerade jetzt nahmen sie nach entgegengesetzter Richtung gehende Züge. Die Meinung war, dass sie in gegenseitiger Liebe, im Angedenken, im Anteilnehmen nicht getrennt sein würden. In ähnlichem, jedoch viel völligem Sinn ist der Herr stets mit seiner Herauswahl gewesen. Seine göttliche Macht befähigte ihn, sie vom Anfang bis zum Ende zu überwachen, zu leiten und ihr beizustehen. Wir handeln aber jetzt nicht von der Gegenwart unseres Herrn in einem bildlichen Sinn, sondern von der Art und Weise seiner persönlichen Gegenwart und Erscheinung, „wenn er kommen wird an jenem Tag, um verherrlicht zu werden in seinen Heiligen und bewundert in allen denen, die geglaubt haben.“
Die Schrift lehrt, dass Christus wiederkommt, um zu herrschen, dass er herrschen muss, bis er alle Feinde unterworfen hat – bis er alle Hindernisse, alles, was der großen Wiederherstellung, die er zu vollbringen kommt, im Wege steht, beseitigt hat – bis der letzte Feind, der Tod, gestürzt ist (1 Kor. 15:25, 26); und dass er tausend Jahre herrschen wird. Es ist darum auch nur, wie man es erwarten sollte, dass wir dem zweiten Advent und seinen tausend Jahren triumphierender Herrschaft und der Beseitigung des Bösen in den Prophezeiungen viel mehr Raum gewidmet finden als den vierunddreißig Jahren des ersten Adventes, der Erlösung. Und wie wir gesehen haben, dass die Prophezeiungen die verschiedenen wichtigen Punkte jener vierunddreißig Jahre von Bethlehem und Nazareth bis zu der Galle und dem Essig, dem Teilen der Kleider, dem Kreuz, dem Grab und der Auferstehung berührten, so finden wir, dass die Prophezeiung gleichfalls die verschiedenen Punkte der tausend Jahre der zweiten Gegenwart, besonders ihren Anfang und Schluss, schildert.
Die zweite Gegenwart unseres Herrn wird einen viel längeren Zeitraum umschließen als die erste. Die Mission seines ersten Adventes war in weniger als vierunddreißig Jahren beendet, während es tausend Jahre erfordern wird, das für seinen zweiten Advent bestimmte Werk zu vollführen. Und so kann leicht erkannt werden, dass, während das Werk des ersten Adventes nicht minder wichtig war, ja, obgleich es so wichtig war, dass ohne dasselbe das Werk des zweiten Adventes nie möglich geworden wäre, es doch nicht so mannigfaltig war und folglich weniger Beschreibung erforderte als das Werk des zweiten Adventes.
Beim Betrachten des zweiten Adventes müssen wir ebenso wenig wie beim ersten Advent erwarten, dass alle Prophezeiungen einen besonders bedeutungsreichen Moment der Ankunft unseres Herrn bezeichnen und die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Tatsache seiner Gegenwart lenken. Das ist nicht, wie Gott gewöhnlich verfährt. Das war beim ersten Advent nicht der Fall. Derselbe war durch kein plötzliches oder überraschendes, Aufsehen erregendes Ereignis angezeigt, sondern er wurde durch eine allmähliche Erfüllung der Weissagung kundgemacht und erwiesen, die nachsinnenden Beobachtern zeigte, dass die Ereignisse, die zu erwarten waren, zur richtigen Zeit geschahen. Und so wird es bei seinem zweiten Advent auch sein. Es ist von geringerer Wichtigkeit, dass wir genau den Augenblick seiner Ankunft entdecken, als dass wir die Tatsache seiner Gegenwart, wann er angekommen ist, erkennen; ebenso wie es beim ersten Advent wichtig war, dass man seine Gegenwart zu erkennen vermochte, und je eher desto besser, aber viel weniger wichtig, dass man genau das Datum seiner Geburt wusste. Beim Betrachten des zweiten Adventes ist meistenteils der Akt des Kommens und der Moment der Ankunft der Gedanke, der vorschwebt, während es der Gedanke an eine Periode der Gegenwart sein sollte, wie der erste Advent eine solche war. Der genaue Augenblick, mit dem diese Gegenwart anhebt, würde dann weniger wichtig erscheinen und sein Zweck und Werk während der Zeit seiner Gegenwart größere Beachtung erfahren.
Wir müssen auch im Sinn behalten, dass unser Herr kein menschliches Wesen mehr ist, dass er sich selbst als menschliches Wesen zum Lösegeld oder Kaufpreis für den Menschen gab, zu welchem Zweck er eben Mensch wurde. (1. Tim. 2:6; Hebr. 10:4, 5; 1. Kor. 15:21, 22) Er ist jetzt hoch erhöht zur göttlichen Natur. Daher sagt auch Paulus: „Wenn wir auch Christum nach dem Fleisch erkannt haben, so erkennen wir ihn doch jetzt nicht mehr so.“ (2. Kor. 5:16) Er wurde „als lebendigmachender Geist“ vom Tode erweckt (1. Kor. 15:45) und nicht als ein Mensch, von der Erde und irdisch. Er ist in keinem Sinn oder Grad mehr menschlich, denn wir müssen nicht vergessen, was wir gelernt haben (siehe Band 1, Studie 10), dass Naturen verschieden und getrennt sind. Da er nun in keinem Sinn oder Grad mehr ein menschliches Wesen ist, so dürfen wir nicht erwarten, dass er als menschliches Wesen kommt wie am ersten Advent. Sein zweites Kommen wird in ganz anderer Weise geschehen, sowie auch zu einem ganz anderen Zweck.
Wenn wir den Umstand uns anmerken, dass der Wechsel unseres Herrn bei seiner Auferstehung von der menschlichen Natur zur göttlichen Natur sogar ein größerer Wechsel war, als der, welcher vierunddreißig Jahre vorher stattfand, als er die Herrlichkeit eines Geistwesens niederlegte und „Fleisch ward“, dann können wir auch mit großem Nutzen jede seiner Handlungen während der vierzig Tage nach seiner Auferstehung, ehe er „zum Vater“ ging, auf das Genaueste betrachten; denn der auferstandene Jesus jener vierzig Tage ist es, der wiederkommen soll, und nicht der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als unser Lösegeld in den Tod gab. Er, der „getötet im Fleisch“ wurde „aber lebendig gemacht im Geist.“ (Anmerkung: Da die Herauswahl (Kirche) „verwandelt“ werden soll, damit sie wie Christus werde, so ist klar, dass der Wechsel, der am Haupt eintrat, ähnlicher Art gewesen sein muss als der, welcher als für die Überwinder in Bereitschaft gehalten beschreiben wird. Diese sollen ebenfalls von der menschlichen zur geistigen Natur verwandelt werden und sein, wie er ist – „teilhaftig der göttlichen Natur. „Daher ist die folgende Beschreibung der Verwandlung der Heiligen auch auf ihren Herrn anwendbar, nämlich: – „Es wird gesäet in Unehre, es wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesäet in Schwachheit, es wird auferweckt in Kraft; es wird gesäet ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib.“ – 1. Kor. 15:43-44)
Bei seinem zweiten Advent kommt er nicht, um den „vorhandenen Gewalten“ untertan zu sein, um dem Cäsar Steuern oder Tribut zu zahlen, und um Erniedrigung, Ungerechtigkeit und Gewalttat zu ertragen; sondern er kommt, um zu herrschen und alle Gewalt im Himmel und auf Erden auszuüben. Er kommt nicht mit dem Leib seiner Erniedrigung, mit einem menschlichen Leib, geringer als sein vormaliger herrlicher Leib (Hebr. 2:9), sondern mit seinem herrlichen geistigen Leib, welcher „der Abglanz der Herrlichkeit und der Abdruck des Wesens“ des Vaters ist. (Hebr. 1:3) Denn um seines Gehorsams willen bis zum Tod ist er nun hoch zur göttlichen Natur und zum göttlichen Ebenbild erhöht und ihm ist ein Name gegeben, der über alle Namen ist – der Name des Vaters allein ausgenommen. (Phil. 2:9; 1. Kor. 15:27) Der Apostel zeigt, dass es „noch nicht erschienen“ oder unserem menschlichen Verstand offenbart ist, was er jetzt ist; folglich wissen wir auch nicht, was wir sein werden, wenn wir werden, wie er ist. Aber wir (die Herauswahl) können in der Gewissheit frohlocken, dass wir eines Tages bei ihm und wie er ist, sein und ihn sehen werden, wie er ist (1. Joh. 3:2); nicht wie er in der Erniedrigung bei seinem ersten Advent war, als er sich seiner früheren Herrlichkeit entäußert und um unsertwillen arm geworden war, damit wir durch seine Armut reich würden.
Wenn wir die Weisheit und Klugheit der Verfahrungsweise unseres Herrn in der Kundmachung seiner Gegenwart nach seiner Auferstehung, wie auch vordem seinen Jüngern gegenüber, betrachten, so mag uns das zu dem Gedanken verhelfen, dass dieselbe Weisheit sich in seiner Offenbarungsweise bei seinem zweiten Advent betätigen wird sowohl der Kirche als auch der Welt gegenüber. Natürlich muss die Verfahrungsweise nicht notwendig in jedem einzelnen Fall die gleiche sein, sondern der Sache angemessen. Diese ist niemals, die Menschen in Beunruhigung und Aufregung zu versetzen, sondern ihr kühles, ruhiges Urteil für die großen, ihnen eindrücklich gewordenen Wahrheiten überzeugend zu gewinnen. Unseres Herrn erster Advent war kein überraschendes, aufregendes oder gar in Aufruhr versetzendes Ereignis. Wie ruhig und ohne sich aufzudrängen kam er! So sehr war dies der Fall, dass nur solche, die Glauben und Demut besaßen, fähig waren, in dem niedrig geborenen Kind, in dem Mann der Schmerzen, in dem Freund der Niedrigen und Armen und in dem schließlich Gekreuzigten den lang ersehnten Messias zu erkennen.
Nach seiner Auferstehung musste der Natur der Sache nach die Kundmachung seiner Gegenwart eine viel erstaunlichere Sache sein, besonders wenn seine veränderte Natur in Betracht gezogen wird. Doch die Tatsache seiner Auferstehung mitsamt der Tatsache seiner Naturveränderung musste völlig kund und offenbar gemacht werden; damals zwar noch nicht aller Welt, wohl aber den auserwählten Zeugen, die den kommenden Geschlechtern ein glaubwürdiges Zeugnis über diese Tatsachen geben sollten. Wäre damals alle Welt mit der Tatsache bekannt gemacht worden, so würde das bis auf uns gekommene Zeugnis aller Wahrscheinlichkeit nach viel weniger glaubwürdig sein. Es wäre durch menschliche Meinungen gefärbt und verdreht und mit ihren Traditionen vermischt worden, so dass die Wahrheit beinahe oder ganz und gar unglaubhaft erscheinen möchte. Gott vertraute es nur auserwählten, treuen und würdigen Zeugen an; und wenn der Leser die Erzählung recht ins Auge fasst, so wird er bemerken, wie vollständig der Zweck erreicht wurde und wie klar, wie gewiss und wie überzeugend der ihnen dargebotene Beweis für die Auferstehung und Verwandlung Christi war. Beachte auch die Sorgfalt, die er anwandte, um sie nicht zu beunruhigen oder unnötig aufzuregen, als er ihnen diese großen Wahrheiten kundtat und bewies. Und sei gewiss, dass dieselbe Weisheit, Klugheit und Fähigkeit in seiner Verfahrungsweise gehandhabt werden wird, die Tatsache seiner glorreichen Gegenwart bei seinem zweiten Advent kund zu machen. Hier wie dort wird kühles, ruhiges Urteil überführt werden, wenn auch die Welt im allgemeinen erst durch schwere Züchtigungen zu der rechten Stellung, das Zeugnis empfangen zu können, gebracht werden muss, während die, deren Herzen rechter Art sind, die glückselige Kunde früher erhalten. Die Beweise für seine Auferstehung und Verwandlung zur geistigen Natur wurden seinen Jüngern nicht alle auf einmal gegeben, sondern nach und nach, wie sie fähig waren, es zu tragen, und in einer Weise, darauf berechnet, den tiefsten Eindruck zu machen.
Während der drei und ein halb Jahre der Amtsverwaltung unseres Herrn hatten seine Jünger Freunde, Ruf, Geschäft usw. geopfert, um ihre Zeit und Kraft der Verkündigung der Gegenwart des Messias zu widmen. Begreiflicherweise aber hatten sie sehr unrichtige Ideen betreffs der Art und Weise und der Zeit der Erhöhung ihres Meisters und ihrer ihnen verheißenen Erhöhung mit ihm. Volle Erkenntnis war damals auch nicht notwendig. Es war vollständig genügend, dass sie getreulich jeden Schritt taten, als es an der Zeit war; daher lehrte sie ihr Meister ganz nach und nach, wie sie fähig waren, es aufzunehmen. Und nahe am Ende seiner irdischen Laufbahn, sagte er: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten…. Das Kommende wird er euch verkündigen und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ – Joh. 16:12, 13; 14:26
Wer mag ihre Enttäuschung beschreiben, wenn sie auch so weit als möglich dagegen bewaffnet worden waren, als sie ihn, dessen Königreich und Herrlichkeit sie erwartet und verkündet hatten (und was nur fünf Tage vor seiner Kreuzigung der Verwirklichung so nahe erschienen war – Joh. 12:1, 12-19), plötzlich von ihnen gerissen und als einen Verachteten schmachvoll gekreuzigt sahen? Obwohl sie wussten, dass er fälschlich angeklagt und ungerechterweise gekreuzigt worden war, so änderte das die Tatsache nicht, dass ihre langgehegte nationale Lieblingshoffnung auf einen jüdischen König, der ihre Nation zu Einfluss und Macht wiederherstellen würde, zusammen mit ihren eigenen, persönlichen Hoffnungen, Zielen und Luftschlössern einflussreicher Stellungen und hoher Ehren in dem Königreich, alles urplötzlich durch die unglückliche Wendung, welche die Verhältnisse in der Kreuzigung ihres Königs genommen hatten, in Stücke zerschlagen worden waren.
Gar wohl wusste der Meister, wie verlassen und ziellos und ratlos sie sich fühlen würden; denn so steht vom Propheten geschrieben: „Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden.“ (Sach. 13:7; Mark. 14:27) Und während der vierzig Tage zwischen seiner Auferstehung und Auffahrt war es seine Hauptbemühung, sie wieder zu sammeln und ihren Glauben an ihn als den lang ersehnten Messias wiederherzustellen, indem er ihnen die Tatsache seiner Auferstehung nachwies, und dass er seit seiner Auferstehung, obgleich er noch dieselbe Persönlichkeit war, doch kein menschliches Wesen mehr, sondern ein erhöhtes Geistwesen sei, das „alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ besitze. – Matth. 28:18
Er brachte ihnen die Botschaft seiner Auferstehung nach und nach bei; zuerst durch die Weiber (Maria Magdalena und Johanna, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome, und andere bei ihnen – Mark. 16:1; Luk. 24:1, 10), die frühe mit wohlriechenden Spezereien zum Grab kamen, um seinen toten Leib zu salben. Während sie sich besorgten, wen sie holen sollten, um den Stein von der Tür des Grabes zu wälzen, siehe, da geschah ein Erdbeben, und als sie hinkamen, fanden sie den Stein weggewälzt und einen Engel des Herrn darauf sitzen, der sie folgendermaßen anredete: „Fürchtet ihr euch nicht, denn ich weiß, dass ihr Jesum, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her, sehet die Stätte, wo der Herr gelegen hat, und geht eilends hin und saget seinen Jüngern, dass er von den Toten auferstanden ist; und siehe, er geht vor euch hin nach Galiläa, daselbst werdet ihr ihn sehen.“ – Matth. 28:5-7
Es scheint, dass Maria Magdalena sich von den andern Weibern trennte und lief, es Petrus und Johannes zu sagen (Joh. 20:1,2), während die andern gingen, es den übrigen Jüngern zu melden, und dass, nachdem sie ihre Gefährtinnen verlassen, Jesus denselben auf ihrem Weg erschien und zu ihnen sagte: (Matth. 28:9, 10) „Seid gegrüßt! Sie aber traten herzu, umfassten seine Füße und huldigten ihm. Da spricht Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht; gehet hin, verkündiget meinen Brüdern, dass sie hingehen nach Galiläa (ihrer Heimat), und daselbst werden sie mich sehen.“ Und mit Furcht und Freude liefen sie, es den andern Jüngern zu sagen. In ihren gemischten Gefühlen von Überraschung, Bestürztheit, Freude, Furcht und allgemeiner Verwirrung wussten sie kaum, wie sie ihre freudige und wunderbare Erfahrung berichten sollten. Als Maria Petrus und Johannes traf, sagte sie traurig: „Sie haben den Herrn aus der Gruft weggenommen, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“ (Joh. 20:2) Die andern Weiber erzählten, wie sie beim Grab eine Erscheinung von Engeln gehabt haben, die da sagten, er lebe (Luk. 24:22, 23), und dann, wie sie darauf dem Herrn auf dem Wege begegnet seinen. – Matth. 28:8, 10
Die Mehrzahl der Jünger hielten ihr Gerede augenscheinlich für bloße abergläubige Aufregung, aber Petrus und Johannes sagten: Wir gehen und sehen selbst nach; und Maria kehrte mit ihnen zum Grab zurück. Alles, was Petrus und Johannes sahen, war, dass der Leib fort war, dass die Grabtücher sorgfältig zusammengefaltet beiseite gelegt waren, und dass der Stein von der Tür weggewälzt war. So gingen sie bestürzt von dannen, Maria jedoch verweilte noch und weinte. „Wie sie denn weinte, bückte sie sich ins Grab und schaute zwei Engel, in weißen Kleidern dasitzend.“ Diese sagten zu ihr: „Weib, was weinst du?“ Sie antwortete: „Sie nahmen meinen Herrn weg, und ich weiß nicht, wo sie ihn hinlegten.“ Und als sie sich umwandte, sah sie Jesum stehen, aber erkannte ihn nicht. Er fragte sie: „Weib, was weinst du? Wen suchst du? Sie, meinend, es sei der Gärtner, sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn wegtrugst, so sage mir, wo du ihn hinlegtest, dass ich ihn fortnehmen kann.“ Dann sagte der Herr in seinem alten, wohlbekannten Ton, den sie schnell erkannte: „Maria!“
Das genügte, ihren Glauben an die Aussage der Engel, dass er auferstanden sei, was bis dahin ihr als ein Traum oder ein leeres Gerede vorkam, zu begründen; und in ihrer Freude rief sie aus: „Meister!“ Ihre erste Anregung war, ihn zu umarmen und in seiner Nähe zu verweilen. Aber Jesus unterwies sie freundlich, dass sie jetzt eine sehr wichtige Aufgabe zu erfüllen habe. Sie sollte von der Tatsache seiner Auferstehung Zeugnis ablegen; sie sollte eilen und die Botschaft überbringen, um den Glauben der anderen Jünger, die noch in Verwirrung und Ungewissheit waren, anzufachen. Deshalb sagte er; „Rühre (Griech. haptomai: umarme) mich nicht an (halte dich jetzt nicht auf, um deine Zuneigung zu bezeigen), denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater (ich werde nur noch eine kurze Zeit bei euch sein). Gehe aber hin zu meinen Brüdern und sprich zu ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, und zu meinem Gott und eurem Gott.“ (Joh. 20:17.) Auch durch die andern Weiber hatte er ihnen Nachricht gesandt, dass er sie in Galiläa treffen werde.
Hierauf holte er zwei der betrübten und verwirrten Jünger ein, als sie von Jerusalem nach Emmaus wanderten, und forschte nach dem Grund ihrer Betrübnis und Niedergeschlagenheit. (Luk. 24:13-35) Und einer von ihnen antwortete: „Bist du der einzige, der in Jerusalem weilt und nicht weiß, was in ihr geschehen ist in diesen Tagen? Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesu, dem Nazarener, der ein Prophet war, mächtig im Werk und Wort vor Gott und dem ganzen Volk; und wie ihn die Hohenpriester und unsere Obersten überlieferten, um zum Tode verurteilt zu werden, und ihn kreuzigten. Wir aber hofften, dass er der sei, der Israel erlösen solle. Doch auch bei alledem ist es heute der dritte Tag, seitdem dieses geschehen ist. (Hier kam ihnen wahrscheinlich Joh. 2:19, 21, 22 in Erinnerung) Aber auch etliche Weiber von uns haben uns außer uns gebracht, die am frühen Morgen bei der Gruft gewesen sind, und, als sie seinen Leib nicht fanden, kamen und sagten, dass sie auch ein Gesicht von Engeln gesehen hätten, welche sagen, dass er lebe. Und etliche von denen, die mit uns sind, gingen nach der Gruft und fanden es so, wie auch die Weiber gesagt hatten; ihn aber sahen sie nicht.“
Kein Wunder, dass sie bestürzt waren; wie sonderbar alles schien! Wie eigentümlich und ergreifend waren die Ereignisse der letzten wenigen Tage gewesen.
Dann predigte ihnen der Fremdling eine ergreifende Predigt aus den Propheten und zeigte ihnen, dass gerade das, was sie so niedergeschlagen gemacht hatte, es war, was die Propheten über den wahren Messias vorherverkündet hatten; – dass, ehe er herrschen und Israel erheben und zusammen mit der Welt segnen könne, er sie zuerst mit seinem eigenen Leben vom Fluch des Todes, der über alle durch Adam kam, erkaufen müsste; und dass ihr Meister dann, von Jehova zu Leben und Herrlichkeit auferweckt, alles das erfüllen werde, was die Propheten betreffs seiner zukünftigen Ehre und Herrlichkeit verzeichnet hatten, so gewiss wie er die Prophezeiungen erfüllt hatte, die sein Leiden, seine Erniedrigung und seinen Tod vorhersagten. Ein wunderbarer Prediger und eine wundervolle Predigt war das. Sie gab Anstoß zu neuen Gedanken und eröffnete neue Erwartungen und Hoffnungen. Und als sie sich dem Dorf nahten, nötigten sie ihn, bei ihnen zu bleiben, da es schon gegen Abend war. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben; und als er sich mit ihnen zu Tische niederließ, nahm er das Brot und brach es und gab es ihnen. Und ihre Augen wurden geöffnet; und er verschwand aus ihren Augen.
Nicht vor jenem Augenblick hatten sie ihn erkannt, obwohl sie mit einander gegangen, geredet und am Tisch gesessen hatten. Er wurde von ihnen nicht am Angesicht erkannt, wohl aber an der einfachen Handlung des Segnens und Brechens des Brotes in der alten bekannten Weise. So wurde ihr Glaube an das, was sie schon gehört hatten – dass er auferstanden sei und sie wiedersehen werde – befestigt.
Da erhoben sich die beiden überraschten und überglücklichen Jünger sofort und kehrten nach Jerusalem zurück und sagten zu einander: „Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Wege zu uns redete, als er uns die Schriften öffnete?“ Als sie nach Jerusalem kamen, fanden sie auch die anderen voll Freude. Sie sagten: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen.“ Und sie erzählten, was auf dem Wege vorgefallen war, und wie er von ihnen erkannt wurde, „an dem, wie er das Brot brach.“ Sie waren wahrscheinlich alle an diesem Abend bei einander und hatten Zuhause, Geschäft und alles andere vergessen – Maria Magdalena sagte mit Tränen der Freude: Ich erkannte ihn im Augenblick, als er meinen Namen nannte; bis dahin konnte ich der Versicherung der Engel über seine Auferstehung nicht trauen. Und die anderen Weiber erzählten ihre wunderbaren Erlebnisse vom Morgen, und wie sie ihm auf dem Wege begegnet seien. Dann hatte Simon seine Geschichte zu erzählen; und nun waren zwei weitere Zeugen von Emmaus da. Was für ein ereignisreicher Tag! Kein Wunder, dass sie von da an verlangten, an jedem ersten Tag der Woche zusammenzukommen, um über die Sache zu reden und sich all die Umstände, die mit diesem wunderbaren Ereignis der Auferstehung des Herrn zusammenhingen, ins Gedächtnis zurückzurufen, und so ihre Herzen wieder und wieder „brennen“ zu haben.
Während die erregte und überglückliche kleine Gesellschaft so beisammen war und sich gegenseitig ihre unterschiedlichen Erfahrungen mitteilte, stand der Herr Jesus selbst plötzlich in ihrer Mitte (Luk. 24:36-49) und sagte: „Friede euch!“ Wo kam er her? All solche Versammlungen wurden geheim bei verschlossenen Türen gehalten (Joh. 20:19, 26), doch hier geschah eine plötzliche Erscheinung ohne jegliche sichtbare Annäherung. Sie waren erschrocken und glaubten, einen Geist oder (wie Matthäus sagt) ein Gespenst zu sehen. Dann tröstete er sie und sagte ihnen, sich nicht zu fürchten, und zeigte ihnen seine Hände und Füße und sprach: „Ich bin es selbst; betastet mich und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, dass ich habe.“
Und da sie noch nicht glaubten, vor Freude und Verwunderung, sagte er zu ihnen, habt ihr etwas zu essen hier? Und sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch, und er nahm es und aß es vor ihnen. Dann öffnete er ihr Verständnis, ihre geistlichen Augen, und legte ihnen die Schrift aus und zeigte ihnen vom Gesetz und den Propheten, dass diese Dinge genau geschehen seien, wie es vorhergesagt sei. Aber Thomas war nicht zugegen (Joh. 20:24), und als die anderen Jünger ihm sagten, dass sie den Herrn gesehen hätten, wollte er es nicht glauben und sagte: „Es sei denn, dass ich in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich es nicht glauben.“
Acht Tage verflossen ohne weitere Kundgebungen, und sie hatten Zeit, in Ruhe die Erfahrungen jenes wunderbaren Tages zu überdenken und durchzusprechen. Da, als die Jünger wie zuvor beisammen waren, stand Jesus in ihrer Mitte, gerade wie an jenem ersten Abend, und sagte: „Friede euch.“ (Joh. 20:26) Diesmal war Thomas zugegen, und der Herr redete ihn an und sagte: „Thomas, reiche deinen Finger her und siehe meine Hände und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“ Damit zeigte er, dass er, ohne dass es ihm gesagt war, wusste, was Thomas gesagt hatte, und gab den Beweis seiner Auferstehung, der den Thomas nach seiner Aussage befriedigen würde; und voll Freude erwiderte Thomas: „Mein Herr und mein Gott.“
Hierauf muss eine ziemlich lange Pause eingetreten sein, ehe wiederum eine Kundgebung der Gegenwart des Herrn vorfiel, und die Jünger, die Galiläer waren, dachten an die Heimat und an die Zukunft; und der Botschaft des Herrn durch die Frauen gedenkend, dass er vor ihnen nach Galiläa gehen würde, gingen sie dahin. Vielleicht traf er sie, wie Matthäus berichtet, unterwegs auf einem Berg. Sie waren bestürzt; sie empfanden nicht mehr dieselbe Vertrautheit, die sie vordem gegen ihn hatten; er schien seit seiner Kreuzigung so sehr verändert – er erschien und verschwand in solch eigentümlichen Zeiten und Orten; er schien nicht mehr zu sein wie „der Mensch Christus Jesus“, so sagt Matthäus: „Sie warfen sich vor ihm nieder – einige aber zweifelten.“ Nach einigen gewechselten Worten „verschwand“ er aus ihrem Gesicht, sie mit der staunenden Frage zurücklassend: Was wird wohl das Nächste sein. Eine Zeitlang nach ihrer Rückkehr nach Galiläa fiel nichts Ungewöhnliches vor, und keine weiteren Anzeichen der Gegenwart des Herrn fanden statt. Ohne Zweifel kamen sie zusammen und redeten über ihre Lage und wunderten sich, warum er ihnen nicht häufiger erschien.
Bei solchem Warten erschienen die Tage und Wochen gar lang. Längst hatten sie ihren irdischen Beruf aufgegeben, um dem Herrn von Ort zu Ort zu folgen, von ihm zu lernen und anderen zu predigen: „Das Reich der Himmel ist nahe gekommen.“ (Matth. 10:5-7) Sie verlangten jetzt nicht danach, zu ihrem alten Geschäft zurückzukehren; aber doch, wie sollten sie mit des Herrn Werk fortfahren? Sie begriffen ihre Lage gut genug, dass sie nicht mehr wie früher predigen konnten, dass das Königreich vorhanden sei; denn jedermann wusste, dass ihr Meister und König gekreuzigt worden war, und niemand, als nur sie selbst, wussten um seine Auferstehung. Während so alle Elfe in Ungewissheit und Sorge waren und auf etwas warteten, sie wussten selbst nicht was, da sagte Petrus: Nun, wir können doch nicht müßig bleiben, ich gehe wieder an mein altes Fischergeschäft; und sechs der andern sagten: Wir auch, wir gehen mit. (Joh. 21:3) Und die übrigen kehrten wahrscheinlich auch zu ihren früheren Beschäftigungen zurück.
Wer kann zweifeln, dass der Herr gar manchmal, als sie miteinander redeten, unsichtbar bei ihnen gegenwärtig war und den Lauf ihrer Verhältnisse zu ihrem höheren Wohle überwaltete und lenkte. Wenn sie großen Erfolg haben und von geschäftlichen Interessen verschlungen werden würden, so würden sie gar bald für den höheren Dienst untauglich geworden sein; und doch, wenn sie keinen Erfolg haben würden, so möchte dies wie Zwang aussehen. Daher schlug der Herr einen Weg ein, ihnen eine Lehre zu erteilen, wie er sie oft seinen Nachfolgern gibt, nämlich die, dass er Erfolge wie Misserfolg bei ihren Bemühungen so oder so, nach seinem Wohlgefallen, lenken kann.
Die alte Fischerfirma organisierte sich wiederum, brachte ihre Boote, Netze usw. zusammen und ging hinaus auf ihren ersten Fang. Die ganze Nacht mühten sie sich ab, fingen aber keinen Fisch, und ihr Mut begann zu sinken. Da, am Morgen, ruft ein Fremder vom Ufer aus sie an, um zu hören, was sie vollbracht haben. Schlechte Geschäfte! Nichts gefangen, antworteten sie. Versucht es noch einmal, erwiderte der Unbekannte. Werft euer Netz jetzt auf die andere Seite des Bootes. Wird nichts nützen, Freund, wir haben die ganze Nacht hindurch beide Seiten probiert; und wenn auf der einen Seite Fische wären, so wären auch auf der andern welche. Doch wir versuchen es noch einmal, dass Ihr es seht. So taten sie und taten einen ungeheuren Fang. Wie merkwürdig! sagten etliche; doch der rasche und leicht empfängliche Johannes kam gleich auf den rechten Gedanken und sagte: Brüder, nur der Herr konnte dies tun; erinnert ihr euch nicht, wie er die Menschen speiste usw.? Das muss der Herr sein da am Ufer, und dies ist wieder eine andere Art, wie es ihm gefällt, sich uns zu offenbaren. Wisst ihr nicht, dass es gerade so war, als der Herr uns zuerst berief? Damals hatten wir auch die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen, bis er sagte: „Werfet eure Netze aus, dass ihr einen Zug tut.“ (Luk. 5:4-11) Ja, gewiss, das ist der Herr, wenn wir ihn auch seit seiner Auferstehung nicht an seiner Erscheinung erkennen können. Er erscheint jetzt in verschiedenen Gestalten, aber wir merken doch jedes mal an irgendeinem besonderen Umstand wie diesem, der irgendeinen bezeichnenden Vorfall unseres früheren Beisammenseins mit ihm ins Gedächtnis ruft, dass er es ist.
Und als sie ans Ufer kamen, fanden sie, dass Jesus sowohl Brot und Fisch bereit hatte, und lernten daraus, dass sie unter seiner Leitung und Vorsorge in seinem Dienst nicht dem Verhungern ausgesetzt sein würden. (Luk. 12:29, 30) Sie fragten ihn nicht, ob er der Herr sei; denn hier wie bei anderer Gelegenheit erkannten sie ihn, nicht an der sichtbaren Erscheinung, sondern an dem Wunder. Die Augen ihres Verständnisses waren geöffnet worden. Darauf folgten die Belehrungen jener köstlichen Stunde, die Petrus seiner fortgesetzten Annahme auf das neue versicherte, trotzdem er den Herrn verleugnet hatte, worüber er Leid getragen und bitterlich geweint hatte. Er erfuhr hier auf’s neue seines Meisters Liebe, und dass er auch ferner noch das Vorrecht haben dürfe, die Schafe und Lämmer zu weiden. Es ist, als hörten wir den Herrn sagen: Petrus, du brauchst nicht zu deinem Fischergeschäft zurückzugehen. Ich berief dich einst, ein Menschenfischer zu werden, und da ich weiß, dass dein Herz noch treu und eifrig ist, so erneuere ich deinen Auftrag als Menschenfischer.
„Und als er mit ihnen versammelt war, befahl er ihnen, sich nicht von Jerusalem zu entfernen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten, die ihr von mir gehört habt; denn Johannes taufte zwar mit Wasser; ihr aber werdet mit heiligem Geist getauft werden nach nunmehr nicht vielen Tagen.“ (Apg. 1:4, 5) So kamen sie nach Jerusalem, wie ihnen gesagt war, und hier war es, vierzig Tage nach seiner Auferstehung, dass er zum letzten Mal bei ihnen war und mit ihnen redete. Sie fassten diesmal Mut, ihn betreffs des Königreiches, das er ihnen verheißen, zu fragen. Sie fragen: „Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich dem Israel wieder her?“ Der Gedanke an dies Königreich war jedem Juden zuoberst. Israel, so verstanden sie, sollte unter dem Messias die erste Nation werden, und sie wussten nichts von den langen Zeiten der Nationen und erkannten auch nicht, dass der Hauptsegen dem fleischlichen Israel genommen war. (Matth. 21:43; Röm. 11:7), und dass sie selbst Glieder des neuen (geistlichen) Israel, des königlichen Priestertums und heiligen Volkes, waren, durch welches, als dem Leib Christi, der Segen für die Welt kommen sollte. So weit verstanden sie noch nichts hiervon. Wie konnten sie? Sie hatten den heiligen Geist der Annahme als Söhne noch nicht empfangen, sondern waren noch unter der Verurteilung. Denn obgleich das Lösegeldopfer vom Erlöser gebracht war, so war es doch noch nicht um unseretwillen in dem Allerheiligsten, das ist im Himmel selbst, förmlich dargebracht worden. (Joh. 7:39) So versuchte auch der Herr nicht, ihnen eine erklärende Antwort auf ihre Frage zu geben, sondern sagte nur: „Es ist nicht eure Sache (jetzt) Zeiten oder bestimmte Zeiten zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ – Apg. 1:7, 8 (Anmerkung: Die verheißene Kraft oder Fähigkeit, Zeitläufe und Zeitpunkte zu erkennen und zu verstehen, und alles, was zu einem rechten Zeugnisablegen gehört, bezieht sich auf die ganze Herauswahl vom Anfang bis zum Ende; und unter der Führung und Kraft des heiligen Geistes ist betreffs jedes Zuges des Planes Speise zu rechter Zeit vorgesehen worden, damit wir seine Zeugen sein könnten, und zwar bis ans Ende dieses Zeitalters – vergl. Joh. 16:12, 13)
Als der Herr mit ihnen den Ölberg erreicht hatte, hob er seine Hände auf und segnete sie, und dann wurde er von ihnen getrennt und emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, ihnen aus den Augen. (Luk. 24:48-52; Apg. 1:6-15) Jetzt fingen sie an, etwas mehr von Gottes Plan zu sehen. Der Herr, der vom Himmel gekommen war, war zum Vater zurückgekehrt, wie er ihnen vor seinem Tod gesagt hatte. Er war gegangen, ihnen eine Stätte zu bereiten, und würde wiederkommen und sie zu sich nehmen. Er war weit weggezogen, um das verheißene Königreich oder Königtum zu empfangen und dann wieder zu kommen (Luk. 19:12); und mittlerweile sollten sie auf der ganzen Erde seine Zeugen sein, um ein Volk zu rufen und zu bereiten, das ihn empfange, wenn er komme, um „verherrlicht zu werden“ in seinen Heiligen und als König der Könige zu herrschen. Sie erkannten, dass ihre neue Mission, aller Kreatur einen vom Himmel kommenden, mit „aller Gewalt im Himmel und auf Erden“ ausgerüsteten König zu verkünden, ein viel wichtigeres Werk sei als das früherer Jahre, da sie vom „Menschen Christus Jesus“ predigten und dem nachfolgten, „der verachtet und von den Menschen verworfen“ war. Ihr auferstandener Herr war in der Tat anders geworden. Nicht nur sein persönliches Aussehen war anders geworden; bald erschien er auf diese bald auf jene Weise, bald an diesem bald an jenem Ort und bewies seine „Allgewalt.“ Auch sein Wesen, sein Zustand, seine Natur war verändert. Nicht mehr wandte er sich an die Juden, noch zeigte er sich ihnen; denn seit seiner Auferstehung sah ihn niemand mehr, in keiner Weise, ausgenommen seine Freunde und Nachfolger. Seine Worte: „Noch ein Kleines, und die Welt sieht mich nicht mehr“, wurden so bewahrheitet. – Joh. 14:19
Auf diese Weise wurde der Glaube der Apostel und ersten Christen an die Tatsache der Auferstehung des Herrn festgegründet. Ihre Zweifel verflogen und ihre Herzen freuten sich. Sie kehrten nach Jerusalem zurück und blieben beständig im Gebet und Flehen und im Erforschen der Schrift und warteten auf die vom Vater verheißene Sohnesannahme und ihr Erfülltwerden mit geistigen Verständnis und mit der besonderen Wundergabe, damit sie zur Überführung der wahren Israeliten befähigt würden und am Pfingsttag die christliche Gemeinschaft gründen möchten. – Apg. 1:14; 2:1
Obwohl unser Herr bei seiner Wiederkunft seine Gegenwart nicht in der gleichen Weise, wie während jener vierzig Tage nach seiner Auferstehung, kundtun wird, so haben wir doch seine Zusicherung, dass „die Brüder nicht in Finsternis“ sein sollen. Nein mehr, wir sollen einen Beistand haben, den sie während jener vierzig Tage nicht haben konnten und nicht hatten, nämlich „Kraft aus der Höhe“, die uns in das Verständnis aller Wahrheit, so bald sie an der Zeit ist, verstanden zu werden, leiten und, wie verheißen ist, uns sogar Zukünftigeszeigen würde. Folglich sollen wir zur rechten Zeit volles Verständnis über die Art und Weise, die Zeit und die begleitenden Umstände seiner Erscheinung erlangen; und wenn wir treulich darauf aufpassen und achten, so wird dies nicht weniger überzeugend sein, als wie die Beweise der Auferstehung unseres Herrn für die erste Kirche, wenn auch von anderer Art.
Dass unser Herr bei seiner Wiederkunft die menschliche Form annehmen und so den Menschen erscheinen könnte, wie er mit seinen Jüngern nach seiner Auferstehung tat, darüber kann kein Zweifel sein; denn nicht nur während jener vierzig Tage erschien er selbst in menschlicher Form, auch in früherer Zeit bekundeten andere Geistwesen die Macht, als Menschen im Fleisch und in verschiedenen Gestalten zu erscheinen. Aber solche Kundmachung würde mit der ganzen Haltung des Planes Gottes außer Harmonie stehen sowie auch mit den Andeutungen der Schrift, die uns, wie wir noch sehen werden, über die Art und Weise seiner Offenbarung gegeben sind. Statt dessen ist es des Herrn Plan, dass er sein geistiges Königreich, sein Vorhandensein und seine Macht durch menschliche, irdische Werkzeuge mitteilen, auswirken und kund werden lassen will. Gerade wie der Fürst dieser Welt, Satan, einen weitreichenden Einfluss in der Welt durch diejenigen ausübt, die ihm ergeben und von ihm besessen sind und von seinem Geist geleitet werden, so wird der neue Fürst des Friedens, der Herr, hauptsächlich in und durch menschliche Wesen, die ihm untertan sind und ihm gehören und von seinem Geist geführt werden, wirken und seine Gegenwart und Macht kundtun.
Es gibt nicht nur ein Sehen mit dem natürlichen Auge und ein Hören mit dem leiblichen Ohr. „Niemand hat Gott jemals (so) gesehen“, doch haben ihn alle Kinder Gottes gesehen und gekannt und haben Gemeinschaft mit ihm. (Joh. 1:18; 5:37;14:7) Wir hörenGottes Ruf, unsere „hohe Berufung“, wir hören die Stimme unseres Hirten und sehen beständig auf Jesum und sehen das Kleinod, den Preis, die Krone des Lebens, die er verheißen hat – aber nicht mit natürlichen Gesicht und Gehör, sondern mit unserem Verständnis. Viel köstlicher ist es, dass wir unseren verherrlichten Herrn als den geistigen, hoch erhöhten König der Herrlichkeit, der unser Erlöser und zugleich unser König ist, mit dem Auge des Verständnisses und Glaubens schauen als mit dem natürlichen Auge ihn sehen, wie er vor Pfingsten war.
Es war notwendig, dass unser Herr nach seiner Auferstehung seinen Jüngern so erschien, wie er es tat. Bei seiner Wiederkunft wird das nicht mehr sein. Sein Zweck wird dann besser auf andere Weise erreicht werden. Ja, bei seiner Wiederkunft so zu erscheinen, würde seinem dann zu erreichenden Ziel geradezu verderblich sein. Seine Absicht bei seinem Erscheinen vor seinen Jüngern nach seiner Auferstehung war, sie davon zu überzeugen, dass er, der da tot war, nun lebe in Ewigkeit, dass sie als Zeugen der Tatsache seiner Auferstehung hinausgehen könnten (Luk. 24:48), und dass ihr Zeugnis einen sicheren Grund für den Glauben künftiger Geschlechter darbiete. Da kein Mensch ohne den Glauben an Christum zu Gott kommen und den heiligen Geist der Annahme zur Sohnschaft empfangen kann, so war es nicht nur wegen der damaligen Jünger, sondern auch aller Jünger wegen notwendig, dass die Beweiseseiner Auferstehung und Verwandlung solcher Art waren, dass natürlicheMenschenes verstehen und wert schätzen könnten. Nachdem sie des heiligen Geistes teilhaftig geworden und geistige Sachen verstanden haben(siehe 1. Kor. 2:12-16), hätten sie den Engeln am Grab glauben können, dass er aus dem Todeszustand auferstanden sei, selbst wenn sie den fleischlichen Leib des Menschen Christus Jesus noch im Grab hätten liegen sehen. Doch nicht so vorher. Da musste der Leib fort sein, um ihnen den Glauben an seine Auferstehung möglich zu machen. Nachdem der heilige Geist sie befähigt hatte, geistige Dinge zu erkennen, hätten sie dem Zeugnis der Propheten glauben können, dass er sterben musste und von den Totenauferstehen und als König der Herrlichkeit hoch erhöht werden würde, ohne dass es für sie notwendig war, dass Jesus als Mensch erscheine und verschiedene Fleischesleiber als ein Umhängsel annehme, so dass sie ihn betasten und gen Himmel fahren sehenkonnten. Doch all dies war für sie und für uns alle, als natürliche Menschen, notwendig, damit wir durch den Glauben an ihn und durch ihn zu Gott kämen und Vergebung der Sünden und den Geist der Kindschaft empfingen; auf dass wir dahin kämen, geistige Dinge zu verstehen; wie solches zum Verständnis der Wahrheit erforderlich ist.
Indem der Herr durch Ansichnehmen der menschlichen Form die äußerlichen Hindernisse des Glaubens entfernte, überzeugte er die Jünger und bereitete sie so vor, Zeugen für andere zu werden. Er tat dies aber nicht durch äußerliches Sehen und leibliche Berührung, sondern indem er mit ihnen aus der Schrift handelte. „Dann öffnete er ihnen das Verständnis, um die Schriften zu verstehen, und sprach zu ihnen: Also steht geschrieben und also musste Christus leiden und am dritten Tag auferstehen aus den Toten und in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden allen Nationen, anfangend von Jerusalem. Ihr aber seid Zeugen hiervon.“ (Luk. 24:45-48) Petrus nennt diesen Zweck gleichfalls deutlich, wenn sagt: „Diesen hat Gott am dritten Tag auferweckt und ihn sichtbar werden lassen, nicht dem ganzen Volk, sondern den von Gott zuvor erwählten Zeugen, uns, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er aus den Toten auferstanden war. Und er hat uns befohlen, dem Volk zu predigen und ernstlich zu bezeugen, dass er der von Gott verordnete Richter der Lebendigen und der Toten ist.“ – Apg. 10:40-42
Es war für unsern Herrn seit seiner Auferstehung einfach eine Frage der Zweckmäßigkeit, auf welche Weise er seinen Jüngern erscheinen sollte, um seine Absicht, sie mit seiner Auferstehung und Naturverwandlung vertraut zu machen, zu erreichen. Wäre er als Feuerflamme erschienen, wie jener Engel in dem brennenden Busch (2. Mose 3:2), so hätte er wohl auch so mit ihnen verhandeln können, aber der so gegebene Augenschein würde sowohl für die Apostel als auch für die Welt im großen weit weniger überzeugend gewesen sein als die Weise, die er anwandte.
Wenn er in der Herrlichkeit seiner geistigen Gestalt erschienen wäre, wie der Engel dem Daniel (Dan. 10:5-8), so wäre die Herrlichkeit größer gewesen, als die Zeugen hätten ertragen können. Sie würden aller Wahrscheinlichkeit nach so aufgeregt worden sein, dass sie unfähig gewesen wären, seine Anweisungen entgegen zu nehmen. Keinem anderen als Paulus allein hat der Herr sich so gezeigt; und Paulus war von dem Strahl seiner Herrlichkeit so überwältigt, dass er zu Boden fiel und von dem Licht heller als der Sonne Glanz am Mittag geblendet wurde.
Bei unserer Untersuchung, auf welche Weise unser Herr während jener vierzig Tage sich offenbarte, sahen wir, dass er sich vor den auserwählten Zeugen nur einige wenige Male sehen ließ und das nur für kurze Zeit. Wäre die ganze Zeit seines Offenbarseins auf einen Tag zusammengedrängt gewesen statt in Zwischenräumen während der vierzig Tage, so wären es vielleicht kaum zwölf Stunden oder der achtzigste Teil der ganzen Zeit gewesen. Da dies der Fall ist, so ist klar, dass er ungefähr neunundsiebzig Achtzigstel jenes Zeitabschnittes von vierzig Tagen unsichtbar bei ihnen gegenwärtig war. Und selbst wenn sie solche Sichtbarwerdungen erlebten, so geschahen diese (ausgenommen einmal für Thomas) nicht in der Gestalt, die ihnen während dreier Jahre so genau bekannt geworden war und die sie noch wenige Tage vorher gesehen hatten. Es ist nicht einmal angedeutet, dass sie ihn an seinen Gesichtszügen erkannten, noch auch an derselben Gestalt, die er bei anderen Sichtbarwerdungen hatte.
Maria hält ihn für „den Gärtner“, den beiden auf ihrem Weg nach Emmaus war er ein „Fremdling“. Auch den Fischern auf dem Galiläischen Meer und den Elfen in dem Obersaal war er ein Unbekannter. Jedes Mal wurde er an seinem Tun, an seinen Worten oder an dem bekannten Ton seiner Stimme erkannt. Als Thomas, der zuerst nicht zugegen war, ausrief, dass er nur einen Beweis für sein leibliches Auge und für körperliche Berührung annehmen würde, verwies ihm dies der Herr freundlich, obgleich er die Forderung bewilligte, und sagte: „Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt: glückselig, die nicht gesehen und (doch) geglaubt haben.“ (Joh. 20:27-29) Der stärkere Beweis war der, der nicht dem leiblichen Sehen geliefert wurde, und glücklicher sind die, die bereit sind, die Wahrheit anzunehmen, welcherlei Beweise Gott auch dafür geben möge.
So zeigte ihnen Jesus, dass er jetzt nicht nur die Macht hatte, in unterschiedlicher Weise und Gestalt zu erscheinen, sondern auch, dass keiner der Leiber, den sie sahen, sein geistiger, herrlicher Leib war, und doch wurde die Tatsache seiner Auferstehung und Gegenwart ihnen hierdurch kund gemacht. Die verschiedenen Gestalten und die langen Zwischenräume unsichtbarer Gegenwart, da keine äußere Kundgebung stattfand, machten es klar und deutlich, dass ihr Herr und Meister nun ein Geistwesen sei, in Wirklichkeit für Menschen unsichtbar, doch mit der Fähigkeit begabt, seine Gegenwart und Macht auf die verschiedenartigste Weise und nach Gefallen kund zu tun. (Anmerkung: Der Vorfall, den Lukas (4:30) berichtet, sollte nicht für dasselbe wie sein Erscheinen und Verschwinden nach seiner Auferstehung gehalten werden. Dort war es kein Verschwinden im Sinne von Unsichtbarwerden. Es war bloß ein rasches und entschiedenes Vorwärtsbewegen, durch welches er die mörderischen Absichten seiner Feinde vereitelte. Ehe sie ihren Plan, ihn zu ermorden, ausgeführt hatten, ging er mitten durch sie hindurch. Niemand hatte den Mut oder die Macht ihn anzutasten, weil seine Stunde noch nicht gekommen war.)
Das Erschaffen des Leibes und der Kleidung, in der er ihnen erschien, in dem Zimmer sogar, in dem sie versammelt waren, war ein unzweifelhafter Beweis dafür, dass Christus kein menschliches Wesen mehr sei, wenn er auch seinen Jünger versichert, dass der Leib, den sie sahen und den Thomas betastete, ein wahrhaftiger Leib von Fleisch und Bein und keine bloße Vision oder Einbildung war. (Niemand nehme voreilig an, dass wir hier dem Spiritismus oder Schwedenborgianismus oder irgendeinem andern Ismus folgen. Wir gehen einfach dem apostolischen Bericht nach und stellen ihn logisch zusammen. wir machen einen großen Unterschied zwischen der Lehre der Bibel und jener Fälschung derselben, die von Satan erfunden und als Spiritismus bekannt ist, und von dem wir in einem späteren Band handeln werden. Hier genüge es, darauf hinzuweisen, dass der Spiritismus vorgibt, zwischen toten Menschen und lebenden Menschen zu vermitteln, während die Bibel dies verurteilt (Jes. 8:19) und lehrt, dass solche echte und rechte Vermittlungen nur von Geistwesen wie den Engeln und von unserem Herrn geschehen; und auch nicht von unserem Herrn, so lange er „der Mensch Christus Jesus“ war, noch auch so lange er tot war, sondern erst nach seiner Verwandlung in seiner Auferstehung, da er „ein lebendigmachender Geist“ wurde.) Als menschliches Wesen konnte er nicht in ein Zimmer treten, ohne die Tür zu öffnen, aber als Geistwesen konnte er es, und da erschuf und nahm er einen solchen Leib von Fleisch und solche Kleidung an, als sich für den beabsichtigten Zweck eignete.
Noch auch können wir einen Augenblick lang die Meinung billigen, dass unser Herr etwa unbemerkt die Tür geöffnet habe; denn der Bericht ist zu klar und deutlich, dass er kam und in ihre Mitte trat, während die Türen verschlossen waren; wahrscheinlich noch dazu recht sorgfältig verriegelt – „aus Furcht vor den Juden.“ – Joh. 20:19
Die Deutlichmachung seiner Naturverwandlung wurde noch mehr durch die Art und Weise, wie er ihren Gesichtskreis verließ, verschärft. „Er verschwand vor ihnen.“ Der menschliche Leib von Fleisch und Bein usw. samt dessen Kleidung, der plötzlich erschien, da die Türen verschlossen waren, ging nicht zur Tür hinaus, sondern verschwandeinfach oder löste sich in dieselben Elemente auf, aus denen er ihn wenige Augenblicke vorher erschaffen hatte. Er verschwand vor ihnen (nicht hinweg von ihnen) und wurde nicht mehr von ihnen gesehen, sobald dies Fleisch und Bein und die Kleidung, in welcher er sich offenbart hatte, aufgelöst waren; obwohl er ohne Zweifel immer noch bei ihnen unsichtbar gegenwärtig blieb und so auch meistens während jener vierzig Tage.
Bei besonderen Gelegenheiten, für besondere Belehrung, verlieh Gott anderen Geistwesen, den Engeln, ähnliche Macht, wodurch es ihnen möglich wurde, als Menschen in Leibern von Fleisch und Bein zu erscheinen. Da aßen und sprachen sie mit denen, die sie belehrten, gerade wie unser Herr es tat. – siehe 1. Mose 18; Richter 6:11-22; 13:20; und die Bemerkungen darüber in Band 1.
Die Macht, die unser Herr und die Engel bekundeten, da sie die Kleidung, in der sie erschienen, erschufen und auflösten, war gerade so übermenschlich wie die Erschaffung und Auflösung ihrer angenommenen menschlichen Leiber; und diese Leiber waren eben sowenig ihre herrlichen, geistigen Leiber als diese Kleider deren Kleidung war. Man wird sich erinnern, dass das ungenähte Kleid und die anderen Kleidungsstücke, die unser Erlöser trug, von den römischen Soldaten geteilt worden waren, und dass die Grabtücher sorgfältig zusammengefaltet und im Grab beiseite gelegt worden waren (Joh. 19:23, 24; 20:5-7), so dass die Kleidung, in der er in den erwähnten Fällen erschien, besonders erschaffen worden sein muss, und wahrscheinlich war es für jeden Fall das allergeeignetste. Als er z.B. der Maria als Gärtner erschien, so geschah es wahrscheinlich in eigentlicher Gärtnerkleidung.
Dass die Leiber, in denen unser Herr erschien, wirkliche, menschliche Leiber waren und nicht bloßer Schein, das gab er ihnen deutlich zu verstehen, als er vor ihnen aß und sie aufforderte, ihn zu befühlen und zuzusehen, dass der Leib wirkliches Fleisch und Gebein war und sprach: „Was seid ihr bestürzt?….Sehet meine Hände und meine Füße, dass ich es bin; betastet mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, dass ich habe.“
Manche Christen ziehen sehr abgeschmackte Schlüsse aus diesem Ausspruch unseres Herrn in betreff der Wahrhaftigkeit seines angenommenen Fleisch-und-Bein-Leibes. Sie denken sich die angenommenen Leiber als seinen geistigen Leib und erklären, dass ein Geist Fleisch und Bein ist gerade wie ein menschlicher Leib, ausgenommen, dass ein unbeschreibliches etwas, das sie Geist nennen, statt des Blutes durch seine Adern strömt. Sie scheinen die Aussage unseres Herrn aus dem Auge zu lassen, dass dies kein geistiger Leib war – dass ein Geistwesen kein Fleisch und Bein hat. Sie vergessen auch des Johannes Ausspruch, dass es „noch nicht erschienen ist“, was ein geistiger Leib ist, und dass wir es nicht eher wissen werden, als bis wir verwandelt und ihm gleich gemacht worden und ihn sehen werden, nicht wie er war, sondern wie er ist. (1. Joh. 3:2) Sie vergessen ferner, was der Apostel Paulus sagt, dass „Fleisch und Blut“ Gottes Königreich nicht ererben kann; und seine weitere Zusicherung, dass darumalle Miterben Christi auch „verwandelt“ werden müssen. – 1. Kor. 15:50, 51
Viele Christen haben die Idee, dass der herrliche, geistige Leib unseres Herrn genau derselbe Leib sei, der gekreuzigt und in Josephs Grab gelegt wurde. Sie erwarten, wenn sie den Herrn in seiner Herrlichkeit sehen werden, ihn an den vernarbten Wunden zu erkennen, die er auf Golgatha empfing. Das ist ein großer Irrtum, den ein klein wenig Nachdenken offenbar machen sollte. Zuerst würde es beweisen, dass sein Auferstehungsleib kein herrlicher und vollkommener, sondern ein vernarbter und verunstalteter wäre. Zweitens würde es beweisen, dass wir wissen, was ein geistiger Leib ist, trotzdem der Apostel das Gegenteil sagt. Drittens würde es beweisen, dass der Kaufpreis unserer Erlösung zurückgenommen worden ist, denn Jesus sagte: „Mein Fleisch ist das Brot, welches ich geben werde für das Leben der Welt.“ Es war sein Fleisch, sein Leben als Mensch, seine menschliche Natur, die er zu unserer Erlösung aufopferte. Und als er durch die Macht des Vaters zu neuem Leben auferweckt wurde, geschah dies nicht zu menschlichem Dasein, weil dieses als unser Kaufpreis geopfert war; und wenn dieser Preis zurückgenommen worden wäre, so wären wir noch unter der Verurteilung zum Tode und ohne Hoffnung in der Welt, ja, die elendesten unter allen Menschen.
Wir haben nicht mehr Grund zu der Annahme, dass unseres Herrn geistiger Leib seit seiner Auferstehung ein menschlicher Leib ist, als zu der, dass sein geistiger Leib vor seinem Ins-Fleisch-Kommen ein menschlicher war, oder dass andere Geistwesen menschliche Leiber haben; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein; und der Apostel Petrus sagt, dass unser Herr „getötet worden ist im Fleisch, aber lebendig gemacht im Geist.“
Der menschliche Leib unseres Herrn wurde jedoch übernatürlicherweise aus dem Grab entfernt; denn wäre er dort verblieben, so würde dies ein unübersteigbares Hindernis für den Glauben der Jünger gewesen sein. Sie waren noch nicht in geistlichen Dingen bewandert – denn „der Geist war noch nicht da.“ (Joh. 7:39) Wir wissen nicht, was daraus wurde, ausgenommen, dass er nicht verwest ist. (Apg. 2:27, 31) Ob er sich in Gas auflöste oder ob er noch irgendwo aufbewahrt wird als großes Erinnerungszeichen der Liebe Gottes, des Gehorsams Christi und unserer Erlösung, weiß niemand; noch ist solches zu wissen nötig. Dass Gott den Leib des Moses wunderbarerweise verbarg, wird uns bezeugt (5. Mose 34:6; Judas 9); und dass zur Erinnerung ein goldenes Gefäß voll Manna (das in die Lade unter den Gnadenthron getan wurde und ein Symbol für des Fleisches unseres Herrn, des Himmelbrotes, war) wunderbar von Gott erhalten wurde, wissen wir auch. (2. Mose 16:20, 33; Hebr. 9:4; Joh. 6:51-58) Es würde uns daher gar nicht wundern, wenn Gott das für die Welt gegebene Lösegeld, den für uns gekreuzigten Fleischesleib, der nicht verderben durfte, als ein ewiges Zeugnis unendlicher Liebe und vollkommenen Gehorsams aufbewahrt hätte und ihn in seinem Königreich der Welt zeigen würde. Es ist wenigstens möglich, dass Joh. 19:37 und Sach. 12:10 solch eine Erfüllung haben mögen. Diejenigen, die schrieen: „Kreuzige ihn!“ mögen vielleicht noch als Zeugen denselben Leib identifizieren oder wiedererkennen, der vom Speer durchstochen und von den Nägeln und Dornen zerrissen wurde.
Die Annahme, dass der herrliche Leib unseres Herrn noch ein Leib aus Fleisch sei, würde ein sonderbares und plötzliches Erscheinen und Verschwinden während jener vierzig Tage vor seiner Himmelfahrt nicht im geringsten erklären. Wie konnte er so plötzlich erscheinen und verschwinden? Wie hielt er sich fast beständig unsichtbar während jener vierzig Tage? Und wie kam es, dass seine Erscheinung jedes Mal so anders war, so dass er nicht als derselbe erkannt wurde, der vorher erschienen war, oder als der, welcher vor seiner Kreuzigung, nur ein paar Tage vorher, allen so wohlbekannt und von allen so geliebt war?
Es geht nicht an zu sagen, dass dies Wunder gewesen seien, denn dann sollte doch irgendein Nutzen oder eine Notwendigkeit dafür namhaft gemacht werden. Wenn sein Leib nach seiner Auferstehung Fleisch und Bein war und genau derselbe Leib, der gekreuzigt wurde, mit all den Kennzeichen und Wundmalen, warum verrichtete er Wunder, die diesen Umstand nicht erhärteten, sondern geradezu berechnet waren, das Gegenteil zu lehren: dass er selbst nicht mehr menschlich – Fleisch und Bein – sei, sondern ein Geistwesen, das da gehen und kommen könne wie der Wind, so dass niemand sagen könnte, woher er kam oder wohin er ging? Gerade zu dem Zweck, sie zu unterweisen, dass er selbst nicht mehr Fleisch und Bein sei, erschien er wie ein Mensch in verschiedenen Fleisch-und-Bein-Leibern, die er erschuf und auflöste, je nachdem die Gelegenheit es erforderte.
Vor seiner Kreuzigung hatte unser Herr mit seinen Jüngern auf vertrautem Fuß gestanden, aber nach seiner Auferstehung war sein Verhalten gegen sie mehr zurückhaltend, obgleich er sie nicht weniger liebte. Dies geschah ohne Zweifel darum, den Eindruck von der Würde und Ehre seiner hohen Erhöhung um so nachdrücklicher zu machen und ihnen die rechte Ehrfurcht vor seiner Person und Autorität einzuflößen. Obwohl ihm als Menschen nie jene Würde des Betragens abging, die Respekt forderte, so war doch seit seiner Verwandlung zur göttlichen Natur eine größere Zurückhaltung nötig und angebracht. Solche Zurückhaltung wurde stets von Jehova seinen Geschöpfen gegenüber beobachtet und unter Umständen ist sie ganz am Platz. Diese Zurückhaltung kennzeichnet den ganzen Verkehr des Herrn mit seinen Jüngern seit seiner Auferstehung. Derselbe war jedes Mal sehr kurz, wie er denn gesagt hatte: „Ich werde nicht mehr vieles mit euch reden.“ – Joh. 14:30
Wer da glaubt, dass unser himmlischer Vater ein Geist und kein Mensch ist, sollte keine Schwierigkeit haben einzusehen, dass unser Herr (der jetzt zur göttlichen Natur erhöht und nicht nur ein moralisches Ebenbild Gottes ist, sondern geradezu „der Abdruck des Wesens – oder der Person – des Vaters“) nun nicht mehr ein Mensch, sondern ein Geistwesen ist, das kein Mensch ohne Wunder gesehen hat noch sehen kann. Es ist ebenso unmöglich für einen Menschen, die unverschleierte Herrlichkeit des Herrn Jesus zu sehen, als es unmöglich ist, Jehova zu schauen. Bedenke einen Augenblick, welche Wirkung selbst die wiedergestrahlte geistliche Herrlichkeit auf Mose und Israel am Sinai hatte. (Hebr. 12:21; 2. Mose 19; 20:19-21; 33:20-23; 34:29-35) „Und so furchtbar war die Erscheinung (so überwältigend und Furcht einflößend), dass Mose sagte: Ich bin voll Furcht und Zittern.“ Und obgleich Mose auf übernatürlicher Weise gestärkt wurde, die Herrlichkeit des Herrn zu schauen, und während vierzig Tagen und Nächten allein bei Gott, überschattet mit seiner Herrlichkeit und ohne Essen und Trinken, das göttliche Gesetz empfing und niederschrieb (2. Mose 34:28), wurde ihm dennoch gesagt, als er begehrte, den Herrn von Angesicht zu Angesicht zu sehen. „Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.“ (2. Mose 33:20) Alles, was Mose also sah, war eine Erscheinung, die Gott darstellte, und mehr war nicht möglich. Dies stimmt auch mit der Aussage des Apostels: „Niemand hat Gott je gesehen.“ Das ist der König, der Unsterbliche, der Unsichtbare, „welchen kein Mensch gesehen hat noch (je) sehen kann.“ (1. Tim. 6:15-16) Dass aber Geistwesen Gott, der selbst ein Geistwesen ist, sehen können und sehen, wird klar bezeugt. – Matth. 18:10
Wenn unser Herr noch „der Mensch Christus Jesus“ ist, „der sich selbst zum Ersatzlösegeld gab“ – wenn er, getötet im Fleisch, wieder lebendig gemacht wurde im Fleisch und nicht, wie der Apostel bezeugt, als ein lebendigmachender Geist, dann ist er statt höher als die Engel und über alles, was im Himmel und auf Erden genannt werden mag, erhöht zu sein, nur und allerdings noch ein Mensch. Und wenn er die Knechtsgestalt noch beibehält, die er zum Zweck des Leidens des Todes für jedermann an sich nahm, und wenn er noch immer „ein wenig unter die Engel erniedrigt“ ist, dann kann er auch niemals Gott sehen. Doch wie ungereimt solche Ansicht, wenn man sie völlig im Licht des apostolischen Zeugnisses prüft. Bedenke auch, wenn das Fleisch des Herrn, das mit Nägeln und Speer und der Dornenkrone durchstochen und verwundet war und die Schmerzensspuren trug, sein herrlicher, geistiger Leib ist, und wenn die Narben und verstellten menschlichen Züge zu der Erscheinung des erhöhten Herrn gehören, dass er dann weit entfernt von Schönheit wäre, selbst wenn wir die um unser willen erhaltenen Wunden liebten. Wenn er so einen unvollkommenen, vernarbten und verunstalteten Leib trägt, und wenn wir werden sollen, wie er ist, würde es nicht erfordern, dass die Apostel und Heiligen, die gekreuzigt, geköpft, gesteinigt, verbrannt, in Stücke gesägt, von wilden Tieren zerrissen wurden, sowie die, welche Unfälle betrafen, alle ihre einstigen Schäden und Narben trügen? Und würde dann nicht der Himmel für alle Ewigkeit eins der schrecklichsten Schauspiele darbieten? Doch das ist nicht so und niemand könnte lang solch eine unvernünftige und nicht schriftgemäße Ansicht festhalten. Geistwesen sind in jeder Hinsicht vollkommen; und so erinnert der Apostel die Christen, die da Erben himmlischer oder geistiger Ehre und Herrlichkeit sind, dass, obwohl es (im Tode) gesät wird in Schwachheit (mit Wunden und Narben usw.), es (das Wesen) in Kraft auferstehen wird; obwohl es in Unehre (mit den Zügen der Sorge und des Kummers usw.) gesät wird, es in Herrlichkeit auferstehen wird; obwohl es als ein natürlicher Leib (buchstäblich übersetzt: ein tierischer Leib) gesät wird, so wird es als ein geistiger Leib auferweckt; und dass wie wir das Bild oder die Form des irdischen Vaters getragen haben, so sollen wir die Form, das Ebenbild, des himmlischen Herrn tragen. (1. Kor. 15:42-51) Unser Herr nahm eine Zeitlang um unsertwillen das Bild oder die Gestalt des Irdischen an sich, damit er uns erlöse. Bei seiner Auferstehung aber wurde er der himmlische Herr (Röm. 14:9); und wenn wir treu bleiben, sollen auch wir bald das Bild, die Gestalt, des himmlischen Herrn (geistige Leiber) tragen, wie wir jetzt noch die Gestalt des irdischen Herrn (Adams), menschliche Leiber, tragen.
Denket an Paulus – um einer der Apostel, ein Zeuge, sein zu können, musste er den Herrn nach seiner Auferstehung sehen. Er war keiner derer, die die Kundmachung seiner Auferstehung und Gegenwart während der vierzig Tage sahen, daher wurde ihm ein besonderer kurzer Anblick des Herrn gewährt. Aber er sah ihn nicht wie die anderen, nicht verschleiert in Fleisch und Gewänder verschiedener Form. Der bloße Blick auf die unverhüllte Herrlichkeit der Person des Herrn bewirkte, dass er zu Boden fiel, geblendet durch eine die Herrlichkeit der Mittagssonne überstrahlende Herrlichkeit. Von dieser Blindheit ihn wieder zu heilen, erforderte es ein Wunder. (Apg. 9:17, 18) Sah Paulus nicht unsern Herrn wie er ist, als Geistwesen? Und erschien unser Herr während der vierzig Tage nicht wie er war, das bedeutet wie er vordem gewesen war, um der besonderen schon angedeuteten Zwecke und Gründe willen? Darüber ist kein Zweifel möglich. Aber der Herr hatte einen Zweck, Paulus so zu erscheinen, gerade wie er einen anderen Zweck verfolgte, als er den anderen anders erschien. Diesen Zweck erläutert Paulus, wenn er sagt: „Am letzten aber von allen, gleichsam der unzeitigen Geburt, erschien er auch mir.“ (1. Kor. 15:8) Wie die Auferstehung unseres Herrn seine Geburtvom Tod zur vollen Vollkommenheit geistigen Daseins war (Kol. 1:18; Röm. 8:29), so wird die Auferstehung der Herauswahl, des Leibes Christi, hier und sonst wo als eine Geburt betrachtet. In unserer Geburt oder Auferstehung als Geistwesen werden wir den Herrn sehen, wie erist, gerade wie Paulus ihn sah; aber, da wir dann verwandeltoder als Geistwesen geboren sind, werden wir nicht niedergeschmettert, noch durch den Anblick der herrlichen Person unseres Herrn geblendet werden. Die Worte des Apostel Paulus sagen, dass er ihn sah, wie wir ihn sehen werden – „wie er ist.“ Er sah ihn, wieder ganze Leib Christi ihn sehen wird, aber unzeitig, vor der rechten Zeit, ehe er vom Tode geboren und fähig war, es zu ertragen; und doch „wie“ jeder, der so geboren wird, ihn zu seiner Zeit sehen wird.
Der vom Berg herabsteigende Mose, der Israel den Gesetzesbund übermitteln sollte, war ein Vorbild des größeren Gesetzgebers und Mittlers des Neuen Bundes, der bei seinem zweiten Advent auf den Plan treten wird, um die Welt zu regieren und zu segnen. Mose schattete daher die ganze Herauswahl ab, deren Haupt unser Herr ist. Das Angesicht Mose war von Glanz erfüllt, so dass das Volk ihn nicht ansehen konnte, und er musste seitdem einen Schleier als Vorbild der geistigen Herrlichkeit des Christus tragen. Das ist eine Veranschaulichung des Punktes, den wir jetzt untersuchen. Christus hat die wahre Herrlichkeit und den echten Glanz. Er ist der Abdruck oder das ausdrückliche Ebenbild der Person des Vaters; und wir sollen werden, wie er ist, und kein Mensch kann diese Herrlichkeit schauen. Was für Kundgebungen des Gesetzgebers daher auch vor der Welt stattfinden werden, wenn die Herrlichkeit des Herrn geoffenbart werden wird, die Herrlichkeit der geistigen Personen kann man nicht sehen. Sie werden durch den Schleier – das bedeutet verhüllt – reden. Dies, sowie noch mehr, bedeutet der Schleier Mose. – 2. Mose 34:30-33
Je mehr wir der Sache unsere sorgfältige Aufmerksamkeit schenken, desto mehr erkennen wir die in der Art und Weise der Kundmachung der Auferstehung unseres Herrn den Aposteln gegenüber angewandte göttliche Weisheit. Sie sollten durchaus befriedigte und zuverlässige Zeugen sein, damit die Demütigen der Welt imstande wären, ihr Zeugnis anzunehmen und zu glauben, dass unser Herr von den Toten auferstanden ist, damit sie ihn als den, der da tot war und siehe, er lebt für immer, erkennen und im Glauben durch ihn zu Gott kommen könnten. Wenn wir ihn unter der Leitung des heiligen Geistes der Wahrheit betrachten, so erweitert sich unser Begriff, und wir sehen ihn nicht mehr als den Menschen Jesus Christus, sondern als den Herrn der Herrlichkeit und Kraft, als den Teilhaber der göttlichen Natur. So kennen wir ihn, um dessen Kommen und Königreich die Herauswahl so lange gebetet und wonach sie sich so sehr gesehnt hat. Wer seine große Erhöhung recht erkennt, kann bei seiner Wiederkunft keinen Menschen oder den Fleischesleib, der zum Opfer bereitet und als Lösegeld gegeben wurde, oder gar die Wunden zu sehen erwarten. Noch sollten wir erwarten, dass er bei seiner Wiederkunft in verschiedenen Fleisch-und-Bein-Gestalten der Welt „erscheinen“ oder sich kundmachen werde. Das war für die ersten Zeugengeboten. Doch jetzt nicht mehr. Seine zweite Gegenwart wird er, wie wir sehen werden, anders kundtun.
Aus dem, was wir in Bezug auf Geistwesen und deren Kundwerden früher gesehen haben, geht hervor, dass es dem in Gottes Wort geoffenbarten Plan zuwider sein würde, wenn unser Herr bei seiner Wiederkunft entweder durch Auftun der Augen der Menschen (damit sie seine Herrlichkeit schauen könnten, wie er mit Paulus und Daniel tat) oder durch das Ansichnehmen eines menschlichen Leibes offenbaren würde. Ein Erscheinen vor der Welt durch wunderbares Auftun ihrer Augen würde die Wirkung haben, sie durch den überwältigenden Anblick fast zu paralysieren (lähmen). Dagegen alsMensch zu erscheinen hieße, die Würde seiner Stellung herabzusetzen und eine geringere als die rechte Anschauung über die göttliche Natur und Gestalt darzubieten. Da jetzt keines von beiden notwendig oder wünschenswert erscheinen würde, so können wir nicht annehmen, dass dann irgendeine dieser Verfahrungsweisen eingeschlagen werden wird.
Im Gegenteil sollten wir erwarten, dass der Christus in derselben Weise im Fleisch der Menschen geoffenbart werden wird, wie Gott in Jesus Fleisch geoffenbart war, da er „Fleisch wurde“ und unter den Menschen wohnte. Wenn die menschliche Natur vollkommen und in Harmonie mit Gott ist, so ist sie eine Abbildung Gottes im Fleisch. So war der ursprünglich vollkommene Adam eine Abbildung Gottes und der vollkommene Mensch Jesus Christus ebenfalls. So konnte Jesus zum Philipper sagen, als dieser den Vater zu sehen verlangte: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“; er hat die Abbildung Gottes im Fleisch – „Gott geoffenbart im Fleisch“ – gesehen.
So werden auch die einzelnen Glieder der Menschheit, wenn sie nach und nach zu dem langverloren gewesenen Bild Gottes zurückkommen, Bilder und Nachbildungen Christi sein. Beim ersten Anfang des Millenniums wird es, wie wir gesehen haben, Proben vollkommener Menschheit vor den Augen der Welt geben. (siehe Band 1) Abraham, Isaak und Jakob und die heiligen, schon geprüften und erprobten Propheten werden „Fürsten“ unter den Menschen sein und das geistige, unsichtbare Königreich darstellen und vertreten. In diesen, in deren Fleisch, wird Christus geoffenbart sein, gerade wie der Vater in seinem Fleisch geoffenbart war; und wenn „wer da will“ aus der Menschheit Vollkommenheit erreicht und zur vollen Harmonie mit dem Willen Christi kommt, der wird ein Abbild Gottes und Christi sein, und in jedem wird Christus geoffenbart sein.
Der vollkommene Mensch, da er sich ganz Gott geweiht hat, wird imstande sein, den heiligen Geist und das Wort Gottes vollständig zu erfassen; denn er ist in Gottes sichtlichem Bilde erschaffen. Ohne Zweifel werden auch Visionen (Gesichte) und direkte Offenbarungen und gemeinsamer Austausch zwischen dem geistigen Königreich und seinen irdischen Vertretern freier und allgemeiner sein als es mit ähnlichen Mitteilungen je der Fall war – mehr nach der Art und Weise des Verkehrs von Eden, ehe die Sünde Verurteilung und Trennung von der Gnade und Gemeinschaft Gottes verursachte.
Nichts also, weder nach Vernunft noch Schrift, erfordert, dass unser Herr bei seinem zweiten Advent in verschiedenen Fleisch-und-Bein-Leibern erscheine. Dass solch ein Verfahren nicht wesentlich ist, geht aus dem Erfolg hervor, den Satans Reich gehabt hat, der auch durch menschliche Wesen als Werkzeuge wirkte. Wer an dem Geist des Bösen und des Irrtums teilnimmt, ist ganz und gar ein Vertreter des großen unsichtbaren Fürsten, der so in ihrem Fleisch geoffenbaret ist, wenn er auch selbst als Geistwesen vor Menschen unsichtbar ist.
Der „verwandelte“ und zu Teilhabern der göttlichen Natur gemachte Christus (Haupt und Leib) wird so gewiss aus Geistwesen bestehen und gleichfalls den Menschen unsichtbar sein, wie Satan ein Geistwesen und unsichtbar ist. Ihre Wirksamkeit wird der Art nach der seinen ähnlich, wenn auch dem Wesen und der Wirkung nach das gerade Gegenteil derselben sein. Als Gottes geehrte Werkzeuge (die durch keine Unwissenheit und Schwäche, wie die meisten Diener Satans, gebunden, sondern vollkommen und „recht frei“ gemacht sein werden) werden sie aus freier Wahl und Liebe in verständnisvoller und harmonischer Weise handeln. Das wird der Lohn ihrer Gerechtigkeit sein.
Die Gegenwart unseres Herrn wird der Welt durch Erweisung „seiner großen Macht und Herrlichkeit“ offenbar werden; jedoch nicht bloß für das natürliche Auge, sondern hauptsächlich für die Augen ihres Verständnisses. Das Verständnis der großen Umwandlung, die der neue Herrscher dann bewirkt, wird ihnen aufgetan werden. An den Strafen und Segnungen, die durch seine Regierung der Menschheit alsdann zufließen, werden seine Gegenwart und sein Regiment erkannt werden.
Seit lange hat man gemeint, dass Ungemach und Leiden als Strafen für Böses über die Übeltäter kommen. Da dieses ein natürliches und angemessenes Gesetz zu sein schien, hat man es ziemlich allgemein angenommen, meinend, es sollte so sein, selbst wenn es nicht so ist. Doch die unbeugsame Wirklichkeit stimmt mit der Bibel, dass es bisher der Gottesfürchtige war, der am meisten Drangsal und Verfolgung auszustehen hatte. (2. Tim. 3:12) Aber an dem „Tag der Trübsal“, der Periode, welche die Herrschaft des Messias einleitet, wird diese Ordnung umgekehrt. An dem Tag werden die bösen Mächte gestürzt und nach und nach hergestellte Gerechtigkeit wird schnellste Vergeltung auf die Übeltäter herabbringen und Segen auf die, die da Gutes tun. „Drangsal und Angst über jede Seele eines Menschen, der das Böse vollbringt, … Herrlichkeit aber und Ehre und Friede jedem, der das Gute wirkt“ – an dem „Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, welcher einem jeden vergelten wird nach seinen Werken.“ (Röm. 2:9, 10, 5, 6) Und da jetzt so viel Böses geschieht, wird die Vergeltung zuerst eine sehr schwere sein, eine „große Drangsal, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt hin nicht gewesen ist“. In Rache (Vergeltung) und Trübsal und Zorn über die Völker wird der Herr der Welt die Tatsache des Wechsels der Verwaltung und der Herrscher kund tun. „Wenn die Gerichte des Herrn die Erde treffen, lernen die Bewohnern des Erdkreises Gerechtigkeit.“ (Jes. 26:5-11) Sie werden einsehen, dass unter der neuen Ordnung der Dinge, die da Recht tun erhöht, und die da Übels tun beschränkt und bestraft werden. Lies aufmerksam Psalm 72:1-19 und 37:1-14. In ihnen ist ein klares prophetisches Zeugnis niedergelegt in betreff dieses Königreiches und seiner Wirksamkeit zum Wohle der Demütigen, der Aufrichtigen, der Armen, der Bedürftigen und Unterdrückten und in betreff des Sturzes des Monopols (Groß- und Alleinhandels) und jedes ungerechten und drückenden Systems und der Ausgleichung menschlicher Verhältnisse.
Nach und nach wird sich auf diese Weise unser König offenbaren. Einige werden den neuen Herrscher früher als andere erkennen, aber schließlich „werden ihn sehen (horao – wahrnehmen, erkennen) alle Augen.“ (Offb. 1:7) Aber „er kommt mit den Wolken“; und während die Wolken der Trübsal dicht und schwer sind, wenn die Berge (Reiche dieser Welt) erschüttern und fallen, und die Erde, (die organisierte Gesellschaft) wankt, sich auflöst, schmilzt, da werden etliche anfangen, das zu erkennen, was wir jetzt als schon begonnen verkündigen. Sie werden erkennen, dass der große Tag Jehovas gekommen ist, dass der vorhergesagte Tag der Trübsal und des Zornes über die Nationen vorhanden ist, und dass Jehovas Gesalbter seine große Gewalt an sich nimmt und sein Werk, das „Recht zur Richtschur (zu legen) und die Gerechtigkeit zum Senkblei“ zu machen, beginnt. (Jes. 28:17) „Er muss aber herrschen bis“ er alle Gewalten und Gesetze auf Erden, die den himmlischen zuwider sind, niedergeworfen hat.
Wenn die Drangsal wächst, werden die Menschen, freilich vergeblich, in den „Klüften“ und Höhlen, den großen Felsen und Bollwerken der Gesellschaft (Oddfellowtum, Freimaurertum und Handwerkervereinigungen, Gilden, Trusts und allen weltlichen und kirchlichen Gesellschaften) und auf den Bergen (Regierungen) der Erde Schutz suchen und ausrufen: „Fallt auf uns (bedeckt, schützt uns) und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt und vor dem Zorn des Lammes; denn gekommen ist der große Tag seines Zornes.“ – Offb. 6:15-17 (Anmerkung: Das griechische Wort epi, das hier gebraucht wird, wird gewöhnlich mit auf übersetzt. Es hat aber auch die Bedeutung von über oder um herum und wird oft so übersetzt. Der Gedanke ist Schutz und nicht Vernichtung. Die gewöhnliche Ansicht über diese Stelle, dass sie lehre, dass böse Menschen genug Glauben erlangen würden, um für das Fallen wirklicher Berge zu beten, ist absurd, mehr als unvernünftig. Die wirkliche Erfüllung beginnt schon: die Großen, die Reichen und nicht weniger die Armen suchen in den Klüften, Höhlen und Felsen nach Schutz und Bedeckung vor dem finster werdenden Sturm, den alle sich zusammenziehen sehen.)
Der Mammondienst und Geiz, der da ist Abgötterei, in welchen die ganze Welt versunken ist, und der in dem Trubel eine so große Rolle spielen wird und nicht nur für dessen Anhäufung, sondern auch für dessen Bewahrung Sorge und Mühe erheischt, soll vollständig über den Haufen geworfen werden, wie es Jes. 2:8-21 und Hesk. 7:17-19 gezeigt wird.
Der große Tag der Trübsal wird erkannt werden und vor seinem Sturm werden alle Schutz suchen, obwohl nur wenige verstehen werden, dass die dann auf Erden ergehenden Gerichte des Herrn das Resultat (die Folge) seiner Gegenwart, das Aufrichten seiner Autorität und die Erzwingung seiner Gesetze ist. Endlich jedoch sollen alle den König der Herrlichkeit („sehen“) erkennen; und alle, die dann Gerechtigkeit lieben, werden ihm mit Freuden gehorchen und sich gänzlich seinen gerechten Anforderungen fügen.
Das wird für alle die eine Zeit der Vergeltung sein, die durch Betrug und Gewalt, oft auch im Namen des Gesetzes und unter seiner Billigung unrechtmäßigerweise die Rechte (oder das Eigentum) anderer sich angemaßt haben. Die Vergeltung wird, wie wir gesehen, vom Herrn kommen durch das Sicherheben der Völkermassen. In ihrer Angst, unwillig einen Taler oder einen Acker oder ein angemaßtes, langgenossenes und unbestrittenes Recht oder eine Ehre dieser Art herzugeben, werden viele den Schutz der bisher mächtigen – bürgerlichen, gesellschaftlichen und kirchlichen – Organisationen suchen. Sie empfinden, dass alleinstehend sie fallen müssten. Aber sie werden nicht imstande sein, sich an dem Tag des Zornes des Herrn zu retten. Der nahende Zusammenstoß und die bevorstehende Vergeltung wird alle Geschlechter der Erde heulen machen; denn es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch je sein wird. „Seinetwegen“ werden sie heulen, wenn seine Gerichte auf natürlichem Wege den großen Trubel verursachen – weil der Herr sich erhebt zu schrecken und zu erschüttern und die Erde und ihre Verrottung zu beseitigen. (Jes. 2:21) So weitreichend werden der Trubel und die Gerichte sein, dass niemand entrinnen wird. Schließlich wird jedes Auge den Wechsel gewahr werden und erkennen, dass der Herr regiert. Die Trübsal könnte viel gemildert werden, könnten die Menschen die Prinzipien (Gesetze) der Gleichheit erkennen und unverzüglich daraufhin handeln; könnten sie alle ungerechten, wenn auch erlaubten Vorrechte der Vergangenheit übersehen und denselben entsagen. Aber dies wird ihre Selbstsucht nicht zulassen, bis die Trübsal die Stolzen zerbrochen und gestürzt, die Mächtigen gedemütigt und die Niedrigen erhöht haben wird.
Doch nicht eher, als bis sich der große Tag der Trübsal seinem Ende zuneigt; nicht bis die Reiche der Nationen zu Staub zermalmt und gänzlich beseitigt sind, da „keine Stätte für sie gefunden“ wird (im Jahre 1914, wie in dem vorhergehenden Kapitel gezeigt wurde), nicht eher bis Groß Babylon vollständig zerstört und ihr Einfluss über die Welt gebrochen ist, wird die große Masse der Menschheit dahin gelangen, die wahre Lage der Sache einzusehen. Dann werden sie verstehen, dass die große Trübsal, durch welche sie dann hindurchgegangen sind, das war, was in symbolischer Sprache: „Der Krieg jenes großen Tages Gottes, des Allmächtigen“ (Offb. 16:14) genannt wird; und dass sie in dem Maße, als sie Irrtum und Unrecht unterstützten, gegen die Gesetze und Mächte des neuen Reiches und des neuen Beherrschers der Erde kämpften; und dass sie in dem Maße, als ihre Zungen und Federn und Hände, ihr Einfluss und ihre Mittel zur Aufrechterhaltung des Rechts und der Wahrheit in irgendeiner Sache dienten, auf der Seite des Herrn fochten.
Einige werden die Bedeutung der Trübsal schneller einsehen als andere, weil die leichter zu belehren sind; und durch den ganzen Trubel hindurch werden solche in der Welt vorhanden sein, die über seine Ursache Zeugnis ablegen werden. Sie werden die Gegenwart des Herrn und die Aufrichtung seines Königreiches, das den Mächten der Finsternis entgegensteht, als die wahre Ursache der Trübsal und des Erschütterns und Umsturzes der Gesellschaft verkünden. Sie werden zeigen, dass jeder, welcher der Wahrheit und Gerechtigkeit widersteht, ein Feind des neuen Königreiches ist und gar bald schmähliche Niederlage erleiden muss, es sei denn er ergebe sich schnell. Doch die Massen werden, wie es immer gewesen ist, den guten Rat nicht beachten, bis sie unter der eisernen Herrschaft des neuen Königreiches vollständig niedergebeugt sind. Nur ganz zuletzt werden sie die Torheit ihres Weges einsehen.
Der wahre Lehrer und Lichtträger (Matth. 5:14), die wahre Kirche, der Leib Christi, soll aber nicht in Finsternis bleiben und nicht erst durch die Offenbarungen seines Zornes und seiner Macht von der Gegenwart ihres Herrn Einsicht erhalten, wie es mit der Welt sein wird. Besondere Vorkehrung ist für ihre Erleuchtung getroffen worden. Durch das feste prophetische Wort, das da scheint an einem dunklen Ort, ist sie deutlich und bestimmt unterwiesen, was sie zu erwarten hat. (2. Petr. 1:19) Sie soll durch das prophetische Wort nicht nur vor Entmutigung beschirmt und befähigt werden, die Bedrängnisse, Fallstricke und Steine des Anstoßens, die an diesem „bösen Tag“ so überhand nehmen, zu überwinden, und so vor Gott „bewährt“ zu stehen, sondern sie wird auch der Lichtträger und Unterweiser der Welt sein. So ist die Herauswahl befähigt, der Welt die eigentliche Ursache der Trübsal nachzuweisen, ihr die Gegenwart des neuen Herrschers anzukündigen und die Politik, den Plan und den Zweck der neuen Ordnung zu erklären und die Welt zu belehren, was für sie in Anbetracht dieser Dinge der weiseste Weg zum Einschlagen sei. Wenn die Menschen auch auf die Unterweisung zuerst nicht hören werden, bis die Lektion der Unterwürfigkeit durch die Trübsal ihnen aufgezwungen worden ist, so wird ihr solches Zeugnis doch dann zum Verständnis der Lektion sehr zustatten kommen. Auf diese Aufgabe der „Füße“ oder der letzten Glieder der Herauswahl (Kirche), die auf den Bergen (Reichen) die Herrschaft Christi als begonnen verkündigen, nimmt Jes. 52:7 Bezug.
Scheinbar sich widersprechende Schriftstellen
Betreffs der Art und Weise der Wiederkunft und Erscheinung des Herrn gibt es etliche Aussagen der Schrift, die, bis sie genau untersucht sind, mit einander in Widerspruch zu sein scheinen. Jahrhunderte lang haben dieselben ohne Zweifel dem göttlichen Vorsatz gedient, die Wahrheit zu verbergen, bis die rechte Zeit zu ihrem Verständnis herbei käme; und selbst dann noch war es beabsichtigt, sie so vor allen zu verhüllen, die nicht der besondern Klasse, den Geweihten, angehörten.
Zum Beispiel, unser Herr sagt: „Siehe, ich komme wie ein Dieb“ und: „Gleichwie es in den Tagen Noah geschah, also wird es auch in den Tagen des Sohnes des Menschen sein (in den Tagen seiner Gegenwart): sie aßen, sie tranken, sie heirateten, sie wurden verheiratet“, „und erkannten es nicht, bis die Flut kam.“ Und als Jesus „von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht, dass man es beobachten könnte“, nicht mit sichtbarem Schaugepränge. – Offb. 16:15; Luk. 17:26, 27, 20; Matth. 24:38, 39
Diese Schriftstellen sagen deutlich, wie die Wiederkunft des Herrn stattfinden wird. Sie zeigen, dass er gegenwärtig sein und ein Werk vollbringen wird, wovon die Welt eine Zeitlang nichts gewahr werden wird. Seine Ankunft muss daher ruhiger, unbemerkbarerweise vor sich gehen, unbeobachtet von der Welt und ihr gänzlich unbekannt, gerade „wie ein Dieb“ kommt, ohne Geräusch, ohne irgendwelche Kundgebung zu machen, welche die Aufmerksamkeit erregen würde. Wie die Welt in den Tagen Noah ihre gewohnten Geschäfte weiter verrichtete und nicht im geringsten aus der Fassung gebracht wurde und ohne den geringsten Glauben an die Predigt des Noah über die kommende Flut zu haben, so wird auch in dem ersten Teil des Tages des Herrn die Welt keinen Glauben an die Verkündigung seiner Gegenwart und des hereinbrechenden Trubels haben. Sie wird ruhig ihre Wege weiter gehen wie sonst und auf keine solche Predigt achten, bis die große Flut der Drangsal die alte Welt – die alte Ordnung der Dinge – dahinreißt, bis sie untergeht, um der vollen Aufrichtung der neuen Ordnung des Königreiches Gottes unter dem ganzen Himmel Platz zu machen. „Gleichwie die Tage Noah, also wird auch die Ankunft (die Gegenwart) des Sohnes des Menschen sein.“ – Matth. 24:37
Aber auf der anderen Seite finden wir auch Schriftstellen, die beim ersten Anblick mit diesen in direktem Widerspruch zu stehen scheinen. Zum Beispiel: „Der Herr wird mit einem Feldgeschrei und mit der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel.“ „Der Herr Jesus wird geoffenbaret werden vom Himmel mit den Engeln seiner Macht in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unsers Herrn Jesus Christus nicht gehorchen.“ „Sie (die Welt) werden den Sohn des Manschen sehen, kommend auf den Wolken des Himmels mit Macht und großer Herrlichkeit.“ „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wirdihn sehen.“ – 1. Thess. 4:16; 2. Thess. 1:7, 8; Matth. 24:30; Offb. 1:7
Als Wahrheitssuchern würde es sich für uns nicht schicken, in Anbetracht dieser Stellen zu sagen, dass die Mehrzahl derselben die Ansicht zu unterstützen scheine, die wir gerade vorzuziehen geneigt sind, und dann die anderen zu übersehen. Nein, bis wir eine Anschauung der Sache erreicht haben, bei der jede Bibelaussage ihre vernünftige Verwertung findet, sollten wir uns nicht sicher fühlen, dass wir über den betreffenden Gegenstand die Wahrheit erreicht haben. Eine Aussage Gottes ist so wahr und eine so sichere Grundlage für den Glauben wie Hunderte; und es würde weiser sein, ein harmonisches Verständnis zu suchen, als zu einem Schluss zu gelangen oder eine Theorie anzunehmen, die auf eine einseitige Auslegung gegründet ist, und so uns selbst und andere zu betrügen.
Im allgemeinen nehmen sich Christen nicht die Mühe, diese Aussagen zu harmonieren, und daher sind ihre Ideen so einseitig und unrichtig. Die letzte Gruppe von Sätzen ist gerade so bestimmt wie die erste und lehrt doch scheinbar das gerade Gegenteil von einer stillen, unbemerkten, diebähnlichen Weise bei der Wiederkunft und Gegenwart des Herrn. Hierzu kommen noch zwei weitere Schilderungen über die Art seines Kommens, auf die wir gewiesen sind; nämlich: „Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel genommen worden ist, wird also kommen, wie ihr ihn gen Himmel habt auffahren sehen;“ und „Gleichwie der Blitz ausfährt von Osten und scheint bis gen Westen, also wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.“ (Apg. 1:11; Matth. 24:27) Um einen richtigen Schluss zu gewinnen, muss man diesen Stellen auch das ihnen gebührende Gewicht geben.
Bei unserer Untersuchung des Gegenstandes sollten wir uns ein Zweifaches anmerken. Erstens, dass unser Herr es als bestimmte Tatsache hinstellt, dass sein Königreich ohne äußeres Zuschautragen hergestellt werden wird, und dass seine Wiederkunft, seine Gegenwart, wiedie eines Diebes sein würde, also genaues und aufmerksames Wachen erfordere, wenn man sie erkennen wolle. Zweitens, dass alle obigen Texte, die üblicherweise als Beweis für eine äußere, sichtbare Kundmachung angeführt werden mit Ausnahme der einen, dass er so kommen werde, wie er hinwegging, in bildlicher Sprache gefasst sind. Die bildlichen müssen sich immer den deutlicheren, mehr buchstäblichen Aussprüchen anbequemen, sobald ihr bildlicher Charakter erkannt wird. Wenn eine buchstäbliche Auslegung je der Vernunft Gewalt antun würde und ebenso die Stellen in direkten Widerspruch zu deutlichen Aussagen der Schrift stellt, so sollten solche Stellen bildlich genommen werden. Die Auslegung solcher bildlichen Stellen sollte dann im Einklang stehen mit den anderen, die offenbar deutlich und buchstäblich sind; auch mit dem allgemeinen Charakter und mit dem Zweck des Planes Gottes muss sie in Harmonie gebracht werden. Wenn wir dies im vorliegenden Fall tun und dementsprechend die Bilder (Symbole) erkennen und auslegen, so tritt die schönste Harmonie aller Aussagen zu Tage. Untersuchen wir nun und sehen, wie vollkommen symbolische und nicht symbolische (bildliche und nicht bildliche) Aussagen miteinander stimmen.
a „Der Herr wird mit einem gebietendem Zuruf und der Stimme eines Erzengels und mit der PosauneGottes herniederkommen vom Himmel.“ (1. Thess. 4:16) Die hier erwähnte Stimme und Posaune entsprechen in jeder Weise denselben Bildern, die in Offb. 11:15-19 gebraucht werden. „Und der siebte Engel posaunte; und es geschahen laute Stimmen in dem Himmel, welche sprachen: Das Reich der Welt ist unseres Herrn und seines Christus geworden, und er wird herrschen in die Zeitalter der Zeitalter. … .Und die Nationen sind zornig geworden, und dein Zorn ist gekommen und die Zeit der Toten, um gerichtet zu werden“ usw. Die gleichen Ereignisse werden in Daniels Weissagung erwähnt: – „Und in seiner Zeit wird Michael (Christus), der große Fürst, aufstehen (die Herrschaft ergreifen) … und es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht …. Und viele von denen, die im Staub der Erde schlafen, werden erwachen.“ So fügt auch Paulus seiner Erwähnung der Stimmen und Posaunen die Aussage hinzu: „Und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen.“ Und in 2. Tim. 4:1 sagt er ferner, dass Christus die Lebendigen und die Toten richten werde zur Zeit seiner Erscheinung und seines Königreiches. Und der Anfang dieses Gerichtes der lebenden Nationen wird überall als die größte Zeit der Drangsal beschrieben, welche die Welt je gesehen. – Dan. 12:1
Somit beziehen sich Paulus, Johannes und Daniel augenscheinlich auf dieselbe Zeit, auf die Zeit der Erscheinung unseres Herrn und auf die Aufrichtung seines Königreiches inmitten einer Zeit großer Trübsal und auf die Ereignisse, die derselben vorhergehen und sie einführen. Alle drei zeigen, dass dem Auftreten Michaels, den Stimmen und der Posaune das gleiche Resultat folgt, nämlich Drangsal und Zorn über die Nationen und die Auferstehung. Beachte nun das Symbol:
„Mit einem Feldgeschrei.“ – Ein Feldgeschrei ist ein Ausruf, der gehört werden soll, ein Ausruf nicht von einigen bloß, sondern von vielen, von einer gemischten Menge. Er wird gewöhnlich angewandt, um in Aufregung und Schrecken zu versetzen oder um zu ermutigen und beizustehen. Es mag auch je nach Umständen die eine Wirkung auf die eine Klasse und die entgegengesetzte auf die andere Klasse haben.
Der Zustand der Dinge in der Welt während der letzten fünfzehn Jahre entspricht sehr auffällig diesem Bild. Es sind Weckstimmen, die jetzt weltweit und ermutigend an alle Menschen ergehen, um sie zu einem Gefühl für ihre Rechte und Freiheiten als Menschen aufzurütteln, damit sie ihre gegenseitigen Verhältnisse, die Gesetze, auf denen dieselben sich gründen, und die Endzwecke, die sie hervorrufen sollten, betrachten. Wo auf der ganzen Erde ist die zivilisierte Nation, die den Ruf nicht vernommen hat und davon nicht beeinflusst wurde? Die ganze zivilisierte Welt studiert in den letzten paar Jahren die politische Ökonomie, bürgerliche Rechte und soziale Freiheiten, wie noch nie zuvor; und die Menschen rufen sich ermutigend zu und werden ermutigt, wie noch nie, diese Dinge bis auf den letzten Grund zu untersuchen. Der ermutigende Feldgeschrei, das mit der Zunahme der Erkenntnis, des Wissens, unter den Menschen seinen Anfang nahm, hat schon die Erde umzogen, und unter seinem Einfluss verbinden sich die Menschen untereinander, von Denkern und Genies unterstützt und ermutigt, um für ihre wahren und eingebildeten Rechte und Freiheiten einzutreten und zu fechten. Mit dem Wachstum und Vermehrung ihrer Organisationen wird das Feldgeschrei lauter und lauter und wird schließlich, wie vorherverkündet, in die Zeit großer Trübsal und großen Tumultes zürnender Nationen hinüberleiten. Dieses Resultat wird ergreifend vom Propheten geschildert: – „Horch! eine Stimme eines Getümmels auf den Bergen (Königreichen), wie von einem großen Volk; horch! eine Stimme eines Getöses von Königreichen versammelter Nationen: Jehova der Heerscharen mustert ein Kriegsheer.“ – Jes. 13:4
„Die Stimme des Erzengels“ – ist ein weiteres recht bezeichnendes und sinnvolles Symbol von ähnlicher Bedeutung. Der Name Erzengel bedeutet Haupt-Sendbote, und unser Herr selbst ist Jehovas Hauptsendbote – der „Engel des Bundes.“ (Mal. 3:1) Daniel nimmt auf dieselbe Persönlichkeit Bezug und nennt sie Michael, welcher Name bedeutet: Der wie Gott – ein gar passender Name für ihn, der da ist „der Abglanz“ seiner (Gottes) Herrlichkeit und der Abdruck seines Wesens“und der Vertreter seiner Autorität und Macht. Die Stimme des Erzengels stellt also Christi Autorität und Kommando vor. Dieses Symbol versinnbildet Christus, wie er seine Herrschaft an sich nimmt oder seine Regierung antritt und seine Befehle, seine offiziellen Order, ergehen lässt, indem er den Wechsel der Heilszeitordnung durch Erzwingung der Gesetze seines Königreiches ankündigt.
Derselbe Gedanke wird von Daniel etwas anders ausgedrückt, wenn er sagt: Dann wird Michael, der große Fürst, „aufstehen.“ Aufstehen bedeutet Autorität an sich nehmen, Kommandos erteilen. Siehe „sich aufmachen“ in Jes. 2:19, 21. Ein weiteres Beispiel dieses Bildes gibt David, der von Christus prophetisch aussagt: „Er lässt seine Stimme erschallen, die Erde zerschmilzt.“ Die Erde (organisierte Gesellschaft) wird schmelzen oder sich auflösen, und die Zeit großer Trübsal wird durch den Verwaltungswechsel, der in Kraft tritt, wenn der neue König seine Kommandostimme erheben lässt, beschleunigt. Auf sein Kommando hin müssen die Systeme des Irrtums auf politischem, sozialem und religiösem Gebiet fallen, wie alt und fest gewurzelt und befestigt sie auch seien. Das Schwert aus seinem Mund wird die Zerstörung bewirken: Wahrheit über jeden Gegenstand und in all ihren verschiedenen Seiten wird die Menschen richten, und unter Jesus Macht und Überwaltung wird sie den Umsturz des Bösen und des Irrtums in allen ihren tausenderlei Gestalten herbeiführen.
„Die Posaune Gottes“ – Manche scheinen ohne weiteres und tieferes Nachdenken die Meinung zu hegen, dass diese Posaune ein buchstäblicher Schall in der Luft sein werde. Dies aber wird man als unvernünftige Erwartung erkennen, wenn man beachtet, dass Paulus hier auf etwas Bezug nimmt, das Johannes „die siebte Posaune“ nennt als die „letzte Posaune“ in einer Anzahl symbolischer Posaunen. (Offb. 11:15; 1. Kor. 15:52) Der Beweis, dass diese Stellen von denselben Posaunen reden, liegt darin, dass bei jeder die gleichen Ereignisse berichtet werden. Paulus erwähnt die Auferstehung und die Aufrichtung des Königreiches des Herrn als mit „der Posaune Gottes“ verbunden, und Johannes erwähnt dasselbe mit noch größerer Genauigkeit. Wie angemessen ist es auch, sie die „siebte“ oder „letzte Posaune“, die „Posaune Gottes“ zu nennen? Die Ereignisse nämlich, die unter den vorhergehenden Posaunen erwähnt werden, beziehen sich auf das Tun der Menschen, während die siebte es besonders mit dem Werk des Herrn zu tun hat und den „Tag des Herrn“ umschließt. Da nun die sechs vorhergehenden Posaunen bildlich waren – und dies wird allgemein von Auslegern und Forschern der Offenbarung zugegeben – so würde es eine Verletzung der Vernunft und des gesunden Sinnes sein, die siebte, die letzte der Reihe, als einen buchstäblichen, hörbaren Schall in der Luft aufzufassen. Und das nicht allein; es würde auch ganz außer Einklang mit der sonstigen Verfahrungsweise des Herrn stehen, wie auch mit den Aussagen der Schrift, die das Geheimnisvolle seiner Wiederkunft andeuten; denn ein Dieb stößt nie in die Posaune, um seine Ankunft anzuzeigen.
Die sieben Posaunen der Offenbarung sind alle symbolisch und stellen sieben große Zeitperioden und ihre Ereignisse dar. Die Untersuchung derselben überlassen wir einem folgenden Band. Hier genüge es zu sagen, dass wir uns heute gerade inmitten der Ereignisse befinden, die das Ertönen der siebten Posaune bezeichnen. Die großen Stimmen, das Zunehmen von Wissen, die zornigen Völker usw. im Zusammenhang genommen mit den Zeitweissagungen erhärten dies als eine Tatsache. Viele Ereignisse müssen noch vor sich gehen, ehe diese siebte oder letzte Posaune zu erschallen aufhört. Zum Beispiel die Belohnung der Heiligen und Propheten, die Auferweckung aller Toten usw. Sie umspannt in der Tat die ganze Periode der tausendjährigen Herrschaft Christi, wie aus den Ereignissen hervorgeht, die unter ihr sich abspielen sollen. – Offb. 10:7; 11:15, 18
So finden wir also, dass das „Feldgeschrei“, die „Stimme des Erzengels“ und die „Posaune Gottes“ Symbole und jetzt im Verlauf der Erfüllung sind. Beachte auch wohl die Tatsache, dass jede der drei genannten Prophezeiungen (Dan. 12:1; Offb. 11:15 und 1. Thess. 4:16) die Gegenwart des Herrn in der Zeit, da die erwähnten Ereignisse vor sich gehen, verkünden. Sie sind gerade zu dem Zweck vorhergesagt worden, um denen, die da Glauben haben an das Wort der Weissagung, die Art und Weise anzuzeigen, in der seine unsichtbare Gegenwart sich kundtun würde. Paulus sagt: Der Herr wird in (begleitet von) einem Feldgeschrei, einer Stimme und Posaune usw. herabkommen. Johannes sagt: Die Königreiche dieser Welt werden sein Eigentum werden während der Zeit dieser Ereignisse, und Daniel sagt: „Und in jener Zeit wird Michael der große Fürst (Christus) aufstehen“ – gegenwärtig sein und seine große Gewalt an sich nehmen. Wenn wir daher das Feldgeschrei , die Stimme und den Schall der großen Posaune erkennen, so sollten wir es als Anzeichen annehmen, nicht dass der Herr bald kommen wird, sondern vielmehr, dass er gekommen und nun gegenwärtig ist und dass das Erntewerk des Sammeln des Weizens und des Verbrennens des Scheinweizens (als solchen) schon unterwegs ist. Dies, so werden wir bald sehen, ist überreichlich durch Zeitprophezeiungen erwiesen. Doch es ist nicht das natürliche Auge, sondern nur das Auge des Glaubens, das durch das feste prophetische Wort schaut und seine Gegenwart und sein Werk unterscheiden kann.
Gerade hier sollte ein weiterer Umstand nicht übersehen werden, nämlich der, dass das „Feldgeschrei“, die „Stimme des Erzengels“ und „die Posaune Gottes“, die oben erläutert wurden, alles Mittel und Wege zur Ausführung der Erntearbeit des christlichen Zeitalters sind. Wenn wir daher nicht nur die Bedeutung dieser Symbole (Bilder) erkennen, sondern auch die vorhergesagten Wirkungen eintreten sehen, so haben wir noch einen Beweis mehr dafür, dass wir die Symbole richtig ausgelegt haben und auch, dass wir jetzt in dieser Periode leben, welche die „Ernte“ genannt wird, und in der das christliche und tausendjährige Zeitalter übereinander greifen. Das eine geht zu Ende, und das andere fängt an heraufzudämmern, und beide laufen eine Zeitlang miteinander fort. Bei vielen wird es keiner Beihilfe bedürfen, das Scheidungswerk zu erkennen, das jetzt zwischen den wahrhaft Geweihten und den bloßen Namenchristen vor sich geht. Viele können das bildliche Feuer schon flammen sehen und das „Feldgeschrei“ der Völker, den Kommandoruf des neuen Königs, Immanuels, wahrnehmen und die Ereignisse, die „siebte Posaune“ genannt, und die „Wolken“ der Trübsal erkennen, in denen der Herr kommt, und aus und in welchen seine Macht sich erweisen soll, alle Dinge sich unterwerfend, erkennen.
Wir haben schon darauf aufmerksam gemacht (Band 1), dass die Tatsache, dass man das Erntewerk wirklich vor sich gehen sieht, ein Beweis für die Gegenwart des Herrn sei. Er erklärte, dass er der Hauptschnitter und Leiter des ganzen Werkes sein würde. „Siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer gleich dem Sohn des Menschen, welcher auf seinem Haupt eine goldene Krone und in seiner Hand eine scharfe Sichel hatte. … Und der auf der Wolke saß, legte seine Sichel an die Erde und die Erde wurde geerntet.“ „Zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen, sammelt“ usw. (Offb. 14:14, 16; Matth. 13:30) Die Erntearbeit wird zu ihrer Ausführung vierzig Jahre in Anspruch nehmen und mit dem Jahre 1914 enden. Ihre verschiedenen Teile werden nach und nach vollführt werden, aber alle Tage derselben sind „Tage des Sohnes des Menschen“ – Tage der Gegenwart und Macht unseres Herrn – die schließlich von allen werden erkannt werden, zuerst jedoch nur von der Klasse, die der Apostel angibt: „Ihr Brüder, seid nicht in Finsternis.“
„In flammendem Feuer.“ – Die nächste dieser symbolischen Aussagen kann leicht verstanden werden, wenn die Bedeutung der Symbole Feuer usw., die wir schon erklärt haben (Band 1), im Sinn behalten wird. Sie lautet: Der Herr Jesus wird geoffenbart werden „vom Himmel mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer, wenn er Vergeltung gibt, denen, die Gott nicht kennen, und denen, die dem Evangelium unseres Herrn Jesu nicht gehorchen.“ – 2. Thess. 1:8
Buchstäblich ausgedrückt verstehen wir, dies bedeute, dass an seinem Tag (dem tausendjährigen Zeitalter) die Gegenwart unseres Herrn der Welt offenbart oder von seiner Stellung geistiger Herrschaft („Himmel“) aus in dem Zorn und den Strafen kundgetan wird, die über alles Böse und alle Übeltäter kommen werden. Es wird verzehrende Rache (Vergeltung) sein, wie das Symbol Feuer anzeigt, und wird den üblen Systemen, dem Irrtum, der Unterdrückung oder den boshaften Sündern weder Wurzel noch Zweig lassen; und alle die Stolzen und alle Übeltäter werden an jenem Millenniumtag wie Stoppeln verbrannt werden. Am Anfang desselben – in der „Ernte“-Periode – wird dieses Feuer schrecklich brennen, und Hochmut und Böses, die jetzt so hoch emporschießen, verzehren. Glücklich die, welche ihren Hochmut und ihr Böses darangeben, um verzehrt zu werden, auf dass sie selbst nicht verzehrt werden („in dem zweiten Tod“), wie es etlichen Widerwilligen augenscheinlich während des Millenniums ergehen wird. Von dieser Zeit lesen wir: „Siehe, der Tag kommt, brennend wie ein Ofen; und es werden alle Übermütigen und jeder Täter der Gesetzlosigkeit zu Stoppeln werden, und der kommende Tag wird sie verbrennen, spricht Jehova der Heerscharen, so dass er ihnen weder Wurzel noch Zweig lassen wird.“ – Mal. 4:1
Die „Engel seiner Macht“, Boten oder Werkzeuge sind verschiedene und mögen wohl mit Recht als sich auf all die verschiedenen Wirksamkeiten, die unser Herr bei dem Umsturz der üblen Systeme der Gegenwart und zur Züchtigung der Übeltäter verwendet, beziehend und sie einschließend verstanden werden; mögen sie nun belebt oder leblos sein.
Während nun der Zorn und die Vergeltung des Herrn sich so in flammenden Feuer, in verzehrender Trübsal, wie nie zuvor, kund tut, so allgemein und weitverbreitet und dem Bösen so verderblich, da werden Gerechtigkeit und die Gerechten anfangen zur Gunst zu gelangen. Und sobald dies beides mehr und mehr in die Augen fällt, werden die Menschen anfangen, den Schluss zu ziehen, dass eine neue Macht die Zügel der menschlichen Angelegenheiten in die Hand genommen hat; und so wird die Gegenwart unseres Herrn als des Königs aller Könige der Welt offenbart werden. Er wird geoffenbart werden „in flammendem Feuer, Vergeltung übend (sowohl) an denen, die Gott nicht kennen, (die nicht wirklich mit Gott bekannt sind, die aber trotzdem dem Licht des Gewissens zu gehorchen verfehlen, das alle bis zu einem gewissen Grad besitzen) und (eben sowohl) an denen, die (während sie Gott kennen, doch) dem Evangelium unseres Herrn Jesus Christus nicht gehorchen.“
Unter den Züchtigungen und bei dem wachsenden Licht und den günstigen Verhältnissen des Millenniums werden alle zu solch klarer Erkenntnis der Wahrheit und des Weges der Gerechtigkeit gebracht werden, dass sie ohne die Entschuldigung der Unwissenheit oder Unfähigkeit, der Wahrheit zu gehorchen, sein werden; und diejenigen, welche fort und fort Feinde Gottes und der Gerechtigkeit bleiben, werden mit dauernder Vertilgung (einer Vertilgung oder Vernichtung, aus der es keine Auferstehung gibt) aus dem Angesicht (der Gegenwart) des Herrn und von der Herrlichkeit seiner Macht bestraft werden.
„In Macht und großer Herrlichkeit.“ – Die nächste Aussage geht dahin, dass die Welt den Sohn des Menschen kommen sieht, ehe sein Königreich voll aufgerichtet ist oder seine Miterben alle gesammelt und mit ihm erhöht sind; und wenn sie ihn kommen sehen, sollen alle Stämme der Erde wehklagen – „Sie werden den Sohn des Menschen kommen sehen mit Macht und großer Herrlichkeit.“
Schon jetzt sieht die Welt die Trübsalwolken sich sammeln und dunkler werden. Sie merken, dass in den Angelegenheiten der Menschen jetzt eine Gewalt tätig ist, mit der sie nicht Schritt halten können. Die nahe Zukunft ist für den gegenwärtigen Ausblick dunkel und verhängnisvoll für alle, die genügendes Verständnis besitzen, den Lauf der Ereignisse zu sehen. Man sieht die ruhige Würde und die Beharrlichkeit, mit der Fragen von Recht und Unrecht, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit der Beachtung sich aufzwingen und ein Kundgeben persönlicher Grundsätze fordern. Viele erkennen die Herrlichkeit und Macht des neuen Herrschers der Erde, doch weil Wolken und Dunkel um ihn her sind, so sehen sie den König selbst nicht. Man sieht die Wolken und sieht daher ihn kommen in den Wolken mit großer Macht und Herrlichkeit, aber ihn erkennen sie nicht. Nicht bis die Wolken sich in Hagel und Feuerkohlen (Psalm 18:13) entladen haben, um den Stolz der Menschen und Selbstsucht und Vorurteile zu brechen und zu verzehren, werden die Wolken verschwinden und die volle Majestät und Herrlichkeit der Gegenwart Christi offenbar werden. Wenn die Menschen acht haben und auf die Stimme des Herrn hören würden, die jetzt den Lauf der Gerechtigkeit lenkt und vor herbeikommender Wiedervergeltung warnt, das große Unheil könnte vermieden werden. „Doch in einer Weise redet Gott und in Zweien, ohne dass man es beachtet: … dann öffnet er das Ohr der Menschen (im Gewittersturm des „Tages der Trübsal“) und besiegelt die Unterweisung, die er ihnen gibt, um den Menschen von seinem (eigenen) Tun abzuwenden, und auf dass er Übermut vor dem Manne verberge.“ – Hiob 33:14-17
„Siehe, er kommt mit Wolken“, und zu seiner Zeit „werden ihn alle Augen sehen“. Sie werden seine Gegenwart, Macht und Autorität erkennen, und alle müssen sich ihr unterwerfen, ob willig oder widerwillig, bis Satan am Ende des Millenniums auf eine kleine Weile wieder losgelassen wird. Dann wird nach voller Erfahrung ihre Willigkeit oder Unwilligkeit durch und durch geprüft werden, und die Böswilligen werden vernichtet werden – im zweiten Tod, bildlicherweise der Feuersee genannt. – Offb. 21:8
So sehen wir, dass all diese bildlichen Schilderungen der Art und Weise des zweiten Adventes unseres Herrn vollkommen mit den einfachen Aussagen stimmen, die da erklären, dass seine Gegenwart zuerst ein Geheimnis sein wird, nur denen bekannt, die da wachen.
In gleicher Weise
Was wird nun durch den Ausspruch des Engels zur Zeit der Himmelfahrt unsers Herrn gelehrt: – „Dieser Jesus, der von euch in den Himmel aufgenommen worden ist, wird also (in gleicher Weise) kommen, wie ihr ihn gen Himmel habt auffahren sehen.“ – Apg. 1:11
Eine sorgfältige Untersuchung dieses Textes wird seine Harmonie mit den vorigen offenbaren. Manche scheinen zu meinen, dass die Stelle laute: Wie ihr den Herrn in den Himmel fahren saht, so, in gleicher Weise, werdet ihr ihn auch wiederkommen sehen. Solche sollten diese Stelle wieder und wieder lesen, bis sie bemerken, dass es nicht heißt, dass die, welche ihn gehen sahen, ihn kommen sehen werden, noch auch, dass irgend jemand ihn kommen sehen wird. Was sie sagt, ist dies, dass die Art und Weise seines Kommens wie die Art und Weise seines Gehens sein wird. Was war aber die Art und Weise seines Gehens? Geschah es mit großer Pracht und mit großem Schaugepränge? Geschah es mit Posaunenschall und Stimmen und einem großen die Luft erschütternden Feldgeschrei, und erschien die Person Jesus in ihrer übernatürlichen Herrlichkeit und in vollem Glanz? Wenn das der Fall war, so müssen wir seine Wiederkunft „in derselben Weise“ erwarten. Aber geschah es nicht im Gegenteil so ruhig und geheimnisvoll als nur möglich, in Übereinstimmung mit seinem Zweck, durch und durch überzeugte Zeugen der Tatsache zu haben? Niemand sah ihn oder wusste darum, als nur seine treuen Nachfolger. Sein Ausspruch (Joh. 14:19): „Noch ein Kleines (kurze Zeit) und die Welt sieht mich nicht mehr“, ist noch nie umgestoßen worden; denn nur die Brüder sahen seine Kundgebungen nach seiner Auferstehung, und niemand anders war Zeuge seiner Auffahrt. Und in gleicher Weise, wie er hinwegging (ruhig, verborgen, so weit es die Welt betraf und nur seinen Nachfolgern bekannt), so, in dieser Weise, kommt er wieder. Und als er hinwegging, hob er seine Hände auf und segnete sie, und so ist es, wenn er wiederkommt, dass ihre Freude vollkommen sei, wie er sagte: „Ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen.“ „Ich werde euch wiedersehen und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude nimmt niemand von euch.“ – Luk. 24:50, 51; Joh. 14:3; 16:22
Der Engel schien auch besonderen Nachdruck auf den Umstand zu legen, dass „dieser Jesus“ wiederkommen werde. Derselbe, der die Herrlichkeit verließ, die er bei dem Vater hatte, ehe die Welt war, und Mensch wurde, arm wurde, auf dass wir reich gemacht würden; derselbe, der auf Golgatha starb; derselbe Jesus, der als lebendigmachender Geist am dritten Tage auferstand; derselbe Jesus, der während der vierzig Tage seine Umwandlung kundtat; dieser selbe Jesus fuhr jetzt auf in die Höhe. Ja, es ist derselbe Jesus, der zwei Wechsel der Naturen erlebt hatte – zuerst aus dem Geistigen ins Menschliche und dann aus dem Menschlichen ins Göttliche. Der Naturwechsel hatte seine Persönlichkeit nicht zerstört. Seine Persönlichkeit (Identität) wurde erhalten, wie der Engel uns hier versichert, ob man sich die Sache erklären kann oder nicht; und obwohl wir ihn nicht mehr nach dem Fleisch (als einen Menschen – 2. Kor. 5:16) kennen, sondern uns seiner Erhöhung erinnern sollten, dass er jetzt göttlicher, geistiger Natur ist, dennoch dürfen wir daran denken, dass es derselbe liebreiche Jesus ist, dass er in dieser Beziehung nicht verändert ist. Es ist „dieser Jesus“ (der, obwohl vierzig Tage lang nach seiner Auferstehung gegenwärtig, nur von seinen Jüngern gesehen wurde und von ihnen auch nur kurze Zeit), der während seiner zweiten Gegenwart so unsichtbar für die Welt sein wird wie während der vierzig Tage, die seiner Auffahrt vorangingen. Er kommt diesmal nicht, um sich zum Opfer dazugeben, und folglich hat er keinen Gebrauch mehr für einen menschlichen fürs Opfer bereiteten Leib. (Hebr. 10:5) Das ist nun alles vorüber; er stirbt nicht mehr; er kommt jetzt, um das erlöste Geschlecht aufzurichten und zu segnen.
Unser Herr gab uns eine überaus schöne Veranschaulichung der Art und Weise, in der seine Gegenwart offenbart werden würde, wenn er sagt: „Wie der Blitz (die Leuchte, die Sonne) ausfährt von Osten und scheint bis zum Westen, also wird die Ankunft (Gegenwart) des Sohnes des Menschen sein.“ (Matth. 24:27) Dass die meisten Übersetzungen dieses Verses mit dem Gebrauch des Wortes Blitz unrichtig sind, ist klar; denn die Blitzstrahlen kommen nicht vom Osten und scheinen bis zum Westen. Ebenso oft kommen sie aus anderen Vierteln und selten, wenn je einmal, fahren sie quer über den ganzen Himmel. Der Herr verwendet hier die Sonne als das Bild; und dies allein stimmt mit seinen Worten. Die Sonne ist es, die unabänderlich im Osten aufgeht und bis zum Westen scheint. Hier in diesem Text (ebenso in Luk. 17:24) ist das griechische Wort „Astrapi“ offenbar unrichtig wiedergegeben. Ein anderer Fall, bei dem dieses Wort Astrape von unserem Herrn gebraucht wird, ist Luk. 11:36, wo es von der Helligkeit einer Leuchte gebraucht wird. Unrichtige Ideen über die Wiederkunft und Offenbarung unseres Herrn, die sich noch dazu in den Gedanken der Übersetzer fest eingenistet hatten, führten zu dieser falschen Auffassung. Sie meinten, er werde urplötzlich, wie das Zucken eines Blitzes und nicht allmählich wie das aufgehende Sonnenlicht offenbart werden. Aber wie trefflich ist das Bild des Sonnenaufgangs als Sinnbild der allmählichen Dämmerung der Wahrheit und des Segens an dem Tag seiner Gegenwart. Der Herr fasst die Überwinder in diesem Bild mit sich zusammen, wenn er sagt: „Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem (König-) Reich ihres Vaters.“ Und der Prophet gebraucht dasselbe Bild und sagt: „Die Sonne der Gerechtigkeit wird aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln.“ Der Tagesanbruch ist ein allmählicher, aber schließlich wird volle, klare Helligkeit die Finsternis des Bösen, der Unwissenheit, des Aberglaubens und der Sünde gänzlich vertreiben.
Eine unvollkommene Übersetzung des Wortes Parousia hat ebenfalls dazu beigetragen diese Stellen zu verdunkeln. In der Elberfelder Übersetzung ist es durch Ankunft wiedergegeben. Aber Gegenwart ist die rechte Bedeutung des Wortes. Dies erkennt auch die englische revidierte Bibelübersetzung in einer Randglosse an, obgleich die ungenaue Wiedergabe beibehalten wurde. Mit den Gedanken, die man über die Wiederkunft des Herrn hat, und die man in den Text hineinträgt, verträgt sich Gegenwart nicht; und doch bedeutet das griechische Wort Parousia unabänderlich persönliche Gegenwart (wie man aus Stellen wie 2. Kor. 10:10 und Phil. 2:12 erkennen kann) eines, der gekommen ist, und sollte nie als auf dem Wege oder gerade ankommend verstanden werden. Die Stelle, die wir betrachten, lehrt also, dass die Gegenwart des Sohnes des Menschen allmählich kundgemacht oder offenbart werden soll, wie das Sonnenlicht allmählich aufgeht.
Mit dieser Erläuterung verband unser Herr Worte der Warnung vor einem Irrtum, der um die Zeit seiner Wiederkunft vorgetragen werden würde, darauf berechnet, seine Herauswahl (Kirche) irre zu leiten: „Siehe ich habe es euch vorher gesagt. Wenn sie nun zu euch sagen: Siehe, er ist in der Wüste! so gehet nicht hinaus; siehe, in den Gemächern! so glaubet nicht. Denn gleichwie der Blitz (wörtlich: die helle Leuchte, die Sonne) ausgeht von Osten und (allmählich) scheint bis zum Westen, also wird die Ankunft (Gegenwart) des Sohnes des Menschen sein.“ Hiermit will uns unser Herr gegen zwei in unseren Tagen gewaltig wachsende Irrtümer auf unsere Hut stellen. Der eine ist die Behauptung, dass unser Herr im Fleisch, in der Wildnis oder Wüste Palästina, kommen werde; und in diesem Glauben sind etliche dorthin gegangen und erwarten Jesus im Fleisch zu sehen mit den Narben seiner Kreuzigung. Da sie ihn erwarten, wie er war, und nicht „wie er ist“, stecken sie in einem großen Irrtum und verblenden sich gegen die Wahrheit, wie die Juden am ersten Advent es taten. Diese falschen Erwartungen führen diese Leute dahin, die folgende Aussage des Propheten buchstäblich zu nehmen: „Seine Füße werden an jenem Tage auf dem Ölberge stehen.“ usw. (Sach. 14:4) Durch falsche Erwartungen verblendet, sehen sie nicht, dass die „Füße“ in dieser Stelle figürlich gebraucht sind, ebenso wohl wie in Psalm 91:12; Jes. 52:7; Psalm 8:7; 110:1; Eph. 6:15; 5. Mose 33:3 und in vielen anderen Stellen. Wenn sie wüssten, was zu erwarten ist, so würden sie wissen, dass sie nicht nach Jerusalem gehen sollten, um nach dem Menschen Christus Jesus auszuschauen; denn der hoch erhöhte König kommt wie das Sonnenlicht und macht seine Gegenwart und seinen Einfluss über den ganzen Erdkreis fühlbar. Daher – „gehet nicht hinaus.“
„Wenn sie sagen werden, siehe, er ist in der Kammer; glaubet nicht.“ Spiritismus war immer bereit, mit Vortäuschung zu trügen und immer bereit, um fortgeschrittene Wahrheiten als ein Kleid des Lichtes zu benutzen. (2. Kor. 11:13, 14) Deshalb hat er nicht gezögert, zu beanspruchen, dass wir in einer Periode zeitüberwaltender Änderungen sind, nämlich das Ausmalen eines herrlichen Zeitalters. Unter anderen solcher Dinge lehren einige von ihnen sogar, dass Christus gegenwärtig ist und werden sehr bald, wir zweifeln nicht, spiritistische Sitzungen geben, bei welchen sie vorgeben werden, ihn in der verborgenen Kammer zu zeigen. Sollte sich der Irrtum in dieser oder einer anderen Form zeigen, lasst uns dann an die Worte unseres Herrn denken und alle solche Ansprüche als falsch zurückweisen, wissend, dass nicht solches seine Gegenwart offenbart, sondern „wie das Licht der Sonne“ voranschreitet, die Sonne der Gerechtigkeit mit Heilung in ihren Strahlen aufgehen wird.
Die Parousia des Herrn in der Ernte
Das Griechische ist eine sehr genaue Sprache, ein Umstand, der ihren Wert, einen genauen Ausdruck der Wahrheit zu geben, sehr erhöht. So wird z.B. das deutsche Wort kommen zur Wiedergabe vieler verschiedener griechischer Wörter gebraucht. Zum Beispiel: „ephistemi“ bedeutet über einen kommen, Luk. 21:34; „synerchomai“ bedeutet sammeln oder zusammenkommen, wie in 1. Kor. 11:18; „proserchomai“ bedeutet sich nähern oder herzukommen wie in Hebr. 4:16; „heko“ bedeutet ankommen oder gekommen sein, angekommen, wenn die Handlung des Kommens vollendet ist, wie in Joh. 2:4; „enhistemi“ bedeutet gegenwärtig sein und ist so übersetzt worden, außer in zwei Fällen, wo es so übersetzt werden sollte: „Schwere Zeiten werden kommen“ – gegenwärtig sein, und: „Dass der Tag Christi vorhanden“ – gegenwärtig (Elberf. Übers. – „da“) sei. (2. Tim. 3:1; 2. Thess. 2:2) Auch „Parousia“ bedeutet Gegenwart und sollte nie mit Kommen oder Zukunft oder Ankunft übersetzt werden. Zweimal ist es auch so übersetzt worden – 2. Kor. 10:10 und Phil. 2:12. (Das Wort Parousia kommt vierundzwanzigmal vor im Neuen Testament, und nur diese zwei Mal ist es mit Gegenwart übersetzt worden. Die andern Stellen, in denen es Zukunft oder Ankunft übersetzt ist, sind folgende: – Matth. 24:3, 27, 37, 39; 1. Kor. 15:23; 16:17; 2. Kor. 7:6, 7; Phil. 1:26; 1. Thess. 2:19; 3:13; 4:15; 5:23; 2. Thess. 2:1, 8, 9; Jak. 5:7, 8; 2. Petr. 1:16; 3:4,12; 1. Joh. 2:28)
Die Emphatic Diaglott Urtextübersetzung, eine sehr hilfreiche Übersetzung des Neuen Testaments, gibt Parousia (Gegenwart) bei fast jedem Vorkommen des Wortes richtig wieder. Zwei griechische Wörter, Heko und Parousia, und ihr Gebrauch im Neuen Testament, wünschen wir nun anzumerken und besonders die letztere, weil eine korrekte Wertschätzung ihrer Bedeutung Licht auf die Art und Weise der Wiederkunft unseres Herrn in den Passagen wirft, in welchen sie vorkommen. Dagegen verdeckt die gewöhnliche, aber falsche Übersetzung den wichtigen Punkt, den sie beleuchten sollte.
Mit dem rechten Gedanken betreffs der Bedeutung von Parousia im Sinn, dass es nicht Kommen als auf dem Wege seiend, sondern Gegenwart nach erfolgter Ankunft bedeutet, lasst uns nun einige Stellen untersuchen, in denen das Wort gebraucht wird; und daraus werden wir lernen, dass Gegenwart nicht notwendigerweise Sichtbarkeit einschließt, sondern dass es auf Dinge angewandt wird, die unsichtbar aber doch gegenwärtig sind. So z.B. Engel, Geistwesen, könnten bei uns, wenn auch unsichtbar, gegenwärtig sein, wie auch unser Herr während der vierzig Tage nach seiner Auferstehung in der Welt gegenwärtig war, ohne von der Welt gesehen zu werden, oder auch von seinen Jüngern, ausgenommen in den wenigen kurzen Fällen. Diese Tage waren ebenso sehr Tage seiner Parousia (Gegenwart) als die vorhergehenden dreiunddreißig und ein halb Jahre.
In der Unterredung, die der Frage von Matth. 24:3 vorherging, hatte unser Herr die Zerstörung des Tempels und die Verwerfung Israels nach dem Fleisch bis auf die Zeit, da sie ihn freudig als Messias anerkennen und sagen würden: „Gesegnet ist er“, vorhergesagt. Er hatte seinen Jüngern gesagt, dass er hinweggehen und wiederkommen und sie zu sich nehmen werde. Er nannte ihre Tage die „Ernte“ oder das Ende jenes Zeitalters und sagte ihnen von einer zukünftigen „Ernte“ zur Zeit seines zweiten Adventes (Matth. 9:37, 38; 13:39, 40). Ohne Zweifel daran gedenkend, dass nur so wenige ihn bei seinem ersten Advent anerkannten, wünschten sie zu wissen, wie er bei seinem zweiten Advent sicher erkannt werden könnte. Wahrscheinlich erwarteten sie, dass sein zweiter Advent noch in ihre Zeit fallen würde. Daher rührt ihre Frage: „Was ist das (Erkennungs-) Zeichen deiner Ankunft (Parousia, Gegenwart) und der Vollendung (des Endes) des Zeitalters?“
Wegen ihrer Neigung, die Endereignisse des jüdischen Zeitalters oder dessen Ernte, in der sie schon waren, mit der noch zukünftigen „Ernte“, dem Ende der christlichen Heilszeitordnung zu vermischen, gab unser Herr einen ganz eingehenden Bericht der Ereignisse, die noch dazwischen fallen sollten. Damit zeigte er an, dass noch eine beträchtliche Periode zu durchlaufen sei. Er gab jedoch keine deutliche Idee über ihre Länge; denn selbst er wusste damals noch nicht, wie lang sie sein würde – Mark. 13:32; Matth. 24:36
Die Antwort des Herrn in Vers 1-14 umfasst das ganze christliche Zeitalter, und seine Worte in Vers 15-22 haben eine doppelte Anwendung, – eine buchstäbliche auf des Ende des jüdischen Zeitalters und eine bildliche auf das Ende des christlichen Zeitalters, von dem das jüdische ein Schatten war. Vers 23-26 enthalten Worte der Warnung vor falschen Christussen und in Vers 27 kommt er zu ihrer Frage betreffs seiner Parousia und erklärt (richtig übersetzt): „Wie die helle Leuchte (das Sonnenlicht) aus dem Osten kommt und bis zum Westen scheint, so wird die Parousia (die Gegenwart) des Sohnes des Menschen sein.“ Das Sonnenlicht ist plötzlich da, jedoch geräuschlos, und wird zuerst von denen gesehen, die zuerst erwachen.
Wir lassen andere zwischeneinkommende Züge der Rede unseres Herrn für eine spätere Prüfung an geeignetem Platz hier beiseite und beachten seine zweite Bezugnahme auf ihre seine Parousia betreffende Frage in Vers 37 und 39. Er sagt: „Gleichwie die Tage Noahs, also wird auch die Ankunft (Parousia, Gegenwart) des Sohnes des Menschen sein.“ Beachte“ dass der Vergleichungspunkt nicht zwischen dem Kommen Noahs und dem Kommen unseres Herrn liegt, noch auch zwischen dem Kommen der Flut und dem Kommen unseres Herrn. Auf das Kommen Noahs ist gar kein Bezug genommen, noch auch auf das Kommen des Herrn; denn, wie wir schon nachgewiesen haben, Parousia heißt nicht Kommen, sondern Gegenwart. Die Vergleichung ist somit zwischen der Zeit der Gegenwart Noahs unter den Leuten „vor der Flut“ und der Zeit der Gegenwart Christi in der Welt bei seinem zweiten Advent vor dem Feuer – dem außerordentlichen Trubel des Tages des Herrn, mit dem dieses Zeitalter zu Ende geht.
Obwohl nun die Leute in Noahs Tagen, vor der Flut, gottlos waren, und obwohl sie in der Zeit der Gegenwart unseres Herrn, ehe das heiße Feuer der Trübsal über sie kommt, gottlos sein werden, so ist doch das auch nicht der Vergleichungspunkt oder die Ähnlichkeit, auf welche unser Herr hinzielt. Denn Gottlosigkeit gab es zu jeder Zeit. Der Vergleichungspunkt ist deutlicher angegeben und ist leicht erkennbar, wenn wir achtsam lesen: Die Leute, ausgenommen die Glieder der Familie Noahs, waren über die kommende Flut unwissend und dem Zeugnis Noahs und seiner Familie gegenüber ungläubig, und folglich „erkannten sie es nicht.“ Dies ist der Vergleichungspunkt: So wird auch die Gegenwart des Sohnes des Menschen sein. Niemand, ausgenommen die Familie Gottes, wird hier glauben; die andern werden „es nicht erkennen“, bis die Einrichtungen der Menschheit, wie sie gegenwärtig bestehen, in der Gluthitze der hereinbrechenden Trübsalzeit zu schmelzen anfangen. Dies ist durch die Worte verdeutlicht: „Denn gleichwie sie in den Tagen vor der Flut waren: sie aßen und tranken, sie heirateten (Luk. 17:28 ist hinzugefügt: „sie pflanzten, sie bauten“), bis zu dem Tag, da Nah in die Arche einging und sie es nicht erkannten … also wird auch die Ankunft (Parousia: Gegenwart) des Sohnes des Menschen sein.“ Zur Zeit der Gegenwart des Sohnes des Menschen wird daher die Welt fortfahren mit essen, trinken, pflanzen, bauen und heiraten. Dies wird nicht als sündiges Tun erwähnt, sondern als Anzeichen ihrer Unwissenheit über seine Gegenwart und über den Trubel, der in der Welt im Gange ist. Das also ist die Antwort unseres Herrn auf die Frage der Jünger: Was wird das Zeichen (Merkmal) deiner Parousia (Gegenwart) und des Endes oder der Ernte des Zeitalters sein? In Summa sagte er: Für die weltliche Masse gibt es kein Zeichen; sie wird nichts von meiner Gegenwart und von dem Wechsel der Zeitordnung merken. Nur die Wenigen werden (auf eine hier nicht erklärte Weise) von Gott gelehrt sein, ehe irgend ein Zeichen (Merkmal) vorhanden ist, das die Weltleute erkennen könnten.
Der Bericht des Lukas (17:26-30), obwohl nicht in dieselben Worte gefasst, stimmt damit vollständig. Lukas gebraucht das Wort Parousia nicht, aber er drückt genau denselben Gedanken aus, wenn er sagt: Gleichwie es in den Tagen Noahs geschah, also wird es auch sein in den Tagen des Sohnes des Menschen“ – in den Tagen seiner Gegenwart. Nicht vor seinen Tagen, noch auch nach seinen Tagen, sondern in (während) seinen Tagen wird die Welt essen, trinken, heiraten, kaufen, verkaufen, pflanzen und bauen. Diese Schriftstellen lehren also deutlich, dass unser Herr der Welt gänzlich unbekannt und ungesehen von ihr am Ende dieses Zeitalters gegenwärtig sein wird.
Obgleich nie wieder eine Flut kommen wird, um die Erde zu zerstören (1. Mose 9:11), so steht doch geschrieben, dass die ganze Erde soll von dem Feuer des Eifers Gottes verzehrt werden wird. (Zeph. 3:8) Nicht die buchstäbliche, physische Erde ist es in beiden Fällen, sondern die bestehende Ordnung der Dinge. Im ersteren wurde dies durch Ertränken aller Menschen mit Ausnahme Noahs bewirkt; im letzteren durch Verbrennen aller ausgenommen die Familie Gottes im symbolischen Feuer – in der großen Trübsal des Tages des Herrn. Die glaubenstreuen Kinder Gottes sollen würdig erachtet werden, alle dem zu entgehen, was über die Erde kommt (Luk. 21:36); nicht, dass sie notwendigerweise von der Erde genommen werden müssten, sondern dass sie feuerfest gemacht werden wie es in der vorbildlichen Vorausdarstellung mit den drei Hebräern geschah, die inmitten des siebenfach geheizten feurigen Schmelzofens wandelten und an deren Kleidern kein Feuergeruch war; weil einer wie ein Sohn Gottes bei ihnen war. – Dan. 3:19-27
Zunächst wollen wir diese Schriftstellen betrachten, welche lehren, dass viele in der Christenheit eine Zeitlang über die Gegenwart des Herrn und über die „Ernte“ und das Ende dieses Zeitalters in Unwissenheit sein werden, während er tatsächlich gegenwärtig, und das Erntewerk im Fortschritt begriffen ist.
Die Schlussverse von Matth. 24, vom 42 Vers an, sind sehr bezeichnend. Im 37. Vers hatte unser Herr gezeigt, dass die Welt von der Parousia des Sohnes des Menschen nichts wissen werde, und nun warnt er die, welche ihrem Bekenntnis nach seine Jünger zu sein behaupten, dass sie, wenn sie nicht auf ihrer Hut seien, auf ähnliche Weise im Hinblick auf seine Parousia im Dunkeln sein werden. Er sagt: „Wachet also; denn ihr wisset nicht zu welcher Stunde euer Herr kommt“ – das bedeutet ankommt. Wenn Leute einen Dieb zu einer bestimmten Stunde erwarteten, so würden sie wach und auf bleiben, damit sie nicht überrascht würden. So solltet ihr immer wach sein, immer bereit und stets wachsam ausschauen auf die ersten Anzeichen meiner Parousia. Als Antwort auf eure Frage: „Wann wird das sein?“ sage ich nur: Wachet und seid bereit, und wenn ich ankomme, wenn ich gegenwärtig bin, werde ich es allen Wachsamen und Treuen mitteilen, und sie allein sollen irgendein Recht haben, es zu wissen; alle andern sollten und müssen in der Finsternis draußen sein und müssen mit und wie die Welt lernen – nämlich durch Trübsal.
„Wer ist nun der getreue und kluge Knecht, den sein Herr über sein Gesinde (Haushalt) gesetzt hat (setzen wird) (Das synaitische und älteste Manuskript hat sowohl „setzen wird“ als auch „Haushalt“.) „um ihnen die Speise zu geben zur rechten Zeit? Glückselig jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, also tuend (wachen) finden wird! Wahrlich, ich sage euch: er wird ihn über seine ganze Habe (alle Speisen, Wahrheiten) setzen.“ Die ungeheure Vorratskammer köstlicher Wahrheiten soll solchen treuen Knechten geöffnet werden, um den ganzen Haushalt des Glaubens zu versorgen, zu nähren und zu bewaffnen.
Aber wenn das Herz des Knechtes nicht recht steht, wird er sagen: „Mein Herr verzieht zu kommen (ist noch nicht angekommen)! und fängt an zu schlagen (widersprechen, unterdrücken) seine Mitknechte (die nicht mit ihm übereinstimmen und daher das Gegenteil erklären: Mein Herr säumt nicht, sondern ist gekommen, ist gegenwärtig) und isst und trinkt mit den Trunkenen (wird weltlich – berauscht von dem Geist der Welt), so wird der Herr jenes Knechtes kommen (griech. „heko“, gekommen sein, gegenwärtig sein) an einem Tag, an welchem er es nicht erwartet, und in einer Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn entzwei- (ab-) schneiden (von dem Licht und den Lichtgenossen, die bevorzugt sind, dem Haushalt die Speise zur rechten Zeit darzureichen) und ihm seinen Teil setzen mit den Heuchlern. (Obgleich selbst kein Heuchler, sondern eigentlich ein Diener, aber untreu und beschwert, muss er an dem Los der Heuchler, an der Verlegenheit und dem kommenden Trubel Babylons teilnehmen.) Da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen.“
Bei sorgfältiger Prüfung lehrt uns diese Stelle, dass es am Ende dieses Zeitalters eine Anzahl Leute geben wird, die da leugnen, dass der Herr gegenwärtigist (nicht, dass er irgend einmal kommen werde, sondern, dass er gekommen sei), und die ihre Mitknechte schlagen oder sich ihnen unduldsam widersetzen. Diese müssen also das gerade Gegenteil lehren, nämlich, dass der Herr gekommen ist. Wer der treue, wahre Knecht und wer der im Irrtum steckende ist, wird deutlich vom Herrn ausgesagt. Den Treuen, den er wachsam findet, und der nach bestem Vermögen seinen Mitknechten rechte Speise vorträgt, wird er erhöhen und vollere Anwartschaft über die Vorratskammer der Wahrheit geben und vermehrte Fähigkeit, sie dem Haushalt vorzutragen. Der Untreue dagegen wird nach und nach von ihm getrennt werden und mehr und mehr zur Gleichgesinntheit mit den bloßen Bekennern oder Heuchlern gezogen werden. Und beachte den Umstand, dass der Untreue auf solche Weise zu einer Zeit abgeschnitten oder getrennt wird, da er es nicht gewahr wird, nicht weiß – zur Zeit der Ernte, da unser Herr wirklich, ihm unbewusst, gegenwärtig ist und seine Juwelen sucht und sammelt – Matth. 13:30; Psalm 50:5; Mal. 3:17; Matth. 24:31.
Wir gehen hier so ins einzelne ein, bloß um zu zeigen, dass der Herr als Antwort auf die Frage der Jünger wegen Zeichen und Beweisen seiner zweiten Gegenwart lehrte, dass weder die Welt noch die untreuen Diener etwas davon gewahr werden würden, bis das mit innerer Kraft brennende Feuer der Trübsal zum wenigsten begonnen hat; und dass die treuen augenfällig ihn durch das Auge des Glaubens als gegenwärtig erkennen würden. Durch die für ihre Unterweisung zuvor geschriebene und zur rechten Zeit von ihnen zu verstehende Schrift erkennen sie solches. „Gegenwärtige Wahrheiten“ (2. Petr. 1:12) über jeden Gegenstand sind Teile seiner „Habe“ und der alten und neuen Schätze, die unser Herr vor uns ausbreitet und uns reichlich zuteilt – Matth. 24:45-47
Während der Herr auf solche Weise durch vorhergesagte Anzeichen reichliche Vorsorge traf, damit seine Herauswahl, wenn es Zeit ist, seine Gegenwart erkennen könne, obwohl sie ihn nicht mit dem natürlichen Auge sehen sollte, hat er uns auch treulich vor Verführungen gewarnt, die aufkommen würden – Verführungen, die so einleuchtend erscheinen würden, dass, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten betrogen würden. Aber dies ist nicht möglich, weil alle Auserwählten die Warnung ernstlich beachten und durch eifriges Studium sich mit den vorhergesagten Anzeichen seiner Gegenwart vertraut machen und auf ihre Erfüllung aufpassen. Wer anders gesinnt ist, gehört nicht zu der auserwählten Klasse. Nur die Überwinder sollen mit dem Herrn regieren. Diese Verführungen, wie wir später zeigen werden, sind bereits vorhanden und verführen viele. Aber Gottlob, die Auserwählten sind bereits im voraus gewarnt und gerüstet und sollen weder verführt noch entmutigt werden. Obwohl Wolken und Dunkelheit um ihn her sind, sie erkennen seine Gegenwart und frohlocken, dass ihre Befreiung sich nahet. Wenn jemand zu euch sagen wird: Siehe hier ist Christus oder da (an irgend einem besonderen Ort), glaubt es nicht. Und wenn sie zu euch sagen: Siehe, er ist in der Wüste; gehet nicht hinaus. Siehe, er ist in der Kammer, glaubt es nicht; denn wie das hellleuchtende Sonnenlicht, das allmählich heraufdämmert und die Erde erfüllt, sowird seine Gegenwart sein (Matth. 24:23, 26, 27). Er wird, wie vorausgesagt, durch das dämmernde Licht der Wahrheit kund und offenbar werden – Wahrheit auf jedem Gebiet, wie wir sie jetzt so rasch und glorreich sich entfalten sehen. Noch einige Jahre und die Sonne der Gerechtigkeit wird voll aufgegangen sein mit Heil in ihren Stahlen, um die vom Tode geschlagene Welt zu segnen und aufzurichten.
Im Hinblick auf die in diesem und den vor- und nachfolgenden Kapiteln dargelegten Beweise nehmen wir keinen Anstand, die Herz erfreuende Nachricht zu verkünden, dass die Ernte des christlichen Zeitalters über uns gekommen ist und dass der Meister wieder als Hauptschnitter gegenwärtig ist – nicht im Fleisch, wie in der jüdischen Ernte – sondern in großer Kraft und Herrlichkeit als der „hoch erhöhte“ göttliche Christus, dessen herrlicher Leib jetzt „der Abglanz der Herrlichkeit und der Abdruck des Wesens“ des Vaters ist, wenn seine herrliche Person auch vor dem menschlichen Auge verschleiert ist. Er führt jetzt sein gerechtes Regiment ein. Seine Sichel der Wahrheit scheidet; und er sammelt in Einheit des Herzens und Sinnes die reifen Früchte des geistlichen Israels, und bald wird der vollendete „Leib“ die Welt beherrschen und segnen.
Diese Ankündigung machen wir hier, damit der Leser, wenn wir voranschreiten, desto deutlicher erkenne, was die Zeitprophezeiungen ganz besonders anzeigen, wenn wir nun nachweisen, dass die Ernte und alle mit ihr zusammenhängenden Ereignisse jetzt chronologisch an der Zeit sind und, wie vorhergesagt, zur Erfüllung gelangen.
So sehen wir also, dass all diese Zeitprophezeiungen und all die eingehenden Belehrungen in Bezug auf die Art und Weise der Erscheinung des Herrn und deren begleitende Umstände nicht gegeben worden sind, um die Welt in Aufregung zu versetzen, noch um die Neugier zu befriedigen, noch um die schlafende Namenchristenheit aufzuwecken. Sie sind aber gegeben worden, damit die, welche nicht schlafen und nicht von der Welt sind, sondern die wach, dem Herrn geweiht und treu und ernstliche Forscher nach dem Plan ihres Vaters sind – damit sie über die Bedeutung der sich abspielenden Ereignisse Kenntnis hätten und über eine Sache und in Bezug auf Ereignisse, die auf keinem anderen Weg mit Gewissheit erkennbar sind, nicht in Finsternis wären – nämlich über die Ernte, die Gegenwart des Hauptschnitters, das Dreschen und Reinigen des wahren Weizens, das Binden und Verbrennen des Scheinweizens in der Zeit der Trübsal usw.
Das vorhergesagte Spotten
Der Apostel Petrus beschreibt, wie etliche der untreuen Knechte und Heuchler während der Gegenwart des Herrn spotten werden, gerade wie sie auch in den Tagen Noahs spotteten (2. Petr. 3:3, 4, 10, 12). Beachte, dass der Apostel an Christen schrieb und dass die Spötter, die er beschreibt, in der Namenchristenheit sind und an des Herrn Werk und Plan ihrem Bekenntnis nach ein Interesse haben und daher glauben, dass er einmal kommen werde. Das hier beschriebene Spotten bezieht sich gerade auf den vorliegenden Gegenstand, und wir hören es daher und werden es noch von solchen hören, die ihrem Bekenntnis nach Christen sind, wenn immer die Lehre der Gegenwart des Herrn und des Erntewerkes vorgetragen wird. Christen haben, bis sie die Sache untersuchen, gewöhnlich die Idee, dass buchstäbliche Kundgebung durch Feuer, Posaunen, Stimmen usw. und ein sichtbares Herabkommen des Herrn als ein durch die Luft fahrender glänzender Leib von Fleisch zu erwarten sei. Wenn sie daher von seiner unsichtbaren Gegenwart hören, nehmen sie sich nicht die Zeit, den Gegenstand zu besehen, darüber sie sich so sicher fühlen und mit irdischen Plänen beschäftigt und vom Geist der Welt berauscht werfen sie die Sache schnell als jeder Untersuchung unwürdig beiseite.
Auf diese Klasse bekennender Christen nimmt der Apostel Bezug und sagt: „In den letzten Tagen (am Schluss des christlichen Zeitalters – in der „Ernte“) werden Spötter mit Spötterei kommen, die nach ihren eigenen Lüsten (Plänen, Theorien, usw.) wandeln und (wozu eben gehört, dass sie) sagen: Wo ist die Verheißung seiner Ankunft (Gegenwart, Parousia)? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so wie vom Anfang der Schöpfung an.“ Wenn sie auf unsers Herrn Aussage (Matth. 24:37-39; Luk. 17:26) hingewiesen werden, dass in seinen Tagen, in den Tagen seiner Gegenwart die Dinge ihren gewöhnlichen Verlauf nehmen würden und dass die Menschen, wie in Noahs Tag, essen, trinken, heiraten, pflanzen und bauen würden und dass die Welt wie damals nichts von seiner Gegenwart wissen und die Zeichen des nahen, raschen und großen Umschwunges nicht entziffern würden, so sind sie zu beschäftigt, dies sorgfältig zu prüfen und fahren nur fort zu spotten.
Ach! sagt Petrus, sie vergessen, dass auch in Noahs Tagen ein großer Umschwung stattfand; und dann beschreibt er unter dem Sinnbild des Feuers die alles überflutenden Wogen der Trübsal, die bald die ganze Welt ereilen und alle bürgerliche und kirchliche Herrschaft (die Himmel) umstürzen und die gesamte gesellschaftliche Einrichtung (die Erde) schmelzen werden, und wie dies Anarchie und soziales Chaos (Wirrwarr) erzeugen werde, bis die neuen Himmel (herrschende Mächte – das Reich Gottes) völlig hergestellt seien, sowie auch eine neue Erde (eine menschliche Gesellschaft auf einer neuen und besseren Grundlage der Liebe, Gleichheit und Gerechtigkeit). Dann erinnert uns der Apostel (Vers 8) daran, dass dieser Tag der Gegenwart des Herrn, auf welchen die Herauswahl so lange gehofft und nach ihm sich gesehnt hat, ein Tausendjahrtag, das Millennium der Herrschaft Christi sei.
In Vers 10 versichert er uns, dass „der Tag des Herrn ankommen (griech. heko – angekommen sein) werde wie ein Dieb“, (Alte Manuskripte (Handschriften) lassen hier die Worte in der Nacht aus.) unbeachtet, heimlich. Er wird hier sein, während sie spotten und die Mitknechte schlagen, welche die Wahrheit erklären. Dann ermahnt der Apostel die Heiligen, sich von der Welt getrennt zu halten, damit sie nicht durch Politik, Geldmacherei usw. verschlungen werden und ihr Streben auf höhere Dinge zu richten. Er sagt: In Anbetracht, dass in Gottes Plan gegenwärtige irdische Zustände nur zeitweilige sind und bald der besseren Ordnung Platz machen müssen, wie beschaffen müssen wir sein in betreff heiligen Wandels und Frömmigkeit – (nämlich) erwartend die Gegenwart (Parousia) des Tages Gottes – auf die Zeichen achtgebend, die da beweisen, dass er gekommen ist.
Und Dank sei Gott, seine Vorsorge ist so reichlich, dass all die Frommen, die nach dem Tag ausschauen, es wissen werden, ehe das Feuer des Zornes voll ausbricht. Durch Paulus versichert er uns, dass keines der Kinder des Lichts in Finsternis gelassen werden, noch jener Tag sie überraschen wird (1. Thess. 5:4). Folglich sehen wir, obgleich wir schon in dem Tag der Gegenwart des Herrn sind und im Anfang des großen Feuers der Trübsal, dass es gerade so ist, wie es uns auch im Bild (Offb. 7:1-3) gezeigt wird: – Der Sturm wird in Schach (im Zaum) gehalten, bis die treuen Knechte Gottes „an ihren Stirnen versiegelt“ worden sind, das bedeutet, bis ihnen ein Verständnis über die Zeit, die Gegenwart, geworden ist. Dies wird sie nicht nur trösten und schützen, sondern wird auch ein Merkmal oder Siegel oder Beweis ihrer Sohnschaft sein, wie es von unserem Herrn angedeutet ist, wenn er verhieß, dass der heilige Geist den Glaubenstreuen „Zukünftiges“ zeigen werde – Joh. 16:13
Etliche fassen die Aussage des Apostel Petrus buchstäblich auf, dass „die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch und die Elemente im Brand aufgelöst werden“ und ebenso die Beschreibung, welche die Offenbarung von denselben Ereignissen durch ein ähnliches Bild gibt: „Der Himmel entwich wie ein Buch, das aufgerollt wird“. Man sollte jedoch meinen, dass ein einziger Blick aufwärts nach den Myriaden Sternen, deren Strahlen (wie man uns lehrt) Millionen Meilen Raums durchmessen, dazwischen nichts liegt, das wegrollen oder Feuer fangen könnte, ein genügendes Argument abgeben sollte, um solche in einem Augenblick zu überzeugen, dass sie im Irrtum waren, diese Aussagen buchstäblich aufzufassen – sie überführen sollte, dass ihre Erwartung einer buchstäblichen Erfüllung auf das äußerste absurd und mehr als ungereimt ist.
So also hat Gott unter den Bildern (Symbolen) von Posaunen, Stimmen, Feuer usw. vor der Menschheit das verborgen, was die Welt nicht wissen sollte, sondern nur für die „kleine Herde“ geweihter Heiligen bestimmt war. Es ist die Belehrung betreffs der Ernte, der Gegenwart des Herrn, seines geistigen Königreichs usw. Und doch hat er es so eingerichtet, dass dieselbe zur rechten Zeit klar, deutlich und nachdrücklich zu denen rede, für die solcher Bescheid bestimmt war. Wie am ersten Advent, so kann es zu derselben geweihten Klasse heute zur Zeit des zweiten Advents wieder gesagt werden: „Euch ist es gegeben das Geheimnis des (König-) Reiches Gottes (zu wissen); jenen aber, die draußen sind, geschieht alles in Gleichnissen“ – in Bildern und dunklen Aussprüchen, damit, wenn sie auch die Bibel vor sich haben, es doch keine anderen, als nur die Geweihten, wirklich sehen und verstehen können. – Mark. 4:11, 12
Die Welt ist nicht in Unwissenheit über die noch nie dagewesenen Vorkommnisse und Verhältnisse der gegenwärtigen Zeit und über ihre mit jedem Jahr wachsende Bedeutung; aber da sie das große Ziel nicht sieht, so erfüllt dies alles die Gemüter mit dunklen Vorahnungen von Bösem. Wie vorhergesagt, sie sind in Furcht vor Erwartung der Dinge, die da kommen sollen auf Erden; denn schon werden die Mächte des Himmels (die gegenwärtigen Herrschermächte) erschüttert.
Die Verbindung der prophetischen Kette hergestellt
Im vorhergehenden Kapitel wiesen wir nach, dass die „Zeiten der Nationen“ oder ihr Herrschaftslehn mit dem Jahre 1914 gänzlich ausgelaufen sein wird und dass alles um diese Zeit über den Haufen geworfen und Christi Königreich völlig hergestellt sein werde. Dass der Herr gegenwärtig sein und sein Königreich aufrichten und seine große Macht gebrauchen muss, um die Nationen wie eines Töpfers Gefäß vor 1914 zu zerschlagen, ist also deutlich festgestellt; denn es ist „in den Tagen dieser Könige“ – vor ihrem Sturz – das bedeutet vor 1914 – dass der König vom Himmel sein Königreich aufrichten wird. „Es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten“ (Dan. 2:44). Hiermit im Einklang sehen wir überall um uns herum deutliche Anzeichen des Anfangs des Schlagens, Erschütterns und Umstürzens der gegenwärtigen Gewalten als Vorbereitung von der Aufrichtung des Königreiches, „welches ewiglich nicht zerstört werden wird“ – des starken Regimentes.
Das nächste Kapitel wird den biblischen Nachweis liefern, dass 1874 das genaue Datum des Anfangs der „Zeiten der Wiederherstellung“ ist und folglich der Wiederkunft unseres Herrn. Seit jenem Datum hat er seine Verheißung wahr gemacht, die er denen gab, die in der rechten Stellung der Wachsamkeit sein würden: – „Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich ich sage euch: er wird sich umgürten und sie sich zu Tische legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen“ (Luk. 12:37). Ja, so ist es. Er hat uns die Schrift geöffnet. Er hat uns die Wahrheit über seine nunmehrige herrliche Natur gezeigt, über den Zweck, die Art und Weise und die Zeit seiner Wiederkunft und die Art seiner Offenbarung dem Haushalt des Glaubens und der Welt gegenüber. Er hat unsere Aufmerksamkeit auf die Prophezeiungen gelenkt, die uns ganz bestimmt den Punkt bezeichnen, wo wir uns auf dem Strom der Zeit befinden, und hat uns die Ordnung gezeigt, nach der er in dieser Erntezeit verfahren will. Er hat uns vor allem gezeigt, dass es die Ernte der Heiligen ist, eine Zeit für ihr volles Ausreifen und ihre Trennung von dem Scheinweizen; und zweitens, dass es die Zeit ist, da die Welt ihre Wirbelwindernte hält, da das Ernten der Trauben des Weinstocks der Erde und das Treten derselben in der großen Kelter des Grimmes Gottes stattfinden soll. Er hat uns gezeigt, dass diese beiden Ernten (Offb. 14:1-4, 18-20) in einer Periode von vierzig Jahren, die mit dem Jahre 1914 zu Ende geht, vollendet werden sollen.
Aber wenn dem Leser solches hier gesagt wird, was in den folgenden Kapiteln nachgewiesen werden wird, so darf er nicht erwarten, dass er auf Schriftstellen hingewiesen wird, da er diese Dinge und diese Daten deutlich geschrieben findet. Im Gegenteil, er muss im Auge behalten, dass all diese Dinge vom Herrn in solcher Weise verborgen wurden, dass sie nicht verstanden oder erfasst werden konnten, bis die rechte Zeit gekommen war, und selbst dann nur von seinen ernsten, treuen Kindern, welche die Wahrheit höher schätzen als Edelsteine und willens sind, danach zu suchen, wie man nach Silber sucht. Wahrheit muss nicht nur wie Silber aus dem Schacht der Erde geholt werden, sie muss auch geläutert und von den Schlacken befreit werden, ehe ihr Werk erkannt werden kann. Was hier ausgesagt wurde, wird Punkt für Punkt bewiesen werden; und während manche vorziehen möchten, eine Aussage hinzunehmen ohne die Mühe, sie erst an der Schrift zu bewahrheiten, so ist doch dies nicht mit den wirklichen Wahrheitssuchern der Fall. Sie müssen durch Nachspüren aller Verbindungen so weit als möglich und direkt aus Gottes Wort jeden Punkt, jedes Argument, jeden Beweis zu ihrem Eigentum machen, und so sich selbst von der Zuverlässigkeit und Wahrheit des vorgetragenen Berichtes überzeugen.
Obwohl es der Herr ist, der für „die Speise zur rechten Zeit für den Haushalt“ sorgt, und die Diener es den Gläubigen vortragen, so muss doch jeder, um dadurch gestärkt zu werden, für sich selber essen.