Der Urheber der Versöhnung
Jehova, der Allmächtige. – Der Heiland der Sünder durch Christum. – „Würdig ist das Lamm.“ – Der, „aus sich selbst Lebende.“ – Der „Ich bin.“ – Eine falsche Tradition. – Die Einheit von Vater und Sohn im Lichte der Bibel. – Die schriftgemäße Anwendung des Wortes „Jehova“ und des Titels „Herr“. – Das Wort „Gott“ im Alten Testament. – Im Neuen Testament. – Das übereinstimmende Zeugnis der Bibel. – „Wer mich gesehen, hat den Vater gesehen.“ – „Er hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich tu sein.“ – „Für uns ist ein Gott, der Vater, und ein Herr, Jesus Christus.“
Jehova Gott erhebt den Anspruch, selber der Gründer und Urheber des großen Erlösungsplanes zu sein, den wir soeben als im Fortschritt, in der Entwicklung begriffen kurz betrachtet haben. Die Ausführung dieses Planes begann auf Golgatha, er wird aber nicht völlig durchgeführt sein, bis am Schluss des tausendjährigen Reiches der Herr Jesus Christus, der Mittler der Versöhnung, die Herrschaft über die dann wiederhergestellte und von Gerechtigkeit erfüllte Erde dem Vater überantworten wird. Hierin stimmen viele Schriftstellen überein; z.B. „Ich bin Jehova, dein Gott, ich der Heilige Israels, dein Heiland“; „Ich, ich bin Jehova, und außer mir ist kein Heiland (Retter);“ und wiederum, „Ich Jehova, bin dein Heiland, und ich, der Mächtige Jakobs, dein Erlöser;“ „Ich, aber bin Jehova dein Gott, vom Land Ägypten her; und du kennst keinen Gott außer mir, und da ist kein Retter als ich;“ Dem alleinigen Gott unserem Heiland, durch Jesum Christum, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Zeitalter! Amen;“ „Weil wir auf einen lebendigen Gott hoffen, der ein Erretter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen.“ – Jes. 43:3, 11; 60:16; Hosea 13:4; Judas 25; 1. Tim. 4:10; Tit. 1:3; 2:10
Würde man diesen Gedanken festhalten – nämlich, dass Jehova der Allmächtige selbst der Erretter ist, der Urheber und Vollstrecker des Versöhnungswerkes durch seine willigen Agenten und Vertreter, – so würde mancher frei werden von falschen Begriffen betreffend die Verwandtschaft des himmlischen Vaters mit seinem himmlischen Sohn, in Bezug auf die Erlösung. Da würde kein Raum mehr bleiben für die beinahe gotteslästerliche, aber trotzdem unter den frommen Namenchristen so stark verbreitete Ansicht, wonach der himmlische Vater im Begriff stand, in seinem Zorn den menschlichen Sünder zu schlagen und zu quälen; dass aber sein himmlischer Sohn, unser Herr Jesus, voller Liebe und Erbarmen (welche Eigenschaften der Vater nicht besitzt, dieser Anschauung gemäß), dazwischen getreten sei und die Rachsucht des Vaters befriedigt habe, indem er den Zornesschlag, zu dem der Vater ausgeholt, empfangen und ertragen habe anstatt des Menschen, und dass nun der Vater beruhigt sei, bloß weil er gerechtigkeitshalber von dem Sünder nicht noch einmal fordern könne, was durch das teure Blut Christi bereits bezahlt worden sei. Je schneller die Anhänger dieses schrecklichen Irrtums bezüglich der Versöhnung sich davon los machen können, um so rascher und leichter werden sie in geistlichen Dingen, in der Erkenntnis der Gnade und Liebe des wahren Gottes Fortschritte machen.
Die richtige Ansicht über die Versöhnung zeigt uns den himmlischen Vater in der herrlichen Vollkommenheit seiner edlen Gesinnung. Er ist vollkommen in seiner Gerechtigkeit, so dass der seinem gerechten Gesetz entsprechend gefällte, gerechte Urteilsspruch unangefochten bleiben muss und sogar von ihm selbst nicht verletzt werden darf. Er ist vollkommen in Weisheit, so dass sein Plan, nicht nur bezüglich des Menschen Erschaffung, sondern auch hinsichtlich dessen Errettung und Versöhnung so vollkommen ausgedacht ist, dass kein Fehlschlag möglich werden kann, dass kein Zwischenfall ihn veranlassen kann, daran irgend etwas zu ändern, wie denn auch geschrieben steht: „Ich bin derselbe, ich ändere nicht, spricht der Herr“, und „dem Herrn sind bekannt alle seine Werke von Grundlegung der Welt an.“ Aber auch seine Liebe ist vollkommen, so dass größere Liebe nicht möglich ist, und dennoch steht diese Liebe in vollster Übereinstimmung mit den übrigen Eigenschaften seines Charakters, weil er den Sünder nur nach der in seinem Plan niedergelegten Methode begnadigen kann. Er ist unbeschränkt in seiner Allmacht und führt deshalb seine guten Entschlüsse, seine heilbringenden Absichten, sein ganzes Programm zu einem herrlichen, seiner selbst würdigen Ziele, wie geschrieben steht: „Das Wort, das aus meinem Mund geht, wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe.“ – Jes. 55:11; Mal. 3:6; Apg. 15:8
Wenn wir so vom biblischen Standpunkt aus erkennen, dass der große Jehova selber der Autor der Erlösung ist, welche uns Christus gebracht hat, so werden wir dadurch veranlasst, unseren allmächtigen Gott nur um so inniger und völliger zu lieben und zu verehren, ohne dadurch der Liebe, Achtung und Ehre, die wir unserem Herrn Jesu Christo als unserem Heiland darbringen, im geringsten Abbruch zu tun; denn wir sehen in dem himmlischen Sohn das Abbild seines himmlischen Vaters, und wir erkennen ihn als den Überbringer der Bundesakte, durch welchen alle in dieser Urkunde verbrieften Segnungen Jehovas der Menschheit zuteil werden sollen, und ohne welchen keine einzige jener Segnungen für uns erreichbar ist. Den Beweis dafür, dass unser Herr Jesus beim Durchführen des Erlösungswerkes in allen Dingen als Stellvertreter seines Vaters, Jehovas, handelt, finden wir in folgenden Schriftstellen:
„Als aber die Güte und die Menschenliebe unseres Heiland – Gottes erschien, errettete er uns…. durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes, welchen er reichlich über uns ausgegossen hat durch Jesum Christum unsern Heiland.“ – Tit. 3:4-6
„Diesen hat Gott zum Fürsten und Heiland erhöht durch seine Rechte, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben.“ – Apg. 5:31
„Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt.“ – 1. Joh. 4:14
„Paulus, Apostel Jesu Christi, nach Befehl Gottes, unseres Heilandes, und Christi Jesu, unserer Hoffnung.“ – 1. Tim. 1:1
„Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland Gott, … denn Gott ist einer, und einer der Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus.“ – 1. Tim. 2:3, 5
Beachte ferner, was wir aus Jesu eignem Munde über diesen Gegenstand vernehmen:
„Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt verurteile, sondern auf dass die Welt durch ihn errettet werde.“ – Joh. 3:17
„Ich kann nichts von mir tun, so wie ich höre, richte ich.“ – Joh. 5:30
„Gleichwie mich der Vater gesandt hat, so sende ich auch euch (Jünger).“ – Joh. 20:21
„Von jenem Tage oder der Stunde (wann das himmlische Königreich aufgerichtet werden soll) weiß niemand, weder die Engel im Himmel, noch der Sohn, sondern nur der Vater.“ – Mark. 13:32
„Die Zeiten, welche der Vater in seiner eigenen Gewalt festgesetzt hat.“ – Apg. 1:7
„Die Werke, die ich im Namen meines Vaters tue, diese zeugen von mir.“ – Joh. 10:25
„Ich sende die Verheißung meines Vaters auf euch.“ – Luk. 24:49
„Ich bin in meines Vaters Namen gekommen.“ – Joh. 5:43
„Was ich nun rede, rede ich also, wie mir der Vater gesagt hat.“ – Joh. 12:50
„Mein Vater ist größer als ich.“ – Joh. 14:28
„Ich steige auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott.“ – Joh. 20:17
„Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ward.“
Unser Herr Jesus selbst hat uns im letzten Buch der Bibel, in der „Offenbarung Jesu Christi, welche Gott ihm gab um seinen Knechten zu zeigen“ (Offb. 1:1), eine überaus schöne Darstellung des hier behandelten Gegenstandes, der Versöhnung, hinterlassen, welche den allgemeinen Plan von der Erlösung der Menschheit aus Sünde und Tod trefflich beleuchtet. Wir finden dieselbe in Kapitel 5 der Offenbarung; da sehen wir den Vater, den „Alten der Tage“ auf dem himmlischen Thron sitzen, in seiner Hand eine Buchrolle, beschrieben inwendig und auswendig, versiegelt mit sieben Siegeln. Diese Rolle, welche den göttlichen Plan darstellt (die entsprechenden Urkunden), den Jehova, der Vater, allein kennt, bleibt in seiner Hand, in seiner Gewalt, bis jemand sich würdig erweist, denselben auch kennen zu dürfen und mit seiner Durchführung betraut zu werden, als bevollmächtigter Agent Jehovas. Wenn wir die symbolische Darstellung weiter verfolgen, so sehen wir, dass bis zu jener Zeit, da unser Herr Jesus, „der Gerechte für die Ungerechten“, auf Golgatha litt und starb, „damit er uns zu Gott zurückbringe“, niemand je würdig erfunden wurde, den göttlichen Plan zu verstehen und durchzuführen. Nachdem aber unser Herr Jesus seine Treue gegenüber seinem himmlischen Vater bewiesen hatte, indem er sich erniedrigte und Knechtsgestalt annahm, und noch mehr, als er gehorsam war bis zum Tod, ja bis zum schmachvollen Tod am Kreuz, Leben und Ehre vor den Menschen preisgebend, da hatte er sich jedes Zutrauens und auch des ehrenvollsten Auftrages in höchstem Maße würdig erwiesen. So erklärt denn der Apostel: „Darum hat ihn Gott auch hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, „der Himmlischen und Irdischen und (jetzt noch) Unterirdischen“ (Phil. 2:2-11). Dies ist denn auch der Zeitpunkt, welchen uns die Verse 9-13 in Offb. 5 darstellen, wo von unserem Herrn Jesus gesagt wird: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ward“; „du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft, durch dein Blut, aus jedem Geschlecht und Sprache und Volk und Nation.“ Hierin sehen wir die hohe Erhöhung Jesu, des Vaters Stellvertreters, des Überbringers der Bundesurkunde. Wegen seiner Demut und Selbsterniedrigung, wegen seines vollständigen Gehorsams dem Willen seines Vaters gegenüber, wird er fortan würdig erachtet, teil zu haben an des Vaters Thron und Herrlichkeit, und auf Verordnung des Vaters ertönt es von den Lippen der himmlischen Heerscharen: „Würdig ist das Lamm, das geschlachtet ward, zu empfangen Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung“; und schließlich wird „jede Kreatur“ den Gedanken fassen können, dass Jehova seinen Eingeborenen Sohn hoch erhöht und ihm einen Anteil an seinem Reich und seiner Herrlichkeit gegeben hat, und sie werden jauchzend mit einstimmen und rufen: „Dem, der auf dem Thron (des Universums) sitzt und dem Lamme die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht in die Zeitalter der Zeitalter!“ Kein Wunder also, wenn von nun alle den erhöhten Sohn ehren, wie sie den Vater ehren, welcher ihn erhöht hat. – Joh. 5:23
Der Apostel erklärt uns dieses Ereignis als eine Verwirklichung, eine Nutzanwendung des göttlichen Grundsatzes, „Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.“ Lasst uns aber auch beachten, dass der Vater in keiner Weise an Macht Herrlichkeit abnimmt, wenn er seinen Sohn hoch erhöht, zu Ehre und Ruhm. Das tut er, ohne deshalb auf seinen himmlischen Thron zu verzichten. Wir finden in unserem Bild auch gar keinen Anhaltspunkt dafür, dass Vater und Sohn in Person eins seien, denn stets werden beide Personen erwähnt, und stets wird dem Vater der erste Platz in Lobpreisung und Ehre eingeräumt. Und das erinnert uns wiederum an die Worte unseres Herrn: „Und ich verordne euch (Jünger) ein Reich, gleichwie mir mein Vater ein Reich verordnet hat.“ (Luk. 22:29) Und wiederum verheißt er in Offenbarung 3:21 seinen treuen Nachfolgern: „Wer überwindet dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.“
Einen weiteren Beweis dafür, dass das ganze Erlösungswerk vom Vater, wenn auch durch den Sohn kommt, findet der Leser in der Erklärung des Apostel, wonach Gott „am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohne, den er gesetzt hat zum Erben aller (verheißenen) Dinge, durch den er auch die Welten gemacht hat;… welcher, nachdem er (durch sich selbst) die Reinigung der Sünden gemacht, sich selbst hat zur Rechten der Majestät in der Höhe, und um so viel besser geworden ist als die Engel.“ (Hebr. 1:1-4) Und wiederum erklärt der Apostel von ihm: „Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones der Majestät in den Himmeln (Jehovas), ein Diener des Heiligtums und der wahrhaftigen Hütte, welche der Herr (Jehova) errichtet hat, und nicht der Mensch.“ (Hebr. 8:1) Dieser selbe Apostel erklärt wieder an einer anderen Stelle: „Er aber (Jesus Christus), nachdem er ein Schlachtopfer für die Sünden dargebracht, hat sich auf immerdar gesetzt zur Rechten Gottes.“ (Hebr.10:12) Und er ermahnt uns, „hinzuschauen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher, der Schande nicht achtend, für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes.“ (Hebr. 12:2) Und wieder werden wir aufgefordert, „den Gott unseres Herrn Jesu Christi, den Vater der Herrlichkeit“, zu betrachten, und „welches da sei die überschwengliche Größe seiner Kraft an uns, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in welcher er gewirkt hat in dem Christus, da er ihn aus den Toden auferweckte; und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern, über jedes Fürstentum und über jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, und hat alles seinen Füßen unterworfen.“ (Eph. 1:17-22) Auch der Apostel Petrus erklärt von unserem Herrn Jesus, dass „er in den Himmel gefahren, und Engel und Gewalten und Mächte ihm untertan sind (durch den Vater)“. – 1. Petr. 3:22
Alle diese angeführten Schriftstellen beweisen sehr deutlich, dass die so sehr hohe Erhöhung Jesu Christi ein Lohn war, den ihm sein Vater zukommen ließ für seinen wunderbaren Gehorsam und dafür, dass er so treulich, so ganz im Geist des Vaters handelte, als er sich selbst für die Sünder opferte; sie sagen aber durchaus nicht, dass der Herr Jesus der Vater gewesen sei, oder dass er nun an Stelle des Vaters auf dem himmlischen Thron sitze und seitens seiner intelligenten Geschöpfe alleiniger Gegenstand liebender Anbetung sei. Im Gegenteil, sie stellen uns den himmlischen Vater ganz ausdrücklich als den Höchsten in Ehre und Macht, als den Wohltäter dar, welcher in solcher Weise den Sohn geehrt und erhöht, ihn zu seiner rechten gesetzt und zum Teilhaber an der Herrschaft über den Himmel, die Engel und die himmlischen Heerscharen gemacht. Und wahrlich, es wird an verschiedenen Stellen die Erhöhung Christi so überschwenglich geschildert, dass sich der inspirierte Schreiber sogar veranlasst sah, uns noch speziell darauf aufmerksam zu machen, dass Christus trotz der Fülle von Macht und Herrlichkeit, die ihm sein Vater geschenkt, dennoch dem Vater nicht gleich- und noch weniger höher geachtet werden soll. Der Apostel schreibt nämlich in Bezug auf das 1000-jährige Reich Christi: „Denn er (Christus) muss herrschen, bis er alle Feinde gelegt hat unter seine Füße. Der letzte Feind, der abgetan wird, ist der Tod. „Denn er hat alles unter seine (des Sohnes) Füße getan.“ Wenn er (der Vater) aber sagt, dass alles (dem Sohn) unterworfen sei, so ist es offenbar, dass der (der Vater) ausgenommen ist, der ihm (dem Sohn) alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat (dem Vater), auf das Gott alles in allem sei.“ – 1. Kor. 15:25-28
Der „Selbst-Seiende“ – Jehova
Das ist der Name, den sich der Allmächtige Gott selbst gibt: Jehova, der „Selbstseiende“ oder der „Unsterbliche“. So lesen wir 2. Mose 6:3, wie er dem Mose im Feuerbusch erscheint und ihm sagt: „Ich bin Abraham, Isaak und Jakob erschienen als Gott, der Allmächtige (als höchster oder allermächtigster Gott); aber mit meinem Namen Jehova habe ich mich ihnen nicht kundgegeben.“ Der Name kommt im Alten Testament hundertmal vor, ist aber von den Übersetzern vielfach verdeckt worden, indem sie ihn irrtümlicherweise mit „Herr“ übersetzten. Wir führen nur folgende Stellen an: „Ich bin Jehova, dein Gott … du sollst keine anderen Götter (Mächtige) neben mir haben, … denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein eifriger Gott.“ (2. Mose 20:2-5) „Höre, Israel, Jehova, unser Gott, ist ein einiger Jehova, und du sollst Jehova, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ (5. Mose 6:4,5) Und das ist gerade die Stelle, welche uns der Herr Jesus als die wichtigste Wahrheit empfiehlt. Als er um das größte Gebot befragt wurde zitierte er diese Stelle, indem er sagte, „Du sollst Jehova deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstande, dieses ist das große und erste Gebot.“ (Matth. 22:38). Und wieder lesen wir: „Ich bin Jehova, das ist mein Name, und meine Ehre gebe ich keinem anderen.“ (Jes. 42:8) Halten wir diesen Text fest in unserem Gedächtnis, denn auf diese bestimmte Erklärung, dass der Name Jehova ausschließlich nur auf „den Vater der Lichter, bei welchem keine Veränderung ist“, angewendet werden kann, folgt gerade die prophetische Verkündigung des Messias, als Jehovas Stellvertreter, als Jehovas geehrter Sohn-Diener. Wir lesen: „Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat; … ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird den Nationen das Recht kundtun. … Er wird nicht ermatten und nicht geknickt werden, bis er das Recht auf Erden gegründet hat: und die Inseln werden auf seine Lehre harren. So spricht Jehova: Ich, Jehova, ich habe dich gerufen in Gerechtigkeit und ich ergriff dich bei deiner Hand und ich werde dich behüten und dich setzen zum Bunde des Volkes, zum Licht der Nationen, um blinde Augen aufzutun und Gefangene aus dem Kerker zu führen, und aus dem Gefängnis, die in der Finsternis sitzen. Ich bin Jehova, das ist mein Name.“ – Jes. 42:1-8
Hierin ist somit ausdrücklich gesagt, dass Jehova seinen auserwählten und geliebten Knecht (Jesus) erhöht; also kann Jesus nicht selber der Vater in Menschengestalt sein. Weil dies jedoch vielfach behauptet wird, widmen wir der Tatsache, dass
der Name Jehova nur dem Vater der Herrlichkeit zukommt,
den folgenden Abschnitt; und wir beachten besonders auch die Stellen, aus welchen man schließen könnte, der Name Jehova werde auch in Bezug auf die Person Jesu Christ gebraucht,
1. Die wichtigste hier einschlagende Stelle ist wohl Jer. 23:5, 6: „Ich werde dem David einen gerechten Spross erwecken, und er wird als König regieren und verständig handeln und Recht und Gerechtigkeit üben im Lande … Und dieses wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: Jehova unsere Gerechtigkeit.“ Hier wird offenbar auf Jesum und sein Tausendjahr-Reich bezug genommen, und der Name, der an dieser Stelle steht, heißt im Hebräischen „Jehova-Tsidkenu“: Und wie lautet die diesbezügliche Erklärung? Sie ist einfach. In ihrem Eifer, eine Stelle zu finden, wo der Name Jehova auch auf Jesum als Eigenname angewendet wird, haben uns die Übersetzer eine mangelhafte Verdeutschung des Ausdruckes gegeben, die übrigens nur durch das Komma unrichtig wird. „Und dies ist der Name, mit dem man ihn nennen wird, Unsere Gerechtigkeit (ist) Jehova“, so würden wir in dieser Stelle nicht die geringste Schwierigkeit finden; im Gegenteil, wie schön passt diese Bezeichnung auf das Werk und Amt unseres Herrn Jesu! War er nicht der Vertreter der göttlichen Gerechtigkeit, und erlitt er als Lösegeld für die Menschen nicht die Strafe der Gerechtigkeit – damit Gott gerecht sein und dennoch den rechtfertige, der des Glaubens an Jesum ist? Wahrlich, kein Name würde ihm besser anstehen!
Lasst uns übrigens nicht vergessen, dass genau derselbe Name, Jehova-Tsidkenu, vom gleichen Propheten noch anderswo gebraucht wird, und zwar als zukünftiger Name der ganzen Kirche, des neuen Jerusalem, der Braut des Lammes: „Und dies wird der Name sein, womit man es nennen wird, Jehova (ist) unsere Gerechtigkeit“; und hier passt der Name ebenso gut wie auf das Haupt, indem die Herauswahl eben erst um der Gerechtigkeit willen an den Leiden ihres Hauptes, Jesus Christi, teilnehmen soll, „um zu ergänzen, was noch rückständig ist von den Drangsalen des Christus für seinen Leib“ (Kol. 1:24), dann aber auch Miterbin der verheißenen Herrlichkeit ihres Herrn wird, wie das Weib ihres Mannes Ehre und Namen teilt. – Offb. 3:12; 19:7; 21:9
Wollte man behaupten, dass der Name Jehova, auch wenn er in Verbindung mit einem andern Worte als Name gebraucht wird, notwendigerweise immer „Gott-Vater“ bedeuten muss, dann würde man diesen in 1. Mose 22:14 zu einem Berge, in 2. Mose 17:15 zu einer Fahne, in Richt. 6:23, 24 zu einem Altar und in Hesekiel 48:35 zu einer Stadt machen, was doch sicherlich niemand im Ernst meinen kann.
2. Andere Stellen, mit welchen man beweisen will, dass der Name Jehova auch von Christo gebraucht werde, sind in 1. Mose 18:1 und 2. Mose 3:3-15. Wir können diesen Stellen eine solche Beweiskraft um so weniger zuerkennen, als 2. Mose 3:2 ausdrücklich sagt, dass der, welcher im feurigen Busch dem Mose erschien und sich als der „Ich bin“ zu erkennen gab, der Engel (Sendbote) Jehovas war; aber selbst der vornehmste Bote kann doch nie dieselbe Person sein, welche ihn gesandt und in deren Namen er spricht. Dass der zu Mose gesandte Bote derselbe ist, den Johannes (1:1) als das „Wort“ bezeichnet, also unser Herr Jesu in seinem Zustand vor seiner Menschwerdung, bezweifeln wir gleichwohl keinen Augenblick.
3. Jesaja 40:3 bezieht sich auf Johannes den Täufer und dessen Aufgabe, „den Weg Jehovas zu bahnen“; und diese Stelle so beweisen, dass Jesus nur ein anderer Name für Jehova sei. Wir antworten aber auch hier wieder: Nein, nicht so! Jesus war in der Tat der geehrte Diener Jehovas und im vollsten Sinne dessen Stellvertreter unter den Menschen, aber er selbst sagt, „der Vater hat mich gesandt“; „wie ich höre, so urteile ich“; „von mir selbst kann ich nichts tun“; „der Vater ist größer als ich“; „und wir denken, Jesus verdient als Sendbote unseren vollen Glauben. Tatsache ist, wie wir schon gezeigt haben (Band 2, Kapitel/Studie 8), dass Johannes der Täufer bloß das Vorbild eines größeren Sendboten war, nämlich der ganzen christlichen Kirche im Fleische, welche ihrerseits den verherrlichten Christus, Haupt und Leib, anzukündigen und einzuführen beauftragt ist; und die Aufgabe jenes verherrlichten Christus wird ein fernerer Fortschritt sein in dem großen Werk der Wegbereitung für Jehova, in dem Herrlich machen des Fußschemels Jehova. Erst wenn dieses Werk ganz durchgeführt ist, am Schluss des Millennium, dann wird die Weissagung Jes. 40:3 völlig in Erfüllung gegangen sein. – 1. Kor. 15: 24-28; Joh. 6:57; 5: 30; 10:28
4. Der Apostel spricht in 1. Kor. 2:8 von unserem Herrn Jesus als vom „Herrn der Herrlichkeit“. Nun verlangt man von uns, dass wir hierin einen Beweis dafür sehen sollen, dass Christus der Vater, Jehova, sei, welchen der Psalmist als den „König der Herrlichkeit“ bezeichnet: (Psalm 24:7-10) In unseren Augen beweisen jedoch solche Argumente nichts als die Unhaltbarkeit der Lehren, welche sie stützen sollen. Unser Herr Jesus wird in der Tat ein erhabener König der Herrlichkeit sein, wenn er während des 1000-jährigen Reiches im Namen und in der Kraft Jehovas sein Zepter über der ganzen Erde schwingen wird; aber derselbe inspirierte Apostel versichert uns im selben Brief (Kap. 15), dass Jesus, wenn sein Königreich den Gipfelpunkt der Herrlichkeit erreicht haben wird, dasselbe seinem Vater überantworten werde, „welcher alle Dinge unter seine (des Sohnes) Füße getan hat, auf dass er (der Vater) sei alles in allem“.
5. In zwei von den Federzeichnungen, welche die heilige Schrift vom 1000-jährigen Königreich Christi entwirft, steht geschrieben: „Und es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg (das Königreich) des Hauses Jehovas feststehen auf dem Gipfel der Berge (andere Königreiche beherrschend) … Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinauf ziehen zum Berge (Königreich) Jehovas … Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln in seinen Pfaden … Und er wird richten unter den Nationen.“ – Jes. 2:2-4; Micha 4:1-3
Nun, sagt man, wenn Christus im 1000-jährigen Reiche alle Gewalt inne hat, wenn er richtet und regiert, so bezeichne an diesen Stellen der Name Jehova den Sohn. Wir aber sagen nein, denn wer das behauptet, hat vergessen, dass alle Segnungen vom Vater kommen, obwohl sie alle durch den Sohn uns übermittelt werden. (1. Kor. 8:6) Gleicherweise lehrt auch Christus uns beten: „Unser Vater im Himmel, … dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“. (Matth. 6:10) Dasselbe ersehen wir auch aus Micha 4:8, wo Christus (Haupt und Leib, das neue Jerusalem) als „Turm der Herde“ geschildert ist, zu welchem wiederkommen werde die frühere Herrschaft – welche durch Adam in Eden verloren ging, aber durch Jesum auf Golgatha zurück erworben wurde.
6. „Bethlehem – Ephrata … aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll, und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her“. (Micha 5:2) Auch hier sollen wir verstehen, dass Jesus Jehova war, von Ewigkeit zu Ewigkeit – indem doch Mose sage, „Jehova … von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott“. (Psalm 90:1,2) Das ist aber der Logik sowohl, als auch dem Text Gewalt angetan; der Logik, weil die Stelle so aufgefasst, mit hundert anderen unter sich übereinstimmenden Stellen in Widerspruch gerieten; dem Text, weil wir in Micha 5:3 lesen: „Und er wird dastehen und (Jehovas Herde – Psalm 23:1) weiden, in der Kraft Jehovas und in der Hoheit des Namens Jehovas, seines Gottes“. Nichts könnte über unseren Gegenstand deutlichere Auskunft geben. Denn wenn Jehova der Gott des Christus genannt wird, so kann Christus unmöglich Jehova selbst sein! Wie sollen wir aber Vers 2 verstehen? Ganz einfach so: – „Und seine Ausgänge sind von den Tagen der Ewigkeit her (vorausgesagt, vorherbestimmt)“, denn im Plan Gottes war das Kommen und die Messias-Herrschaft Christi von Anbeginn der Welt her bestimmt.
7. Wir werden auf die Weissagung Jesajas (Kapitel 25:6-9) verwiesen, wo vom 1000-jährigen Reich die Rede ist. Daraus sollen wir schließen, dass der Name Jehova zur Bezeichnung Jesu gebraucht werde, indem es dort heißt: „Und Jehova der Heerscharen wird auf diesem Berg (Königreich) ein Mahl von Fettspeisen bereiten.. Den Tod verschlingt er auf ewig, und der Herr, Jehova, wird die Tränen abwischen von jedem Angesichte.“ Aber auch das beweist nicht, was man so gerne bewiesen haben möchte. Wir müssen festhalten, dass in der genannten Stelle der verherrlichte Christus als Sprecher repräsentiert wird; und sein Werk während des Millenniums wird in dem ersten Vers dieses Kapitels kurz zusammen gefasst: „Oh Jehova, mein Gott, ich will dich erheben (ehren), preisen will ich deinen Namen.“ Das wird das Resultat des Millenniums sein; und an dessen Ende finden wir alles dem höchsten König, Jehova, untertan gemacht, dessen durch Christum ausgeübte Macht es auch ist, sich alle Dinge untertänig zu machen. Der Messias kommt als Jehovas mächtiger Diener auf die Erde, als Vizekönig Immanuel, d.h. „Gott mit uns“. Mit dieser Aussage stimmt auch Paulus überein, indem er sagt: „Gott aber sei dank, der uns den Sieg (Befreiung, Triumph) gibt durch unseren Herrn Jesum Christum.“ – 1. Kor. 15:57
8. Dass der Name Jehova eben sowohl auf Christum, als auf den Vater sich beziehe, sucht man auch mit Jes. 9:6 zu beweisen; daselbst wird nämlich unser Herr Jesus „Wunderbarer, Berater (oder Führer, wunderbares Vorbild), Starker Gott, Ewiger Vater, Friedefürst“ genannt. Wir sparen uns die eingehende Betrachtung dieser Stelle auf später und bemerken hier nur, dass sie den erwünschten und sogar behaupteten Beweis nicht erbringt; hätte sie das beabsichtigen wollen, so hätte den Ehrentitel unseres Herrn Jesu der Name Jehova nirgends besser beigefügt werden können als gerade hier; dies ist aber nicht geschehen; dagegen lesen wir aber im folgenden Vers (7): „Der Eifer Jehovas der Heerscharen wird dieses tun (diese Weissagung erfüllen).“
9. „Sprich zu den Städten Judas: Siehe da, euer Gott! Siehe, der Herr Jehova kommt mit Kraft, und sein Arm übt Herrschaft für ihn. Er wird seine Herde weiden wie ein Hirt“. (Jes. 40:10) Man behauptet, dass dieses ohne jeglichen Zweifel eine Stelle sei, wo unser Erlöser mit dem großen Namen Jehova genannt werde. Wir aber sagen nochmals nein; denn gerade hier, wie auch an anderen Stellen, wird Christus der „Arm“ Jehovas genannt. „Sein Arm (Christus) übt Herrschaft für ihn“, bis er alle dem Jehova und dessen gerechten Gesetzen widerstrebende Macht beseitigt haben wird, bis er das Gericht siegreich hinaus geführt und Jehovas Fußschemel (die Erde) herrlich gemacht haben wird; dann wird er das Königreich Gott, seinem Vater, überantworten. – Matth. 12:20; 1. Kor. 15:24-28
Andere Stellen, in welchen der Herr Jesus der Arm Jehovas genannt wird, sind: „Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm Jehovas offenbar geworden? (Wenige erkennen den Arm Jehovas in diesem Zeitalter – „Nicht viel Edle“) … Er war verachtet und verworfen von den Menschen.“ – Jes. 53; Joh. 12:38
„Auf mich werden die Inseln hoffen, und sie werden harren auf meinen Arm.“ „Wache auf, wache auf, kleide dich mit Macht, du Arm Jehovas … “ – Jes. 51:5, 9
„Jehova hat seinen heiligen Arm entblößt (geoffenbart) vor den Augen aller Nationen (bei der Aufrichtung seines Reiches), und alle Enden der Erde sehen die Rettung unseres Gottes.“ – Jes 52:10
„Da half ihm sein (Jehovas) Arm … Und ein Erlöser wird kommen für Zion und für die, welche in Jakob von der Übertretung umkehren, spricht Jehova.“ – Jes. 59:15-20
10. In Joh. 12:41 lesen wir: „Dies sprach Jesajas, weil er seine Herrlichkeit sah und von ihm redete.“ Wir stimmen der Ansicht bei, dass sich diese Worte auf Jes. 6:1 beziehen, machen aber darauf aufmerksam, dass dort im Hebräischen nicht der Name Jehova steht, wie in Vers 3 und 5 im gleichen Kapitel, sondern das Wort Adonai, das mit „Herr“ übersetzt worden ist. Nun bezeichnet „Adonai“ mitunter Gott den Vater, aber nicht immer. Ein Beweis dafür liefert der zweite Psalm, wo es heißt: „Der Herr (Adonai) spottet ihrer. Alsdann wird er zu ihnen reden in seinem Zorn, und in seiner Zornglut wird er sie schrecken … Jehova hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ (Psalm 2:4) Das erste Mal steht „Herr“ (Vers 4) und bezieht sich auf den Sohn, das zweite Mal (Vers 7) steht „Jehova“ und bezieht sich auf den Vater. (siehe Elberfelder Übersetzung) So sind wir denn auch der Meinung, dass „Herr“ (Adonai) in Jes. 6:1 nicht Gott den Vater, sondern den Sohn bezeichnet, so gut wie in Vers 8, wo von Verkündigung der Botschaft und Vollstreckung des Urteils die Rede ist; denn „der Vater hat alles Gericht dem Sohne übergeben.“ – Matth. 23:34, 36, 38; Joh. 5:22, 27
Es können noch andere Stellen, in denen von unserem Herrn Jesus in enger Verbindung mit dem Namen Jehova die Rede ist, angeführt werden, wo die gewöhnlichen Übersetzungen nicht merken lassen, dass der Urtext den Herrn Jesus durch einen anderen Titel von Gott dem Vater unterscheidet, da sie die verschiedenen hebräischen Wörter „Adonai“ und „Jehova“ kurzum mit „Herr“ wiedergeben. (Die sehr empfehlenswerte Elberfelder Übersetzung ist hierin genau, sie gibt Adonai mit „Herr“ wieder, lässt aber den hebräischen Eigennamen für Gott den Vater, Jehova, stets unübersetzt. Siehe auch die Parallelbibel von Schmoller.) Als Beispiel führen wir Mal. 3:1-4 an, und zwar in zwei Übersetzungen (Luther und Elberfeld):
a. „Siehe, ich will meinen Engel senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr suchet, und der Engel des Bundes, des ihr begehret. Siehe, er kommt, spricht der Herr Zebaoth. … Er wird die Kinder Levis reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn Speisopfer bringen in Gerechtigkeit.“ – (Luther-Übers.)
b. „Siehe ich sende meinen Boten, dass er den Weg bahne vor mir her. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr (Adon), den ihr suchet; ja der Engel des Bundes, den ihr begehret: siehe es kommt, spricht Jehova der Heerscharen … Und er wird die Kinder Levis 2c) … so dass sie Opfergaben dem Jehova darbringen werden in Gerechtigkeit.“ – Elberfeld. Das Wort „Herr“ bezieht sich in dieser Stelle offenbar auf Christum, den Sohn Gottes (den Engel des Bundes), während der Eigenname Jehova ohne jeglichen Zweifel auf Gott den Vater sich bezieht (welcher größer ist als der Sohn).
Eine weitere ähnliche Stelle finden wir in dem schönen messianischen Psalm, wo es heißt: „Du bist schöner als die Menschensöhne, Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen, darum hat Gott dich gesegnet ewiglich … Dein Thron, O Gott, ist immer und ewiglich, ein Zepter der Aufrichtigkeit ist das Zepter deines Reiches. Gerechtigkeit hast du geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst, darum hat Gott, dein Gott (Unser Herr Jesus hat mithin noch einen Gott (der auch unser Gott ist) über sich. – Dt. Übersetzung) (Jehova), dich (Christus) gesalbt mit Freudenöl, mehr als deine Genossen.“ Hierauf redet der Psalmist von der Kirche als der Tochter des himmlischen Vaters, als der Braut, dem Weibe des Lammes, und er ermuntert sie, dem Sohne des Königs, als ihrem Herrn, Ehre und Anerkennung zu zollen: – „Und der König wird deine Schönheit begehren, denn er ist dein Herr (Adon, nicht Jehova): so huldige ihm.“ – Psalm 45:2-11; Hebr. 1:8, 9; 1. Kor. 11:3; Eph. 5:23; Joh. 5:23
11. Auch Jes. 8:13 und 14 können wir nicht als Beweis dafür gelten lassen, dass der Name Jehova auch unserem Herrn Jesus angehöre. Freilich lesen wir dort: „Jehova der Heerscharen, den sollt ihr heiligen, und er sei eure Furcht und er sei euer Schrecken.“ Und dann, aber ohne Bezeichnung von wem die Rede ist, heißt es weiter: – „Er wird zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Strauchelns den beiden Häusern Israel.“ Wie schon gesagt, können wir das nicht als Beweis annehmen, im Gegenteil, der Text zeigt uns neben Jehova und den Propheten noch eine dritte Person, nämlich unseren Herrn Jesum Christum, welcher spricht: – „Binde das Zeugnis und versiegele das Gesetz unter meinen Jüngern .. Siehe, ich und die Kinder, die Jehova mir gegeben hat.“ – Jes. 8:16-18; Hebr. 2:13
12. Noch eine andere Stelle wird als Beweis dafür angeführt, dass in der Bibel der Name Jehova dem Herrn Jesus beigelegt werde; wie wir aber sehen werden, ist das Argument nicht nur kraftlos, sondern geradezu falsch, indem die Stelle das schärfste Gegenteil beweist: – „Jehova sprach zu meinem Herrn (Adon), setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege zum Schemel deiner Füße … Der Herr (Adonai) zu deiner (Jehovas) Rechten zerschmettert Könige, 2c)“ Und wiederum lesen wir: – „Geschworen hat Jehova, und es wird ihn nicht gereuen: Du (Christus) bist Priester in Ewigkeit nach der Weise Melchisedeks.“ Psalm 110:1, 4, 5
Wer nicht durch Vorurteile verblendet ist, sieht hieraus deutlich, dass es Christus ist, welcher erhöht und aufgefordert wird, sich zur rechten Hand Jehovas zu setzen, um Ehre, Kraft und Herrlichkeit zu empfangen. Zur Bestätigung hierfür verweisen wir noch auf die von Christo selbst uns gegebene Auslegung dieser Stelle (Matth. 22:44, 45), wonach Christus jener Adon oder Davids Herr ist, der von seinem Herrn, von Jehova, zu Ehre und Herrlichkeit erhöht wird. Der unter dem Einfluss des heiligen Geistes redende Apostel Petrus, bezieht sich an Pfingsten in ganz gleicher Weise auf unsere Psalm-Stelle, und auch Paulus macht die selbe Anwendung davon. – siehe Apg. 2:34; Hebr. 1:13; 10:12, 13
13. Nicht besser steht es mit der Beweiskraft von Jes. 54:13, wo wir lesen: „Alle deine Kinder werden von Jehova gelehrt sein.“ Hier soll nämlich Christus der Lehrer, also Jehova sein. Wohl ist Christus der große Lehrer, aber er ist nicht Jehova; das sehen wir aus Joh. 6:45. Dort führt der Herr Jesus gerade unsere Stelle an, indem er sagt: „Es steht in den Propheten geschrieben: Und sie werden alle von Gott gelehrt sein. Jeder, der vom Vater gelernt hat, kommt zu mir.“
Der Vater selber, der große Jehova, ist nicht nur der große Gesetzgeber, sondern ebenso der große Lehrer seines eigenen Gesetzes. Dass sein eigener, großartiger Plan zur Rettung der Menschheit der denkbar schönste Beweis ist für seine Gerechtigkeit, Liebe und Weisheit, die in voller Harmonie zu einander stehen, das werden bald alle seine einsichtsvollen Söhne begreifen. Unser Herr Jesus war und ist jetzt noch der große Lehrer der Menschen; und er ist es im Auftrage seines himmlischen Vaters, welch letzterer aber der größte Meister und Lehrer über allen andern ist. Und das ist es gerade, was unser teuer Erlöser beanspruchte und lehrte. Erklärte er nicht öffentlich, dass er alles, was er lehre, zuerst von seinem Vater gelernt habe? Sagte er doch: „Meine Lehre ist nicht mein. sondern dessen, der mich gesandt hat. Wenn jemand seinen Willen tun will, so wird er von der Lehre wissen, ob sie aus Gott ist, oder ob ich aus mir selbst rede … Wer die Ehre dessen sucht, welcher ihn gesandt hat, dieser ist wahrhaftig.“ (Joh. 7:16-18) „Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe.“ (Joh. 8:38) „Das Wort, welches ihr höret, ist nicht mein, sondern des Vaters, der mich gesandt hat.“ (Joh. 14:24) „Die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben.“ (Joh. 17:8) „Sie haben dein Wort bewahrt.“ „Heilige sie durch die Wahrheit, dein Wort ist Wahrheit.“ Joh. 17:6, 17
So wie Jehova seinen Sohn als Lehrer sandte, so bestellte auch dieser wiederum besondere Lehrer in den Personen seiner Apostel, dazu noch andere, damit sie Lehrer und Unterhirten der Herde des Herrn seien, indem er ihnen gebot: „Weidet meine Schafe“, „weidet meine Lämmer“, „habet nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in welcher euch der heilige Geist als Aufseher gesetzt hat, die Versammlung (Herauswahl) Gottes zu hüten, welche er sich erworben hat, durch das Blut seines eigenen (geliebten Sohnes)“ (Apg. 20:28). Doch sollte keiner dieser Lehrer seine eigenen Lehren verkündigen, die ja nur „Weisheit dieser Welt“ hätten sein können. Die Kinder Gottes sollen alle von Jehova gelehrt sein und sonst von keinem andern Lehrer, es sei denn, er stelle die Worte, den Plan und Charakter Jehovas als einzig wahren Maßstab und Richtschnur dar. Wer dies tut, kann nicht anders als auf die Lehre Christi aufmerksam machen und auf die Lehre der Apostel, welche nichts anderes ist, als der Ausdruck von des Vaters ewigem, großem Gesetze.
Im Gegensatz zu solchen, die sich heutzutage selbst als Lehrer bezeichnen, haben weder unser Herr noch seine Apostel je den Anspruch erhoben, ihre eigene Lehre zu verkündigen. Voller Demut spricht vielmehr unser Herr Jesus (und was könnte es schöneres geben als dieses Bekenntnis?): „Ich tue nichts von mir selber, sondern wie der Vater mich gelehrt hat, das rede ich.“ (Joh. 8:28) Können wir uns wundern, dass, wer so demütig und Jehova ergeben war, mit so großer Würde und Macht bekleidet wurde – hoch erhöht zur Rechten des Vaters? Und dass die Lektionen, welche der himmlische Vater seinem Sohne gab, von demselben gut gelernt wurden, sagt uns das inspirierte Wort: „Der, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte.“ (Hebr. 5:8; Phil. 2:8). Außerdem hat Gott auch durch die Propheten kundgetan, dass der vom höchsten Meister-Lehrer, Jehova, gesandte große Lehrer Jesus erst selber von Jehova werde unterrichtet werden; und damit er ein barmherziger und treuer Hohepriester der Menschen werde und sich würdig erweisen könne, der Begründer unserer Erlösung zu sein, musste er notwendigerweise in der Erfahrung der Dinge, welche er litt, vollkommen gemacht werden. (Hebr. 2:9, 10) Beachte, wie deutlich die folgenden Weissagungen lang zum voraus erklären, dass unser Herr Jesus von Jehova gelehrt werden sollte, und dass die Lektionen auch gründlich lernen und Liebe für das Gesetz und Gehorsam gegenüber dem Gesetzgeber beweisen werde:
„Der Herr, Jehova, hat mir eine Zunge der Belehrung gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre, gleich solchen, die belehrt werden. Der Herr, Jehova, hat mir das Ohr geöffnet, und ich, ich bin nicht widerspenstig gewesen, bin nicht zurückgewichen. Ich bot meinen Rücken den Schlagenden und meine Wangen den Raufenden, mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“ – Jes. 50:4-10; Matth. 26:67; 27:26; Jes. 53:11
„Und auf ihm wird ruhen der Geist Jehovas, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Kraft, der Geist der Erkenntnis und Furcht (Verehrung) Jehovas; und sein Wohlgefallen wird sein an der Furcht Jehovas: er wird nicht richten nach dem Sehen seiner Augen.“ (Jes. 11:1-10) Weil er mit dem Gefühl unserer Mängel und Schwachheiten Bekanntschaft gemacht hat, darum ist er um so besser imstande, allen denen zu helfen zu eilen, welche durch ihn zum Vater zurückkehren – seine Kirche jetzt, in diesem Zeitalter, bald aber auch die Welt, während seines 1000-jährigen Reiches. – Hebr. 2:17, 18
„Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens“; – „Jehova werde ich preisen, der mich beraten hat.“ Dass diese Aussagen sich auf den „Menschen Jesum Christum“ beziehen, bezeugen uns die Apostel, wenn sie diese Stelle anführen. (Psalm 16:7-11) So ist denn schon von den Propheten die Aussage des Evangelisten bestätigt worden: „Das Kindlein aber wuchs und ward stark, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade (Segen) war auf ihm. … Jesus nahm zu an Weisheit und an Größe und an Gunst bei den Menschen.“ – Luk. 2:40, 52
Nachdem wir alle diese Schriftstellen geprüft haben, dürfen wir getrost behaupten, dass die Schrift nicht gestattet, zu glauben, es könne der Name Jehova auch auf andere Personen als nur auf Gott den Vater sich beziehen. Die Bibel beschränkt den Gebrauch dieses Namens einzig auf den himmlischen Vater und verbietet geradezu, ihn auf irgend jemand anders anzuwenden.
Es wird wohl jeder die Angemessenheit von Jehovas Entschluss einsehen müssen, dass er nämlich als Mittelpunkt aller Erhabenheit, Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe und Macht anerkannt werden will. Es ist die Wahrheit; und es muss deshalb jede hiermit nicht übereinstimmende Lehre unwahr und demgemäss auch böse und schädlich sein. Und wir haben aus den weiter oben zitierten Worten unseres Herrn, sowie aus den Worten der von Christo gelehrten und nach Pfingsten vom heiligen Geist inspirierten Apostel besonders auch gesehen, dass keiner von ihnen irgend jemals im geringsten angedeutet hätte, dass der himmlische Vater und der himmlische Sohn eine Person seien, noch auch dass sie sich an Ehre, Macht und Herrlichkeit gleich seien, wie dies (ohne göttliche Autorität) in den von Menschen verfassten Glaubensbekenntnissen und Katechismen gelehrt wird.
Gleichwohl hat aber der himmlische Vater sich nie eifersüchtig gezeigt, wegen der Größe seines großen „Meister-Knechtes“. „des Boten des Bundes“, an dem er Wohlgefallen hat. Im Gegenteil, er hat ihn so hoch erhöht, dass er nun nach ihm der Größte an Macht und Herrlichkeit ist. Höre, was unser Herr Jesus selbst hierüber sagt: „Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, außer was er den Vater tun sieht. Denn was irgend er tut, das tut auch der Sohn Gleicherweise. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut: und er wird ihm größere Werke als diese zeigen, auf dass ihr euch verwundert. Denn gleichwie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, also macht auch der Sohn lebendig, welche er will. Denn der Vater richtet auch niemanden, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn gegeben, auf dass alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.“ – Joh. 5:19-23
Nur dann sind wir vorbereitet, die Bedeutung des Versöhnungswerkes völlig zu begreifen, wenn wir uns recht klar machen, was die heilige Schrift über den großen Verfasser des Erlösungsplanes, Jehova, sagt, und wenn wir ferner den Unterschied festhalten, der zwischen ihm und seinem geehrten Diener, „dem Eingeborenen vom Vater“, seinem „geliebten Sohn“, besteht, hinsichtlich der Hinausführung des Versöhnungswerkes. Von der Begriffsverwirrung in Bezug auf Vater und Sohn kommt es eben zum großen Teil her, dass so viele Christen ganz verworrene Begriffe von der Versöhnung haben und deshalb Gefahr laufen, gerade in dem Stück Schiffbruch zu leiden, das ihres Glaubens wichtigste, auf göttlicher Offenbarung beruhende Grundlage sein sollte. Und doch macht der Apostel Paulus einen so deutlichen Unterschied zwischen Vater und Sohn, indem er sagt: „Es ist kein (anderer) Gott, als nur einer.“ „Für uns ist ein Gott, der Vater, von welchen alle Dinge sind, und wir für ihn, und ein Herr, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind, und wir durch ihn.“ – 1. Kor. 8:4, 6
Das heißt, es gibt nur den einen, ewigen und allmächtigen Gott, Jehova, den Urheber und Ursprung aller Dinge, zu denen wir gehören, und es gibt nur den einen Herrn Jesum Christum, durch den der himmlische Vater seinen Plan in allen dessen Teilen hinausführen lässt, und durch welchen allein wir Vergebung unserer Sünden haben, und durch den Glauben an sein Blut, um so zum Vater zurückkommen zu können und in die Gnade zu gelangen, „in der wir stehen, und uns rühmen in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“ – Röm. 5:1
Eine Überlieferung der Väter, der zuliebe ein Satz in die Schrift eingefügt wurde.
Wir werden spätere Kapitel der Betrachtung der Größe und Würde unseres Herrn Jesu Christi widmen, durch welchen das ganze Versöhnungswerk hinaus geführt worden ist und noch werden wird, und dabei zeigen, welche Ehre und Herrlichkeit er genießt, seit er die Welt erkauft hat, und auch welcher Macht und Würde er teilhaftig war, schon bevor er Mensch wurde, um sein Leben als Lösegeld für die Menschheit zu geben. In diesem Kapitel aber möchten wir unser Augenmerk besonders auf den Urheber oder Verfasser des Erlösungsplanes richten, auf Gott den Vater; und da halten wir dafür, es sei am Platze, etwas näher auf die Lehre von der Dreieinigkeit einzugehen, welche in der Christenheit eine so arge Begriffsverwirrung herbeigeführt hat. Es ist das eine Lehre, von der selbst ihre eifrigsten Verfechter gestehen müssen, dass sie sie nicht verstehen; und da sie dieselbe auch in der Tat weder erfassen noch erklären können, so finden wir uns um so mehr veranlasst, ja verpflichtet, nachzuforschen, ob die heilige Schrift denn irgendwo eine solche verwirrende Menschensatzung unterstützt.
Wir haben schon im Vorhergehenden viele Stellen angeführt, welche uns höchst deutlich und bestimmt beweisen, dass es nur einen allmächtigen Gott gibt, nicht zwei, drei oder mehr, und da machen wir denn gleich darauf aufmerksam, dass das Wort „Dreieinigkeit“ in der ganzen Bibel nirgends zu finden ist; ebenso wenig finden sich andere Wörter in der Schrift, denen man einen ähnlichen Begriff zu Grunde legen könnte. Wir finden keinen Ausdruck in der Bibel, aus welchem selbst eine unverständige Auslegung etwas wie die Dreieinigkeit machen könnte. Kein Wunder also, wenn solche, die an der Dreieinigkeitslehre festhalten, sich und ihre Zuhörer bei ihren Erklärungsversuchen in klägliche Widersprüche verwickeln. Sie behaupten in ein und demselben Atemzug, es sei nur ein Gott (weil sie an der klaren und bestimmten Lehre der Schrift nicht vorbeikommen können) und es seien doch drei Gottheitspersonen (weil sie sich auf eine vom Papsttum aufgestellte und von den Vätern überlieferte Lehre verpflichtet haben). Aber wie kann es drei Gottheitspersonen und doch nur einen Gott geben? Wenn es, wie die Katechismen lehren, drei Gottheiten gibt, die sich in Macht und Herrlichkeit gleich sind, dann ist es eine Lüge, zu sagen, es gebe nur einen Gott. Wenn es aber nur einen Gott gibt, „den Vater, von welchem alle Dinge sind“, wie Paulus behauptet, und wenn, wie Jesus erklärt, der Vater größer ist als der Sohn, wenn der Vater seinen geliebten Sohn von den Toten auferweckt und ihn hoch erhöht, ihm das Königreich beschieden hat, und wenn schließlich der Sohn sein Reich dem Vater wieder überantworten wird, damit der Vater sei „alles in allem“, dann kann es absolut nicht wahr sein, dass es mehr Gottheitspersonen gebe, die sich in Macht und Herrlichkeit gleich seien. Gleichwohl ist, wie wir im nächsten Kapitel zeigen werden, unser Herr Jesus Christus ein Gott; aber wenn er auch verehrt werden soll, wie der Vater verehrt wird, und wenn wir auch, wenn wir ihn ehren, den Vater ehren, der ihn erhöht hat, so lehren doch alle Bücher der heiligen Schrift, dass es nur einen allmächtigen Gott gibt, den Vater aller. So erklärt denn auch Paulus, dass des Weibes Haupt der Mann ist, und dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist; „das Haupt des Christus aber ist Gott.“ – 1. Kor. 11:3
Nur eine einzige Stelle findet sich in der Bibel, welche einigermaßen die Lehre von der Dreieinigkeit zur Voraussetzung zu haben scheint; und diese einzige Stelle wird jetzt von den Fachmännern allgemein als unecht, als Einschiebsel bezeichnet. Sie ist deshalb in den verbesserten Übersetzungen des Neuen Testamentes weggelassen worden, wiewohl alle Mitarbeiter an diesen neuen Übersetzungen, soviel wir wissen, an der Dreieinigkeitslehre festhalten. Trotzdem sie also diese Stelle als den einzigen (dazu noch wenig überzeugenden) Beweis ihrer Lehre sicherlich gerne beibehalten hätten, konnten sie es doch nicht über ihr Gewissen bringen, sie stehen zu lassen.
Die früheren Übersetzer können indes für die Einfügung dieser Stelle auch nicht verantwortlich gemacht werden, denn zu ihren Lebzeiten ist die Echtheit derselben noch gar nicht bezweifelt worden. Seit ihren Tagen aber sind zahlreiche alte griechische Handschriften entdeckt worden, und keine, sofern sie älter als vom 7. Jahrhundert ist, enthält diese Stelle, welche für die Dreieinigkeitslehre einen Anhaltspunkt geben soll. Die „Leute vom Fach“ machen daher, ohne Rücksicht auf ihre Zugehörigkeit zu dieser oder jener Namenkirche, kein Hehl daraus, dass die unechten Worte zu einer Zeit eingeschoben wurden, als die Lehre von der Dreieinigkeit auftauchte, und deren Verfechter ihren Gegnern gegenüber um einen Schriftbeweis in Verlegenheit waren. Damals hat wohl ein übereifriger, an die Dreieinigkeit glaubender Mönch die Worte anlässlich einer Abschrift des Neuen Testamentes eingefügt, in der Meinung, der heilige Geist habe sich einer Unterlassung schuldig gemacht, als er die Dreieinigkeit in der heiligen Schrift unerwähnt ließ. Seine Absicht war, dem lieben Gott und seiner Wahrheit aus einer Verlegenheit zu helfen, zu welchem Zweck ihm eine Fälschung wohl erlaubt scheinen mochte. Aber jede solche Vermutung, dahin gehend, dass uns Gott nicht eine vollständige Offenbarung gegeben habe, die für die Bedürfnisse eines „Mannes Gottes“ vollständig hinreiche, dass sie deshalb noch der Beifügungen bedürfe, ist vom Widersacher, und so auch die Vermutung, dass es nötig sei, einen Betrug zu begehen, damit Gutes daraus entstehe und ein Fehler des Allmächtigen gutgemacht werde. Der abschreibende Mönch oder Priester, der wahrscheinlich um den Anfang des 7. Jahrhunderts die fraglichen Worte einfügte, hat sich dadurch eine schwere Verantwortung zugezogen, da er viele Kinder Gottes, die in der Bibel Aufschluss über die zweifelhafte Dreieinigkeitslehre suchten, durch seine Fälschung irregeleitet hat.
Diese unechten Worte finden wir in 1. Joh. 5:7; sie lauten: „Im Himmel, der Vater, das Wort und der heilige Geist, und diese drei sind eins. Und drei sind, die da zeugen auf Erden.“ Lassen wir diese falschen Worte weg, so ist der Text einfach und sehr leicht verständlich und steht zudem mit der ganzen Schrift in völligem Einklang; solange aber die Worte im Text unangefochten blieben, haben sie zu größter Verwirrung Anlass gegeben, indem sie einen Unsinn lehrten. Aus den eingeschobenen Worten geht nämlich hervor, dass der Vater, der Sohn und der heilige Geist im Himmel dafür Zeugnis ablegen sollen, dass Jesus der Christus sei; wie absurd! Wer wird denn im Himmel daran zweifeln, dass Jesus der Christus ist? Wer bedarf also dort, dass ihm dies verkündigt oder bezeugt werde? Gewiss niemand! Aber die Stelle erschien dem Widersacher gerade geeignet, seine Fälschung der Wahrheit einzuschmuggeln, und er fand hierfür auch ein williges Werkzeug.
Wie schon gesagt, lassen aber alle neueren und verbesserten Übersetzungen die erwähnten Worte weg. Die Elberfelder Bibel zum Beispiel gibt sie nicht wieder, und auch in der verbesserten Luther Übersetzung sind sie nicht mehr zu finden; Luther selbst hat sie übrigens auch nicht mehr übersetzt, man hat die erst etwa 50 Jahre nach seinem Tod eingeschoben. Zur Bestärkung des Gesagten erwähnen wir zum Schluss noch einige unverfängliche Zeugnisse betreffend die Unechtheit dieser Worte. Die Herausgeber der verbesserten englischen Bibelübersetzung sagen: „Diese Worte betreffend die Zeugen im Himmel stehen in keinen griechischen Handschriften, welche älter sind als das 5. Jahrhundert. Sie werden von keinem der griechischen Kirchenväter zitiert, ebenso wenig von den älteren lateinischen, selbst in Fällen nicht, wo die von ihnen behandelten Gegenstände einen solchen Schriftbeweis erwünscht erscheinen lassen; sie sind deshalb augenscheinlich falsch.“ In Lang’s (englischem) kritischen Kommentar lesen wir: -besagte Worte fehlen in allen griechischen Handschriften, auch im Sinaitikus, der ältesten bekannten griechischen Handschrift; sie fehlen auch in allen alten Übersetzungen, sogar in den lateinischen, welche älter sind als das 8. Jahrhundert; und seit dieser Zeit kommen sie in drei verschiedenen Fassungen vor. Trotz aller Streitereien über die Dreieinigkeitslehre, werden die doch von keinem griechischen noch älteren lateinischen Kirchenvater zitiert.“ Hudson’s griechisch – englischen Konkordanz sagt: „Die Worte finden sich in keiner griechischen Handschrift vor, welche älter ist als das 15. oder 16. Jahrhundert, und fehlen in allen alten Übersetzungen.“ Der amerikanische Theologe Alford erklärt: „Es sei denn, man verfahre mit reiner Willkür bei der Kritik des Bibeltextes, so kann die Echtheit dieser Worte nicht behauptet werden.“ Der bekannte Tischendorf (Entdecker des Sinaitikus) bezeichnet es als mit der Achtung vor dem biblischen Text unvereinbar, dass diese eingeschobenen Worte weiterhin als zum ersten Johannesbriefe gehörig veröffentlicht werden. Wir übergehen die Zeugnisse von Isaak Newton, Benson, Horne, Griesbach, Tragelles und Bachmann und führen noch Dr. Adam Clark an, welcher sagt: „Die Unechtheit dieser Worte unterliegt gar keinem Zweifel; die einzige griechische Handschrift aus der Zeit vor der Erfindung der Buchdruckerkunst, welche dieselben enthält, ist diejenige von Monfort (aufbewahrt von der Dreifaltigkeits-Universität in Dublin), dafür kennen wir 112 Handschriften, in welchen die Worte fehlen. Sie fehlen ferner in allen alten Übersetzungen (den beiden syrischen, den arabischen, äthiopischen, koptischen, sahadischen, arminianischen sklalvonischen, 2c) mit Ausnahme der Vulgata; doch fehlen sie sogar auch in den meisten alten und guten Handschriften der Bulgata. Kein griechischer und nur wenige lateinische Kirchenväter führen sie an.“
John Wesley, der Begründer des Methodismus, war stets bemüht, die Lehre von der Dreieinigkeit zu unterstützen, dennoch fühlte er sich in einer seiner Predigten über diesen Text veranlasst, die Worte Servet’s (Genf) anzuführen: – „Ich kann es nicht ohne Bedenken über mein Gewissen bringen, die Worte „Dreieinigkeit“ und „Gottheitsperson“ zu gebrauchen, weil ich diese Worte in der Bibel nicht finde.“ Wesly hielt diesen Zweifel Servet’s gegenüber nur deshalb an der Dreieinigkeitslehre fest, weil er die besprochenen Worte für echt hielt. Man bedenke aber, dass den Übersetzern der Common Vision“ (1611) nur acht griechische Handschriften zur Verfügung standen, von denen keine vor dem 10. Jahrhundert geschrieben wurde, während jetzt ungefähr 700 griechische Handschriften bekannt sind, unter welchen zwei – der Sinatikus und der Vatikanus Nov. 1209 – bis ins dritte Jahrhundert zurückzudatieren sein dürften.
Die Lehre der Bibel betreffend den Vater und den Sohn und ihre Einigkeit
Es sollte stets ein scharfer Unterschied gemacht werden zwischen dem Glauben an die Dreieinigkeit und dem Glauben an die Einigkeit des himmlischen Vaters, Jehovas, seines himmlischen Sohnes, unseres Herrn Jesu Christi, und des heiligen Geistes. Die Lehre von der Dreieinigkeit, so wie sie von den kirchlichen Glaubensbekenntnissen verkündigt wird, behauptet, der Vater, der Sohn und der heilige Geist seien eine Person, unter einander an Macht und Herrlichkeit gleich. Die Bibel hingegen spricht wohl von der unverbrüchlichen Einigkeit zwischen dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist hinsichtlich des großen Erlösungswerkes; dem Gedanken, dass Vater und Sohn eine Person seien, widerspricht sie jedoch aufs bestimmteste, und sie verneint auch, dass Vater und Sohn sich an Macht und Herrlichkeit gleich seien. Wir lesen nur, dass der Vater den Sohn herrlich gemacht, ihn hoch erhöht und ihm einen Namen gegeben, der über alle (anderen) Namen ist (den des Vaters ausgenommen), und dass er ihn zu seinem Vertreter gemacht hat und ihm gestattet, alle Gewalt im Himmel und auf Erden auszuüben. Die ganze Schrift stimmt vollständig mit sich selbst dahin überein, dass der Vater den Sohn in die Welt gesandt hat, und dass der Sohn, um der ihm verheißenen großen Freude willen, das Kreuz auf sich nahm und die Schmach über sich ergehen ließ, und dass er des himmlischen Vaters erster und eingeborener Sohn war, und dass er nach der Durchführung des ihm anvertrauten Werkes sein Reich dem himmlischen Vater, von dem er es empfangen, wieder zurückgeben werde (am Schluss des 1000-jährigen Zeitalters). An Hand früher angeführter Stellen haben wir ferner gefunden, wie deutlich unser Herr Jesus es anerkannt und bekannt hat, dass er nicht gekommen sei, seinen eigenen, sondern des Vaters Willen zu tun, dass die Macht, worüber er verfügte, nicht ihm selbst, sondern seinem Vater gehörte, und dass der Vater größer sei als er. Auch die Propheten alle haben ihn als den Sendboten (Engel) oder Diener des Bundes anerkannt und nirgends als den Verfasser des Bundes, und zu alledem kommen noch die ebenfalls schon erwähnten Stellen des Neuen Testamentes, welche den Sohn als den Mittler des Bundes bezeichnen: den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, „den Menschen Christum Jesum, welcher sich selbst hingab als Lösegeld für alle.“ All diese Stellen machen ausdrücklich und miteinander übereinstimmend einen Unterschied zwischen der Person und dem Rang des himmlischen Vaters und der Person und dem Rang des himmlischen Sohnes, aber sie lehren auch eine volle, innige Übereinstimmung der beiden hinsichtlich des Erlösungswerkes, denn der Sohn wurde würdig erachtet, den göttlichen Plan hinaus zuführen, weil er seinen eigenen Willen völlig dahin gab, damit er von dem Geist seines Vaters erfüllt würde, um in allen Stücken dessen Willen tun zu können. – Joh. 6:38, 39
Außerdem deuten die Bezeichnungen „Vater“ und „Sohn“ schon an und für sich einen Unterschied zwischen den beiden und widersprechen den trinitarischen Anschauungen, wonach die beiden eine Person seien; denn „Vater“ bedeutet „Lebensgeber“, und „Sohn“ bedeutet: „einer der sein Leben von einem anderen empfangen hat.“ Der himmlische Vater hat sein Leben von niemandem empfangen, er ist der Born, die Quelle des Lebens, nicht nur für unseren Herrn Jesum, seinen eingeborenen Sohn, sondern durch diesen auch für alle seine anderen Geschöpfe. Und all das stimmt mit dem in der Überschrift dieses Kapitels erwähnten Ausspruch, in welchem Paulus deutlich in Abrede stellt, dass Vater und Sohn eins seien in Person und Rang, wenn er sagt: „Für uns ist ein Gott, der Vater, von welchem alle Dinge sind, und ein Herr, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind.“ – 1. Kor. 8:6
Der denkende Leser wird die Einfachheit und Klarheit der hier niedergelegten biblischen Lehre sofort erkennen, während wohl jedermann zugeben muss, dass eine vernünftige Auffassung oder Erklärung der Dreieinigkeitslehre ein Ding der Unmöglichkeit ist. Das geben sogar deren eifrigste Verfechter zu, doch statt zu versuchen, sie zu erklären, weichen sie vielmehr jeder diesbezüglichen Besprechung beharrlich aus und nennen ihre Lehre „ein großes Geheimnis“. Aber (so sehr das uns befremden mag) an dieser Lehre von drei Göttern in einer Person wird – trotzdem dieselbe nicht nur jeglichen Schriftbeweis entbehrt, sondern geradezu vom 1. Buch Mose bis zur Offenbarung direkt und indirekt widerlegt wird – unter der Christenheit dennoch krampfhaft festgehalten und zwar auch von den Protestanten, die „sich ganz nur auf die Bibel gründen wollen“, und die gegen jede Lehre, die nicht von der Bibel bestätigt wird, zu protestieren meinen. Dass dieses „Machwerk“ zu alledem auch kräftig wider die von Gott uns geschenkte Vernunft streitet, darüber gibt man sich kaum Rechenschaft! Und warum das? Eben weil das eines jener „finsteren Geheimnisse“ ist, womit Satan durch Vermittlung des Papsttums das Wort, den Charakter und Plan Gottes verdunkelt, in Nebel gehüllt hat, nach dem Worten des Apostels, „der Gott dieser Welt hat den Sinn der Ungläubigen verblendet, damit ihnen nicht ausstrahle der Lichtglanz des Evangeliums der Herrlichkeit des Christus, welcher das Bild Gottes ist“ (2. Kor. 4:4). Satan hat die Welt mit Blindheit geschlagen, und das Wort Gottes hat er mit von Menschen ausgetüftelten Irrlehren und dunklen „Geheimnissen“ derart verschleiert, dass auch die, welche den Herrn gefunden, gehindert werden, zu einer klaren Erkenntnis der Wahrheit zu kommen.
Aber, möchte man fragen, welches Interesse kann denn Satan daran haben, unseren Herrn Jesum Christum vor den Menschen größer, erhabener erscheinen zu lassen? Muss ihm nicht vielmehr daran gelegen sein, ihn in den Augen der Menschen herabzusetzen? Darauf antworten wir, dass es von jeher Satans Verfahren war, die Wahrheit, die Bibel, zu verdrehen, ihre Lehren als sich selbst widersprechen und vernunftwidrig darzustellen, damit so die Menschheit verhindert werde, die erhabene Schönheit, Vernunft und Harmonie in Gottes Wort und Plan zu erkennen. Je mehr Vernunftwidriges Satan mit den Begriffen, welche die Menschen von ihrem Schöpfer sich machen, vermischen kann, um so leichter gelingt es ihm, alle diejenigen von Gott abzuwenden, welche ihren gesunden Verstand zu gebrauchen wünschen; und je vernunftwidriger er die menschlichen Glaubenssätze zu gestalten vermag, desto gründlicher zerstört er den wirklichen Glauben bei denen, welche diese Lehrsätze annehmen und verfechten, und um so mehr fördert er den Aberglauben auf Kosten des auf göttliche Offenbarung gegründeten wahren Glauben.
So hatte denn der große Widersacher jahrhundertlang großen Erfolg mit seinen Bestrebungen, die Meistbegabten, Vernünftigsten von der Namenkirche fern zu halten, die letztere aber mehr und mehr zum Sammelplatz der Leichtgläubigen, Abergläubischen und Gedankenlosen zu machen. Von den wertvollsten Wahrheiten hat er einige durch fein ausgeklügelte, aber abstoßende Irrlehren verdeckt und dadurch bei den Kindern Gottes den Fortschritt in der Erkenntnis bedeutend verlangsamt. Aber Gott sei Dank, wir leben jetzt in der Zeit, wo die Decke der Unwissenheit mehr und mehr hinweg genommen wird, und wo die Kinder Gottes von den in den „finsteren Jahrhunderten“ zu ihrer Knechtschaft „geschmiedeten“ Glaubensbekenntnissen hinweg und dafür direkt auf Gottes Wort selber schauen lernen. Doch ach, für manche, namentlich Weise in den Augen der Welt, ist es jetzt zu spät; sie sind so sehr daran gewöhnt, die Glaubensbekenntnisse und die Bibel ins gleiche Band zu schließen, dass, wenn sie die ersten verwerfen, sie nicht anders können, als auch die Bibel über Bord zu werfen, und statt im Worte Gottes zuverlässiges Licht zu suchen, sind sie eher geneigt, dasselbe außer acht zu lassen, oder sogar anzufeinden, um sich dafür auf ihre eigenen Klügeleien, auf menschliche Weisheit zu verankern.
Daher machen denn „Höhere Bibelkritik“, Evolutionslehre, sogenannte „Christliche Wissenschaft“, Theosophie und andere die Bibel verwerfende Lehrsysteme heutzutage so rasche Fortschritte, während die althergebrachten Glaubenssätze abbröckeln, ihren Einfluss verlieren oder ganz preisgegeben werden. Nur wenige sind es, die gemerkt haben, dass der Fehler nicht in der Bibel, sondern in den einander widersprechenden Glaubenssätzen liegt, und die deshalb in der Schrift nach „den vorigen Wegen“ und nach dem einst den Heiligen überlieferten Glauben forschen. – Jer. 6:16; Judas 3
Aber wie konnte die Dreieinigkeitslehre unter der Christenheit so allgemeine Verbreitung und Annahme finden, wenn sie nicht die Lehre der ersten Kirche gewesen sein soll? Ist sie denn nicht eine der ältesten Lehren der Kirche, zurückgreifend bis ins 3. Jahrhundert? Ja, wohl finden wir ihre Anfänge schon im 3., einige Spuren sogar schon im zweiten Jahrhundert nach Christo; dass sie aber nicht aus dem ersten Jahrhundert stammt, davon zeugen die sämtlichen Schriften der Apostel. Die Dreinigkeitslehre ist später auf eine ganz natürliche Weise entstanden – durch Wortstreitigkeiten.
Die Apostel lehren im ersten Jahrhundert von der Person Jesu Christi höchst klar und deutlich: nicht, dass er der Vater, Jehova, sondern der Sohn Jehovas war, der Messias, von seinem Vater in die Welt gesandt, damit er dieselbe segne, – um sein Königreich aufzurichten und durch dasselbe die durch die Sünde zerrüttete Welt zur Ordnung zurückzuführen. Aber dem Zeugnis, Christus sei Gottes Sohn, begegnete man auch mit vielen anderen Behauptungen, z.B.: Jesus sei ein Schwindler gewesen, oder, er sei bloß ein tugendhafter Mensch gewesen; andere wiederum gaben zu, dass er wohl auf wunderbare Weise geboren worden sei, aber behaupteten, dass er vorher nicht existiert habe. Dem allen gegenüber hielten etliche fest an der Wahrheit, nämlich, dass Jesus vor seiner Menschwerdung ein Sohn Gottes und ein Wesen geistiger Natur gewesen sei, dass er alsdann der Sohn Gottes menschlicher Natur geworden sei, um die Menschheit zu erlösen, dass er nun aber hoch erhöht sei, und dass jetzt alle den Sohn ehren sollen, wie sie den Vater ehren. Wie bekannt, verleitet die Diskussion die streitenden Parteien leicht zu Übertreibungen, und so kam es denn, dass manche, welche die oben angeführten falschen Behauptungen betreffend die Person Jesu widerlegen wollten, zu weit gingen, ins andere Extrem verfielen und behaupteten, Jesus sei der Vater, Jehova selber.
Das Religions-Wörterbuch, zu dessen Bearbeitung der bekannte Trinitarier, Dr. Lyman Abbott, gehört, sagt Seite 944:
„Erst im 4. Jahrhundert hat man begonnen, die trinitarische Anschauung zu bearbeiten und zu formulieren und zu versuchen, dieselbe mit dem Glauben der Kirche an einen Gott in Einklang zu bringen. …. Als Frucht dieser Versuche entstand die Lehre von der Drei-Einigkeit; dieselbe ist eines der hervorragernsten Merkmale der Hindu-Religion, Anklänge an dieselbe enthalten auch die Mythologien (Götterlehren) der Perser, Ägypter, Römer, Japaner und alten Griechen.“
Vielgötterei war im Altertum überall, die Juden ausgenommen, der verbreitetste Glaube. Wie jedermann weiß, kennt die griechische Mythologie eine größere Anzahl Götter, und mehreren davon maßt sie tatsächlich je gleichviel Macht zu. Wer solcher Lehre anhing, dem kam der jüdische Glaube an einen Gott lächerlich, armselig vor. So kam man denn zur Ansicht, dass die trinitarische Anschauung bei den Heidenchristen leichter Anklang finden könne: es war ein Mittelding zwischen dem über die ganze Welt verbreiteten Polytheismus (Lehre von vielen Göttern) und dem von den Juden festgehaltenen Monotheismus (Glauben an einen Gott). Zu behaupten, es gebe drei Götter, und im gleichen Atemzug ebenso dreist zu behaupten, diese drei Götter seien ein Gott – das galt offenbar als ein Meisterschuss auf dem Gebiet der „Gottesgelehrtheit“ (Theologie), wodurch man die Ansichten von vielen Juden-Christen den allgemeinen Anschauungen der Heiden näher bringen könnte; den letzteren kam man nämlich gerne entgegen, um sie zum Eintritt in die „christliche“ Kirche zu veranlassen. Der gleiche Gedanke liegt der Einführung des Mariendienstes zu Grunde: man wollte denen nach Millionen zählenden Anhängern des Diana- und Isiskultus und den Anbetern anderer Göttinnen etwas Ähnliches bieten. Das kann uns nicht verwundern, wenn wir bedenken, dass um jene Zeit, da all diese Menschenlehren aufgestellt und eingeführt wurden, die Häupter der Kirche die Hoffnung an ein zweites Kommen unseres Herrn Jesu und die damit verbundene Aufrichtung des Reiches Gottes fahren gelassen hatten, und dafür aber sich anmaßten, sie hätten die Welt zu bekehren und so das Reich Gottes auf Erden aufzurichten, in den Rahmen einer Priesterherrschaft, an deren Spitze statt Christus ein Stellvertreter (Antichrist) stehen sollte; und dieser Stellvertreter sollte der Bischof von Rom sein. (siehe Band 2, Studie 9; Band 3, Studie 4)
Die so allgemeine Annahme der Dreieinigkeitslehre und die Zähigkeit, womit heute noch daran festgehalten wird, beruht lediglich auf abergläubischer Furcht. Den Drohungen der katholischen und später auch der protestantischer Geistlichkeit gemäß, befand sich nämlich jeder, der die Dreieinigkeit leugnete, auf dem direkten Weg zu einer ewigen Qual. Gleichzeitig gibt die Geistlichkeit aber zu, dass die Lehre unbegreiflich sei, dass somit niemand tatsächlich daran glaubt, weil niemand in Wahrheit glauben kann, was er nicht begreift. Im praktischen Leben wird der Lehre auch gar nicht Rechnung getragen; denn die Protestanten wenden sich im Gebet an Gott den Vater „in Jesu Namen“, „um Jesu willen“, und erkennen damit an, dass Gott der Vater und Jesus zwei Personen sind; die Katholiken beten zu ihren Heiligen, damit diese ihre Bitten vor Maria, Maria dieselben vor Jesum und Jesus endlich sie vor den Vater bringe. Das hindert aber nicht, dass man solche vernunftwidrige und dazu auch praktisch wertlose Lehre mit verzweifelter Zähigkeit festhält, ja mehr noch: sie als Prüfstein der Rechtgläubigkeit gelten lässt, und dass, wer sie verwirft, von Rom und von der „evangelischen“ Allianz als Irrlehrer gebrandmarkt wird.
Die Wahrheit ist mächtig und wird schließlich den Sieg davontragen; mittlerweile hat Gott aber die Verhältnisse noch derart sich gestalten lassen, dass durch ihr Leben inmitten derer, die sich selber Gottes Kinder nennen und von Gott gelehrt zu sein behaupten, alle diejenigen sehr nachdrücklich auf ihren Ernst und ihre Treue geprüft werden, welche Gott und seinem Worte allein glauben wollen. Es ist daher für jeden Wahrheitssucher wichtig, sich selbst und dem Worte Gottes gegenüber aufrichtig zu sein, was allein uns die zur Errettung nötige Weisheit zu verschaffen mag. Lasst uns bedenken, dass Wahrheit allein heiligt, dass Irrtum aber, als das Gegenteil, stets einen zum Bösen lenkenden Einfluss ausübt.
Gott der Vater und Gott der Sohn
Hier mag es nun am Platze sein, einige Bibelstellen zu betrachten, welche die Dreieinigkeitslehre zu begünstigen scheinen, die aber in Wirklichkeit dieselbe auch gar nicht unterstützen.
In erster Linie wird darauf hingewiesen, dass die Bibel unseren Herrn Jesus „Gott“ nennt; da es nun aber nur einen Gott gebe, den Vater, so müssen „Jesus“ und „Gott-Vater“ zwei Namen für die gleiche Person sein. Lasst uns diese Frage im Lichte des Wortes Gottes untersuchen und dabei nicht als schon bewiesen voraussetzen, sondern jeden Schritt auf unserer Bahn gehörig rechtfertigen.
Die Hauptschwierigkeit, der wir dabei begegnen, liegt an dem Mangel an Pünktlichkeit und Einheitlichkeit in den gewöhnlichen Bibelübersetzungen.
Der Gottesname Jehova kommt im Alten Testament mehr als 5.300 mal vor; er ist aber in den älteren und auch in den jetzt weitverbreitetsten Übersetzungen allermeisten mit „Herr“ übersetzt. Luther z.B. lässt den Eigennamen Jehova gar nie stehen, sondern übersetzt überall einfach „Herr“, oder in ganz seltenen Fällen „Herr Zebaoth“. So wird natürlich die von der Bibel im Urtext festgehaltene klare Unterscheidung Gottes des Vaters von anderen Personen gänzlich verwischt, um so mehr, als auch die Titel „Adonai“, „Adon“ und „Elohim“ eben sowohl gebraucht werden, um Gott den Vater als um andere Personen zu bezeichnen. Der Titel „Elohim“ (auch „El“, „Eloah“, „Elah“) kommt im ganzen mehr als 2.500 mal vor und bezieht sich meistens auf Jehova, oft aber auch auf andere Personen; und da muss dann der Zusammenhang des Textes ergeben, wer gemeint ist. Wir werden Schriftstellen anführen, welche uns genügendes Licht verschaffen, und die höchst klar und deutlich beweisen, dass Elohim „mächtig“ bedeutet. Wenn nun Jehova mit diesem Titel bezeichnet wird, so ist das sehr wohl am Platze, denn er ist ja der Allmächtige; nicht weniger gut passt der Titel Elohim auf die Engel, denn auch sie sind „Mächtige“. Das haben sie bei ihren im Alten Testament berichteten Besuchen als Sendboten, Vertreter Jehovas unter den Menschen kräftig bewiesen. Aber es werden große, einflussreiche Menschen ebenfalls Elohim mächtig genannt; das Wort, obwohl in der Mehrzahlform (Einzahlform Eloah), wird bald von Einzelpersonen, bald von mehren Personen gebraucht.
Das werden unsere Zitate durchaus erhärten und beweisen, nämlich, dass die Schrift mit Recht unseren Herrn Jesum bald „Gott“ (Elohim), bald „Herr“ (Adon) und bald „mein Herr“ (Adonai), niemals aber „Jehova“ nennt.
Elohim (Mächtige) mit „Engel“ übersetzt
Psalm 8:5 „Du (Jehova, siehe Vers 1) hast ihn ein wenig unter die Engel (Elohim) erniedrigt, und mit Herrlichkeit und Pracht hast du ihn gekrönt.“
Dass die Übersetzung von Elohim mit „Engel“ hier richtig ist, bezeugt uns der inspirierte Apostel, indem er, um die Selbsterniedrigung unseres Herrn zu zeigen, sich auf diese Stelle bezieht und das Wort im Griechischen mit „Angelos“ wiedergibt. – Hebr. 2:7, 9
Elohim (Mächtige) mit „Götter“ übersetzt
196 mal bezeichnet Elohim Heidengötter, welche in so fern als Mächtige betrachtet werden konnten, als sie in den Augen ihrer Anhänger große Macht besaßen und daher bedeutenden Einfluss auf sie ausübten.
Jehova, der allmächtige Elohim im Gegensatz zu anderen Elohim
Psalm 86:6-8 „Nimm zu Ohren, Jehova, mein Gebet! … Unter allen Göttern (Elohim, Mächtigen) ist nichts gleich deinen Werken.“
Psalm 95:3 „Denn ein großer Gott (El, Mächtiger) ist Jehova und ein großer König über alle Götter (Elohim).“
Psalm 50:1 „Der Mächtige, Gott (buchstäblich, Gott der Götter, El Elohim, der Mächtige der Mächtigen) Jehova hat geredet.“
Psalm 29:1 „Gebet Jehova, ihr Söhne der Starken (El, Götter), gebet Jehova Herrlichkeit und Stärke. Gebet Jehova die Herrlichkeit seines Namens; betet Jehova an in heiliger Pracht!“
1. Mose 17:1 „Da erschien Jehova dem Abraham und sprach zu ihm, Ich bin der allmächtige Gott (El).“
2. Mose 15:11 „Jehova, wer ist dir gleich unter den Göttern (El, Mächtigen)!“
1. Mose 14:22 „Abraham sprach: Ich hebe meine Hand auf zu Jehova, zu Gott (El) dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt.“
Psalm 96:4 „Denn groß ist Jehova und sehr zu loben, furchtbar ist er über alle Götter (Elohim, Mächtige).“
Diese Schriftstellen alle werden wohl als Beispiele genügen, sollte jemand mehr wünschen, so braucht er nur zu suchen, und er wird finden.
Elohim in Bezug auf Menschen gebraucht
Von den früher erwähnten 196 Malen, wo das Wort Elohim mit Götter übersetzt wird, beziehen sich wohl gut die Hälfte auf Menschen, Mächtige, auf Könige, Fürsten, Edle, 2c)
Nun aber führen wir auch einige Beispiele an, wo das Wort Elohim sich auf das Volk Gottes bezieht:
1. Mose 23:6 „Du (Abraham) bist ein göttlicher (Elohim) Fürst unter uns“ – nach englischer Übers.
2. Mose 7:1 „Siehe ich habe dich (Mose) zum Gott (Elohim) gesetzt dem Pharao.“
2. Mose 21:6 „So soll sein Herr ihn vor die Richter (Elohim) bringen.“
2. Mose 22:8, 10 „Wenn der Dieb nicht gefunden wird, so soll der Besitzer des Hauses vor die Richter (Elohim) treten.
Es soll beider Sache vor die Richter (Elohim) kommen, und wen die Richter (Elohim) schuldig sprechen, der soll seinem Nächsten das Doppelte erstatten.“
2. Mose 22:28 „Die Richter (Elohim) sollst du nicht lästern.“ Paulus bezieht sich auf diese Stelle in Apg. 23:5.
Elohim in Bezug auf die Heiligen
Psalm 82:6, 7 „Ich habe gesagt, ihr seid Götter (Elohim, Mächtige), und Söhne des Höchsten ihr alle, doch wie andere Menschen werdet ihr sterben, und wie einer der Fürsten werdet ihr fallen.“
(Der ganze 82. Psalm scheint sich auf unseren Herrn Jesum bei seiner zweiten Gegenwart, als den von Gott bestellten Befreier und Richter zu beziehen. Auf ihn wenden wir die Worte an: „Gott (Elohim, Christus, vom Vater bestellt, um jetzt die Welt zu richten) steht in der Versammlung der Mächtigen (unter den finanziellen, politischen und kirchlichen „Fürsten“), inmitten der (dieser) Götter (Elohim, Mächtigen) richtet er.“ Er tadelt sie zuerst und fordert sie auf, Gerechtigkeit zu üben, aber sie achten nicht darauf und wollen nicht verstehen; sie fahren fort, im Dunkeln zu wandeln (d.h. ohne zu wissen, wohin die Art und Weise ihrer Machtausübung sie schließlich noch führen wird); „es wanken alle Grundfesten der Erde (die bisherigen Grundlagen der menschlichen Gesellschaft haben sich überlebt).“ Es ist daher unnütz an der gegenwärtigen „Ordnung“ Ausbesserungsversuche vorzunehmen, sie muss aufgelöst werden, um dem neuen Himmel und der neuen Erde – der neuen sozialen „Welt- Platz zu machen. Vers 6 und 7 sind an die Heiligen gerichtet, an die „kleine Herde“. Wenn alsdann alle Heiligen in die „Scheunen“ gesammelt und durch den Tod jenseits des Vorhangs eingegangen sind, dann ertönt der Ruf an den Christus (Haupt und Leib vereinigt): „Stehe auf, O Gott (Elohim), richte die Erde! Denn du hast zum Erbteil alle die Nationen.“ Zum Zwecke, sein Reich aufzurichten, wird er zuerst seine Gerichte ergehen lassen; es wird eine Zeit höchster Trübsal hereinbrechen, während welcher alle Hochmütigen niedergebeugt, alle Demütigen aber erhöht werden. Und so wird die von alters her verheißene Zeit der Wiederherstellung ihren Anfang nehmen. – Apg. 3:19-23)
Diese Stelle wird von unserem Herrn Jesus zitiert und auf diejenigen angewendet, welche das Wort Gottes aus seinem Munde empfingen, welche „Ohren hatten zu hören“, und noch bezieht sie sich auf dieselbe Klasse: „Geliebte, jetzt sind wir Gottes Kinder (Söhne)“, gerechneterweise, hoffend, durch Gottes Gnade „Teilhaber der göttlichen Natur“ zu werden. – Joh. 10:34; 1. Joh. 3:2; 2. Petr. 1:4
Elohim mit „groß“, „hoch“, „stark“ und „Macht“ übersetzt
1. Sam. 14:15 „Ein großer (elohim, mächtiger) Schrecken.“ („Ein Schrecken Gottes“- Elberfelder Übers.)
1. Mose 30:8 „Große (elohim, mächtige) Kämpfe.“ (Elberfelder Übers. – „Kämpfe Gottes“.)
Psalm 36:6 „Deine Gerechtigkeit ist gleich hohen (el) Bergen.“
Hesekiel 32:21 „Die starken (elohim) Helden.“
1. Mose 31:29 „Es wäre in der Macht (El) meiner Hand.“
Im Neuen Testament kann am griechischen Wort nicht gesehen werden, ob von Gott dem Vater oder von Christus, dem Sohn, die Rede ist; es wird dies in den meisten Fällen dem Urteil des Lesers anheimgestellt; zuweilen wird dem griechischen Wort Theos mit dem Artikel nachgeholfen. So lesen wir in Joh. 1:1: „Das Wort war bei Gott (o Theos), und das Wort war ein Gott (Theos)“. Aber im allgemeinen wird der sorgfältige, vorurteilsfreie Leser jedes Mal leicht erkennen, wen der Apostel meint. Es ist dies fast immer so leicht erkennbar, dass es uns nur Wunder nimmt, dass wir es so lange nicht gemerkt haben. Das sowohl in Bezug auf Gott-Vater als auch auf Gott-Sohn ohne Unterschied gebrauchte griechische Wort ist Theos. Dreimal steht das von Theos abgeleitete Eigenschaftswort „theios“, welches in genauer Übersetzung mit „göttlich“ wiedergegeben wird. (Apg. 17:29; 2. Petr. 1:3, 4) Und zweimal steht das aus theios weitergebildete Hauptwort, Substantiv Theiotes, welches Göttlichkeit, d.h. göttliche Natur bedeutet. (Röm. 1:20; Kol. 2:9) Letztere Stelle besagt, dass in dem erhöhten Christus, dem Haupt der Kirche, alle Fülle wohnt, die Fülle der Weisheit und der Liebe, und die Macht, nicht nur die Angelegenheiten seiner Herauswahl als seines Leibes zu besorgen, sondern auch als Vertreter des Vaters alles und jedes zu tun, was nötig ist, um den ihm zur Hinausführung anvertrauten Plan auch wirklich mit Erfolg durchzuführen.
„Du sollst den Herrn deinen Gott anbeten und ihm allein dienen.“
– Matth. 4:10 –
Es wird von einigen behauptet, der Umstand, dass unser Herr Jesus sich Ehre erweisen ließ, beweise, dass er selbst Jehova sei; und seine oben angeführten Worte werden demgemäss so ausgelegt, als bedeuteten sie, es sei für jedes Wesen, Jehova einzig ausgenommen, eine Sünde, sich Ehre (Anbetung) erweisen zu lassen. Wir aber bestreiten das, denn eine solche Auslegung sucht in den zitierten Worten einen Sinn, den sie nicht haben, und bringt sie zudem in Widerspruch mit anderen Schriftstellen. Die Propheten hatten schon die Verordnung Jehovas kundgetan, gemäß welcher er Christum als seinen Sohn proklamiert und gebietet, dass Engel und Menschen demselben Ehre und Anbetung darbringen sollen: „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ „Fallet vor ihm nieder, ihr Götter (Engel) alle.“ (Psalm 2:7; 97:7) Unser Herr Jesus wusste das; er wusste gleichfalls, dass in vergangenen Zeiten auch die von Jehova gesandten Engel als Vertreter Jehovas sich anbeten ließen, und dass er selbst der vornehmste Bote, der eingeborene Sohn, der „Bundesengel“ war, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hatte; er wusste also, dass, wer irgend ihn ehrte, der ehrte auch den Vater. – Mal. 3:1
In der Tat! seine eigenen Worte lauten: „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht der ihn gesandt hat.“ – Joh. 5:23
Das griechische Wort, das im Neuen Testament mit „anbeten“ übersetzt ist, heißt proskyneo und bezeichnet buchstäblich die Bewegung, welche der Hund macht, um seinem Meister die Hand zu lecken, daher die Bedeutung „Ehre erweisen“.
Das entsprechende hebräische Wort ist schau-kau und bedeutet buchstäblich sich bücken, im Sinne von „Ehre erweisen“. Das Wort schau-kau kommt im Alten Testament 170mal vor, aber es bezieht sich bloß etwa in der Hälfte der Stellen auf die Anbetung Gottes; in 74 Fällen sind es hervorragende Menschen, denen Ehre („Anbetung“) erwiesen wird. Wir wollen nur an die Stellen 1. Mose 23:7, 12; 27:29; 1. Sam. 24:9; 25:23, 41; 2. Sam. 9:6; 14:4, 22, 33 erinnern, in denen tatsächlich, und an 1. Mose 18:2-4, wo vermeintlich Menschen Gegenstand der Verehrung sind.
Aus diesen Stellen ist klar ersichtlich, dass das Verbot, „Du sollst keine anderen Götter verehren, noch ihnen dienen“, nicht so verstanden werde und auch nicht so zu verstehen ist, als wäre damit verboten, denjenigen Menschen Ehre zu erweisen, die der Anerkennung und Ehre würdig sind, d.h. die in hohen Stellungen sich befinden. Ebenso wenig vergingen sich die Juden gegen das erste Gebot, wenn sie Engel anbeteten (sich vor ihnen „bückten“), die in Jehovas Namen Botschaften überbrachten und Jehova als ihren Gott anerkannten. Solche Ehrenerweisung wurde denn auch stets gut geheißen – nie getadelt. Das Verbot richtet sich vielmehr nur gegen die Götzen – und Bilder- Verehrung und gegen die Anbetung solcher Götter, die als Rivalen neben oder an den Platz Jehovas gestellt wurden. Eine solche Anbetung konnte Jehova nie dulden. So war es denn für solche Juden, welche Jesum als den von „Gott Gesandten“ anerkannten, keineswegs unrecht, wenn sie ihm Ehre und Gehorsam erwiesen. Und wie viel besser schickt sich das erst für alle diejenigen, welche unseren Herrn Jesum als das anerkennen, wofür er sich ausgab – als Gottes Sohn!
Ja, das können wir sicher sein, dass jene Pharisäer, welche Steine aufhoben, um unseren Herrn zu töten, weil er der Sohn Gottes zu sein erklärte, vor Zorn jede Fassung verloren und nicht nur den Herrn Jesum, sondern auch alle seine Verehrer wegen Abgötterei tatsächlich gesteinigt hätten, wenn sie dem ersten Gebot die Bedeutung beigemessen hätten, wie sie heute irrtümlicherweise von einigen angenommen wird.
Freilich, Ehrenerweisung an einen Menschen, der fälschlicher Weise als Vertreter Gottes anerkannt wird, mithin ein falscher Christus (Anti-Christus) ist, fällt unter das im ersten Gebot enthaltene Verbot; darum verurteilen wir die Verehrung und Anbetung, welche den Päpsten dargebracht wurde und wird, als eine grobe Versündigung gegen das erste Gebot, denn sie hatten nie das Recht, sich als Statthalter Christi auszugeben.
So weigerte sich denn auch unser Herr Jesus, den Satan und seine große Macht in dieser Welt anzuerkennen, denn diese Macht war eine böse, absichtlich den Geboten Jehovas widerstrebende Macht. Satan wünschte von unserem Herrn Jesus, dass er dem Bösen nicht widerstreben, sondern die üblen Gewohnheiten und Gebräuche, die unter Satans Regiment eingeführt worden, anerkennen solle. Dafür hatte sich Satan angeboten, unserem Herr Jesus bei der Aufrichtung seines Reiches behilflich zu sein. Aber Jesus wies diesen trügerischen Vorschlag rundweg ab, und seine Antwort besagte: Ich bin vollständig eines Sinnes mit Jehova Gott und darum auch mit seinem prophetischen Worten: „Du sollst Jehova deinen Gott anbeten und ihm allein dienen“, durchaus einverstanden; und da du ihm absichtlich widerstehst, kann ich dir und deiner Methode nicht Anerkennung zollen, noch deine Mithilfe zur Förderung von Gottes Sache annehmen, denn unsere Ziele laufen schnurstracks wider einander. Ich will nichts zu tun haben mit dir, hebe dich weg von mir. – Matth. 4:10; 5. Mose 10:20, 21
Hätte sich unser Herr Jesus als ein Rivale Jehovas, statt als sein Sohn und Diener ausgegeben, so wäre jede ihm erwiesene Ehre und Anbetung dem Vater abgegangen und deshalb Sünde, Abgötterei gewesen. Aber weit entfernt, diese Rolle zu spielen, erklärte er, wenn ihm als dem Sohn Gottes Ehre erwiesen wurde: „Der Vater ist größer als ich“; und er lehrte seine Jünger, zum Vater zu beten in seinem Namen, dann werde der Vater das Gebet erhören. – Joh. 16:23
„Ich und mein Vater sind eins“
– Joh. 10:30 –
Diese Stelle wird als Beweis dafür betrachtet, dass unser Herr Jesus auf den Namen Jehova Anspruch hatte, und dass er beides, der Vater und der Sohn war, oder dass er keinen Vater hatte und nicht ein Sohn war.
Infolge der verschwommenen Begriffe, welche hinsichtlich der Dreieinigkeit herrschen, scheint eine große Zahl sonst ganz vernünftiger Menschen zu vergessen, dass es außer der persönlichen Einigkeit auch noch andere Arten von Einigkeit in allen anderen Fällen (als in der Zusammensetzung „Drei-Einigkeit“): Harmonie, Übereinstimmung im Vorsatz, im Willen und in der Gesinnung. Wie blind uns eine Menschensatzung oft zu machen vermag, davon gibt der Umstand Zeugnis, dass die eigene Erklärung Jesu hinsichtlich der Art seiner Einigkeit mit dem Vater meist übersehen wird. Er sagte nämlich in einem seiner Gebete zu seinem Vater: „Ich bitte nicht für die Welt, sondern für die, welche du mir gegeben hast, denn sie sind dein. … Aber nicht für diese allein bitte ich, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an mich glauben, auf dass sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, auf dass auch sie uns eins seien, … auf das sie eins seien, gleichwie wir eins sind; ich in ihnen und du in mir, auf dass sie in eins vollendet seien.“ – Joh. 17:9, 20-23
Hier ist ausdrücklich gesagt, dass die Einigkeit der Herauswahl, für welche der Herr bat, genau die gleiche sei, wie die Einigkeit zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn; dass aber die Einigkeit der Herauswahl nicht eine solche der Personen, sondern der Gesinnung ist, bedarf wohl kaum erst einer Auseinandersetzung! Offenbar dachte der Erlöser an die Einigkeit der Herzen, der Vorsätze und des Willens unter seinen Nachfolgern, und von dieser Einigkeit sagt er, sie sei derjenigen zwischen ihm und dem Vater gleich. Und zu dieser Einigkeit muss die Herauswahl auf genau dieselbe Weise gelangen, wie Christus zur Einigkeit mit seinem Vater gelangte. Der Sohn war eins mit dem Vater, weil er des Vaters Willen vollständig als seinen eigenen Willen annahm. Sagte er doch in jener schweren Stunde in Gethsemane: „Vater, nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ So muss jedes Glied der Herauswahl mit dem Vater und mit dem Sohn in vollständigen Einklang kommen, indem es nicht seinen eigenen Willen tut, sondern, diesen beiseite setzend, den Willen Christi annimmt, welcher der Wille des Vaters ist. So, und nur so, wird die Herauswahl einst zu der Einigkeit kommen, für die der Herr bat, und welches genau dieselbe Einigkeit sein wird, wie sie zwischen dem Vater und ihm besteht. Wie seltsam, dass es noch solche gibt, welche diese klaren Worte unseres Herrn zu missbrauchen und zu verdrehen versuchen, um daraus einen Beweis für die ebenso vernunft- wie schriftwidrige Dreinigkeitslehre zu machen! Wie viel schöner und wie vernünftig ist dagegen die schriftgemäße Einigkeit der Gesinnung zwischen Vater, Sohn und Herauswahl!
„Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.“
Nachdem unser Herr erklärt hatte, er sei der Weg, die Wahrheit und das Leben, und kein Mensch könne zu Vater kommen als durch ihn, und wer ihn (Jesum) kenne, der kenne auch den Vater, äußerte Philippus zu unserem Herrn Jesus, „Zeige uns den Vater, und es genügt uns.“ Jesus antwortete ihm: „So lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, und wie sagst du: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich in dem Vater bin, und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, er tut die Werke.“ – Joh. 14:7-10
Man verlangt von uns, dass wir dieses Wort unseres Herrn als Beweis dafür annehmen, dass er Jehova selber (nicht Jehovas Sohn) sei, und dass daher der Name Jehova auch ihn bezeichnen könne. Aber jedermann sollte bemerken, dass der ganze Text einen Unterschied zwischen dem Vater und dem Sohn macht, und zwar in einer Weise, wie es kein vernünftiger Mensch täte, wenn er hier den Eindruck erwecken wollte, den die Anhänger der Dreieinigkeitslehre in dieser Stelle zu finden behaupten, Die ganze Frage ist mithin die: Wie wünschte unser Herr die Worte, „Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen“, verstanden zu haben? Unsere Antwort ist: Er wollte uns dadurch zu verstehen geben, dass es für einen Menschen (ein fleischliches, irdisches Wesen) nicht möglich sei, Gott (ein Geistwesen) zu sehen; das bestätigte auch der Apostel Johannes, indem er sagt: „Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoss ist, der hat ihn kundgemacht.“ Er wollte gerade so verstanden sein wie Jehova, als er zu Mose sagte: „Kein Mensch kann mein Angesicht sehen und leben.“ Folglich könnte der Vater sich selbst den Menschen nur dann sichtbar machen, wenn er durch ein Wunder der Menschen Augen befähigte, seinen Glanz zu sehen und sie dabei der Todesgefahr aussetzte, oder aber, wenn er sich in einem Leib von Fleisch und Bein offenbarte, so dass die Menschen durch Berührung und Verkehr mit ihm etwas über seinen Charakter erfahren könnten.
Und ist es nicht gerade das letztere, was Gott getan hat? Gottes Gesinnung, Gottes Wille war in seinem eingeborenen Sohn, unserem Herrn, vollständig repräsentiert, als er Fleisch ward und unter Menschen wohnte. Er war somit die beste, genaueste und zuverlässigste Darstellung Gottes, die jeden Menschen gegeben worden ist und gegeben werden konnte. Niemals gab es, niemals wird und niemals könnte es eine klarere, sicherere und vollständigere Kundmachung Gottes für die Menschen gegeben, als in der Person unseres Herrn Jesu Christi; denn als er Fleisch geworden, war er „Gott geoffenbart (griechisch „sichtbar gemacht“) im Fleische.“ (1. Tim. 3:16) Ähnliches erklärt der Apostel von der Herauswahl, den treuen Gliedern des Leibes Christi: „Allezeit das Sterben Jesu am Leibe umher tragend, auf dass auch das Leben Jesu an unserem (sterblichen) Leibe offenbar (sichtbar) werde.“ – 2. Kor. 4:10
Der vollkommene Mensch ist ein vollkommenes Bild (1. Mose 1) des unsichtbaren Gottes und daher dessen beste Darstellung. In ähnlicher Weise, wie Jesus zu seiner Zeit, werden im Millennium die als vollkommene Menschen auferstandenen Glaubenshelden des Alten Bundes die besten Darsteller des himmlischen Vaters, des himmlischen Sohnes und der himmlischen Braut Christi unter den Menschen sein. Wer sie sehen wird, wird eben „Gott geoffenbart (sichtbar gemacht) im Fleisch“, Gottes Ebenbild im Fleisch sehen. Und dies ist der herrliche Zustand, zu welchem die gesamte seufzende Menschheit, wenn sie es nur will, gebracht werden soll, unter der Leitung des königlichen Hohenpriesters und seiner auserwählten Brüder und durch Vermittlung der Glaubenshelden des Alten Bundes, die dann als irdische Vertreter des Königreiches „zu Fürsten eingesetzt werden im ganzen Lande.“ – Psalm 45:16
„Der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und der Herr der Herren, der allein Unsterblichkeit hat.“
– 1. Tim. 6:15, 16 –
Viele verstehen diese Stelle so, als bedeute sie, unser Herr Jesus werde bei seiner zweiten Gegenwart die Größe seines himmlischen Vaters der Welt vor Augen führen. Wiewohl diese Anschauung auf den ersten Moment annehmbar erscheint, fühlen wir uns jedoch eher veranlasst, zu glauben, dass es sich hier um die Herrlichkeit und Ehre Christi handelt, indem sich die erwähnte Stelle auf den Anfang des 1000-jährigen Reiches bezieht. Gewiss, er wird alle, die sich seiner Herrschaft fügen, auch veranlassen, Jehova Gott anzuerkennen, aber nicht bei seinem Regierungsantritt, sondern erst am Ende seiner 1000-jährigen Regierung, wenn er das Reich Gott seinem Vater überantworten wird. – 1. Kor. 15:24-28
Diese Stelle auf den Vater beziehen, hieße leugnen, dass unser Herr jetzt Unsterblichkeit besitzt, während die heilige Schrift ausdrücklich lehrt, dass er und alle Teilhaber an der ersten Auferstehung Unsterblichkeit erlangen, und dass der Vater, der Leben in sich selbst (Unsterblichkeit) habe, seines eigenen Lebens Quelle sei, auch dem Sohne gegeben habe, Leben in sich selbst zu haben. – 1. Kor. 15:42-44, 53, 54; Joh. 5:26
Auf den Sohn bezogen aber passt die Stelle in jeder Hinsicht. Sie leugnet nicht den Vater, Jehova; sie beweist auch nicht, dass unser Herr Jesus der Vater, Jehova, sei; wir müssen bei dieser Stelle nur bedenken, dass der inspirierte Apostel sich zur bestimmten Regel, von der er nie abweicht, gemacht hat, bei allen Vergleichungen, Lobpreisungen 2c), die sich auf den Sohn beziehen, den Vater stets auszunehmen, als hoch über jede Vergleichung erhaben. Seine Worte sind: „So ist es offenbar, dass der (Vater) ausgenommen ist“ und nicht als dem Sohn, unserem Herrn Jesus, untertan betrachtet werden kann, sondern wenn der Sohn die Sünde in der Welt unterdrückt haben wird, dann „wird er selbst ihm (dem Vater) untertan sein, der ihm alle Dinge unterworfen hat.“ – 1. Kor. 15:27
Eine andere, sehr ähnliche Bestätigung von der Herrlichkeit des Reiches Christi finden wir in Kol. 2:10: „Welcher (Christus) das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist.“ Auch hier ist natürlich der Vater ausgenommen. Sein Reich und seine Autorität wird nie in Gegensatz zum Reich und zur Macht seines Sohnes gestellt, denn der letztere ist mit dem ersteren eins, er ist dessen Stellvertreter.
„Er hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein.“
– Phil. 2:6 –
Unseren gewöhnlichen Übersetzungen gemäß soll der Apostel Paulus die staunen erregte Äußerung getan haben, dass Christus, „da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein!“ Auf jeden Fall beweist die Stelle deutlich, dass die Dreieinigkeitslehre unbiblisch ist, und dass unser Herr Jesus nicht der Vater, Jehova, sein kann, denn wie könnte man sonst sagen, er habe Gott dem Vater gleich sein wollen? Die beiden Worte „Raub“ und „gleich“ sagen schon an und für sich deutlich, dass Vater und Sohn nicht eins in Person sind, sondern zwei. Wie merkwürdig schlecht passen aber die oben angeführten Worte auf den Ausspruch, den Jesus selbst getan: „Mein Vater ist größer als ich“, und auf die Ermahnung des Apostels: „Einer achte den anderen höher als sich selbst?“ Die Schwierigkeit liegt an der Übersetzung, die, wenn wörtlich, keinen deutlichen Sinn ergibt. So haben denn schon manche die Stelle so ausgelegt, als besage sie, Jesus habe es nicht für einen Raub, sondern für etwas ganz Selbstverständliches angesehen, Gott gleich zu sein. Das ist natürlich das gerade Gegenteil von dem, was sich der Apostel dabei gedacht hat. Er wollte offenbar sagen, Jesus habe sich die Gleichheit mit Gott nicht rauben wollen, und so wird der Gegensatz festgestellt, der zwischen der Gesinnung Jesu und derjenigen Satans besteht, welch letzterer sich Gottes Ehrenstellung anzueignen versuchte. (Jes. 14:12-14) Wenn wir obige Stelle (Phil. 2:6) im Zusammenhang mit den vorhergehenden und nachfolgenden Versen betrachten, so erhalten wir ein wunderschönes Bild von der wahren Herzensdemut Jesu, worauf der Apostel die Ermahnung gründet, dass auch wir demütig sein und uns diesen Sinn Christi aneignen sollen.
So verstanden, sagt uns die Stelle, dass der Herr Jesus, als er ein Geistwesen, Gott an Gestalt und Natur ähnlich war, nicht von Ehrgeiz und nicht von dem Wunsche erfüllt war, an des Vaters Statt zu herrschen und selber Gegenstand all der Ehrbezeugungen zu sein, welche dem Vater erwiesen werden. Er hatte nicht die Gesinnung Satans, der auf seine eigene Erhöhung bedacht war und sagte: „Hoch über die Sterne will ich meinen Thron erheben, ich will mich gleich machen dem Allerhöchsten.“ Nein, wiewohl er die höchste Ehrenstelle gleich nach dem himmlischen Vater einnahm, war er doch so demütig, dass er aus Gehorsam dem Willen des Vaters gegenüber sich selbst all der Herrlichkeit und Erhabenheit seiner Stellung als Geistwesen entäußerte und an Stelle der höheren Natur und Ehre eine geringere, die menschliche Natur annahm, welche ein wenig geringer ist als die der Engel. Ja noch mehr, in seiner menschlichen Gestalt unterzog er sich nicht bloß einer gewöhnlichen, sondern der schmachvollsten Todesart, der Kreuzigung, wovon das Gesetz sagt: „Verflucht ist, wer am Holz hängt.“ In all diesen Beweisen seiner Demut ist er dem Willen seines Vaters treu und gehorsam geblieben, und darum hat ihn derselbe auch belohnt und ihn hoch erhöht „und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge und jede Zunge bekenne … zur Verherrlichung Gottes des Vaters.“ – Hebr. 2:7, 9; 1. Tim. 2:5, 6; Phil. 2:11
So verstanden, steht diese Stelle, statt ein Beweis für die Dreieinigkeitslehre zu sein, im schärfsten Widerspruch zu derselben, dafür aber im schönsten Einklang mit dem ganzen Worte Gottes und mit dem geheiligten, gesunden Menschenverstand.
So verlassen wir denn nun den Gegenstand unserer Erörterung nicht, ohne aus derselben die Länge und Breite und Höhe und Tiefe der wunderbaren Größe, Persönlichkeit, Gesinnung und Absicht des himmlischen Vaters besser verstehen und seinen großen Sohn noch höher schätzen gelernt zu haben, denn je zuvor, ihn, dessen wunderbare Liebe, Ergebenheit und Zuversicht in die Weisheit, Güte und Macht des Vaters so königlich belohnt worden ist, und so ist es denn unsere Freude, den Sohn so zu ehren, wie wir den Vater ehren. Und nachdem wir völlig und gründlich untersucht haben, was Gottes Wort uns über den betrachteten Gegenstand offenbart, stimmen wir freudig ein in das Zeugnis des inspirierten Apostels Paulus: „Für uns ist (nur) ein (höchster) Gott, der Vater, von welchem alle Dinge sind, und wir für ihn, und (nur) ein Herr, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind, und wir durch ihn.“ – 1. Kor. 8:6
„Gnade euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesu Christo! Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen (Örtern) in Christo, wie er uns auserwählt hat in ihm. … und uns zuvor bestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesum Christum für sich selbst. … Der Gott unseres Herrn Jesu Christi, der Vater der Herrlichkeit, gebe euch den Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst.“ – Eph. 1:2-18