„Die Zeit des Endes“ oder „Tag seiner Rüstung“ oder Vorbereitung

Die Zeit des Endes. – Ihr Anfang, im Jahre 1799. – Ihr Schluss, im Jahre 1914. – Was soll vorbereitet werden und wozu? – Die Geschichte der Welt durch die hauptsächlichen Herrscher prophetisch verfolgt. – Vom Jahre 405 vor Christi bis zu diesem Tage der Vorbereitung – Der Anfang der Zeit des Endes bestimmt bezeichnet, doch ohne Namen und Datum.

Die „Zeit des Endes“, eine Periode von 115 Jahren, 1799 bis 1914, ist in der Schrift sonderlich markiert. Der „Tag seiner Rüstung“, oder Vorbereitung, ist ein anderer Name, welcher derselben Periode beigelegt ist, weil in derselben eine Zunahme an Erkenntnis, die in Entdeckungen und Erfindungen, usw. sich erweist, den Weg für dies herbeikommende Gnaden-Jahrtausend ebnet. Maschinen und Mittel werden ersonnen, um Arbeit zu sparen und der Welt im allgemeinen Zeit und Bequemlichkeiten zu bereiten, was unter Christi Herrschaft der Gerechtigkeit für alle zum Segen ausschlagen und dazu beitragen wird, die Erde mit der Erkenntnis des Herrn zu erfüllen. Es ist aber auch noch in einem anderen Sinn ein Tag oder eine Zunahme der Erkenntnis unter den Menschen, die allen einen Geschmack von Freiheit und Luxus gibt, ehe Christi Herrschaft zur rechten Verwaltung der Welt hergestellt ist, werden diese Wohltaten allmählich Mittel, die Macht in die Hand einzelner Klassen zu spielen, und schließlich dahin zu führen, dass die Massen sich erheben und den Umsturz von Vereinigungen, Geschäftsverbindungen, usw. herbeiführen, mit welchen zugleich alle gegenwärtigen staatlichen und kirchlichen Herrschaften der Welt fallen werden. Auf solche Weise (durch solchen Umsturz) ist die Gegenwart ein Tag der Vorbereitung zur Herstellung der Universal-Herrschaft des Königreiches Gottes, um das so lange gebeten worden ist.

Die letzten 40 Jahre der Zeit des Endes werden „Das Ende“ oder „Die Ernte“ des christlichen Zeitalters genannt, wie wir lesen: „Die Ernte ist das Ende des Zeitalters.“ (Matth. 13:39) Wir handeln hier zunächst im allgemeinen über den Charakter und die Ereignisse und lassen die besonderen Züge der Ernte für ein späteres Kapitel.

Obwohl das Datum dieses Zeitabschnittes uns in Daniels Weissagung gegeben ist, so wissen wir doch, dass er selbst durchaus nichts davon verstand, wie er denn sagte: „Ich hörte es; aber ich verstand es nicht.“ (Dan. 12:8) Auf seine dringende Frage nach Auskunft wurde ihm gesagt, dass die Worte verborgen und versiegelt bleiben würden bis zur Zeit des Endes. Daraus folgt also, dass vor 1799 niemand die Prophezeiung verstehen konnte; und ehe wir den Gegenstand verlassen, werden wir zeigen, dass die Prophezeiung andeutet, dass das Verständnis derselben nicht vor 1829 anfangen, noch vor 1875 eine deutliche Entfaltung erreichen würde.

Das 11. Kapitel der Weissagung Daniels ist den bedeutsamen Ereignissen gewidmet, die herab bis auf diese Periode, die Zeit des Endes, führen, während Kapitel 12 von da an weiter bis zum Ende oder zur Ernte führt. Wer ein Forscher in der Weissagung ist, wird die besondere Weise bemerken, in der das Datum des Anfangs der Zeit des Endes gegeben ist – auffallend sowohl was Genauigkeit bei der Feststellung des Datums betrifft, als auch betreffs des Verbergens desselben, bis auf die bestimmte Zeit, da es verstanden werden sollte. Und nachdem dieser Zeitpunkt so bemerkenswert im 11. Kapitel, ohne Namen oder Datum zu geben, markiert ist, gibt Kapitel 12 drei Zeitperioden an die Hand, 1260, 1290 und 1335 prophetische Tage, welche die Aussage von Kapitel 11 bestätigen und befestigen, dass der Anfang der Zeit des Endes ins Jahr 1799 fiel.

Und obwohl Dan. 11 etliche der hervorragendsten Charaktere und Ereignisse der Geschichte berührt, wie wir zeigen werden, so ist sein Zeugnis doch noch vielen Forschern in der Weissagung versiegelt, weil die Hauptsache der Weissagung, auf die viel ankommt schon eine scheinbare Erfüllung gehabt hat. Auf solche Weise eine Weissagung bis zur rechten Zeit zuzudecken oder zu verbergen, ist gar nichts so Außergewöhnliches. Und so selbstbewusst sind Erforscher der Weissagung gewesen, dass diese Hauptsache schon erfüllt sei, dass am Rande in der gewöhnlichen englischen Bibel und in fast allen deutschen Werken der Bibelauslegung zu lesen steht: „Erfüllt 168 bis 171 vor Christo.“ Die Stelle (Dan. 11:31) lautet: „Und Streitkräfte von ihm werden dastehen, und sie werden das Heiligtum, die Feste, entweihen, und werden das beständige Opfer abschaffen und den verwüstenden Greuel aufstellen.“

Die Behauptung ist, dass diese Weissagung durch Antiochus Epiphanes, einen syrischen König, erfüllt wurde, als er Jerusalem gewaltsam betrat und die Opfer zu Gott im Tempel abschaffte und in dem Tempel den Götzen des Jupiter Olympius aufstellte.

Diese scheinbare Erfüllung dieser Weissagung genügt dem gewöhnlichen Forscher, der zufrieden damit ist, was ihm gesagt wird; und dies bewirkt, dass er das Interesse verliert, nach weiterer und voller Erfüllung dieser Weissagung auszuschauen, da sie ja weit zurück in der Vergangenheit erfüllt ist. Der ernstliche Forscher aber wird bemerken, dass (Vers 14) vorhergesagt ist, dass die Abtrünnigen aus Daniels Volk in der Tat versuchen würden, die Weissagung zu erfüllen (oder würden sie scheinbar erfüllen); und ferner wird ein solcher bemerken, dass die Zeit des Endes eine fest bestimmte Zeit war (Vers 35), und dass eine volle und richtige Deutung bis dahin nicht erlangt werden könne. Ein solcher wird daher aus der Vergangenheit keine richtige Auslegung erwarten. Noch auch wird der sorgfältige Forscher die Tatsache übersehen, dass unser Herr auf diese Weissagung hinwies, und 200 Jahre nach ihrer behaupteten Erfüllung uns sagte, ihre Erfüllung in der Zukunft zu erwarten, indem er sprach: „Wenn ihr nun (in Zukunft) den Greuel der Verwüstung stehen sehet an heiligem Orte.“ (Matth. 24:3,15) Und der Herr fügte sogar noch eine Warnung hinzu, dass wir uns recht gewiss machen sollen betreffs des wirklichen Greuels, indem er sagt: „Wer es liest, der verstehe es!“

Wir sind der Zuversicht, dass die in dem vorhergehenden Band dargelegten Beweise die Tatsache klar gemacht haben, dass das große Papstsystem der verwüstende Greuel ist, der jahrhundertlang im Namen des Königreiches Christi sowohl die Welt wie die Kirche beraubt hat. Wahrlich, lang hat es gestanden „an heiligem Orte“ – im Tempel Gottes, in der christlichen Kirche. Gott sei Dank, dass wir ihr verabscheuungswürdiges Wesen immer deutlicher sehen und so von all ihren Irrtümern fliehen können. Gott sei Dank, dass ihre Tage gezählt sind, und das gerechtfertigte (gereinigte) Heiligtum (Dan.8:14) bald erhöht und mit der Herrlichkeit Gottes erfüllt werden wird.

Mit dieser Einleitung gehen wir nun der Reihenfolge nach an die Untersuchung von Daniel Kap. 11.

Vers 2 beginnt mit dem Medo-Persischen Reich, dessen vierter letzter König Darius III. Codomanus ist.

Der mächtige König von Vers 3 ist Alexander der Große von Griechenland, über welchen das folgende Bruchstück aus der Geschichte von Willard mit Interesse gelesen werden wird. Er sagt:

„Nachdem Alexander der Große in Judäa eingefallen war, schickte er ein Mandat (Befehl) nach Jerusalem, seine Armee mit Provisionen und Truppen zu versehen. Jaddus, der damalige Hohepriester, sandte die Antwort zurück, dass er dem Könige von Persien Treue geschworen, und dass er, so lange er lebe, seiner Fahne nicht untreu werden könne. Sobald die Belagerung von Tyrus beendet war, marschierte Alexander auf Jerusalem los, um für diese Weigerung Rache zu nehmen. Von seinem Vorhaben unterrichtet und gänzlich ohnmächtig, es mit ihm aufzunehmen, schrie der Hohepriester in seiner Bedrängnis zum Himmel um Hilfe. In der Nacht durch eine Vision unterrichtet, öffnete er die Tore und bestreute den Weg mit Blumen. Er selbst, in die kostbaren Gewänder der levitischen Priesterschaft gekleidet, ging hinaus dem Eroberer entgegen, gefolgt von allen Priestern in Weiß gekleidet. Alexander begegnete ihm, kniete nieder und betete an. Von seinen erstaunten Freunden gefragt, warum er, den andere verehrten, den Hohepriester verehre, erwiderte er; „Ich verehre nicht ihn, sondern den Gott, dessen Diener er ist. Ich erkannte ihn sofort, als ich sein Gewand erblickte, als denselben, den ich in meiner Vision in Mazedonien sah, als ich über die Bekriegung Persiens nachsann; und er versicherte mich damals, sein Gott werde vor mir hergehen und mir Erfolg verleihen.“ Alexander umarmte nun die Priester und betrat, in ihrer Mitte gehend, Jerusalem; wo selbst er in der feierlichsten Weise im Tempel Opfer darbrachte. Der Hohepriester zeigte ihm sodann die Prophezeiung Daniels und legte sie ihm dahin aus, dass sie vorher verkündige, er werde die persische Macht stürzen.

Obwohl Alexander die Welt in dem kurzen Zeitraum von 13 Jahren eroberte, so bestand doch sein Reich als einheitliche Nation nach seinem Tode in seiner Familie nicht fort, sondern wurde von seinen vier Generälen geteilt und sonst, wie Vers 4 angibt, im ganzen zerbröckelt.

Beachte hier die Übereinstimmung dieser Weissagung mit der Dan. 8:3-9 und 20-25 gegebenen. Hier wird gezeigt, wie aus einem der Teile des Reiches Alexanders (vergleiche Vers 8, 9 und 21) ein „kleines Horn“, eine kleine Macht, emporkommen werde, das über die Maßen groß werden würde. Dies nimmt augenscheinlich auf Rom bezug, das sich auf den Ruinen Griechenlands zu Macht und Einfluss erhob. Zuerst ein unbedeutender Vasallenstaat, dessen Abgesandte sich beeilten, die griechische Oberhoheit anzuerkennen, und ein Teil des zu den Füßen Alexanders des Großen liegenden Reiches zu werden, erhob sich Rom allmählich zur Oberherrschaft.

Die Geschichte, Dan. 8:9, 10 in wenigen Worten erzählt, wird Kap. 11:6-19 mehr im einzelnen berichtet. In diesem Bericht wird von Ägypten als dem Könige des Südens geredet, während die Griechen und hernach die Römer, deren Nachfolger in der Macht, oder das neue Horn, das aus dem griechischen Reiche emporkam, als der König des Nordens bezeichnet werden. In die Geschichte dieser verwebt, einmal mit dem einen, ein andermal mit dem andern verknüpft, war die Geschichte des Volkes Gottes- des Volkes Daniels – in dessen schließliche Segnung nach Gottes Verheißung Daniel glaubte. Es ist etwas langweilig und unnötig, diese Geschichte in all den Einzelheiten der Kämpfe zwischen Alexanders Generälen und ihren Nachfolgern bis Vers 17, der sich auf Kleopatra, die Königin von Ägypten bezieht, zu verfolgen; und da soweit alle übereinstimmen, so brauchen wir nicht weiter in die Vergangenheit zurückgehen.

Diejenigen, welche behaupten, dass Vers 11:31 auf Antiochus Epiphanes bezug nimmt, fahren mit Vers 18 bis zum Ende des Kapitels fort, die Weissagungen auf die kleineren Zänkereien und Kämpfe zwischen Seleucius, Philopater, Antiochus Epiphanes und Ptolemäus Philometer anzuwenden. Die Juden, die diese Auslegung bis ins 12. Kapitel fortsetzten, mochten guten Grund haben, eine baldige Befreiung durch den Messias zu erwarten; und so lesen wir, dass zur Zeit der Taufe Jesu „alles Volk in Erwartung war“ in betreff des Messias, und durch ihn in betreff ihrer Befreiung vom römischen Joche. Aber wir, die den eigentlichen „Greuel“ sehen, trennen uns vom 18. Vers an von ihnen. Wir verstehen, dass die Weissagung von da ab, bis auf das Papsttum, bloß hervorragende Charaktere der Geschichte berührt. Nachdem sie sodann dieses berührt und gekennzeichnet, schreitet sie fort bis zum Ende seiner Macht zu verfolgen, und markiert dieses Datum durch einen eingehenden Bericht über einen der bemerkenswertesten Charaktere der Geschichte, nämlich Napoleon Bonaparte.

Doch man möchte ferner fragen: Warum dieser Wechsel in der Beschreibungsweise der vorausgehenden Verse und warum nur hervorragende Züge der Geschichte berühren? Wir antworten, dass dies ein Teil der Verfahrungsweise Gottes war, die Weissagung zu versiegeln und zu verdecken. Zudem war in der Prophetie alles so angeordnet, dass Israel am ersten Advent nicht hätte zu fallen brauchen. Wären alle Einzelheiten von zwanzig langen Jahrhunderten dargelegt worden, wie sie jene Weissagung in Vers 3-17 dieses Kapitels enthielt, so würde es so lang und schwerfällig gewesen sein, dass es über alles Verständnis hinausging. Auch würde es den Juden und ersten Christen eine Idee über die Länge der Zeit gegeben haben, ehe das Königreich Gottes kommen würde. Das aber war nicht Gottes Absicht.

Weitergehend verstehen wir also, dass Vers 17-19 auf die Zeit hinweist, da Markus Antonius und Kleopatra figurieren, da Antonius fiel und Ägypten („der König des Südens“) vom römischen Reiche verschlungen wurde. Vers 20 beziehen wir auf den Kaiser Augustus, der für sein systematisches Steuer eintreiben von allen tributpflichtigen Nationen berühmt war, und dessen Eintreibung der Steuern in Judäa und der ganzen Welt im Zusammenhang mit der Geburt unseres Herrn, (Luk. 2:1) in der Schrift angemerkt steht. Der Ausspruch, „dass ein Gebot ausging vom Kaiser Augustus, dass alle Welt geschätzet würde“, stimmt vortrefflich mit der Beschreibung: „Und an seiner Statt wird einer aufstehen, welcher einen Eintreiber der Abgaben durch die Herrlichkeit des Reiches ziehen lässt“. Rom stand damals in seiner größten Pracht, und Palästina war das herrliche Land; und der Kaiser Augustus war der erste Herrscher, der eine systematische Steuererhebung in der Welt einführte. Von ihm lesen wir ferner: „Aber in wenigen Tagen wird er zerschmettert werden, und zwar weder durch Zorn noch durch Krieg“, etwa durch Meuchelmord, wie seine Vorgänger und seine sieben Nachfolger, die alle eines gewaltsamen Todes starben. Sein Tod trat einige Jahre, nachdem er den Höhepunkt seiner Macht erreicht und den Steuereintreiber durch das herrliche Land hatte ziehen lassen, ein.

Vers 21 beschreibt passend den Nachfolger des Augustus, den Kaiser Tiberius. „An seiner Statt wird ein Verachteter (Verächt­licher) aufstehen, auf den man nicht die Würde des Königtums legen wird; und er wird unversehens kommen und durch Schmeicheleien sich des Königtums bemächtigen.“ Lasst uns sehen, wie hiermit der geschichtliche Bericht über Tiberius stimmt.

Der Geschichtsschreiber White sagt: „Tiberius war 56 Jahre alt, als er den Thron bestieg, wobei er große Zurückhaltung zur Schau trug, die wichtigen Geschäfte des Thrones auf sich zu nehmen. … Als aber alle Schranken beseitigt waren, ließ der Tyrann seinen grausamen und fleischlichen Leidenschaften freien Lauf.“

So sagt Willard: „Zuerst heuchelte er und schien mit Mäßigkeit zu regieren; aber bald fiel die Maske. … Der Senat, dem er alle politischen Rechte des Volkes übertragen hatte, war ausgeartet und sanktionierte gehorsamst seine Handlungen und streute einem Manne den Weihrauch beständiger Schmeicheleien, der ihre Straßen mit Blut erfüllte. Unter der Herrschaft dieses Niedrigsten der Menschen war es, dass unser Herr Jesus Christus in Judäa gekreuzigt wurde.“

Dieses Bild stimmt genau mit der Beschreibung des Propheten und wird noch weiter durch den nächsten Vers (22) bestätigt. „Und die überschwemmenden Streitkräfte werden vor ihm überschwemmt und zertrümmert werden, und sogar ein Fürst des Bundes.“ Diese letztere Aussage scheint zweifellos sich auf unseren Herrn Jesum zu beziehen, der, wie oben vom Historiker angemerkt ist, unter der Herrschaft des Tiberius, von dessen Stellvertreter, dem römischen Gouverneur Pilatus in Judäa, und von römischen Soldaten gekreuzigt wurde.

„Denn seitdem er sich mit ihm verbündet (der Senat ihn als Kaiser anerkannt) hat, wird er Trug üben, und wird hinauf ziehen und mit wenig Volk Macht gewinnen.“ Tiberius organisierte nämlich die Prätorianische Garde, zuerst aus 10.000, später verdoppelt. Diese kleine Zahl Leute war beständig als die Leibgarde des Kaisers in Rom und unter seiner Hand. Hierdurch hielt er Volk und Senat in Unterwürfigkeit; hob Volkswahlen und Versammlungen auf, usw. „Unversehens wird er in die festesten Gegenden der Landschaft eindringen und tun, was weder seine Väter, noch die Väter seiner Väter getan haben; Raub und Beute und Gut wird er ihnen zerstreuen und wider die Festungen seine Anschläge ersinnen; und zwar eine Zeit lang.“ – Vers 23 und 24

Es war die Politik des Augustus wie seiner Nachfolger, auf friedlichem Wege die Herrschaft über die unterworfenen Gebiete zu erhalten, statt noch weitere Eroberungen zu machen; und um dies zu tun, schlugen sie den Weg ein, durch Ernennung von Statthaltern den Raub zu teilen. Das Verbleiben derselben in ihrem Amte hing von der Bewahrung der Ordnung, von ihrer Anhänglichkeit an die Kaiser und von der prompten Erhebung der Steuern ab. Sie verfolgten nicht mehr den Zweck wie zuerst, sich den Säckel zu füllen und die Welt zu plündern, bloß um das Geraubte als Trophäen nach Rom zu schleppen. Durch diese Diplomatie, durch solches „Anschläge vorausentwerfen“ beherrschte Rom jetzt die Welt völliger und mit größerem Schein als damals, da seine Heere bald hier bald dorthin zogen.

Obwohl die Prophezeiungen Einzelheiten hervorhebt, ja im Falle von Augustus und Tiberius Individuen beschreibt, so sollte man doch nicht vergessen, dass dies nur Mittel zum Zwecke waren. Dieser Zweck ist, den Zeitpunkt zu markieren, da die Weltherrschaft Griechenlands von den vier Generälen Alexanders des Großen, welche die vier Abteilungen seines Reiches repräsentieren (die Dan. 8:8 erwähnten vier Hörner“ des griechischen „Ziegen­bocks“), auf das Römerreich überging, das damals und ehedem ein Teil Griechenlands war. Diese vier Generäle und Nachfolger Alexanders werden nicht minder in der Geschichte wie in der Prophezeiung berührt. (Die Teilung des Reiches unter diese vier finden wir in Dan. 8:8 u. 11:4, 5).Der Geschichtsschreiber (Willarbs Universalgeschichte, Seite 100) sagt: „Das (griechische) Reich wurde nun in vier Teile geteilt. Ein jeder der Generäle erhielt seinen Teil. Ptolomäus wurde Beherrscher Ägyptens; Seleucius Herr Syriens und Ober-Asiens; Lysimachus gebot über Thrazien und Kleinasien bis zum Taurus-Gebirge, Kassander über Mazedonien.“

Dieser Teilung gemäß gehörte Italien zu Kassanders Teil, der „König des Nordens“ genannt, im Gegensatz zu dem „König des Südens“ Ägypten. Allmählich siegte der Einfluss Roms, und Stück für Stück wurden die anderen ursprünglich von Seleucius, Lysimachus und Kassander beherrschten Gegenden unter die Botmäßigkeit von Rom gebracht, das selbst zu dem nördlichen Teil gehört hatte; und somit blieb nur noch der südliche Teil, Ägypten, übrig. Dieser König des Südens kam, wie oben erzählt, zur Zeit Kleopatras, Antionius und Augustus unter die Gewalt des nördlichen Teiles, zum Teil durch Schuld des Vaters der Kleopatra, welcher, da seine Kinder jung waren, diesen bei seinem Tode sein Reich unter dem Schutze des römischen Senates hinterließ, und andernteils durch die Besiegung des Mark Antonius. Wohl war der „König des Südens“, Ägypten, zeitweilig ebenso mächtig wie der „König des Nordens“, Rom. Geschichtsschreiber nennen es die größte Handel treibende Nation zu jener Zeit“, mit „33.000 Städten“ und einer Steuereinnahme von „14.800 silbernen Talenten“, in amerikanischem Geld ungefähr 20.000.000 Dollar.

Zweck und Absicht der Weissagung erkennend, sollten wir nicht Einzelheiten, persönliches, über die Monarchen dieses Reiches erwarten; sondern unter „König des Nordens“ verstehen wir den Vertreter des römischen, und unter „König des Südens“ den Vertreter des ägyptischen Reiches. Betrachten wir nun nach dieser Erklärung die Prophezeiung weiter.

Dan. 11:25: „Und er (Rom) wird seine Macht und seinen Mut wider den König des Südens (Ägypten) erwecken mit einem großen Heere; und der König des Südens wird sich zum Kriege rüsten mit einem großen und überaus starken Heere; aber er wird nicht bestehen, denn man wird (listige) Anschläge wider ihn ersinnen.“

Vom Jahre 30 v.Chr. an, als der Kaiser Augustus Ägypten zur römischen Provinz machte, ereignete sich nichts feindliches zwischen diesen beiden Mächten, nicht bis die Königin Zenobia, ein Nachkomme der Kleopatra, ums Jahr 269 n.Chr. die Herrschaft dieser Provinz beanspruchte und ausübte. Schon 272 n.Chr. wurde sie von Aurelian, dem römischen Kaiser, gefangen genommen. Der Geschichtsschreiber sagt: „Syrien, Ägypten und Klein-Asien mussten die Oberherrschaft der Zenobia, Königin von Palmyra, anerkennen. Aber sie musste es im Kampf mit der größeren Macht des Reiches und der Kriegskunst des ersten seiner Zeit aufnehmen. Doch Aurelian selbst schreibt von ihr: „Die Römer sprechen mit Verachtung von dem Krieg, den ich gegen eine Frau führe, doch sie kennen weder den Charakter noch den Ruhm der Zenobia. Es ist unmöglich, ihre Kriegsbereitschaft und ihren verzweifelten Mut zu beschreiben.“ Ihr Bundesgenosse, Firmus, in Ägypten, war bald unterdrückt und getötet, und mit Ehre und großem Reichtum bedeckt kehrte Aurelian nach Rom zurück, wie es Vers 28 beschrieben ist: „Und er wird mit großem Reichtum in sein Land zurückkehren, und sein Herz wird wider den heiligen Bund gerichtet sein; und er wird (in verschiedenen Kriegstaten) handeln und in sein Land zurückkehren.“

Als Bestätigung, welche Unmassen von Reichtümern er zusammenschleppte, beachte Gibbons Beschreibung seines Triumphzuges durch die Straßen Roms. Er sagt:

„Der Reichtum Asiens, die Waffen und Fahnen der besiegten Nationen, und die prächtige Garderobe und das Silbergeschirr der syrischen Königin, alles wurde in genauer Symmetrie oder kunstvollem Durcheinander zur Schau getragen… Die schöne Gestalt Zenobias war mit goldenen Ketten gefesselt; ein Sklave trug die goldene Kette, die ihren Hals umschlang, und fast unterlag sie der übergroßen Last der auf sie gehäuften Juwelen. Zu Fuß ging sie dem herrlichen Kriegswagen voraus, auf dem sie einst selbst in die Stadt Rom einzufahren gehofft hatte.“

In Bezug auf die Worte des Propheten, dass „sein Herz wider den heiligen Bund (das Christentum) steht, sagt Mosheim: (Geschichte des Christentums, Band 2, Seite 101)

„Aurelian, obschon übermäßig dem Götzendienst ergeben und voller Abneigung gegen die Christen, ergriff doch vier Jahre lang keine Maßregel, sie zu bedrängen. Im fünften Jahre seiner Regierung aber, ob durch eignen oder anderer Aberglauben angeregt, rüstete er sich, sie zu verfolgen: und hätte er länger gelebt, so roh und wild war seine Natur, und so sehr war er von den Priestern und Bewunderern der Götter beeinflusst, seine Verfolgung wäre eine noch grausamere geworden, als irgend eine zuvor. Doch noch ehe seine neuen Gebote alle Provinzen erreicht hatten, wurde er meuchlings ermordet; und nur wenige Christen hatten um ihrer Frömmigkeit willen von ihm zu leiden.“

Diese seine Sucht, die Christen zu verfolgen, zeigte sich erst nach seiner Rückkehr von den Eroberungen, wie die Prophezeiung angibt. Aurelian war ein Anbeter der Sonne. wie er auch seinen Sieg über Zenobia der Sonne zuschrieb und unmittelbar nach der Schlacht in den prächtigen der Sonne geweihten Tempel ging, um seinen Dank abzustatten. Da die Christen die Sonne der Anbetung unwürdig erachteten, so nimmt man an, dass dies seine plötzliche, heftige Opposition hervorrief.

Vers 26 lautet: „Und die seine Tafelkost essen, werden ihn zerschmettern; und sein Heer wird überschwemmen und viele Erschlagene werden fallen.“ Aurelian wurde von seinen eigenen Generälen meuchlings ermordet; sein Heer war erfolgreich, aber viele kamen um.

Vers 27 nimmt nicht auf Rom und Ägypten Bezug, sondern auf zwei Könige oder Mächte im römischen Reich – die kaiserliche Macht sank allmählich, und die Macht der Geistlichkeit begann sich langsam zu Leben und Ehrfurcht zu entwickeln. Sie suchten sich gegenseitig zu eigennützigen Zwecken auszunützen, solche Absicht aber zu gleicher Zeit leugnend. Die Stelle heißt: „und die beiden Könige – ihre Herzen werden auf Bosheit bedacht sein, und an einem Tisch werden sie Lügen reden; aber es wird nicht gelingen, denn das Ende verzieht sich noch bis zur bestimmten Zeit.“ Um den Gedanken zu verdeutlichen: Eine Periode von 1260 Jahren war von Gott bestimmt als die Dauer der Verfolgungsmacht des Papsttums; daher konnte das Bündnis zwischen der Geistlichkeit und der weltlichen Macht „nicht gelingen (gedeihen)“, weil die 1260 Jahre von jenem Datum an gerechnet, „das Ende“ zu früh bringen würde; daher musste es (das Gelingen des Bündnisses) hinausgeschoben oder zurückgehalten, und ihm nur allmählich unter dem Verfall des Königreiches Italien zustande zu kommen erlaubt werden. Wir ersehen aus der Kirchengeschichte, wie die christlichen Bischöfe heimlich und auf möglichst schlaue Weise im römischen Reiche nach Macht ringen; und sicherlich wurde es von den Kaisern hin und her erwogen, ob es nicht zu ihrem Vorteil wäre, die neue Religion anzuerkennen. Augenscheinlich machte Konstantin zur reiferen Zeit zur Tat, was vor ihm andere schon mehr oder weniger im Sinne gehabt hatten. Doch selbst Konstantin wurde durch die öffentliche Meinung daran gehindert, sofort und so schnell als er wünschen mochte, die Vereinigung der kirchlichen und staatlichen Machtgebiete herzustellen.

Vers 29 und 30 erachten wir als Zwischensatz, der zudem Zweck eingeschoben ist, um durch Unterbrechung des Fortganges der Erzählung die Bedeutung derselben zeitweilig zu verbergen, denn wir glauben, dass dieselbe auf einen damals noch weit in der Zukunft liegenden Zusammenstoß der Repräsentanten Roms und Ägyptens hinweist. Kein weiteres Treffen zwischen ihnen werde stattfinden, außer eines, und dies gerade zu „bestimmten Zeit“, der Zeit des Endes, 1799. Aus diesem Grunde überspringen wir diese Verse, bis wir zur Betrachtung des letzten Kampfes zwischen ihnen, der Vers 40-45 geschildert wird, kommen.

Vers 31 schließt an den Gedanken von Vers 27 an, und wir erkennen, dass er sich auf die erfolgreichere der beiden Mächte im römischen Kaiserreich, auf das Papsttum, bezieht. Nachdem uns die Prophezeiung durch einzelne bedeutsame Herrscher bis auf Aurelian geführt, und uns mit den beiden, bald darauf entstehenden, sich gegenseitig bekämpfenden Herrschermächten – den staatlichen und kirchlichen – bekannt gemacht hat, zeigt sie nun zunächst das Hervorwiegen des Papsttums, und sein Wesen und Werk im Verhältnis zu Gottes Wahrheit und Kirche (Herauswahl). Es wird dargestellt als ein König oder eine Macht, ohne Rücksicht auf seine verschiedenen, wechselnden Päpste oder Häupter. Wir wissen, dass im Kampf zwischen den staatlichen und religiösen Herrschern das Papsttum siegte; und die Prophezeiung lautet: „Und Streitkräfte von ihm werden dastehen (oder, „Gewaltige aus ihm emporkommen.“ – Youngs Übersetzung, ähnlich Luthers Randglosse) und sie werden das Heiligtum, die Feste, entweihen, und werden das beständige Opfer abschaffen und den verwüstenden Greuel aufstellen“.

Unsere Auslegung hiervon ist, dass, obschon weder die staatliche noch kirchliche Macht einander verschlangen, wie man anfangs hätte erwarten können, so kamen doch „Gewaltige“ auf, welche die Grundprinzipien beider, der staatlichen Regierung wie auch der wahren Religion verwirrten – „entweihten“. Das „Heiligtum, die Feste“, die von Gott geweihten staatlichen Rechte der Herrschaft und Autorität, welche Gott eine Zeitlang den Heiden, den Reichen dieser Welt, übergab, wurde unterminiert: und zwar von solchen in der Kirche, die nach gegenwärtiger Herrschaft dürsteten und durch alle nur mögliche Verfahrungsweise, zur Förderung ihrer kirchlichen Pläne, weltliche Macht zu erringen suchten. So wurde Gottes Heiligtum (seine geweihte Wohnstätte – die Kirche) durch das fortwährende Streben dieser „Gewaltigen“, mit den Weltherrschern Macht, Ansehen und Einfluss beim Volk zu erlangen, verunreinigt und erniedrigt. Das war das Papsttum im Keime, geschäftig, sich zu einem priesterlichen Weltreich emporzuschwingen.

Der Plan Gottes, der uns vorschreibt, den „bestehenden Mächten“ oder „der Obrigkeit, die Gewalt über uns hat“, untertan zu sein, ließ man ganz aus den Augen, Nach Gottes Plan waren diese dazu bestimmt, uns zu prüfen und für die zukünftige Erhöhung zur Macht, Herrlichkeit und Herrschaft für die Welt vorzubereiten. Entschlossen, wenn möglich vor Gottes Zeit zu regieren, ist es nicht zu verwundern, dass diese ungestümen „Gewalten“ von Gottes Plan soweit abkamen, dass sie das wahre Wesen, den Kern der Wahrheit, ganz verloren und nur die Form, die äußere Erscheinung beibehielten. Ein höchst entscheidender Schritt zum „Abfall“ vom Glauben war die Abschaffung des „beständigen Opfers“. Dies, der Höhepunkt doktrinärer Ausartung, die in der römischen Lehre von der Transubstantiation (Verwandlung von Brot und Wein in wahren Leib und Blut bei der Einsegnung vom Priester) und in dem Sakrament der Messe zum Ausdruck kam, überlassen wir, im Zusammenhang mit einer anderen Prophezeiung, zur weiteren Untersuchung einem späteren Kapitel. Vom Beginn der Einführung dieses verderblichen, gotteslästerlichen Irrtums an nennt Gott das ganze System einen „Greuel“; und auf seine endgültige Erhöhung zur Macht Bezug nehmend, wird er hier der „verwüstende Greuel aufgestellt“ genannt. Wie wohl verdient von Seiten des Papsttums dieser Name ist, und wie sein verderblicher Einfluss gleichwie ein Mehltau wirkte, bezeugt die Geschichte des finsteren Mittelalters zur Genüge, wovon wir im vorhergehenden Bande einiges geschildert haben.

Vers 32: „Und diejenigen, welche gottlos handeln gegen den Bund, Frevelnden wird er durch Schmeicheleien zum Abfall verleiten.“ Solche in der Kirche, welche ihrem Bundesgelöbnis nicht nachkamen, verfielen schnell den Schmeicheleien; Ehren, Titeln, usw., die ihnen von der päpstlichen Hierarchie (Priesterherrschaft), als sie zur Macht kam, dargeboten wurden. Doch, obschon viele den Irrtümern erlagen, alle gaben nicht nach, denn wir lesen weiter: „Aber das Volk, welches seinen Gott kennt, wird sich stark erweisen, und handeln. Und die Verständigen des Volkes werden die Vielen unterweisen.“ Hiermit wird also eine Teilung der Kirche in zwei ganz bestimmte Klassen deutlich angemerkt; Dan. 8:11-14 werden sie als das Heiligtum und das Heer unterschieden. Die eine Klasse durch die schmeichelhaften Ehren der Welt verderbt, bricht ihren Bund mit Gott, während die andere Klasse durch die Verfolgungen, die sie durch ihre Treue gegen Gott erleidet, um so mehr gestärkt wird. Unter diesen Letzteren gab es etliche, welche die Lage verstanden und die Treuen und Aufrichtigen unterrichteten, dass es also geschrieben stehe, der Antichrist, der Mensch der Sünde, werde aus einem großen Abfall in der Kirche hervorgehen.

Zahl und Macht war in den Händen der Bundesbrüchigen, die sich mit dem Weltreiche verbanden; und die wenigen Getreuen wurden verfolgt – gehetzt, ins Gefängnis geworfen, gefoltert, gemartert und auf hunderterlei empörende Weise getötet. Die Blätter der Geschichte bestätigen dies, und vom Propheten ist es vorher verkündigt: „Aber sie werden fallen durch Schwert und Flamme, durch Gefangenschaft und Raub, eine Zeitlang (Vers 34 und 35 als Zwischensatz unterbricht hier wieder den Zusammenhang) bis zur Zeit des Endes, denn es verzieht sich noch bis zur bestimmten (zukünftigen) Zeit.“ Die Länge der Verfolgungszeit ist hier nicht angegeben, außer dass sie wie festgestellt fortgesetzt werden wird, bis – zur Zeit des Endes. Aus anderen Schriftstellen lernen wir, dass sie eine Periode von 1260 Jahren umfasste, mit dem Jahre 1799 endigend, welches Datum im Daniel, in der Offenbarung, und auch in der Geschichte, bedeutsam hervortritt.

Vers 34 und 35: „Und wenn sie fallen, wird ihnen mit einer kleinen Hilfe geholfen werden.“ Die volle Zeit der päpstlichen Verfolgungsmacht 1260 Jahre, würde nicht endigen bis 1799; doch noch vor diesem Ende gewährte Gott eine kleine Hilfe durch die Reformation, die zwar anfangs die Verfolgung nur noch vermehrte, später aber denen, die um ihres Glaubens und um ihrer Wahrheitsliebe willen fielen, doch etwas Ruhe und Schutz brachte. Die Reformation verhinderte die gänzliche Ausrottung der Wahrheit. Leider aber kamen mit der kleinen Hilfe die „Schmeichler“ und „Heuchler“ wieder. Kaum dass die Verfolgung merklich nachließ, so ergriff der Betrüger dasselbe Mittel, durch welches es ihm vormals gelang, die Kirche zu verderben und zu erniedrigen, nun auch die Bewegung der Reformation zu kontrollieren Könige und Prinzen begannen des Protestanten Ehren und Titel zu geben und sich selbst mit dem Protestantismus zu vereinigen; und dies führte zu ernstlich bösen Folgen, und zum Abfall vom Bunde, wie wir lesen: „Und viele werden sich ihnen mit Heuchelei anschließen. Und von den Verständigen (Führern, Verbesserern, Lehrern, welche fähig waren, die päpstlichen Irrtümern zu zeigen) werden einige fallen; um sie (die wenigen Getreuen) zu läutern und zu reinigen und weiß zu machen.“

Die vorher gehenden Verse beschreiben deutlich die bedeutsamsten Charaktere, die hauptsächlich mit dem Übergang der Herrschaft auf Griechenland, dann auf Rom, und dann allmählich, heimlich und betrogener weise, auf das Papsttum, als einer aus dem weltlichen Rom emporwachsenden Macht, verknüpft waren. Dementsprechend ist es auch bei weiterer Verfolgung der Prophezeiung nur natürlich zu erwarten, dass, wenn der sehr bedeutsame Zeitpunkt des Sturzes der päpstlichen Herrschaft (Es ist richtig zu sagen, dass die Herrschaft des Papsttums mit dem Beginn des 19. Jh. aufhörte, denn seine Autorität über Herrscher und Reiche, ja sogar innerhalb seiner eigenen Grenzen, galt nach der französischen Revolution nur noch dem Namen nach, nicht aber mehr in Wirklichkeit. Man bemerkte auch, dass bis zu dieser Zeit Frankreich vor allen Nationen dem Papsttum am treuesten und ergebensten gewesen war. Frankreichs Könige, Prinzen, Edelleute und Volk waren es, die am willigsten den Vorschriften des Papstes Folge leisteten – Kreuzzüge veranstalteten, in den Krieg zogen, usw. wie der Papst ihnen gebot; ja so untertänig, so pflichtgetreu waren sie, dass sie nach dem Blutbad in der St. Bartholomäusnacht keinem Protestanten erlaubten, in ihren Grenzen zu wohnen. Keine Nation könnte daher dem Papsttum einen so betäubenden und vernichtenden Streich versetzt haben, als Frankreich.) markiert werden sollte, Napoleon, die Hauptperson in der Herbeiführung dieser Veränderung, in der Prophezeiung besonders ausgezeichnet zu finden sei; und ebenfalls nicht seiner persönlichen Erscheinung nach, sondern durch Angabe seiner besonderen Eigentümlichkeiten und Charakteranlage, wie wir solches bei den Kaisern Augustus und Tiberius fanden. Eine solche Beschreibung finden wir wirklich. In Napoleon Bonaparte haben wir das genaue Abbild derselben. Verse 31 bis 35 beschreiben das Papsttum, seine Irrlehren und Greuel, und die Reformation und ihre „kleine Hilfe“ aber teilweisen durch Schmeicheleien verursachten Fehlschlag; und diese Verse bringen uns herab bis auf die „Zeit des Endes“, und zeigen uns, dass trotz der dargereichten kleinen Hilfe doch etliche fallen würden, und zwar durch Verfolgung bis zu der „Zeit des Endes“. So war es auch: In allen dem Papsttum untertänigen Ländern, Spanien, Frankreich, … setzten sich durch die schreckliche Inquisition die Verfolgungen fort, bis sie von Napoleon endgültig beseitigt wurden.

Zunächst folgen die Verse, die Napoleon, das Werkzeug, das die Vorsehung beim Brechen der Macht des Papsttums und Beginn seiner Qual verwandte, beschreiben. Diese Qual wird in gänzlicher Vernichtung enden; was späterhin vor sich gehen wird, wie geschrieben steht: „Welchen der Herr vernichten wird durch die Erscheinung seiner Ankunft (Gegenwart).“ – 2. Thess. 2:8

Die öffentliche Laufbahn Napoleon Bonapartes, der selbst in seiner Zeit als „der Mann des Schicksals“ erkannt wurde, ist so deutlich durch die prophetische Beschreibung geschildert, dass sie positiv das Datum „der bestimmten Zeit“ fixiert. Diese Art, ein Datum zu bestimmen, ist genau. Und wenn wir zeigen werden, dass die hier in der Prophezeiung erwähnten Ereignisse mit Napoleons Laufbahn in der Geschichte stimmen, so können wir dieses Datum ebenso gewiss erkennen, wie wir es bis zum Anfang der Verse 17, 20 und 21 beschriebenen Herrschaft des Kaisers Augustus, oder Tiberius, oder der Kleopatra konnten. Napoleons Laufbahn markierte im Lichte der Prophezeiung das Jahr 1799 n.Chr. als den Schluss der 1260 Jahre der päpstlichen Gewalt und den Anfang der Periode, „Die Zeit des Endes“ genannt. Die prophetische Beschreibung läuft folgendermaßen:

Vers 36: „Und der König wird nach seinem Gutdünken handeln, und er wird sich erheben und groß machen über jeden Gott, und wider den Gott der Götter wird er Erstaunliches reden; und er wird Gelingen haben, bis der Zorn vollendet ist, denn das fest Beschlossene wird vollzogen.“ Napoleon war kein König; aber der Ausdruck König ist ein allgemeiner zur Bezeichnung eines mächtigen Herrschers. Er handelte vielleicht so sehr „nach seinem Gutdünken“ als je ein Mensch getan. Er war für seine Willensenergie und Entschlossenheit bekannt, mit der er fast unüberwindbare Hindernisse beseitigte. Um das rechte Verständnis obigen Verses zu erhalten, muss man bedenken, dass das Wort Gott einen Mächtigen bezeichnet; und dass es in der Schrift häufig in Bezug auf Könige und Herrscher angewandt wird, wie z.B. in diesem Vers: „Gott der Götter“. (Band 2, Studie 9). Hier bezeichnet das Götter Herrscher, Könige und Fürsten; und der Gott der Götter, oder Herrscher der Herrscher, bezieht sich auf den Papst. Die meisten Menschen haben irgend einen religiösen Höhergestellten anerkannt, aber Napoleon erkannte keinen an. Er hatte seinen eigenen Willen und seine eigenen Pläne; das war, sich über jeden anderen Herrscher zu erheben. Selbst den Gott der Götter (d.i. den Herrscher der Herrscher- den Papst) redete er in wunderbarer Weise an; befahl ihm wie einem Diener Gehorsam, und in einer Weise, die den Aberglauben der Welt jener Zeit und ebenso die Würde der päpstlichen Hierarchie vor den Kopf stieß. Und, wie hier ausgesprochen, es gelang ihm, bis er seine Mission, das Papsttum zu züchtigen und seinen Einfluss über die Gemüter der Völker zu brechen, erfüllt hatte.

Zum Beweis hierfür sagt die Geschichte: „Während die weltlichen Fürsten, die mit den Franzosen Verträge geschlossen hatten, denselben getreu nachkamen und die ausgehandelten Steuern zahlten, machte sich der höchste Priester der unklugen Verletzungen seiner Verträge schuldig. Von Priestern als einzigen Ratgebern umgeben, nahm der Papst zu seinen alten Kunstgriffen und frommen Betrügereien seine Zuflucht; und große Anstrengungen wurden gemacht, um die Gemüter des Volkes gegen die Franzosen zu erhitzen. Die Priester gaben vor, dass der Himmel sich ins Mittel gelegt, und auf das bestimmteste wurde behauptet, dass in den verschiedenen Kirchen zur Bestätigung des heiligen katholischen Glaubens der päpstlichen Unfehlbarkeit Wunder verrichtet worden seien, worin sich das Missfallen des Himmels über das Verhalten der Franzosen kundgebe. Als Bonaparte sah, dass die Verblendung des römischen Hofes der Art war, dass alle seine Bemühungen zum Frieden erfolglos sein würden, ergriff er sofort Maßregeln, „Seine Heiligkeit“ zur Besinnung zu bringen.

„Er befahl dem General Victor in das päpstliche Gebiet einzudringen. Derselbe trieb das Heer des Papstes vor sich her wie Spreu vor dem Wind, und verursachte einen allgemeinen Schrecken durch den ganzen Kirchenstaat … Da seine Heiligkeit merkte, dass der heilige Petrus ihm in dieser Not keine Hilfe brachte, … sandte er Generalbevollmächtigte zu Bonaparte, um für Frieden zu bitten. Friede wurde erhalten, aber unter gehörig demütigenden Bedingungen: Nebst der Erfüllung des einstweiligen, früher eingegangenen und vom Papst gebrochenen Vertrages, wurde er gezwungen, einen Teil seines Gebietes abzutreten und eine Summe Geldes zu zahlen, die sich auf ungefähr 6 Millionen Dollar belief, als Sühne für seinen letzten Bundesbruch.“

Dies zu der ersten Besteuerung geschlagen, machte alles in allem, was der Papst in Gold und Silber, außer anderen Wertsachen – Statuen, Gemälde, usw. – an Frankreich zahlte, über 10 Millionen Dollar aus. Ein römisch katholischer Schreiber erklärt, dass die Erfüllung dieser Bedingungen den Papst an den Rand des Ruins brachte“. Dieser Vertrag wurde am 19. Februar 1797 geschlossen.

Man könnte meinen, dass dies summarische Verfahren und erfolgreiche Bezwingen der päpstlichen Macht genügend gewesen wäre um der Welt zu beweisen, dass sein Anspruch auf das göttliche Recht, Könige zu beherrschen, usw. eine falsche Annahme, ein Aberglaube, war. Doch wenn es nicht genug gewesen wäre, so erfolgte der Schlussstreich im nächsten Jahre, als der französische General Berthier in Rom einzog und daselbst am 15. Februar 1798, eine Republik organisierte und fünf Tage später den Papst als Gefangenen nach Frankreich schleppte, wo er im folgenden Jahre starb. Von da an bis heute war die päpstliche Herrschaft über die Königreiche der Welt ein bloßer Schatten ihrer selbst. Seitdem hat er sein angemaßtes Recht, Könige ein- und abzusetzen, kaum mehr erwähnt. In der Tat, der Papst, der im Jahre 1800 unter dem Namen Pius der Siebente folgte, „veröffentlichte eine Rede, in der er erklärte, dass es die Lehre des Evangeliums sei, dass alle den bestehenden Obrigkeiten untertan sein sollten“; was natürlich ihn selbst einschloss.

Vers 37: „Auf den Gott (Herrscher) seiner Väter wird er nicht achten, und weder auf die Sehnsucht der Weiber, noch auf irgend einen Gott (Herrscher) wird er achten; sondern er wird sich über alles erheben“.

Nicht nur achtete Napoleon die Götter seiner Väter (die Päpste) nicht, er begünstigte ebenso wenig irgend eine der hier als Weiber dargestellten protestantischen Sekten. (Wie die wahre Kirche symbolisch die Braut genannt wird, und wie die Kirche Roms in ihrer treulosen Vereinigung mit den weltlichen Reichen eine Hure genannt wird, so werden die verschiedenen protestantischen Sekten „Weiber“ genannt.) In der Tat, nichts als sein eigener, persönlicher Ehrgeiz leitete ihn.

Vers 38: „Und an dessen Statt (anstatt irgend einen dieser Götter) wird er den Gott der Festungen (Kriegskräfte) ehren, den Gott, den seine Väter nicht gekannt haben, wird er ehren mit Gold und mit Silber und mit Edelsteinen und mit Kleinodien.“ Andere große Kriegsmänner schrieben ihre Siege wenigstens zum Teil übernatürlichen Kräften zu. Alexander der Große besuchte die heidnischen Tempel und feierte da seine Siege; desgleichen taten die Cäsaren; und in späteren Zeiten, unter dem Papsttum, war es Sitte, dass beide Teile im Kriege Gott, die Heiligen und die Jungfrau, und die Päpste, um Segen und Sieg anriefen, und solches wenigstens scheinbar, als von Gott verliehen, annahmen. Napoleon aber tat nichts dergleichen,. Seinen Erfolg schrieb er sich selbst zu und seinem eigenen Genius. Er verließ sich auf seine Heere; auf tapfere Männer, schnelles Manövrieren und auf tüchtige Generäle setzte er sein Vertrauen; und an diese richtete er seine Gesuche. Sein Eid, den er bei seinem Antritt als Befehlshaber der französischen Heere den französischen „Rate der Ältesten“ gab, zeigt deutlich, dass er sein Vertrauen auf sich selbst und seine Heere setzte. Er schwur weder bei Gott, noch bei der Bibel, noch bei dem Papst, noch bei Frankreich, sondern sagte: „Ich schwöre es! Ich schwöre es in meinem eigenen Namen, und in dem Namen meiner tapferen Kameraden!“ Seinem eigenen Ehrgeiz nachhängend, behauptete er doch, dem Volk zu dienen; und die Schätze Roms und anderer Städte und Länder, die er beraubte, übergab er dem französischen Volk, von welchem er selbst und seine Soldaten einen Teil bildeten.

Vers 39: „Und er wird gegen die starken Festungen so verfahren mit dem fremden Gott: wer ihm Anerkennung zollt, dem wird er viel Ehre erweisen, und er wird ihm Herrschaft verleihen über die Vielen, und das Land austeilen zum Lohne“. – Napoleon setzte unter allen Völkern Europas, die er besiegte, seine Freunde und vertrauten Generäle in Machtstellungen ein. Diese Ämter waren seine Geschenke, wurden jedoch nur unter der Bedingung der Treue ihm gegenüber verliehen.

Die Geschichte sagt hierüber: „Die ehrgeizigen Gedanken Napoleons traten noch deutlicher hervor. Holland war im vorhergehenden Jahre in ein Königreich verwandelt worden, worüber sein Bruder Louis Bonaparte als König eingesetzt wurde. Neapel wurde nun dem Joseph Bonaparte, dem älteren Bruder, gegeben, dem auch der Titel, König der beiden Sizilien, verliehen wurde. Mehrere Provinzen wurden als Herzogtümer oder Groß-Lehen des Kaiserreiches konstituiert und den Verwandten und Günstlingen des Kaisers gegeben. Seine Schwester Pauline wurde zur Fürstin Guastalla gemacht; sein Schwager Murat zum Großherzog von Berg und Kleve; während Eugen Beauharnais, der Sohn von seiner vormaligen Gemahlin Josephine, wurde als Vizekönig nach Italien gesandt. Vierzehn Fürsten im Süden und Westen Deutschlands wurden in den Rheinbund formiert. Sie waren vom deutschen Hauptteil getrennt, und erkannten Napoleon unter dem Titel eines Protektors als ihr Haupt an… Die Schweiz kam gleichfalls unter französischer Herrschaft. Napoleon erklärte sich zu ihrem Mittler“.

Die Politik Napoleons trieb ihn gleichfalls verschiedene Ehren-Orden unter den Offizieren und Soldaten einzuführen, wie z.B. „die Ehrenlegion“, oder „den Orden der eisernen Krone“, usw.

Nachdem so genügend Grund geliefert ist, zur Kennzeichnung dieses Charakters (Napoleons), dessen Taten den Anfang der „Zeit des Endes“ markieren, schreitet die Prophezeiung weiter und zeigt, welch besonderes Ereignis als dasjenige zu verstehen sei, das bestimmt das genaue Datum der „Zeit des Endes“ markiert. Als dieses Ereignis wird der Einfall Napoleons in Ägypten aufgezeigt, welches einen Zeitraum von einem Jahre und nahezu fünf Monaten umschließt. Er schiffte sich im Mai 1798 ein und landete bei seiner Rückkehr nach Frankreich am 9. Oktober 1799. Dieser Feldzug wird in den Versen 40-44 in kurzen Worten ergreifend geschildert.

Vers 40: Und zur (festgesetzten) Zeit wird der König des Südens (Ägyptens) mit ihm zusammenstoßen, und der König des Nordens (England) wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern (den ägyptischen Mameluken usw.) und mit vielen Schiffen. (Die englischen Streitkräfte bestanden in einer Flotte unter Admiral Nelson). Und er (Napoleon) wird in die Länder eindringen und wird sie (siegreich) überschwemmen.“

Die Geschichte berichtet uns, dass das ägyptische Heer unter Murad Bey „nach einem ganz entscheidenden Kampfe zurückgeschlagen wurde; … Der Erfolg der Franzosen trug den Schrecken weit nach Asien und Afrika hinein; und die umliegenden Stämme unterwarfen sich dem Sieger. … Doch das Schicksal bereitete ihm einen schrecklichen Umschlag. Seine außer Fregatten, aus dreizehn Linienschiffen (Kriegsschiffe) bestehende Flotte wurde in der Aboukir Bey von Nelson, dem englischen Admiral, der lange Zeit auf ihre Verfolgung verwendet hatte, gefunden, und am Abend des 1. August 1798, mit einem Grad von Kraft und Tätigkeit („wie ein Sturmwind“) angegriffen, wie es nie in den Seeschlachten übertroffen worden ist“.

Verse 41-43: „Und er wird eindringen in das Land der Zierde (Palästina), und viele Länder werden zu Falle kommen; diese aber werden aus seiner Hand entrinnen: Edom und Moab und die Vornehmsten der Kinder Ammon (Napoleon hielt sich an die Küste und betrat diese Länder nicht). Und er wird seine Hand an die Länder legen, und das Land Ägypten wird nicht entrinnen. Und er wird die Schätze an Gold und Silber und alle Kostbarkeiten Ägyptens in seine Gewalt bringen; und die Libyer und Äthiopier werden in seinem Gefolge sein.“

Verse 44-45: „Und er wird sein Palastzelt aufschlagen zwischen dem Meere und dem Berge der heiligen Zierde.“ Diese Aussage mag sich auf je einen von zwei Bergen beziehen – dem Berge Tabor oder Sinai – welche beide herrlich und heilig genannt werden können. Am Taborberge, herrlich und heilig als der Berg der Verklärung unseres Herrn, und von Petrus „der heilige Berg“ genannt, wurden Napoleons Zelte aufgeschlagen. Der Berg Sinai, heilig und herrlich als der Ort, da der Gesetzesbund zwischen Gott und Israel geschlossen wurde, wurde von Napoleon und seinem „wissenschaftlichen Beratern“ und seiner Leibgarde besucht.

„Aber Gerüchte von Osten und von Norden her werden ihn erschrecken; und er wird ausziehen in großem Zorn, um viele (Nationen) zu vernichten und zu vertilgen. Und er wird zu seinem Ende kommen, und niemand wird ihm helfen.“

Als Napoleon Nachrichten über neue Bündnisse gegen Frankreich in Ägypten erreichten, machte er sich sofort nach Frankreich auf den Weg. In Bezug hierauf sagt die Geschichte (Willards Universalgeschichte, Seite 446):

„Nachrichten aus Europa bewogen ihn nun Ägypten zu verlassen; und seine Armee unter Kleber zurücklassend, kehrte er im Geheimen und mit Eile nach Frankreich zurück. … Ein Glückswechsel in den französischen Angelegenheiten war eingetreten, eine zweite Vereinigung hatte sich gegen Frankreich gebildet, bestehend aus England, Russland, Neapel, der ottomanischen Pforte und Österreich.“

Vergleiche diese Worte mit oben angeführten der Weissagung. Napoleons großer Zorn und seine versuchte Vernichtung aller Nationen Europas ist zu weltbekannt, um hier eine Wiederholung zu erfordern. Fast gelangen ihm seine ehrgeizigen Pläne; doch in wenig Jahren starb dieser zu seiner Zeit bedeutsamste Mann als ein Verbannter, von allen verlassen, wie der Prophet vorhergesagt.

Wie Vers 40 erklärt, dass dieser Einfall in Ägypten „zur Zeit des Endes“ stattfinden werde, oder (wie die Dauan Übersetzung es auslegt) „zur vorherbestimmten Zeit“, so auch die Verse 29 und 30, die sich auf das gleiche Ereignis beziehen und vordem als Zwischensatz eingeschaltet waren. Man wird sich erinnern, dass wir gefunden haben, Verse 25-28 bezögen sich auf ein früheres Einfallen in Ägypten; und in Vers 29-30 wird zu verstehen gegeben, dass der nächste große Einfall in Ägypten „zur festgesetzten Zeit, d.i. zur Zeit des Endes stattfinden werde, wie wir es in Vers 40-45 gefunden haben.

„Zur bestimmten Zeit wird er wiederkehren und gegen den Süden ziehen, aber es wird zuletzt nicht sein wie (der Einfall) im Anfang“: Napoleons Einfall in Ägypten hatte nicht den gleichen Erfolg wie der zur Zeit der Kleopatra oder wie der in den Tagen der von ihr abstammenden Königin Zenobia. Obwohl Napoleon als General in Ägypten Erfolg hatte, so errang er doch nicht solche Siege wie seine Vorgänger; und der Grund hierfür ist im nächsten Vers beschrieben: „Denn (andere: römische) Schiffe von Kittim werden wider ihn kommen.“ Die englische Flotte bedrängte Napoleon und hinderte seinen Sieg. Da England sowohl wie Frankreich ein Teil des alten römischen Reiches gewesen war, und da Frankreich mit dem übrigen Reiche im Kriege stand, und es zu erobern trachtete, so sehen wir, wie angemessen es ist, dass diese römischen Schiffe genannt werden. „Und er (Napoleon) wird verzagen und umkehren, und er wird gegen den heiligen Bund erzürnen und handeln („es ausrichten“).

Bei seiner Rückkehr aus Ägypten ließ Napoleon seine Politik heftiger Opposition gegen das Papsttum fallen und unterzeichnete ein Konkordat oder Übereinkommen mit dem Papst, durch welches die katholische Religion in Frankreich wiederhergestellt wurde. Dies war eine Handlung gegen die Wahrheit. Doch er schien zu sehen, dass er durch solche Politik sich am besten zum Umsturz der Republik den Erfolg sichern und sich zur Kaisergewalt emporschwingen könne. Und er richtete es aus. Aber diese Politik währte nicht lange, nachdem er kaiserliche Gewalt erlangt hatte. Bald fing er an gegen das System „der Mensch der Sünde“ genannt, zu arbeiten, wie die Prophezeiung es in den folgenden Worten beschreibt: „Er (Napoleon) wird umkehren und sein Augenmerk auf diejenigen richten (gegen sie wirken), welche den heiligen Bund verlassen.“ Das ist, er begann gegen die abgefallene Kirche Roms zu planen und zu wirken. Und auch dies gelang ihm.

So deutlich verfolgt das 11. Kapitel Daniels die Weltgeschichte an der Hand der bedeutsamsten Persönlichkeiten, vom Königreich Persien herab bis zum Sturz der päpstlichen Herrschaft. Obwohl es die lange Periode von 2400 Jahren umfasst, so erfüllt es seinen Zweck, genau das Jahr des Anfangs der Zeit des Endes – 1799 – zu markieren. Mit diesem Jahr war die Grenze der 1260 Jahre der Macht des Papsttums zu unterdrücken erreicht, und die Zeit des Endes begann. Und lasst es uns nicht übersehen, dass dies zugleich auch das letzte Jahr des päpstlichen Millenniums oder seiner Tausendjahr-Herrschaft war, welche, wie im vorhergehenden Band gezeigt war, mit dem Jahr 800 anhob. Aber 1799 war nur der Anfang des Zeitabschnittes, der als „die Zeit des Endes“ bekannt ist, innerhalb welcher jegliche Spur dieses Systems verschwinden soll.

Beachte, wie in den wenigen Worten der Verse 34 und 35 die Abnahme der Reformation beschrieben ist und die Ursache derselben. Die Liebe zur Welt und das Verlangen, zu Macht, Einfluss und Gemächlichkeit zu gelangen, war die Schlinge, die zuerst die Kirche verführte und das Papsttum erzeugte; und dasselbe Verlangen und Bestreben unterbrach die Reformation. Unter anderen päpstlichen Irrtümern wiesen Luther und seine Gefährten zuerst kühn auf die Vereinigung von Kirche und Staat hin. Aber nach einigen Jahren mutigen Widerstandes gegen mächtige Opposition, als die Reformation, vermittelst der Anzahl ihrer Anhänger, anfing etwas Einfluss zu erlangen; als Könige und Fürsten den Reformtoren zu schmeicheln anfingen, und der Weg zu sozialer und politischer Beförderung sich vor ihnen auftat, da verloren sie die Übel einer Vereinigung von Kirche und Staat aus den Augen, die sie doch einst im Papsttum erkannt und bekämpft hatten; und die Kirchen der Reformation in Deutschland, der Schweiz, usw., traten geradezu in die Schuhe Roms, und standen bereit, sich mit irgendwelcher politischen Partei, Fürsten oder Obrigkeit zu vereinen und die zu begünstigen, die willens wären, auf ihre Seite zu treten und sie anzuerkennen. So würden etliche der Verständigen fallen, und aus Leitern der Reformation wurden Führer in die Versuchung. Hierdurch wurde das wohl begonnene Werk der Reformation sehr aufgehalten.

Doch all dies konnte den Plan Gottes nicht vereiteln. Durch seine Weisheit wurde es zum besten gelenkt. Es diente dazu, wie der Irrtum des Papstes getan, die wahren Heiligen noch weiter zu prüfen, zu erproben, ob sie wirklich Nachfolger der Menschen, oder Gottes wären. Die ganze Zeit her, von damals bis heute, hat es dazu gedient: „Zu läutern und zu reinigen und weiß zu machen.“

Wenn wir recht haben, den Anfang des Endes auf 1799 zu verlegen, so sollten wir erwarten, dass da der Irrtum der Vereinigung von Kirche und Staat, in den die Christenheit gefallen war, teilweise wenigstens erkannt wurde, wenn es auch noch viele Jahre erforderte, um gänzlich aus dieser Schlinge des Teufels loszukommen. Wenn wir zurück blicken, so finden wir, dass die Tatsachen auch genau damit übereinstimmen. Seit jener Zeit fanden wohl Trennungen von Staaten und Kirchen statt, aber keine neuen Vereinigungen. In der Tat, dieses Datum markiert eine neue Reformation auf gehaltvoller Grundlage. Der Einfluss des Papsttums über die Reiche Europas war früher so groß, dass seine Flüche von den Völkern wie eine versengende Glut gefürchtet, und seine Segnungen zum nationalen Wohlergehen begehrt wurden. Als die Protestanten sich vom Papsttum losmachten, wurden sie von der Welt bloß als ein etwas weniger verderbter Stellvertreter des Papsttums angesehen; und ihre Gunst, ihr Rat oder ihre Billigung wurde oft in ähnlicher Weise gesucht. Doch als Napoleon verwegen sowohl die Segnungen als auch die Flüche des Papsttums verachtete und doch erstaunlichen Erfolg hatte, da schwächte sein Lauf nicht nur den Einfluss des Papsttums über die bürgerlichen Regierungen, sondern auch den Einfluss der verschiedenen protestantischen Systeme, deren Einfluss in den zwei und einem halben Jahrhundert sehr gewachsen war.

Die neue Reformation, die von Napoleons Zeit datiert, war nicht weniger durchgreifend wie die Reformation, die durch Luther und seine Kollegen bewerkstelligt wurde, wenn es auch keine religiöse Bewegung war, oder irgendwie durch religiösen Eifer ins Leben gerufen wurde. Noch auch waren sich die handelnden Personen bewusst, dass sie ein Werk vollführten, das für sie Jahrhunderte voraus vorgezeichnet war. Napoleon und seine Mitarbeiter waren gottlose Menschen, angetrieben von ihrem eigenen, selbstsüchtigen Streben nach Macht. Aber ihnen unbewusst, überwaltete Gott ihren Lauf und machte, dass es, wie es tatsächlich geschah, seine Absichten auswirkte. Wäre die von Gott in der Kirche selbst begonnene Reformation weiter fortgeschritten, hätten die Reformierer und ihre Nachkommen fortgefahren, der Wahrheit treu zu sein, so hätten Gottes hehre Absichten durch ihre geehrte Mitwirkung hinaus geführt werden können. Doch als sie den Schmeicheleien der Welt nachgaben, zeigte Gott, dass er andere Mittel und Wege habe, sein großes Werk hinaus zuführen.

Napoleons Werk, zusammen mit der französischen Revolution, brach den Zauber des religiösen Aberglaubens, demütigte den Stolz selbsterhöhter geistlicher Herrn und erweckte die Welt zu einer völligen Einsicht, was die Fähigkeiten und Rechte der Menschheit seien, und brach die päpstliche Herrschaft, gegen welche vordem die religiöse Reformation einen Todesstreich geführt, den aber ihr späterer Lauf geheilt hatte (Offb. 13:3). Der Zeitabschnitt, der mit dem Jahre 1799, das Napoleons ägyptischen Feldzug markierte schloss, besiegelte und bestimmte die Grenze päpstlicher Herrschaft über die Völker. Da lief die bestimmte Zeit (1260 Jahre der Macht) ab und begann das vorhergesagte Gericht über dieses System, welches dasselbe schließlich „vernichten“ und „zerstören“ muss. – Dan. 7:26

Dieses Datum markiert also deutlich den Anfang einer neuen Ära, da Freiheitsgedanken erwachten und das Bewusstsein persönlicher Rechte und Freiheit sich regte; und bisher hat sich schon durch gewaltige Fortschritte in der Vollführung des dieser Zeit des Endes zugeschriebenen Werkes ausgezeichnet. Als ein einzelnes Beispiel beachte das Aufkommen und das Werk der verschiedenen Bibelgesellschaften – „pestartige Bibelgesellschaften“ nennt sie Rom; doch kann es sie nicht mehr hindern. Das heilige Buch, das es einst in Ketten schlug, unter toten Sprachen verdeckt hielt und ihren verblendeten Untergebenen zu lesen verbot, ist nun tausendfach unter allen Völkern und Sprachen verbreitet. Im Jahre 1803 wurde die Britische und Auswärtige Bibelgesellschaft gegründet; 1804 die New Yorker Bibelgesellschaft; 1805 die Berliner; 1808 die Philadelphische; und 1817 die Amerikanische. Der Umfang des von diesen Gesellschaften während dieses Jahrhunderts verrichteten Werkes ist wunderbar. Tausendfach werden jährlich Bibeln hergestellt und zu billigem Preise verkauft und viele tausend an Arme verschenkt. Es ist schwer den weitreichenden Einfluss dieses Werkes zu veranschlagen. Während ohne Zweifel viel verloren geht, so ist der Erfolg im allgemeinen der, die Bande der Sklaverei und des politischen wie religiösen Aberglaubens zu brechen. Ihre stille Predigt, dass Päpste, Priester, sowie Laien, und Könige, Generäle, sowie Bettler, alle miteinander, dem einen Herrn Rechenschaft geben müssen, ist der größte aller Gleich- und Ebenmacher.

Die religiöse Reformations-Bewegung hatte den Einfluss des Papsttums durch ganz Europa gewaltig erschüttert. Da die Kirchen der Reformation aber die päpstliche Politik und Staatsklugheit, der Verschmelzung mit irdischen Reichen, der Beanspruchung geistlicher Autorität über das Volk, (dass die „Geistlichkeit“ eine besonders und göttlich bestimmte Herrscherklasse in der Welt bilde) so getreu nachahmte, darum wurde der erste Eindruck jener Reformation so ungemein abgeschwächt. Das Volk und die weltlichen Herrscher blieben zum großen Teil unter abergläubischer Scheu und Ergebenheit all und jedem gegenüber, was sich Kirchenautorität nannte. Jene Reformation verteilte so zu sagen, unter vielen Sekten ein gut Teil des Aberglaubens und der krankhaften Verehrung, die vordem Rom auf sich allein vereinigt hatte. Die politische Reform aber, die dieses neunzehnte Jahrhundert erlebte, und genau vom Jahre 1799 an datierte, diese „Zeit des Endes“, ist nichtsdestoweniger eine Reformation, obwohl sie von der früheren sehr verschieden ist. Die Revolution und Unabhängigkeitserklärung der amerikanischen Kolonien, die erfolgreiche Herstellung einer gedeihenden Republik, einer Regierung, des Volkes durch das Volk, ohne Vermittlung von Königtum oder Priesterherrschaft, setzte eine neue Lehre vor die nun erwachenden Völker. Jahrhundertlang hatten sie geschlafen und ihre eignen von Gott gegebenen Rechte nicht erkannt, sondern gemeint, dass Gott die Kirche zur höchsten Herrschaft auf Erden bestimmt habe, und dass sie verbunden wären, den von der Kirche sanktionierten Königen und Kaisern zu gehorchen, wie ungerecht auch ihre Forderungen wären, nur weil die Kirche dieselben als durch sie von Gott verordnet erklärte.

Den so lange unterdrückten und von Priestern geängstigten Völkern wurde Amerika eine Quelle des Staunens. Wahrlich, es war „die Welt erleuchtende Freiheit“. Niedergedrückt durch Priesterherrschaft, königliche Ausschweifung, usw., noch erhöht durch wiederholte Missernten, die das Volk Frankreichs verarmten und fast verhungerten, erhob es sich in Verzweiflung und vollbrachte jene fürchterlichste Revolution, die 14 Jahre lang, von 1789 bis 1804, währte. So schrecklich wie jene Szenen der Anarchie und der Gewalttat waren, sie waren doch nur die notwendige Frucht, der Rückschlag, des Erwachens eines lang unterdrückten Volkes, das zum Bewusstsein seiner Schmach und Erniedrigung kam. Es war des Ernten eines Sturmes von Seiten der bürgerlichen und religiösen Gewalten, die im Namen Gottes und der Wahrheit für ihre eigene Vergrößerung Leute geblendet und gebunden hatten, für die Christus starb.

Natürlich, solch ein Rückschlag von solcher Ursache konnte nur zum Unglauben sein. Frankreich wurde plötzlich unter dem Einfluss von Voltaire und seinen Genossen durch und durch ungläubig. Diese überschwemmten das Land mit ihren Schriften, schleuderten Verachtung und Lächerlichkeit auf das Christentum oder besser gesagt, auf die abgefallene Kirche Roms, die einzige Art Christentum, mit der das französische Volk bekannt war. Sie wiesen seine Verfälschungen, Absurditäten, Heuchelei, Unmoral, Grausamkeit und all seine Gottlosigkeit nach; bis das französische Volk endlich in seinem Eifer, Katholizismus und alle Religion auszurotten, ebenso entflammt wurde, wie vordem in seinem Eifer, denselben zu unterstützen. Und das arme, betrogene Frankreich, das tausend Jahre lang vollständig unter dem Einfluss des Papsttums gewesen war und meinte, dass der wahre Christus und nicht der Antichrist ihr verächtlicher Meister gewesen sei, schrie auf in den Worten Voltaires: „Nieder mit der Nichtswürdigen!“ Und seine Anstrengung, den verhassten Antichrist niederzuwerfen, erfolgte in all den Schrecken der französischen Revolution, ein wunderbares Beispiel wiedervergeltender Gerechtigkeit, verglichen mit dem schrecklichen Blutbad der Bartholomäus-Nacht und ähnlicher Vorfälle, die vom Papsttum angeregt waren, und worüber es frohlockt hatte.

In seiner ganzen Macht erhob sich das ungläubige Frankreich, zerstörte die Bastille, veröffentlichte seine Erklärung der Menschenrechte, richtete König und Königin hin, und erklärte allen Königen den Krieg und allen Revolutionisten überall ihre Sympathie. Währenddem befürchteten die Herrscher der Welt mit angehaltenem Atem, die revolutionäre Ansteckung möchte auch unter ihren Untertanen ausbrechen, und aus Angst vor weltenweiter Anarchie schlossen sie untereinander Bündnisse zum gegenseitigen Schutz gegen ihre eigenen Untertanen, die in der Tat kaum in Schach zu halten waren. Die Franzosen verwarfen das Christentum, konfiszierten all die ungeheuren Besitzungen und Einkünfte der römisch-katholischen Kirche sowie auch die Besitzungen des Königs und des Adels. Die Straßen von Paris flossen wieder mit Blut, aber es war das Blut von Priestern und Adligen, statt von Protestanten. Die Zahl der Hingerichteten wird auf 1.022.000 geschätzt, die auf hunderterlei, für die Gelegenheit ersonnene Weisen umkamen. Während der Jagd und der Schlächterei wurden die Priester durch die Erinnerung an ähnliche Handlungsweisen der Papisten gegen Protestanten und an ihre eigene Lehre: „Der Zweck heiligt das Mittel,“ geschmäht. Die Revolutionäre behaupteten, der zu erreichende Zweck sei menschliche Freiheit, sowohl politisch wie religiös, und dass der Tod derjenigen, die dem entgegen seien, als einzig sicheres Mittel nötig sei.

Wie all solche Vorkommnisse, so war auch die französische Revolution ein großes Unglück und verursachte großes Elend für Millionen Leute. Doch wurde es, wie manch anderes auch, von Gott zum Besten gelenkt, zur Vermehrung der Erkenntnis und zur Förderung seiner Pläne, wie sie in der Prophezeiung dargetan sind. Wir fügen hier bei, dass die französische Revolution sehr erkennbar in der Offenbarung gekennzeichnet ist, was deutlich zeigt, dass die Trübsal über alle Nationen der „Christenheit“ in jener Schreckensherrschaft veranschaulicht war. Jene Seuche des Unglaubens und der Anarchie, die sich von Frankreich aus über die ganze Welt verbreitete, nährte und sättigte sich an den falschen und unschriftmäßigen Lehren und Gebräuchen der „Christenheit“, die nicht nur vom Papsttum, sondern auch im allgemeinen von der sogenannten „Orthodoxie“ (Rechtgläubigkeit) vertreten werden. Diese können die Krankheit nicht heilen, welche die Ursache des noch größeren Ausbruches sein wird – einer Zeit „großer Drangsal, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch je (wieder) sein wird“.

Der Einfluss der französischen Ungläubigen wurde durch ihre unter Napoleon stehenden Heere über ganz Europa verbreitet und untergrub den Einfluss der Könige wie Priester sehr. Aber die raue Behandlung des Papsttums von Seiten Napoleons, der als Haupt und Vertreter des ungläubigen Frankreichs handelte, setzte der Sache die Krone auf und trug mehr wie irgend etwas dazu bei, die Fesseln abergläubischer Verehrung zu brechen, mit welchen die „Geistlichkeit“ so lange das unter ihnen stehende, „gemeine Volk“ im Zaume gehalten hatte. Doch als der unerschrockene Napoleon nicht nur die Bannsträhle des Papst Pius des Sechsten verachtete, sondern sogar für Übertretungen seiner (Napoleons) Befehle den Papst mit Strafe belegte und ihn schließlich zwang, die päpstlichen Gebiete, die vor 1000 Jahren von Karl dem Großen (dessen Nachfolger Napoleon zu sein behauptete) bewilligt waren, an Frankreich abzutreten, so öffnete dies die Augen der Völker sowohl wie der Monarchen Europas vor der Falschheit der Autoritätsansprüche des Papsttums. Die große Umwälzung der öffentlichen Meinung zu jener Zeit in betreff der päpstlichen Autorität, kann man an dem Umstand sehen, dass Napoleon, als er sich selbst als Nachfolger Karls des Großen (Napoleons große europäische Kriege waren nichts als Versuche, das Reich, wie es unter Karl dem Großen bestanden, wieder zu vereinigen.) zum römischen Kaiser erklärte, nicht nach Rom ging, um dort vom Papst gekrönt zu werden, wie Karl der Große und andere getan, sondern dem Papst befahl, nach Frankreich zu kommen, um seine Krönung zu vollziehen. Und selbst dann wollte der erfolgreiche Häuptling, der mehr wie einmal das Papsttum geplündert, verarmt und gedemütigt hatte, nicht zugeben, vom Papst gekrönt zu werden, und so die kaiserliche Würde unter irgend welcher Anerkenntnis päpstlicher Autorität annehmen. Er wollte bloß den Papst (Pius des Siebten) gegenwärtig haben, um die Zeremonie zu sanktionieren und gutzuheißen und die Krone zu segnen, die Napoleon dann vom Altar nahm und sich selbst aufs Haupt setzte. Der Geschichtsschreiber sagt: „Dann setzte er das Diadem auf das Haupt der Kaiserin, um damit zu zeigen, dass seine Autorität seinen eigenen Handlungen entsprang“ – die Errungenschaften seiner eigenen bürgerlichen und militärischen Erfolge sei. Noch auch ist der Papst seitdem aufgefordert worden, die Krone des römischen Reiches zu verleihen.

Ein römisch-katholischer Schreiber sagt von dieser Krönung:

„Im Unterschied von Karl dem Großen und anderen Monarchen, die sich bei ähnlichen Gelegenheiten nach Rom begeben hatten, bestand er (Napoleon) in seiner Anmaßung darauf, dass der heilige Vater nach Paris kommen sollte, um ihn zu krönen. Der Papst empfand den äußersten Widerwillen so vom uralten Gebrauch abzuweichen. In der Tat, er betrachtete es als eine Herabwürdigung seiner erhabenen Stellung.“

Betreffs der durch Napoleon auf das Papsttum gehäuften Demütigungen sagt die Geschichte:

„Am 23. Juni 1796 wurde mit Papst Pius dem Sechsten ein Waffenstillstand geschlossen, dessen Bedingungen für das Haupt der Kirche, einst der aller mächtigste Souverän in Europa, gehörig demütigend war. Der Priesterkönig, der einst auf den Hals der Könige trat, Souveräne ein- und absetzte, über Staaten und Königreiche verfügte, und als der große Hohepriester und Statthalter des Allmächtigen auf Erden eine Autorität als aller höchster Herr und Gebieter begründete und über die Häupter anderer Fürsten herrschte, wurde jetzt gezwungen, den Becher der Demütigung bis zu den Hefen auszutrinken. Wenn der Trank bitter war, es war der gleiche, den seine Vorgänger freigebig andern gereicht hatten. Er wurde genötigt, seine Häfen den französischen Fahrzeugen zu öffnen und die Flaggen aller Nationen, die mit jener Republik im Kriege waren, auszuschließen; die französische Armee im Besitze der Vermächtnisse von Bologna und Ferrara zu lassen: die Zitadelle von Ancona zu übergeben; den Franzosen 100 Gemälde, Büsten, Vasen und Statuen zu geben, die durch von Paris nach Rom zu sendende Kommissare ausgewählt werden sollten; ebenso 500 (alte und wertvolle) Manuskripte, gleicherweise auszuwählen; und um das ganze zu versüßen, musste Seine Heiligkeit 21.000.000 französische Livres meist in Münze oder in Gold- und Silber-Barren bezahlen.“

Für die Nichterfüllung dieser Bußen zur rechten Zeit, wurde die Geldstrafe auf 50.000.000 Livres erhöht und mussten gewisse päpstliche Landschaften an Frankreich abgetreten werden; und schließlich wurde der Papst gefangen genommen und nach Frankreich gebracht, wo er starb.

Selbst Pius der Siebte, der wieder in die päpstlichen Ehren eingesetzt worden war, und der 1804 der Krönung Napoleons beiwohnte, wurde später durch ein Gebot Napoleons (1808-1809) jedes Brockens weltlicher Gewalt beraubt; und die Monumente und Kunstschätze Roms wurden unter französischen Schutz genommen. Die Sprache, die Napoleon gebrauchte, war, dass „dies Geschenk an Ländereien, das unser berühmter Vorgänger, Karl der Große, dem heiligen Stuhl über macht hatte, … Urbiino, Ancona, Macerata; für immer mit dem Königreich Italien vereinigt sei“.

Die Bedeutung dieser Sache wird von einem römisch katholischen Schreiber folgendermaßen erzählt:

„Hierzu wurde gefügt, dass der Papst fortfahren solle, der Bischof von Rom zu sein und seine geistlichen Funktionen ausüben, wie seine Vorgänger in den früheren Zeiten, vor Karl dem Großen, getan. Im folgenden Jahr beschloss der Kaiser, durch den Erfolg seiner Waffen kühn gemacht, der Papst solle seiner jetzt nominellen Hoheit – des bloßen Schattens weltlicher Macht, der ihm noch in seiner Hauptstadt und den angrenzenden Distrikten blieb – beraubt werden. (Dies besaß das Papsttum Jahre lang vor Karl des Großen Gabe – vom Jahre 539 an). Dem entsprechend erließ er ein neues Dekret (Gebot) vom Palast des österreichischen Kaisers aus, dass Rom eine kaiserlich freie Stadt sein solle; dass seine bürgerliche Verwaltung von einem damals vom Kaiser ernannten Rate geleitet werden sollte; dass seine Monumente und Kunstschätze unter französischen Schutz genommen werden sollten; und dass, da der Papst zu regieren aufgehört habe, für seine Heiligkeit ein Einkommen festgestellt werden sollte“.

Hierauf erließ Pius der Siebte eine Exkommunikations-Bulle gegen Napoleon und wurde als Gefangener nach Frankreich geschleppt, wo er schließlich das Konkordat von Fontainebleau unterzeichnete, unter dem Datum vom 25. Januar 1813, in dem er die Ernennung der Bischöfe und Metropolitane in Napoleons Hand legte, und seine eigene Autorität tatsächlich so beschnitt, dass ihm nur noch das Veto- oder Einspruchs – Recht verblieb. So gab er dem Wesen nach Napoleon die Autorität des Papstes, und das war es, was Napoleon längst gewünscht hatte.

Noch auch haben römische Katholiken verfehlt, die Wichtigkeit der Ereignisse, die dieses Jahrhundert einführten, zu bemerken. Sie gaben nicht nur die zugefügten Verluste und Entwürdigungen zu, wie die oben angeführten, sondern sie behaupten auch, dass die Tausendjahr – Herrschaft des Papsttums (die tausend Jahre seit dem Geschenk Karls des Großen der eben erwähnten Staaten an das Papsttum – im Jahre 800) mit der Hinwegnahme seiner Besitzungen durch Napoleon endete; von welcher Zeit an es niemals mehr als ein bloßes Skelett von Macht besessen hat. Es wird vom Papsttum behauptet, dass es, als das Königreich Christi, die vorhergesagte (in Offb. 20:1-4 erwähnte) Herrschaft über die Völker erfüllt habe, und dass die gegenwärtige über ihr System gekommene Trübsal Periode, die „kleine Zeit“ sei, in der Satan losgelassen sei. Nur die, welche in dem Papsttum das Scheinbild des wahren Christus sehen, und die wahre Kirche und die wahre Herrschaft erkennen, können dies völlig würdigen.

Wir haben wohl genug angeführt, um den Leser zu überzeugen, dass die Periode der französischen Revolution und der Macht Napoleons, ein sehr deutlicher markierter Zeitabschnitt in der Geschichte des Papsttums war; und der damals gebrochene päpstliche Einfluss ist nie wieder zurückgewonnen worden. Obwohl zuweilen etwas Gunst bewilligt wurde, es war nur für eine kurze Zeit und wurde von erneuerten Herab Würdigungen gefolgt, bis im Jahre 1870 alle zeitliche Autorität der Päpste wiederum aufhörte – wir glauben, um nie wieder aufzuleben. Erinnern wir uns auch daran, dass es Napoleons Soldaten waren, welche die Inquisition-Kerker erbrachen und öffentlichen Hinrichtungen und Torturen für religiöse Vergehen ein Ende machten.

Die Wirkung des teilweisen Niederreißens von Priesterkunst und Aberglauben, während es zu mehr offenen Unglauben geführt hat, hat eben sowohl, gerade durch solches Stürzen einer abergläubischen Ehrfurcht vor Menschen, zu mehr intelligentem Denken auf Seiten der Gott Geweihten geführt – von welchen früher viele kaum zu denken oder die Schrift für sich selbst zu studieren wagten. Somit war diese Revolution der Entwicklung der Wahrheit und wahren Christentums günstig, indem sie zum Bibelstudium antrieb. Sie führte in der Tat das in der Reformation zu Luthers Zeit begonnene gute Werk weiter, das durch die Unwissenheit und Dienstbereitschaft der Massen und durch die Liebe nach Macht, Würde; Gewalt und Wohlleben auf Seiten der „Geistlichkeit“ ins Stocken geraten war.

Wir haben somit gezeigt, dass 1799 der Zeitabschnitt begann, der die Zeit des Endes genannt wird; dass das Papsttum in dieser Zeit stückweise verzehrt werden soll; und das Napoleon nicht nur die Gebietsverleihung Karl des Großen (1000 Jahre nachdem sie gemacht war) rückgängig machte, sondern später auch die bürgerliche Gerichtsbarkeit des Papsttums in der Stadt Rom, die dem Namen nach von dem Erlass des Dekretes Justinians an, im Jahre 539, tatsächlich anerkannt war – gerade 1260 Jahre vorher. Dies war genau die Grenze der Zeit, Zeiten und halben Zeit seiner Macht, wie es wiederholend in der Prophezeiung beschrieben wird. Und obwohl seitdem in gewissem Grade weltliche Macht wieder beansprucht wurde, heute ist das Papsttum ohne einen Schatten zeitlicher oder bürgerlicher Autorität; sie ist vollständig „verzehrt“ worden. Der weltlicher Macht beraubte Mensch der Sünde brüstet und rühmt sich freilich noch; doch, bürgerlich machtlos, wartet er seiner gänzlichen Vernichtung in der nahen Zukunft von Seiten der wütenden Masse (Gottes unbewusstes Werkzeug), wie deutlich in der Offenbarung gezeigt wird.

In der Zeit des Endes, oder der Tag der Vorbereitung Jehovas, der mit dem Jahre 1799 beginnt und mit dem Jahre 1914 endet, obwohl durch große Zunahme an Erkenntnis über alle früheren Zeitalter hinaus ausgezeichnet, wird in einer Zeit der größten, je gekannten Trübsal gipfeln: doch dient dies nichtsdestoweniger zur Verbreitung und Einführung jener gesegneten, so lange verheißenen Zeit, da das wahre Königreich Gottes unter den Gehorsam des wahren Christus, eine Regierungsform und Ordnung völlig wiederherstellen wird, welche das gerade Gegenteil der des Antichristen sein wird. Da diese Periode dies vorbereitet und dahin leitet, so führt sie gleichfalls zu dem großen Konflikt zwischen der alten und der neuen Ordnung der Dinge, durch welche es eingeführt wird. Und obwohl die alte Ordnung der Dinge vergehen muss, und die neue an ihre Stelle treten, so wird dem Wechsel doch von denen heftig widerstanden werden, die durch die gegenwärtige Ordnung im Vorteil sind. Weltenweite Revolution wird das Resultat sein, und zur schließlichen und vollständigen Zerstörung der alten und zur Einführung und Herstellung der neuen Ordnung führen.

Alle Entdeckungen, Erfindungen und Vorteile, die unseren Tag über alle Tage stellen, sind nur so und so viele Elemente, die an diesem Tag der Vorbereitung für das herbeikommende Millennium – Zeitalter zusammenwirken, da wahre und gesunde Reform und tatsächlicher rascher Fortschritt in jeder Richtung bei allen und für alle die Tagesordnung sein wird.