Der Krieg von Harmagedon
Der sechste Engel goss seine Schale aus auf den großen Strom Euphrat; und seine Wasser vertrockneten, auf dass der Weg der Kön. bereitet würde, die von Sonnenaufgang herkommen. Und ich sah aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, wie Frösche; denn es sind Geister von Dämonen, die Zeichen tun, welche zu den Königen des ganzen Erdkreises ausgehen, sie zu versammeln zu dem Krieg jenes großen Tages Gottes, des Allmächtigen. Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig, der da wacht und seine Kleider bewahrt, auf dass er nicht nackt wandle und man seine Schande sehe! Und er versammelte sie an dem Ort, der auf hebräisch Harmagedon heißt.
Offbenbarung 16:12-16
Harmagedon ist ein hebräisches Wort, welches soviel bedeutet wie Hügel von Megiddo oder Berg der Zerstörung. Megiddo nahm eine sehr auffallende Lage an dem Südrand der Esdraelon-Ebene ein und beherrschte einen wichtigen Pass, der in das Hügelgelände hinein führte. Diese Gegend war das Schlachtfeld Palästinas, auf welchem viele der berühmten Schlachten der Geschichte des Alten Testamentes ausgefochten wurden. Hier war es, wo Gideon und seine kleine Schar den Midianitern Angst einjagten und sie in die Flucht schlugen, wobei letztere sich gegenseitig töteten. (Richter 7:19-23) Hier wurde der König Saul durch die Philister geschlagen. (1. Sam. 31:1-6) Hier wurde der König Josia in einer der unglücklichsten Schlachten der Geschichte Israels durch den Pharao Neko getötet. (2. Chron. 35:22-25) Hier lebten auch der König Ahab und sein Weib Jsebel in der Stadt Jisreel, wo Jsebel später eines schrecklichen Todes starb. – 2. Kön. 9:30-37
Diese Schlachten waren in einem Sinne vorbildlich. Die Niederlage der Midianiter erlöste das Volk Israel von der Knechtschaft Midians. So stellten Gideon und seine Schar unseren Herrn Jesus und die Kirche dar, welche die Menschheit von der Knechtschaft der Sünde und des Todes befreien werden. Der Tod des Königs Saul und der Umsturz seines Königreiches durch die Philister öffnete der Herrschaft Davids, der den Messias darstellte, den Weg. Der König Ahab stellte die Zivilregierung dar, die in der Offenbarung. symbolisch als Drachen bezeichnet wird. Die Königin Jsebel schattete die große Hure, Babylon, vor, und als solche wird sie mit Namen genannt. „Du duldest das Weib Jsebel, welche sich eine Prophetin nennt, und sie lehrt und verführt meine Knechte.“ – Offb. 2:20
In der Heiligen Schrift hat es der Herr augenscheinlich als passend angesehen, den Namen dieses großen Schlachtfeldes, Harmagedon, als Bezeichnung für den großen Kampf zwischen Wahrheit und Irrtum zu wählen, zwischen Recht und Unrecht, Gott und dem Mammon, mit dem das Evangeliums-Zeitalter zu Ende und das messianische Zeitalter eingeführt werden wird. Er hat im letzten Buch der Bibel mit Absicht hochsymbolische Sprache gewählt, augenscheinlich, um gewisse wichtige Wahrheiten bis zu der für sie fälligen Zeit der Enthüllung zu verbergen. Aber selbst zu seiner Zeit „sollen es keine der Gesetzlosen verstehen, aber die Verständigen werden es verstehen.“ Niemand, dessen Herz außer Harmonie mit Gott ist, soll es verstehen, sondern nur die Verständigen unter dem Volk, die Klasse der klugen Jungfrauen in dem Gleichnis unseres Herrn.
Wenn wir unseren Text betrachten, so sollten wir daher nicht ein buchstäbliches Versammeln des Volkes zum Berg Megiddo erwarten. Wir sollten vielmehr danach ausschauen, was der Berg symbolisch darstellte. Vieles wird „der Krieg von Harmagedon“ genannt, diese Bezeichnung wird in verschiedener Weise und von verschiedenen Standpunkten aus angewendet. Die Christen erkennen aber, dass dieses Wort Harmagedon ganz besonders der Bibel eigen ist, wo es in einem geistigen Sinn gebraucht wird. Wenn die gegenwärtige Zeit daher gelegen ist, um die Schlacht von Harmagedon von einem politischen Standpunkt aus zu betrachten, so ist sie sicher dazu geeignet, um diesen Ausdruck von dem wahren religiösen Standpunkt aus zu betrachten.
Wir alle wissen, dass das Buch der Offb. voller Symbole ist. Gott scheint dieses letzte Buch der Bibel gegeben zu haben, um große und wichtige Wahrheiten zu verdecken. Der Herr hat diese Wahrheiten so geschickt verborgen, dass sein Volk in vergangenen Zeiten nicht imstande gewesen ist, sie völlig und klar zu erkennen. Bibelforscher glauben, dass dies die Absicht Gottes gewesen ist, nicht nur, weil diese Wahrheiten früher nicht verstanden werden sollten, sondern auch, weil Gott gewisse Züge seiner Wahrheit vor der Welt verborgen halten will. Die Menschheit hat den göttlichen Plan immer missverstanden, denn Gott will in seiner Weisheit, dass sie ihn nicht versteht. Die Wahrheiten, welche in der Offb. berichtet werden, sind nicht für die Welt, noch auch für die Namenchristen, sondern für die Kirche, den Leib Christi, die Heiligen, „die Kirche der Erstgeborenen, deren Namen im Himmel angeschrieben sind.“ Für diese wird die Erkenntnis „Speise zur rechten Zeit“ werden. „Die Verständigen werden es verstehen.“
Die Heilige Schrift ist voller Anspielungen auf Harmagedon. Unser Herr Jesus nennt es eine „große Drangsal, dergleichen von Anbeginn der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch je sein wird.“ (Matth. 24:21) Der Prophet Daniel beschreibt es als „eine Zeit der Drangsal, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht, bis zu jener Zeit.“ (Dan. 12:1) In enger Verbindung mit diesem Ausspruch erklärt Daniel, dass der Stellvertreter Gottes, Michael, der große Fürst, der für die Kinder des Volkes Israel eintritt, aufstehen wird. Das Wort „Michael“ bedeutet: „Einer wie Gott“ – der Gottähnliche. Er wird aufstehen zum Heil des Volkes Gottes, zur Beseitigung von Irrtum und Unrecht, zur Aufrichtung von Recht und Wahrheit, um der Menschheit das große Königreich Gottes zu bringen, welches seit den Tagen Abrahams gepredigt worden ist.
Die Zeit für die Aufrichtung des Königreiches des Messias
Da die Offenbarung des Apostels Johannes ein Buch in symbolischer Sprache ist, wird es nicht von der Welt verstanden werden. Gott sagte, dass selbst die Kirche nur zu einer bestimmten Zeit das Verständnis erwarten sollte. Als sich der Prophet Daniel über die Bedeutung seiner Vision erkundigte, antwortete ihm der Engel: „Gehe hin, Daniel, denn diese Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes“, nicht des Endes der Welt, sondern des Endes des Zeitalters, des Endes dieser Zeitverwaltung. „Die Erde besteht ewiglich.“ – Prediger 1:4
Der Apostel Petrus erzählt uns, dass dieses Zeitalter in einem großen Feuer zu Ende gehen soll – ein Symbol der Zeit der Drangsal, in welcher die gegenwärtigen Einrichtungen verschlungen werden. (2. Petr. 3:8-13) An anderer Stelle stellt die Heilige Schrift diese schreckliche Zeit der Drangsal als einen Sturm, als einen Wirbelwind, als ein alles verzehrendes Feuer dar. Nachdem die gegenwärtige Ordnung der Dinge in der Zeit der großen Drangsal vergangen sein wird, wird Gott selbst sein Königreich aufrichten, das Reich, für welches wir beten: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf Erden, wie er im Himmel geschieht.“
Wenn es daher irgendetwas gibt, was andeutet, dass wir am Ende des Evangeliums-Zeitalters leben, so können wir versichert sein, dass die Zeit, da die klugen Jungfrauen in die Herrlichkeit eingehen sollen, herbeigekommen ist. Welche gesegnete Botschaft ist dies „für alle, welche seine Erscheinung lieb haben.“
In derselben Prophezeiung, welche uns sagt, dass die Zeit des Endes die Zeit ist, in der diejenigen, die in den Augen Gottes weise sind, sie verstehen sollen, wird uns gesagt, dass diese Zeit besonders durch zwei Züge bezeichnet werden wird: erstens: „Viele werden hin und her laufen“; zweitens: „Die Erkenntnis wird sich mehren.“ (Dan. 12:4) Wir sehen heute diese Prophezeiung erfüllt. In der ganzen Welt laufen die Menschen hin und her, wie nie zuvor. Eisenbahnen, Dampfschiffe, Automobile, elektrische Wagen – auf, unter und über der Erde – usw., bringen die Menschen überall hin. Allgemeine Erkenntnis kennzeichnen unsere wunderbare Zeit. Jedes zehn Jahre alte Kind kann lesen. In der ganzen Welt sind Bücher, Zeitungen und Bibeln in jedem Haus – Gelegenheiten zur Erlangung von Erkenntnis, wie diese niemals bekannt waren, seitdem es Menschen auf der Erde gibt.
Die wunderbare Erfüllung dieser Prophezeiung kennzeichnet unsere Zeit als die Zeit des Endes, in welcher die gegenwärtige Zeitverwaltung beschlossen und die neue eingeführt werden soll – die Zeit, da das Volk Gottes imstande sein wird, die Lage zu erkennen und sich bereit zu machen für seine Verwandlung.
Um Grundsätze, nicht um Personen handelt es sich.
Wie der Apostel Johannes, so schreiben alle Christen die Offenbarung. dem Herrn Jesus zu. (Offb. 1:1) Aus diesem Grund sind wir nicht verantwortlich für die Symbole, welche in diesem Buch angewendet werden. Man kann in so vieler Hinsicht missverstanden werden, selbst von guten Christen, dass es uns nicht ganz leicht wird, unsere Gedanken auszudrücken. Indem wir unsere Auffassung der Symbole der Offenbarung darlegen, möchten wir mit Nachdruck betonen, dass wir durchaus nichts gegen fromme Christen sagen, wo und zu welcher Zeit diese auch lebten, ob sie sich in einer Kirchengemeinschaft oder außerhalb jeder Kirche befanden. Was Menschen anbetrifft, so haben wir nichts zu sagen. Wir sprechen immer über Grundsätze und Lehren, niemals über Personen. Gott hat uns nicht aufgetragen, über Menschen zu reden, an uns ist es, sein Wort zu besprechen.
Beim Darlegen unserer Auslegungen der Symbole der Offenbarung erkennen wir, dass das Wort Gottes eine sehr schreckliche Anklage über einige der großen Systeme unserer Tage führt, die wir früher geehrt und geachtet, von denen wir früher gedacht haben, dass sich viele in ihnen befinden, welche in Wort und Tat fromm sind. Lasst uns daher klar unterscheiden zwischen Personen und Systemen. Wir sagen nichts gegen fromme Personen, was wir aber bei der Auslegung des Wortes Gottes zu sagen haben, richtet sich nur gegen diese Systeme. Wir glauben in der Tat, dass das heilige Volk Gottes bei diesen Symbolen ausgelassen worden ist, wahrscheinlich, weil die Heiligen Gottes im Vergleich zu den Hunderten von Millionen der Menschheit nur eine geringe Schar ausmachen, wie der Herr sagte: „Fürchte dich nicht, kleine Herde.“
Zu der Auslegung der Symbole der Offenbarung kommend finden wir, dass mit dem Sammeln der Heerscharen zum Krieg von Harmagedon dreierlei in Verbindung steht. Wir lesen, dass aus dem Mund des Tieres, aus dem Mund des falschen Propheten und aus dem Mund des Drachen drei unreine Geister gleich Fröschen hervorkamen, und dass diese unreinen Geister wie Frösche zu dem ganzen Erdkreis ausgehen, um die ganze Welt zu versammeln zu dem Krieg von Harmagedon.
Es geziemt sich uns daher zu fragen, welche Systeme mit diesen symbolischen Worten – Drachen, Tier und falscher Prophet – gemeint sind. Nachdem wir gefunden haben, was mit diesen Bezeichnungen gemeint ist, werden wir fragen, was die Frösche darstellen, die aus ihrem Mund hervorkommen.
In der ganzen Bibel wird ein Tier als symbolische Darstellung einer Regierung gebraucht. In der Prophezeiung Daniels werden die großen Universalreiche der Erde so dargestellt. Babylon war der Löwe, Medopersien der Bär, Griechenland der Leopard und Rom der Drache. (Dan. 7:1-8) Das Römische Reich besteht noch immer. Die Christenheit bildet einen Teil des großen römischen Kaiserreiches, welches mit Cäsar begann und, wie die Heilige Schrift sagt, noch in der Welt besteht.
Tatsächlich stimmen alle Bibelausleger darin überein, dass der Drache in der Offenbarung die reine Zivilgewalt darstellt, wo diese auch immer sich befinden mag. Wir verstehen dies nicht so, als bedeute das, dass alle Gewalten der Welt böse oder vom Teufel seien, sondern vielmehr, dass der Drache das Symbol ist, welches dem Herrn gefällt zu gebrauchen, um die Zivilgewalt darzustellen.
Das Tier in Offb. 16:13 ist dasselbe, welches in Offb. 13:2 erwähnt wird, wo es als einem gefleckten Pardel ähnlich dargestellt wird. Protestantische Ausleger der Offenbarung stimmen dem zu, dass dieses Symbol sich auf das päpstliche System bezieht – nicht auf den Papst, nicht auf katholische Gemeinden, nicht auf einzelne Katholiken, sondern auf das System als Ganzes, welches seit Jahrhunderten besteht.
Es hat Gott gefallen, in seinem Wort das Papsttum als ein System, als eine Regierung zu betrachten. Das Papsttum behauptet, dass das Königreich Gottes, das Königreich des Messias, im Jahre 799 n.Chr. aufgerichtet wurde, dass es tausend Jahre dauerte, gerade so lange, wie es die Bibel vom Königreich Gottes erklärt. Sie behauptet auch, dass diesem Königreich Christi (das ist das päpstliche System, welches in der Offenbarung als Tier dargestellt wird) seit 1799 Gewalt angetan und der Teufel in Erfüllung von Offb. 20:7 losgelassen worden ist.
Wir können der Auslegung der Prophezeiung durch unsere katholischen Freunde nicht zustimmen. Sicherlich hatte unser Herr recht, als er erklärte, dass der „Fürst dieser Welt Satan“ ist, und dass die jetzige die „gegenwärtige böse Welt“ oder das gegenwärtige böse Zeitalter ist. Der Grund dafür, warum es soviel Betrug, soviel falsche Lehren, Täuschungen, soviel Unwissenheit und Aberglauben überall gibt, ist darin zu finden, dass Satan das große Wesen ist, das die Welt täuscht. Nach der Heiligen Schrift soll Satan die tausend Jahre gebunden werden, damit er die Nationen nicht mehr verführe. (Offb. 20:3) Nachdem die tausend Jahre zu Ende gegangen sein werden, wird Satan für eine kleine Zeit losgelassen werden, um die Menschheit zu versuchen. Dann wird er im zweiten Tod vernichtet werden, zusammen mit allen denen, welche in Harmonie mit ihm sind.
Erst jetzt werden den Bibelforschern die Augen geöffnet, so dass sie die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe des göttlichen Liebesratschlusses erkennen können – seine wunderbare Vorkehrung, die er getroffen hat – zuerst für die Kirche, welche an der Herrlichkeit des Königreiches teilhaben soll, und zweitens für die ganze Menschheit, die den Segen einer Aufrichtung zu menschlicher Vollkommenheit während dieser tausend Jahre empfangen wird. Dieser herrliche Zeitabschnitt liegt nicht in der Vergangenheit, sondern ist vielmehr gerade jetzt im Begriff hereinzubrechen. So herrlich wird der Zustand der Menschheit am Schlusse des messianischen Königreiches sein, dass nichts, was je erträumt worden ist, damit verglichen werden kann. Das große Werk Gottes wird aber erst vollkommen sein, wenn jedes menschliche Wesen die Vollkommenheit erreicht haben wird, oder, wenn es sich geweigert hat, in Übereinstimmung mit den Gesetzen der Gerechtigkeit zu kommen, im zweiten Tod vernichtet sein wird. Dann wird man jedes Geschöpf im Himmel und auf Erden sagen hören: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm die Segnung und die Ehre und die Macht und die Herrlichkeit in die Zeitalter der Zeitalter!“ – Offb. 5:13
Der Drache symbolisiert die römische Staatsgewalt, die durch die Zivilgewalt in der Welt dargestellt wurde. Das Tier ist das päpstliche Regierungssystem. (Offb. 13:14) Gemäß der Heiligen Schrift ist dieses Bild eine sehr genaue Darstellung des Tieres. Den falschen Propheten oder das Bild des Tieres verstehen wir als die protestantische Kirchenvereinigung.
Das Bild des Tieres
Um zu sehen, weshalb die protestantische Kirchenvereinigung als das Bild des Tieres oder als der falsche Prophet dargestellt wird, müssen wir andere symbolische Teile der Heiligen Schrift prüfen. In Offb. 17:5 wird unsere Aufmerksamkeit auf ein großes Geheimnis gelenkt. In der symbolischen Sprache der Heiligen Schrift bedeutet das Wort „Hure“ nicht eine unmoralische Person. Es bezieht sich auf die Kirche, welche das Königreich Gottes sein sollte, welche aber ihre Jungfräulichkeit verlor und sich anstatt mit ihrem himmlischen Gatten mit einem irdischen verband. Mit welchem irdischen Gatten verband sich die Kirche? Mit dem römischen Kaiserreich. Bei Luther und anderen Reformatoren gab es keinen Zweifel darüber, dass zwischen der Kirche und der Welt eine enge Verbindung bestand. Die Kirche behauptete eine Zeitlang, darauf zu warten, dass Christus sein Königreich aufrichte. Schließlich sagte sie: „Ich will nicht bis zum zweiten Kommen Christi warten, ich will mich mit dem römischen Kaiserreich verbinden.“
Wir alle kennen das Resultat. Die römische Kirche wurde erhöht und herrschte jahrhundertlang als Königin. Diese Vereinigung zwischen Kirche und Staat wird in einem berühmten Bild dargestellt, welches sich in Italien befindet. Auf einem Thron sitzen der Kaiser und der Papst nebeneinander. Auf der einen Seite befinden sich Kardinäle, Bischöfe, die niedrigere Geistlichkeit und die Laien, der Reihe nach. Auf der anderen Seite sind Generäle, niedrigere Offiziere, Soldaten usw., bis herab zum gemeinen Volk.
Auf der Grundlage dieser Vereinigung werden alle Regierungen christlich genannt, denn sie behaupten, als Teile mit der Kirche vereinigt zu sein. Die Geschichte berichtet uns, dass die Kirche jahrhundertlang die irdischen Kön. bestimmte. Der, von welchem der Papst es wünschte, wurde gekrönt. Zum Beweis der Obergewalt der Kirche wird eine Geschichte über den Kaiser Heinrich IV. von Deutschland erzählt. Er hatte das päpstliche Missfallen auf sich gezogen und wurde als Strafe dafür gezwungen, drei Tage barfüßig und nur in das Sacktuchhemd eines Bußetuenden gekleidet, der Härte des strengen Winters ausgesetzt, vor dem Schlosstor von Canossa zu stehen. Dann wurde er gezwungen, auf Händen und Knien in die Gegenwart des Papstes zu kriechen, welchem der seidene Strumpf ausgezogen wurde, damit der Kaiser die große Zehe des Papstes küsse, in Erfüllung von Psalm 2:12: Küsset den Sohn, ihr Könige der Erde!
Nach unserem Verständnis ist dies eine irrige Anwendung der Heiligen Schrift. „Der Sohn“ ist nicht der Papst. Der „heilige Berg“ ist das Königreich Gottes. Das Mittel, durch welches Gott wirkt, wird symbolisch als der Berg Zion dargestellt. Der große Messias wird alle Dinge der gegenwärtigen Zeit vollständig umstoßen und sein Königreich der Gerechtigkeit und Wahrheit aufrichten, welches die ganze Menschheit aus Sünde und Gesunkenheit emporheben wird.
Die römischen Katholiken glauben, der Papst sei der Statthalter Christi, der an dessen Stelle regiert. Sie glauben, dass die gegenwärtige Zeit diejenige ist, in welcher Satan losgelassen ist, um die Nationen zu verführen, dass die Kirche nach sehr kurzer Zeit wieder die völlige Macht in der Welt erlangen wird, und dass als Folge davon jeder, der ihr nicht Gehorsam leistet, vernichtet werden wird. Diese Auslegung verweist uns auf das 13. und 20. Kapitel der Offenbarung. Die Protestanten erkennen die Lage nicht. Sicherlich haben alle denkenden Leute bemerkt, dass die Vorschläge zur Kirchenvereinigung vom Protestantismus, aber niemals vom Katholizismus gemacht wurden.
Nun erhebt sich die Frage: Warum sollte die Heilige Schrift den Protestantismus als das Bild des Tieres darstellen? Wann und wie geschah dies? Seit der Zeit der Reformation haben sich die Protestanten im einzelnen bemüht, aus der früheren Finsternis herauszukommen, und so hatten sie viele Glaubenssätze formuliert und viele Gemeinschaften gegründet. Um die Mitte des letzten Jahrhunderts begannen die Führer zu sehen, dass, wenn jeder fortfahren würde, die Bibel persönlich zu studieren, die Zeit kommen würde, in welcher jedermann sein eigenes Glaubensbekenntnis haben würde. Um dieses zu verhindern, was ein Verlust an Macht zu sein schien, planten sie eine Vereinigung der Protestanten in einem System, die Evangelische Allianz genannt.
Die Evangelische Allianz ist eine Organisation der verschiedenen protestantischen Konfessionen, die im Jahr 1846 gebildet wurde, um auf ihre Weise dasselbe zu tun, was der Katholizismus auf die seinige tat. Da sie die große Macht sahen, welche die Katholiken ausüben, sagten sich die Protestanten: Wir sind getrennt. Wir haben keine Macht. Wir wollen uns organisieren. So bildeten sie, der Heiligen Schrift gemäß, ein Bild des Tieres.
Die Bibel sagt jedoch, dass das Bild, bevor es einen besonderen Schaden anrichten kann, Leben von dem Tier mit den zwei Hörnern empfangen muss. (Offb. 13:15) Das Tier mit den beiden Hörnern, welche denen eines Lammes gleichen, welches aber eine Stimme hatte wie ein Drache, stellt, glauben wir, die Kirche von England dar, die nicht zur Evangelischen Allianz gehört. Die Kirche von England erhebt denselben Anspruch, den die Kirche von Rom erhebt – dass sie die wahre Kirche ist und dass alle anderen Unrecht haben, dass sie die ursprüngliche apostolische Nachfolge habe, und dass niemand berechtigt ist zu predigen, wenn nicht göttliche, apostolische Hände auf ihn gelegt wurden. Dies ist der Streit, den die englische Kirche seit Jahrhunderten geführt hat, und hierin liegt der Gegensatz zwischen dieser Kirche und allen anderen protestantischen Konfessionen.
Obgleich die Evangelische Allianz im Jahre 1846 organisiert wurde, war sie nicht imstande, ihre Absicht auszuführen, weil sie nicht wusste, wie sie vorgehen sollte. Die Konfessionen der Allianz waren nur dem Namen nach vereinigt, und deshalb haben sie gegeneinander gearbeitet. Konfessionen, die außerhalb der Allianz standen, wurden als nicht autorisiert erklärt, und sie wiederum forderten die evangelischen Kirchen heraus zu zeigen, woher sie die Befugnis zum Predigen erlangten. Als Folge davon hatte das Bild keine Macht zu handeln; es wurde niedergetreten, und um Lebenskraft – Leben – zu erlangen, müsste es die apostolische Nachfolge haben: es müsste etwas als Grundlage für seine Wirksamkeit haben.
Die Heilige Schrift deutet an, dass die Kirche von England mit der Evangelischen Allianz befreundet werden und dass sie ihr die Autorität des Predigens verleihen wird. Wegen dieser Vereinigung wird die Allianz sagen können: „Wir haben apostolische Autorität zu predigen. Niemand soll sprechen, wenn er nicht unsere Weihung empfangen hat.“ Diese Handlungsweise ihrerseits wird in Offb. 13:17 beschrieben. Es wird niemand gestattet sein, geistliche Dinge auf dem geistlichen Markt zu kaufen und zu verkaufen, der nicht entweder das Malzeichen des Tieres oder des Bildes hat.
In Offb. 16:13 wird der falsche Prophet erwähnt – das belebte Produkt der Evangelischen Allianz, welche die Form der Kirchenvereinigung angenommen hat und heute viel Lebenskraft besitzt. Ob wir erwarten können, dass sie noch mehr erlangen wird, müssen wir abwarten. Die Heilige Schrift deutet uns an, dass das Bild des Tieres soviel Macht erlangen soll, dass sie dasselbe tun wird, was die katholische Kirche in der Vergangenheit getan hat; und dass die beiden Systeme, Katholizismus und Protestantismus, durch die Zivilgewalt – den Drachen – die zivilisierte Welt mit starker Hand beherrschen werden.
„Drei unreine Geister gleich Fröschen“
Die Heilige Schrift sagt uns, dass dies durch das Zusammengehen von Kirche und Staat bewirkt werden soll. „Drei unreine Geister, gleich Fröschen, kamen aus dem Mund des Drachen und aus dem Mund des Tieres und aus dem Mund des falschen Propheten.“ In dieser Stelle ist der Geist eine Lehre, eine unreine Lehre, eine falsche Lehre. Ein jedes von diesen drei wird dasselbe hervorbringen, und dies wird zur Folge haben, dass die Könige der Erde zu dem großen Krieg von Harmagedon versammelt werden.
Die Symbolik der Heiligen Schrift ist, wenn recht verstanden, wirkungsvoll, und es besteht immer eine scharfe Übereinstimmung zwischen dem Symbol selbst und dem, was symbolisch dargestellt wird. Wenn die Heilige Schrift einen Frosch gebraucht, um gewisse Lehren darzustellen, so können wir sicher sein, dass die Anwendung sehr gut passen wird. Während ein Frosch ein kleines Tier ist, bläht er sich doch auf, bis er bei dem Bemühen, etwas darzustellen, fast platzt. Ein Frosch hat ein sehr kluges Aussehen, obgleich er nicht viel weiß. Sodann quakt der Frosch, sooft er einen Laut ausstößt.
Die drei hervortretendsten Eigenschaften eines Frosches sind also: Gewichtigkeit, ein Aussehen von größerer Weisheit und Kenntnis und ein fortwährendes Quaken. Indem wir diese charakteristischen Eigenschaften auf das Bild anwenden, welches in der Heiligen Schrift gegeben ist, lernen wir, dass von der Zivilgewalt, von der katholischen Kirche und von der Vereinigung der protestantischen Kirchen, dieselben Lehren hervorgehen werden. Der Geist aller derer wird brüstend sein, sie werden das Aussehen höherer Weisheit und Erkenntnis annehmen, alle werden voraussagen, dass grässliche Folgen auf ein Nichtbeachten ihrer Ratschläge kommen würden. So sehr sich die Glaubensbekenntnisse auch immer widersprechen mögen, so werden diese Gegensätze doch durch die allgemeine Behauptung, dass nichts Altes gestört, erforscht oder verworfen werden dürfe, ignoriert werden.
Die göttliche Autorität der Kirche und das göttliche Recht der Kön. werden sich nicht widerstreiten dürfen, denn sie werden beide anerkannt sein. Jedermann, der, oder jede Lehre, die im Gegensatz zu diesen prahlerischen, unbiblischen Behauptungen steht, wird durch die Frösche, die von Kanzeln und Rednerpulten und durch die weltliche Presse quaken, als gemein gebrandmarkt werden. Die edleren Empfindungen einiger werden durch die Lehre desselben bösen Geistes, der durch den Hohenpriester Kaiphas bezüglich Jesu sprach, unterdrückt werden. So wie es Kaiphas als ratsam ansah, durch Missbrauch des göttlichen wie des menschlichen Gesetzes ein Verbrechen zu begehen, um von Jesus und seinen Lehren frei zu werden, so wird dieser froschähnliche Geist jede zur Selbstverteidigung notwendige Vergewaltigung von Grundsätzen gutheißen.
Jeder wahre Christ schämt sich, wenn er zurückblickt auf die Blätter der Geschichte und die schrecklichen Taten sieht, die im Namen Gottes und der Gerechtigkeit und im Namen unseres Herrn Jesus vollführt wurden. Wir sollten nicht einen Augenblick denken, dass diese froschähnlichen Geister alle schlecht wären, sondern vielmehr, dass es schwulstige und prahlerische Lehren sind, die sich selbst den Anschein geben, dass sie sehr weise und groß seien und den Rückhalt der Jahrhunderte haben. Aus dem Mund des Drachen kommt die Lehre von dem göttlichen Recht der Kön.: „Blicke nicht durch den Vorhang der Geschichte, um zu sehen, wo die Könige das Recht erlangten. Nimm die Lehre an, denn wenn du dies nicht tust, und wenn die Menschen die Sache durchschauen, so wird eine schreckliche Revolution stattfinden und alles wird untergehen.“
Das Tier und der falsche Prophet quaken etwas ähnliches. Die katholische Kirche sagt: „Blicke nicht in die Vergangenheit. Stelle nichts in Frage, was die Kirche betrifft!“ Der Protestantismus sagt: „Wir sind groß, wir sind klug, wir wissen viel. Sei ruhig, dann wird niemand wissen, dass du nichts weißt.“ Alle sagen sie quakend: „Wir sagen euch, dass schreckliche Dinge sich ereignen werden, wenn ihr etwas gegen die gegenwärtigen Einrichtungen sagt.“
Politische Parteien werden diese Vorstellungen machen. Alle erklären: „Wenn irgendein Wechsel kommen sollte, so würde dies schreckliches Unheil bedeuten.“ Manche haben Rückgrat, und manche haben die Zivilgewalt hinter sich, sie quaken aber vereint, dass ein Wechsel die gegenwärtige Ordnung zugrunde richten würde. In der heutigen Sprache ist: „Wagt nicht zu mucken“ die Losung in Kirche und Staat, das Volk wird aber von Furcht bewegt. Dieses Quaken des Tieres, des Drachens und des falschen Propheten wird die Könige der Erde aufwecken und sie versammeln zum Krieg von Harmagedon und zur Zerstörung.
Die geistlichen Kön. und Fürsten werden mit ihrem Gefolge von Geistlichen und gläubigen Anhängern in dichten Scharen versammelt werden, Katholiken und Protestanten. Die politischen Kön. und Fürsten, die Senatoren und alle, die sich in hohen Stellungen befinden, werden mit ihren Anhängern und Gefolgen der Reihe nach auf derselben Seite folgen. Die finanziellen Kön. und die Handelsfürsten und alle, die sie durch die größte Macht, die je in der Welt ausgeübt worden ist, beeinflussen können, werden dieser Prophezeiung gemäß auf derselben Seite folgen. Sie erkennen jedoch nicht, dass sie nach Harmagedon kommen, ja, so seltsam es auch klingen mag, dies macht einen Teil eben dieses Rufes aus: „Versammelt euch gen Harmagedon!“
Indem unser Herr von der heutigen Zeit sprach, erklärte er: „Die Herzen der Menschen verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, welche über den Erdkreis kommen sollen, denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden.“ (Luk. 21:26) Die Kön. von Europa wissen nicht, was sie tun. Alles Sektenwesen wird erschüttert. Viele Menschen sind in Ratlosigkeit.
Das Quaken der Frosch-Geister oder Lehren wird die finanziellen, politischen, religiösen und industriellen Kön. und Fürsten zu einem großen Heer versammeln. Der Geist der Furcht, der durch das Quaken eingeflößt worden ist, wird den Zorn sonst guter und verständiger Menschen zur Wut peitschen, zur Verzweiflung. Indem sie diesen bösen Geistern, bösen Lehren usw. folgen, werden sie bereit sein, ihr Leben und alles, auf dem, was sie irrigerweise als den Altar der Gerechtigkeit, der Wahrheit und des Rechts unter göttlicher Anordnung betrachten, zu opfern.
Viele edle Menschen werden in diesem großen Heer eine Haltung annehmen, die gerade das Gegenteil von ihrem Besten bewirken wird. Eine Zeitlang werden die Räder der Freiheit und des Fortschritts zurückgedreht, und die mittelalterlichen Fesseln werden als für die Selbsterhaltung notwendig betrachtet werden – für die Aufrechterhaltung der gegenwärtigen Ordnung der Dinge und für die Verhinderung der neuen Ordnung der Dinge, welche Gott beschlossen hat, und welche jetzt fällig ist. Selbst diejenigen, welche das Volk Gottes sein mögen, halten nicht inne, um zu überlegen, ob es sein Wille ist, dass die Dinge so weiter gehen, wie sie während der vergangenen sechstausend Jahre gegangen sind. Die Bibel sagt uns, dass dies nicht der Wille Gottes ist, sondern dass vielmehr ein großer Umsturz erfolgen soll, damit die neue Ordnung der Dinge aufgerichtet werde.
Nach unserem Verständnis der Heiligen Schrift werden diese vereinigten Mächte von Harmagedon für eine kurze Zeit triumphieren. Redefreiheit, Pressefreiheit und andere Freiheiten, die heute das Eigentum der Massen geworden sind, werden unter dem Vorwand, dass es notwendig sei wegen der Ehre Gottes und der Anordnungen der Kirche, unbarmherzig abgeschafft. Dieses Sicherheitsventil wird aufgesetzt werden, so dass die Beunruhigung der Kön. auf diese Weise aufhören wird, und alles wird ruhig scheinen, bis die große soziale Revolution, die in der Offenbarung als Erdbeben beschrieben wird, stattfinden wird. In der symbolischen Sprache bedeutet ein Erdbeben soziale Revolution, und die Erklärung der Heiligen Schrift ist, dass derartiges niemals vorher geschah. (Offb. 16:18,19) – siehe unseres Herrn Bezugnahme darauf in Matth. 24:21
Das große Heer des Herrn
Zu diesem Zeitpunkt wird die Macht Gottes hervortreten, wie uns die Heilige Schrift zeigt, und Gott wird die geordneten Heerscharen nach Harmagedon, zum Berg der Zerstörung, versammeln. (Offb. 16:16) Das, was sie durch ihre Vereinigung zu hindern suchten, wird genau das sein, worauf sie zueilen. Andere Schriftstellen sagen uns, dass Gott durch den Messias vertreten sein, und dass er auf der Seite der Massen stehen wird. „Zu jener Zeit wird Michael (der Gottähnliche, der Messias) aufstehen.“ (Dan. 12:1) Er wird die Macht an sich nehmen. Er wird von seinem Königreich Besitz ergreifen, in einer Weise, in welcher es wenige erwarten, die fälschlicherweise behauptet haben, sein Königreich darzustellen und bevollmächtigt zu sein, in seinem Namen und an seiner Statt zu herrschen.
Unser Herr erklärte: „Wem ihr gehorcht, dessen Sklaven seid ihr.“ Manche mögen Satan und dem Irrtum gehorchen, wenn sie auch behaupten, dass sie Gott und der Gerechtigkeit gehorchen, und manche mögen unwissentlich gehorchen, wie Saulus von Tarsus, der durch die Verfolgung der Kirche glaubte, „Gott wahrhaft einen Dienst zu tun.“ Derselbe Grundsatz ist in umgekehrter Weise wahr. Wie sich ein irdischer König nicht verantwortlich hält für den moralischen Charakter eines jeden seiner Soldaten, der seine Schlachten kämpft, so verbürgt sich der Herr nicht für alle diejenigen, welche sich auf seine Seite stellen und auf derselben kämpfen bei irgendeiner Streitfrage. Sie sind Sklaven dessen, dem sie gehorchen, welcher Beweggrund oder welcher Zweck sie auch immer dazu beeinflusst haben mag.
Derselbe Grundsatz wird in der zukünftigen Schlacht von Harmagedon anwendbar sein. Die Seite Gottes in der Schlacht wird die Seite des Volkes sein, und dieselben noch unbeschriebenen Heerscharen, das Volk, werden zu Beginn des Krieges feindlich gegenübergestellt. Wer Kenntnis über das Leben im Heer hat, weiß, dass ein großes Heer aus allen Klassen zusammengesetzt ist.
Die Massen werden unter ihren Fesseln ruhelos werden, sie werden sich jedoch dessen bewusst sein, dass sie im Vergleich zu den finanziellen, sozialen, religiösen und politischen Kön.n, die dann herrschen werden, schwach sind. Die Mehrzahl der armen und mittleren Klassen zieht den Frieden fast um jeden Preis vor. Die Massen sympathisieren nicht mit der Anarchie. Sie erkennen, dass die schlechteste Regierungsform besser ist als gar keine. Die Massen werden Befreiung durch Wahlzettel und durch friedliche Ordnung der Angelegenheiten der Erde zur Abschaffung des Bösen suchen, um die Monopole und die Bedürfnisse des Lebens zum allgemeinen Besten in die Hände des Volkes zu geben. Die Krisis wird erreicht werden, wenn die, welche bis dahin das Gesetz aufrecht erhalten haben, anfangen, das Gesetz zu vergewaltigen und dem Willen der Mehrheit zu widerstehen, wie dieser durch die Wahlzettel ausgedrückt wurde. Die Angst um die Zukunft wird die Massen mit guten Absichten zur Verzweiflung bringen, und wenn der Sozialismus fällt, so wird die Folge die Anarchie sein.
Die Heiligen des Herrn werden an dieser Schlacht überhaupt nicht teilnehmen. Die geweihten Kinder Gottes, welche sich von Herzen nach dem messianischen Königreich sehnen und nach dem glorreichen Jubeljahr und der Wiederherstellung, welche es bringen wird, werden geduldig und ohne zu murren auf die Zeit des Herrn warten. Da ihre Lampen geschmückt sind und brennen, werden sie bezüglich der gewaltigen Ereignisse der hereinbrechenden Schlachten nicht in Finsternis sein; sie werden jedoch guten Mutes sein, da sie den Ausgang kennen, welcher in dem befestigten prophetischen Wort geschildert ist, „auf welches zu achten sie wohl tun, als auf eine Lampe, die da leuchtet an einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche.“ – 2. Petr. 1:19
Nun erhebt sich die Frage: Warum richtete Gott sein Königreich nicht früher auf? Warum ist Harmagedon notwendig? Wir antworten, dass Gott seine eigenen Zeiten und Zeitläufe hat, und dass er den großen siebenten Tausendjahrtag für die Herrschaft Christi bestimmt hat. Die göttliche Weisheit hat bis auf den heutigen Tag die große Erkenntnis zurückgehalten, die zu gleicher Zeit Millionäre wie Unzufriedene hervorbringt. Wenn Gott den Schleier der Unwissenheit tausend Jahre früher gelüftet hätte, so würde die Welt tausend Jahre früher die Reihen zum Kriege von Harmagedon geschlossen haben. Gott ließ dies nicht vor der gegenwärtigen Zeit zu, da sein Plan verschiedene Teile hat, welche alle zur gleichen Zeit zusammenlaufen.
In seiner Güte hielt Gott die Augen der Menschheit, bis das Versammeln zum Krieg von Harmagedon unmittelbar dem vorausgehen würde, dass der Messias seine große Macht an sich nimmt und seine Herrschaft beginnt. – Offb. 11:17, 18
Das Verhalten des Volkes Gottes sollte das großer Dankbarkeit dem Geber aller guten Gaben gegenüber sein. Es sollte Vorkehrung für den großen kommenden Sturm treffen und ganz ruhig bleiben, nicht ungebührlich für die Reichen oder die Armen interessiert. Wir wissen im voraus, dass der Herr auf der Seite des Volkes steht. Er ist es, der den Krieg von Harmagedon auskämpft durch jenes besondere Heer – alle Klassen. Wenn dieses große „Erdbeben“ sozialer Revolution kommt, so wird es sich nicht nur um eine Handvoll Anarchisten handeln, sondern um eine Emporhebung des Volkes zum Zwecke des Abwerfens der großen Macht, welche es unterdrückt hat. Die Selbstsucht liegt dem Ganzen zugrunde.
Noch nicht, aber bald
Seit vierzig Jahren sind die Streitkräfte von Harmagedon auf beiden Seiten des Streites aufgebracht worden. Streiks, Aussperrung und Tumulte in größerem und kleinerem Maßstab waren nur vorübergehende Scharmützel, wie die Kriegführenden sich auf dem Wege kreuzten. Gerichts- und Heeresskandale in Europa, Versicherungs-, Trust- und Gerichtsskandale in Amerika haben das öffentliche Vertrauen erschüttert.
Dynamit-Anschläge, die abwechselnd von Angestellten und Unternehmern gemacht worden waren, haben dazu gedient, den einen misstrauisch zu machen auf den anderen. Bittere und zornige Gefühle haben sich auf beiden Seiten mehr und mehr offenbart. Die Schlachtlinien werden täglich genauer bezeichnet. Dennoch kann Harmagedon noch nicht ausgefochten werden.
Das Bild des Tieres muss noch Leben – Macht – erlangen. Es muss von einem Mechanismus zu einer lebendigen Kraft umgestaltet werden. Die protestantische Kirchenvereinigung erkennt, dass ihre Organisation weiter wirkungslos sein wird, wenn sie keine Belebung empfängt, wenn ihre Geistlichen nicht direkt oder indirekt als der apostolischen Ordination und der Autorität des Predigens teilhaftig anerkannt werden. Dies wird, wie die Prophezeiung andeutet, von dem Tiere mit den zwei Hörnern kommen, welches, wie wir glauben, symbolischerweise die Kirche von England darstellt. Mit starker Hand durchgeführte Handlungen des Katholizismus und Protestantismus, welche zusammen die Unterdrückung der menschlichen Freiheit bewirken werden, erwarten dieses Beleben des Bildes. Dies mag bald kommen, doch kann der Krieg von Harmagedon nicht vorher kommen, sondern er muss folgen, unserer Ansicht über das prophetische Wort gemäß vielleicht ein Jahr später.
Noch etwas kommt dazwischen. Obgleich die Juden allmählich nach Palästina auswandern, indem sie allmählich die Herrschaft über das Land Kanaan gewinnen, und obgleich die Berichte sagen, dass bereits neunzehn Millionäre sich dort befinden, so verlangt die Prophezeiung dennoch, dass eine auffällig größere Zahl wohlhabender Hebräer dort ist, bevor die Harmagedon-Krisis einsetzt. Nach unserem Verständnis wird die „Drangsal Jakobs“ in der Tat genau am Schlusse von Harmagedon kommen. Dann wird das Königreich des Messias anfangen, offenbar zu werden. Von dann ab wird Israel im Land der Verheißung allmählich aus der Asche der Vergangenheit zu der prophezeiten Größe erstehen. Das allmächtige, aber unsichtbare messianische Königreich wird durch die von Gott ernannten Fürsten den Fluch hinwegtun und die Menschheit aufrichten und ihr Schönheit geben statt Asche.